Konzept eines virtuellen Museums. Leben und Werk von Mathias Zdarsky


Diplomarbeit, 2012

135 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abstract

1. Inhaltsverzeichnis

2. Einleitung

3. VirtuelleMuseen
3.1 Das klassische Museum
3.1.1 Geschichte des Museums
3.1.2 Aufgaben des Museums
3.1.3 Motivation und Erwartungen des Museumsbesuches
3.2 Das virtuelle Museum
3.2.1 Definition „virtuelles Museum"
3.2.2 Typen virtueller Museen
3.2.3 Die ersten Museen im World Wide Web
3.2.4 Motivation für Museen
3.2.5 Vorteile und Nachteile virtueller Museen
3.2.6 Chancen für die Bildung

4. Entwicklung des Alpinskilaufs
4.1 Skipioniere
4.1.1 FridtjofNansen
4.1.2 Georg Bilgeri
4.1.3 Hannes Schneider
4.1.4 Stefan Kruckenhauser
4.1.5 Anton „Toni" Seelos
4.1.6 Franz Hoppichler
4.2 Internationale Entwicklung
4.2.1 Die skigeschichtliche Urzeit
4.2.2 Das skigeschichtliche Altertum
4.2.3 Das skigeschichtliche Mittelalter
4.2.4 Die skigeschichtliche Neuzeit
4.3 Nationale Entwicklung
4.3.1 Die ersten Versuche
4.3.2 Die ersten Skirennen
4.3.3 Der Skilauf breitet sich aus
4.3.4 Lehrpläne und das Skilehrwesen entstehen

5. Mathias Zdarsky
5.1 Biografie 53
5.1.1 Kindheit und Studienzeit
5.1.2 DerSkipionier
5.1.3 „Alles war um mich herum ruhig" - Das Lawinenunglück
5.1.4 Lebensabend und Tod
5.2 Alpine (Lilienfelder) Skifahr-Technik.
5.2.1 Tragen der Skier
5.2.2 Anschnallen
5.2.3 Falscher Stand
5.2.4 Richtiger Stand - Grundstellung
5.2.5 Vorspreizstellung
5.2.6 Schrittstellung
5.2.7 Falsche Schrittstellung
5.2.8 Aufstehen
5.2.9 Gehen
5.2.10 Wenden
5.2.11 Fahrstellung
5.2.12 Fahren geradeaus
5.2.13 Stehenbleiben
5.2.14 Stemmfahren
5.2.15 Schnellfahren und Hindernisse
5.2.16 Bogenfahren
5.2.17 Querfahren
5.2.18 Schenkelsitzbremsen
5.2.19 Absturzhalt
5.2.20 Rettungshalt
5.2.21 Stemmstellung rückwärts
5.2.22 Stemmlage rückwärts
5.2.23 Norwegische Technik - Der Sprung
5.2.24 Ausrüstung
5.3 Lehrweise nach Zdarsky im Vergleich zu heute
5.3.1 Tragen der Skier
5.3.2 Anschnallen
5.3.3 Falscher und Richtiger Stand (Grundstellung)
5.3.4Vorspreizstellung und (falsche) Schrittstellung
5.3.5 Aufstehen
5.3.6 Gehen
5.3.7 Wenden
5.3.8 Fahrstellung
5.3.9 Fahren geradeaus
5.3.10 Stehenbleiben
5.3.11 Stemmfahren
5.3.12 Schnellfahren und Hindernisse
5.3.13 Bogenfahren
5.3.14 Querfahren
5.3.15 Schenkelsitzbremsen
5.3.16 Absturzhalt
5.3.17 Rettungshalt
5.3.18 Stemmstellung rückwärts
5.3.19 Stemmlage rückwärts
5.2.20 Norwegische Technik - Der Sprung
5.2.21 Ausrüstung
5.4 Publikationen
5.5 Erfindungen
5.5.1 Lilienfelder Stahlsohlenbindung
5.5.2 Der Alpenski / Lilienfelderski und der Skistock
5.5.3 Das Zdarsky Zelt
5.5.4 Leistenbruchverband
5.6 Auswirkungen auf heute
5.6.1 Nostalgie-Skigruppe Traisen
5.6.2 Zdarsky Museum in Lilienfeld
5.6.3 Städtepartnerschaften
5.7 Der erste Torlaufder Skigeschichte

