Es soll hier nur der Versuch unternommen werden, an einigen Werken Rousseaus entlang zu gehen, und daraus das Verhältnis von Staat und Religion, wie er es für seine Zwecke dargestellt hat, zu skizzieren.
Es wird nicht darum gehen aufzuzeigen, daß Rousseau ein fortschrittlicher oder ein reaktionärer Staatstheoretiker war, weil sich Religion und Staat von seinem Ansatz her eben in dieser oder jener bestimmten Weise zueinander verhalten. Diese Frage stellt sich erst aus einem ideologischen Blickwinkel und ist in der philosophischen Betrachtung nicht von Bedeutung.
Weit interessanter wird es sein festzustellen, warum er auf die Religion nicht verzichten will und kann, und daß er sich auch dezitiert gegen jeden Versuch ausspricht, den Menschen nach atheistischen Prinzipien zu fassen, weil er dieses Unterfangen in letzter Konsequenz für unmoralisch hält.
Weil nun Rousseau selbst eine systematische Entfaltung der Freiheit für geboten hielt, so soll hier bei der Darstellung der rousseauschen Gedanken zur Religion als dem Fundament des Staates auch eine durchgeführte systematische Behandlung des Themas herangezogen und bei Bedarf, zur leichteren Erklärung des von Rousseau beabsichtigten darauf verwiesen werden. Im philosophischen System von G.F.W. Hegel sind die Probleme gelöst, die Rousseau mit der Methode hatte. Durch die Methode der spekulativdialektischen Ausfaltung ist dort das Systems der Objektivierung der menschlichen Freiheit in ihrem Grundrisse entsprechend dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Warum der Staat in der Religion gründet
- a. Vom Gesellschaftsvertrag zu seiner Voraussetzung
- b. Von der Notwendigkeit der Tugend
- c. Das Gewissen und das Absolute
- II. Rousseaus Kritik der positiven Religionen
- a. Die antike Polis und ihre Religion du Citoyen
- b. Rousseaus Kritik des Christentums
- 1. Kritik der Religion du Prêtre
- 2. Kritik durch die Religion de l'Homme
- 3. Die Unhaltbarkeit der Religion de l'Homme
- c. Kritik von Judentum und Islam
- III. Die moderne Republik und die Religion
- a. Die Konstruktion einer Religion Civile
- b. Trennung aber Beziehung von Religion und Staat
- c. Der Staat und sein notwendiges Ende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Religion im Staatsdenken Jean-Jacques Rousseaus. Sie analysiert Rousseaus Argumentation, warum der Staat auf religiösen Grundlagen beruhen soll, und beleuchtet seine Kritik an bestehenden Religionen. Der Fokus liegt auf der Spannung zwischen staatlicher Ordnung und religiöser Freiheit.
- Die Beziehung zwischen Gesellschaftsvertrag und Religion
- Rousseaus Kritik an positiven Religionen (Christentum, Judentum, Islam)
- Das Konzept einer "Religion civile" bei Rousseau
- Die Frage nach der notwendigen Trennung und Verbindung von Religion und Staat
- Die Rolle der Tugend im Staatsdenken Rousseaus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung verweist auf verschiedene Interpretationen des Werks Rousseaus und betont den subjektiven Charakter der vorliegenden Arbeit. Kapitel I untersucht die Begründung des Staates in der Religion, indem es den Gesellschaftsvertrag, die Notwendigkeit der Tugend und die Rolle des Gewissens beleuchtet. Kapitel II widmet sich Rousseaus Kritik an bestehenden Religionen, analysiert seine Auseinandersetzung mit der antiken Polis und dem Christentum, und behandelt seine Kritik an Judentum und Islam.
Schlüsselwörter
Jean-Jacques Rousseau, Gesellschaftsvertrag, Religion, Staat, Religion civile, Tugend, Kritik der Religion, Christentum, Judentum, Islam, antike Polis, Moderne, Gewissen.
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- Mag. Dr. phil. Leo Hemetsberger (Author), 2001, Die Religion als Fundament des Staates bei Jean-Jacques Rousseau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121681