Das Korsett. Wie Mode den Körper formte


Studienarbeit

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Korsett im historischen Kontext
2.1 Die Renaissance
2.2 Barock
2.3 Rokoko
2.4 Industrialisierung

3. Manner im Korsett

4. Gesundheitliche Folgen des historischen Korsetts

5. Die Rolle des Korsetts im 21. Jahrhundert
5.1 Moderne Abwandlungen des Korsetts

6. Resumee

7. Quellenverzeichnis

7.1 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Wort le corsage1 bedeutet Bluse, Leibchen, Oberteil. Betrachtet man das Wort naher, fallt auf, dass es im Deutschen „das Korsett" heiftt und somit als Substantiv ein Neutrum und damit geschlechtsunspezifisch definiert ist, wahrend etwa „die Bluse" eindeutig uber die weibliche Nutzerin definiert ist. Das Korsett als korpernahes Kleidungstuck kann sowohl von Frauen als auch von Mannern getragen werden. Historisch betrachtet ist dieser Teil der ursprunglichen Unterkleidung jedoch wesentlich verbreiteter in der Nutzung fur Damen als fur Herren. Erst ab dem 18. Jahrhundert entstand der Ausdruck Korsett, spater Korsage aus dem Mieder.2

Bei dem Begriff Korsett ist zu berucksichtigen, dass man es in seiner Doppelfunktion diffe- renziert definiert. In beiden Optionen handelt es sich urn ein Kleidungsstuck bzw. Attribut fur den Oberkorper, welches eng anliegend den Korper formt. Es ist aus verschiedenen Materialien gestaltet, urn mit Gummieinsatzen, Stabchen aus festem Material, Reift- Oder Klettverschluss, mit stabilen Einschuben, Schnurungen, Haken- und Osenleisten Oder mit- tels Knopfen dem Oberkorper stabil eine gewunschte Form zu geben.

Ein Korsett kann zur medizinischen Anwendung genutzt werden. Schon sehr fruh wurde das Korsett genutzt, urn im Krankheitsfall zu heilen bzw. dem Korper in einer heilungsfor- dernden Position zu halten. Bereits vor Christus wurde versucht, Menschen von Skoliose oder von gebrochenen Knochen mittels eines Korsetts zu heilen. Dafur eignete sich ein unnachgiebiger Verband fur den Oberkorper optimal, da dieser durch seine starre und feste Struktur die Moglichkeit bot.den Korper nach Wunsch in eine Form zu bringen, urn so durch eine Ruhigstellung eine Heilung in dergewunschten Postion zu gewahrleisten.3

Obwohl das Korsett in derAntike nicht anzutreffen war, entstand bereits damals derTrend zu einer schmalen Taille, welcher in der europaischen Renaissance wieder aufgegriffen wird. In der Mode wird und wurde ein Korsett hauptsachlich aus asthetischen Grunden ge­tragen. Entsprechend der medizinischen Verwendung erfullt es auch in der Mode den Nut- zen, den Korper in eine gewunschte Form zu bringen und zu halten. Mit Hilfe von Schnu­rungen, Haken und Osen oder durch unterschiedliche Stabe aus Kunststoff oder biegsa- mem Metall wird einer genahten Stoffkonstruktion starker Halt gegeben. Jedes Korsett be- steht aus diversen Stoffstreifen, die gewohnlich mit einem Futter und oft stabilisierenden Stoffeinlagen aneinandergenaht werden. Oft werden in Langsrichtung verschlieftbare schmale Taschen eingearbeitet, in die die stabilen Stabchen eingeschoben und so vernaht werden, dass sie die Tragerin gerade bei Bewegungen nicht storen oderverletzen.4

Mit Recherche in historischer und zeitgenossischer Literatur werde ich das Korsett in den geschichtlichen Kontext einordnen und seine Entwicklung bis ins heutige Jahrzehnt schil- dern. Dabei werde ich die Herren- und die Damenmode beleuchten.

2. Das Korsett im historischen Kontext

2.1 Die Renaissance

Das Jahr 1500 gilt geschichtlich als Beginn der Neuzeit. Hier beginnt im alten Europa eine neue Epoche. Dieses Ereignis wird als das Ende des Mittelalters und Beginn einer neuen Ara definiert. Die dustere, finstere und ruckwartsgewandte Epoche des Mittelalters wandelt sich zu einem enormen Umbruch, gerade in der europaischen Kulturgeschichte.