6. Virtuelles Museum Mathias Zdarsky 96
6.1 Geschichte des Alpinskilaufs
6.1.1 Skipioniere
6.1.2 Internationale Entwicklung
6.1.3 Nationale Entwicklung
6.1.4 Der erste Torlauf
6.2 Mathias Zdarsky
6.2.1 Biografie
6.2.2 Publikationen
6.2.3 Erfindungen
6.3 Alpine (Lilienfelder) Skifahr-Technik.

7. Schlussbemerkung

8. Abbildungsverzeichnis

9. Literaturverzeichnis

Vorwort

Meine Überlegungen, warum ich dieses Thema für meine Diplomarbeit gewählt habe, wurden von zwei Begebenheiten stark beeinflusst. Ich wurde in Lilienfeld, der Wiege des Alpinen Skilaufes geboren und verbrachte die ersten 25 Jahre meines Lebens in Traisen, nur 4 km von Lilienfeld entfernt. Mit meinen Eltern machte ich in meiner Kindheit oft Wanderungen, die uns auch immer wieder an Zdarskys Gut Habernreith und seinem Grab vorbeiführten. Von meinem Opa, der Zdarsky noch persönlich kannte, bekam ich immer wieder Geschichten über einen kleinen, von seinen vielen Verletzungen verkrümmten Mann, der trotzdem unglaubliche Energie ausstrahlte, und dieser Zeit erzählt. In den vier Jahren, in denen ich das Gymnasium Lilienfeld besuchte, fuhr ich täglich an seiner Gedenktafel vorbei und verbrachte auch einige Zeit mit Freunden und Freundinnen die Pausen im Zdarskypark.

Der zweite Beweggrund war, dass ich aus einer skifahrbegeisterten Familie komme. Meine Großeltern waren sowohl im Sommer als auch im Winter in den Bergen unterwegs, im Winter auch mit Skiern. Meine Eltern betrieben seit ihrer Kindheit diese Sportart und betreiben diese auch heute noch mit viel Spaß und Freude. Meine ersten Versuche mit Skiern machte ich in meinem 3. Lebensjahr. Seit dem fahre ich begeistert Ski und werde diese Sportart auch sicher noch eine lange Zeit ausüben. Im Jahr 2007 begann ich mit der Ausbildung zum Skilehrer, bei der ich in nächster Zeit die Prüfung zum Landesskilehrer abschließen möchte. Außerdem möchte ich die Ausbildung zum Instruktor für Jugendskirennlauf (ÖSV-D-Trainer) absolvieren und wenn möglich in Zukunft in einer Schule mit Skischwerpunkt unterrichten.

Die vorliegende Arbeit entstand unter der Betreuung von Mag. Dr. Rudolf Müllner, dem ich auf diesem Wege dafür danken möchte. Mein besonderer Dank gilt vor allem meinen Eltern. Nicht nur, dass sie mir das Studium ermöglichten, sondern dass sie einem sehr dickköpfigen, kleinen Mädchen mit viel Geduld das Skifahren beigebracht haben.

Abstract

In der vorliegenden Diplomarbeit werden die Inhalte für ein virtuelles Museum über Mathias Zdarsky hermeneutisch erarbeitet. Mit Hilfe von Literaturrecherchen werden die Biografie Zdarskys und dessen Bedeutung für die Entwicklung des Alpinen Skilaufes dargestellt und hinterfragt. Dabei wurde aufgezeigt, dass Mathias Zdarsky maßgeblich für dessen Entstehung und Weiterentwicklung verantwortlich war. Da die Arlbergschule durch die Ausbildung von Lehrer und Lehrerinnen, sowie Skilehrer und Skilehrerinnen in Österreich immer mehr an Bedeutung gewann, konnte sich seine Alpine (Lilienfelder) Skifahr-Technik auf lange Sicht nicht durchsetzen und verschwand beinahe vollständig. In this diploma thesis the contents of a virtual museum of Mathias Zdarsky are developed hermeneutically. By means of literature research Zdarsky and his importance for the development of alpine skiing are presented and analyzed. Facts have been compiled to prove that Mathias Zdarsky was largely responsible for the formation and advancement of alpine skiing. As the Arlbergschule became more important by training teachers and ski instructors in Austria, Zdarsky’s method of alpine skiing couldn’t implement itself in the long run and disappeared almost completely.

