Die Rolle und Kompetenzen der Fachberatung. Zwischen gesetzlichem Auftrag und kontextbezogener Aufgabengestaltung


Hausarbeit, 2021

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Kurzbeschreibung der Rolle, Aufgaben und Qualifikation der Fachberatung

3. Rechtliche und strukturelle Verankerung..

4. Fachberatung als Schlüssel zur
Qualitätsentwicklung…..
4.1 Kompetenzen und Aufgabenfelder.
4.2 Fachberatung vom Kopf auf die Füße stellen: Die Praxiskompetenz der Fachberatung am Beispiel des Group- Managements nach Rainer Dollase….….

5. Unterschiede zwischen der Ausgestaltung von Fachberatung auf dem Land und in der Stadt..

6. Empfehlungen zur Verbesserung der Wirksamkeit…..

7. Fazit...

8. Literaturverzeichnis…..

9. Eidesstattliche Versicherung…..

1. Einleitung

Die Fachberatung (bzw. Praxisberatung) für Kindertagesstätten ist gesetzlich normiert. Demnach haben gem. § 72 des Achten Sozialgesetzbuchs „die Träger der öffentlichen Jugendhilfe [haben] Fortbildung und Praxisberatung der Mitarbeiter des Jugendamts und des Landesjugendamts sicherzustellen.“

Doch wie gestaltet sich die Rolle der Fachberatung als primäre Ansprechpartnerin für ErzieherInnen bei fachlichen Fragen und Problemen? Welche Kompetenzen und Fähigkeiten benötigen Fachberatungen für die Ausübung ihrer Tätigkeit, welche Kernaufgaben werden ihr zugeschrieben?

Die Ausgestaltung des Arbeitsfeldes der Fachberatung ist im Wandel, weshalb „wenig Erkenntnisse und Erfahrungen für eine Strukturierung des Aufgabenfeldes vorliegen“ (Hofmann, 2018, p. 146). Die Ergebnisse der WiFF-Studie (= Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte) zeigen auf, dass es eine große Spannweite von einer bis zu 600 zu betreuenden Einrichtungen pro Fachberatungskraft gibt (vgl. Leygraf, 2013, p. 34). Prozentual sind 45 % der FachberaterInnen für bis zu 25 Kitas zuständig, während 20 % für bis zu 50 Kitas und lediglich 14 % für 100 und mehr Kitas zuständig sind (vgl. Leygraf, 2013, p. 33). 53, 1 % der befragten ErzieherInnen gaben an, dass die Fachberatung in regelmäßiger Verbindung mit den ErzieherInnen steht, meist ging die Initiative zur Beratung jedoch häufiger von den ErzieherInnen aus, als von der Fachberatung (vgl. Hensel, 2011, p. 31). Die Wirksamkeit der Beratung insgesamt, sowie von pädagogisch Tätigen scheint bzgl. der Wirksamkeit ausbaufähig zu sein: Viele der befragten ErzieherInnen bescheinigten der Fachberatung nur eine mittlere bzw. teilweise Wirksamkeit im Beratungsgespräch (40,4 %), sowie in der Telefonauskunft 53,4 % während zugleich in der Teamberatung die Wirksamkeit sogar nur mit 15,7 % (vgl. Hensel, 2011, p. 30) bewertet worden war.

Nachdem in dieser Hausarbeit ein Schlaglicht auf die gesetzliche und strukturelle Verankerung, sowie auf die Rolle und Aufgaben der Fachberatung geworfen wird, überblickt diese die benötigte Qualifikation, die Arbeitsbedingungen und die Wirksamkeit der Fachberatung. Die Fachberatung wird als Schlüssel zur Qualitätsentwicklung gesehen – die dafür benötigten Kompetenzen und Aufgabenfelder werden konkret beschrieben, bevor Empfehlungen zur Verbesserung der Wirksamkeit der Fachberatung in Zukunft abgegeben werden.