Die eigentliche Renaissance umfasst den Zeitraum von etwa 1400, als Datum fur den Be­ginn der Fruhrenaissance, bis etwa 1520, als die Hochrenaissance ubergeht in den Manie- rismus.5

Im Gegensatz zum davor liegenden Mittelalter, ruckte nun der Mensch als Individuum in den Mittelpunkt menschlicher Betrachtung. Die Renaissance bricht mit den zuvor uber Jahr- hunderte geltenden Werten des alten Europas nach denen das Leben aufs Jenseits aus- zurichten sei. Nun trat das irdischen Lebens in den Vordergrung. Es begann eine lebens- bejahende Zeit, die besonders Kunst, Wissenschaft und Kultur zu bislang unbekannter Blute fuhrte. Bereits ab etwa 1400 entfaltete die Renaissance ihren kulturellen Siegeszug, was zu einer bisher nie dagewesenen Kreativitat und Kunst fuhrte.6

Im Verlauf der Renaissance bildeten sich in Europa neue Hochkulturen aus, insbesondere in Spanien und Italien. Mode wurde nun zum Ausdruck der Personlichkeit.7 Der Einfluss an Macht und Geld nahm in den europaischen Herrscherhausern insbesondere durch die Reichtumer aus den Kolonien in Ubersee massiv zu. Durch die Ertrage, die die Mutterlander im Laufe der Kolonialisierung aus Sud-, Mittelamerika und der Karibik in Europa ansam- melten, ergaben sich riesige Vermogen. Das lasst sich an der Entwicklung der hofischen Mode belegen.

In Spanien, das stark vom Einfluss der Katholischen Kirche gepragt wurde, war die hofische Kleiderordnung streng, nuchtern und steif. Das Mieder, welches damals ein aufwendiges Unterkleidungsstuck bezeichnete, war vor allem der herrschenden weiblichen Adelsschicht vorbehalten, da die breite Masse sich keine solche kostspielige Schnurbrust leisten konnte. Schlieftlich brauchte es mehre Angestellte, urn das aufwendige Kleidungstuck anzufertigen und urn es an- und auszuziehen. Modisch war wahrend der spanischen Vorherrschaft auf den Weltmeeren auch die spanische Mode maftgeblich fur alle anderen Herrscherhauser und damit maftgeblich fur die europaische (Mode-)Welt. Damals war es gerade in Spanien die modische Intention, die Wolbung der weiblichen Brust weitestgehend zu kaschieren. Dazu wurde die Brust so flach wie moglich gedruckt und der Oberkorper zu einem Konus geformt, urn die gewunschte schmale Taille zu betonen. Das hierzu erfundene Schnurmie- der lief daher zum Bauch hin schmal zu.

Um das primare weibliche Korpermerkmal, die Brust, unsichtbarzu machen und in die ge­wunschte Form des Oberkorpers zu modellieren, wurden teilweise Bleiplatten im Brustbe- reich der Schnurmieder eingearbeitet. Das eigentliche (Ober-) Kleid, welches uber dieser Unterkleidung getragen wurde, wurde der damaligen hofischen Mode entsprechend zum Hals hin hochgeschlossen getragen. Damit sollte die Weiblichkeit nicht aufreizend, sondern sehr zuruckhaltend prasentiert werden. Die weibliche Brust sollte dabei so unauffallig und androgyn wirken wie nur moglich. Zur damaligen Zeit glaubte man, dass Manner und Frauen im Grunde den gleichen Korper besitzen, einziger Unterschied sei, dass bei der Verzierung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Blankscheit mit

Frau Geschlechtsorgane im Korper verblieben, wahrend sie bei den Mannern nach auften
gestulpt seien. Der Ruckschluss daraus war, dass die Frau somit eine minderwertige Vari-
ante des Menschen und damit dem Mann untergeordnet sei.8 Diese Weltsicht machte den
Mann zu der Norm fur den Menschen und die Frauen versuchten, sich durch Imitation die-
ser Vorstellung anzunahern. Das Korsett, welches die weibliche Brust maximal einzu-
schranken versuchte, wurde durch Staff und verschiedene eingearbeitete Materialien struk-
turiert und stabilisiert. Es wurde durch Metall-, Holz- Elfenbein- Rohr- oder Fischbeinstabe
in Form gehalten und zusammengepresst, urn somit die Form zu fixieren. Durch dieses
steife Konstrukt erlangte die Tragerin automatisch eine kerzengerade Haltung, welche der
idealisierten Vorstellung zu jener Zeit entsprach.9