2. Kurzbeschreibung der Rolle, Aufgaben und Qualifikation der Fachberatung

Was macht eine Fachberatung und weshalb gibt es sie? Bezugnehmend auf die aktuelle Fachdiskussion wird die Fachberatung immer wieder als „zentraler Schlüssel zur weiteren Qualitätsentwicklung in der institutionellen Kindertagesbetreuung herausgestellt“ (Herrmann & Korte, 2018, p. 10). Ihr Auftrag ist vielfältig, wenngleich die berufliche Praxis -abhängig vom Berufsfeld und Träger - noch vielfältiger gestaltet sein kann (vgl. Herrmann & Korte, 2018, p. 10). Sodann empfiehlt sich eine allgemeine Definition, die sowohl die Rolle der Fachberatung in den Blick als auch auf ihre Aufgaben Bezug nimmt:

„Fachberatung ist eine personenbezogene, strukturentwickelnde soziale Dienstleistung (bzw. Vermittlungs- und Verknüpfungsdienstleistung) im Rahmen der Jugendhilfe. Sie wirkt qualitätssichernd und -entwickelnd im Feld der Erziehungsarbeit und der Lebensgestaltung von Kindern “ (Karsten, 1996).

Weitergehend kann die „personenbezogene, strukturentwickelnde soziale Dienstleistung (bzw. Vermittlungs- und Verknüpfungsdienstleistung) konkretisiert werden, als dass FachberaterInnen Aufgaben wie die der klassischen Beratung und Begleitung, Weiterbildung, Verwaltungsaufgaben, die Implementierung von Qualitätssicherungssystemen bis hin zur Fach- und Dienstaufsicht übernehmen“ (Herrmann & Korte, 2018, p. 10). Jedoch ist bei dieser Konkretisierung zu berücksichtigen, dass eine konkrete Ausgestaltung der professionellen Rolle vom einzelnen Träger abhängig ist (vgl. Herrmann & Korte, 2018, p. 10), „nicht selten müssen und dürfen FachberaterInnen sich auch heute noch ihre Arbeitsplatzbeschreibungen selbst formulieren – was einerseits der individuellen und flexiblen Anpassung an vorhandene Kompetenzen und Strukturen entgegenkommt, andererseits aber einer weitergehenden Beliebigkeit Vorschub leistet“ (Herrmann & Korte, 2018, p. 10).

Beim Beruf der Fachberatung handelt es sich um einen „[…] unechten Anlernberuf […]“ (Schmidt & Hartwig, 2018, p. 138):

Mehr als ein Drittel der FachberaterInnen sind in ihrem Erstberuf ErzieherInnen gewesen, 68 % der FachberaterInnen haben einen Hochschulabschluss und weisen eine Tätigkeit von im Schnitt 15 Jahren im Feld Kindertagesbetreuungen auf (vgl. Ramboll Managment Consulting, 2017). Jedoch setzt sich ein wesentlicher Teil der FachberaterInnen auch aus QuereinsteigerInnen aus Studien-Berufen oder aus ErzieherInnen, die ohne Studium nach langjähriger Berufs- und Leitungserfahrung zu FachberaterInnen wurden (vgl. Herrenbrück, et al., 2011, p. 6) zusammen.

Auch auf die höchst unterschiedlichen und vom Träger abhängigen Arbeitsbedingungen und Anforderungsprofile / Erwartungshaltungen bzgl. der Fachberatung ist neben anderen Aspekten zurückzuführen, dass die Wirksamkeit der Fachberatung insgesamt nur teilweise gegeben ist (vgl. Hense, 2011, p. 27).