Als Besonderheit wurde zusatzlich mittig im vorderen Teil der Schnurbrust eine Offnung
eingearbeitet. In diese wurde das sogenannte Blankscheit, auch Plachet genannt, einge- fuhrt. Dies war ein ca. 30 cm und 3-4 cm breites Brettchen
welches in dervorderen Mitte eingeschoben, urn eine komplett
gerade Line zwischen Bauch und Brust zu erzielen. Das
Blankscheit war aus den gleichen Materialen wie die Stutz-
stabe gearbeitet. Im Unterschied zu den Stutzstaben, die zu-
meist seitlich am Oberkorper die Stabilitat der Konstruktion ge-
wahrleisteten und die Bewegungsfreiheit einschrankten,
konnte die Tragerin diesen Teil der Kleidung selbst wahrend
des Tragens herausziehen. Dies war notig, etwa urn beim Din-
ner essen zu konnen.

Ein Blankscheit war ein Utensil, welches gelegentlich mit Sinnspruchen und Liebeserkla- rung versehen werden konnte, so dass ein solches Brettchen in der Renaissance eine be- liebte Liebesgabe darstellte.10

2.2 Barock

Im Verlauf der Zeit wanderte das Zentrum der Mode der damaligen Welt von Spanien nach Frankreich. Im Gegensatz zum spanischen Hofzeremoniell war dort die hofische Etikette und deren Kleiderordnung wie an anderen Konigs- und Herrscherhofen in Europa wesent- lich weniger streng. Um ca. 1640 entwickelte sich eine neue Mode vom franzosischen Hof aus, die sich auch uber die damals bekannte Welt ausbreitete. Beschleunigt von der Vor- herrschaft Ludwigs XIV verbreitete sich eine neue Epoche der modischen Extravaganz, Uberschwanglichkeit und der Opulenz. Frankreich ruckte politisch zum machtigsten Land in Mitteleuropa vor und zeigte dies auch in der Extravaganz der neuesten Mode. Durch die zentralisierte Macht dieses graven Landes, wurden Vermogen in und urn Paris konzentriert. Diese massive Fixierung von Reichtum fand im koniglichen Versailles ihren Gipfel. Dort sammelte sich die herrschende Elite und davon profitierte in der Folge die Kunst, die Kultur und naturlich auch die Mode. Niemals zuvor wurde derart auf Aufterlichkeiten und exquisite Feinheiten in der Garderobe geachtet wie nun am franzosischen Hof.

Besonders eindrucksvoll ist zu beobachten, dass die Prunksucht beide Geschlechter gleichermaften betraf. Mann und Frau schmuckte sich mit Federn, Perlen, Schleifen und Spitzen. Die strenge, hochgeschlossene Mode der Spanier wurde verdrangt und ersetzt durch die reizvolle in Szenesetzung des Dekolletes mittels franzosischer Raffinesse. Die modische Frau zeigte nun sichtbar das Dekollete, was durch das Korsett erst moglic wurde.

[...]


1 Vgl. (Dudenverlag, o.D.)

2 Vgl. (Wenzel, 2021)

3 Vgl. (Schmuck, 2020), S.54.

4 Vgl. (Bender, 2021)

5 Vgl. (Pflitzer, 2017), S. 54.

6 Vgl. Edh.

7 Vgl. (Eberle, 2017), S. 213.

8 Vgl. (Bettels, 2003), S. 52.

9 Vgl. Edh.

10 Vgl. (Blankscheit, 2014)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Korsett. Wie Mode den Körper formte
Hochschule
AMD Akademie Mode & Design GmbH
Autor
Seiten
15
Katalognummer
V1217717
ISBN (eBook)
9783346646934
Sprache
Deutsch
Schlagworte
korsett, mode, körper
Arbeit zitieren
Ea Bötel (Autor:in), Das Korsett. Wie Mode den Körper formte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1217717

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