3. Rechtliche und strukturelle Verankerung

Vier verschiedene Formen der strukturellen Verankerung der Fachberatung existieren: Neben der Fachberatung durch die öffentliche Jugendhilfe, dessen Auftrag auch gesetzlich verankert ist, existieren Fachberatungen durch Einrichtungsträger, sowie Fachberatungen durch Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und durch externe AnbieterInnen (vgl. Preissing & Herrmann, 2018, p. 15). Externe AnbieterInnen werden zum Beispiel von kleinen und finanziell schwachen Kita-Trägern wie zum Beispiel Eltern-Kind-Initiativen gebucht, die keine eigene Fachberatung vorhalten können (vgl. Preissing & Herrmann, 2018, p. 15), während sich die Fachberatung der öffentlichen Jugendhilfe an eigene in kommunaler Trägerschaft befindliche Kitas richtet.

Die rechtliche Verankerung der Fachberatung ist seit Jahrzehnten als unverbindlich zu bezeichnen (vgl. Alsago, et al., 2018, p. 26). Im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB V III) werden die Träger der öffentlichen Jugendhilfe durch § 72 Abs. 3 verpflichtet, den MitarbeiterInnen der öffentlichen und freien Jugendhilfe Praxisberatung zur Verfügung zu stellen (vgl. Alsago, et al., 2018, p. 27). Der Begriff Praxisberatung wird in der Regel synonym mit dem Begriff der Fachberatung verwendet.

4. Fachberatung als Schlüssel zur Qualitätsentwicklung

4.1 Kompetenzen und Aufgabenfelder

„Fachberatung trägt federführend dazu bei, neuere konzeptionelle und politisch gewünschte strukturelle Entwicklungen im Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung zu unterstützen in die Praxis zu implementieren und durchzusetzen“ (Herrenbrück, et al., 2011, p. 5). Die Fachberatung benötigt hierzu eine gewisse Transferkompetenz, sowie die Kompetenz auf politische Interessenvertretungen einzuwirken und die Möglichkeit diese auch an MitarbeiterInnen im Bereich der Kindertagesstätten weiterzugeben (vgl. Hense, 2011, p. 8). Auch wenn die gerade genannten Ausführungen umfänglich sind und ein klares Aufgabenfeld definieren, werden die Aufgaben der Fachberatung jedoch im Wesentlichen von der jeweiligen Einbindung in spezifische institutionelle Strukturen bestimmt (vgl. Hense, 2011, p. 13). Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter positioniert sich, indem sie Hauptaufgaben der Fachberatung benennt, die sich mit den oben genannten Ausführungen überschneiden:

„-Unterstützung bei der Qualifizierung und Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis der Kindertageseinrichtungen
-Organisations- und Personalentwicklung
-Sicherung der Qualitätsstandards und Begleitung bei der Umsetzung von Innovationen
-Mitgestaltung trägerspezifischer Zielsetzungen
-Umsetzung gesetzlicher und betriebswirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Kooperation und Vernetzung“ (von Devivere, 1997).

Des Weiteren wirkt die Fachberatung bei der Gestaltung des gravierenden Wandels in der frühkindlichen Bildung mit und soll bei einer konsequenten Qualitätsentwicklung helfen (vgl. Preissing & Herrmann, 2018, p. 20). Für diese wird die Fachberatung auf der Praxisebene dann beispielsweise als Impulsgeberin für notwendige Veränderungen gebraucht (vgl. Preissing & Herrmann, 2018, p. 22), in dem diese z.B. für eine (Weiter-) Entwicklung einer professionellen Haltung bei der Interaktion mit Kindern und Eltern mittels (Selbst) Reflexion zur Verfügung steht (vgl. Preissing & Herrmann, 2018, p. 21).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Rolle und Kompetenzen der Fachberatung. Zwischen gesetzlichem Auftrag und kontextbezogener Aufgabengestaltung
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1215877
ISBN (eBook)
9783346649003
ISBN (Buch)
9783346649010
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rolle, kompetenzen, fachberatung, zwischen, auftrag, aufgabengestaltung
Arbeit zitieren
Sven Kiemle (Autor:in), 2021, Die Rolle und Kompetenzen der Fachberatung. Zwischen gesetzlichem Auftrag und kontextbezogener Aufgabengestaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215877

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