2. Einleitung

Der Alpine Skisport als Nationalsport in Österreich. Arlberg, Tirol, Salzburg - wer verbindet diese Namen nicht mit Skifahren? Doch zentrale Ursprünge hatte diese Sportart im Alpenvorland, genauer in Lilienfeld, Niederösterreich. In der vorliegenden Diplomarbeit werden die Biografie und die Errungenschaften des Skipioniers Mathias Zdarsky, sowie die internationale und nationale Geschichte des Skilaufes erarbeitet und für die Verwendung in einem virtuellen Museum aufbereitet.

Unter anderem werden in dieser Diplomarbeit die Forschungsfragen „Welcher Mensch steckt hinter dem Mythos Zdarsky und wie groß war sein Einfluss auf die Entwicklung des Alpinskilaufs?“ und „Wie können diese Inhalte adäquat für ein virtuelles Museum umgesetzt werden?“ bearbeitet.

Diese Fragen werden mit Hilfe von Literaturrecherche und der Aufbereitung der Texte für das virtuelle Museum beantwortet.

Zur Schreibweise des Wortes „Ski“ möchte ich folgendes anmerken: Laut Duden ist sowohl „Ski“ als auch „Schi“ erlaubt. In der vorliegenden Diplomarbeit halte ich mich an die von Zdarsky bevorzugte Schreibweise „Ski“.

„Das Wort Ski wird Ski, nicht aber Schi, ausgesprochen. Sowohl die Schriftsprache für die vielen norwegischen kleinen Dialekte, das Dänische, als auch die altnorwegische Sprache der Isländer sagt Ski“ (Zdarsky, 1925, S. 6)

Das erste Kapitel der Arbeit wird in zwei Punkte unterteilt. Der erste Punkt bearbeitet das klassische Museum, der zweite geht speziell auf das virtuelle Museum ein.

Im darauffolgenden Kapitel wird auf die geschichtliche Entwicklung des Alpinskilaufs eingegangen. Zuerst wird eine Auswahl von Skipionieren genannt und jeweils kurz beschrieben. Daraufhin folgen die Unterkapitel internationale und nationale Entwicklung. Die internationale Geschichte reicht von den ersten Funden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In der nationalen Entwicklung wird der Fokus auf die 120 jährige Skigeschichte in Österreich gelegt.

Das Kapitel Mathias Zdarsky konzentriert sich zuerst auf sein Leben und Wirken, darauf folgt die Beschäftigung mit seiner Alpinen (Lilienfelder) Skifahr-Technik. Als nächster Punkt wird seine Lehrweise mit dem heute gültigen österreichischen Skilehrplan verglichen. Zdarskys Werke, Erfindungen und Auswirkungen auf heute, sowie der erste Torlauf der Skigeschichte bilden den Abschluss.

Die Adaption der Texte und Bilder für das Virtuelle Museum ist der Inhalt des folgenden Kapitels.

Den Abschluss der Arbeit bildet die Schlussbemerkung.

3. Virtuelle Museen

In der heutigen westlichen Gesellschaft gibt es kaum noch einen Haushalt, der keinen Zugang zum Internet hat. Von Hotelbuchungen über Finanzen bis hin zu den kleinsten Informationen, nahezu alles findet sich in der riesigen Welt des „World Wide Web“. Wer sich an diese Veränderung hin zur Informationsgesellschaft nicht anpasst, der wird zwangsläufig Einbußen hinnehmen müssen.

Auch vor der alteingesessenen Institution des Museums macht diese Veränderung keinen Halt. Daher müssen sich auch die Museen anpassen und „online“ gehen.

Die bisherige Aufgabe der Museen, auszustellen, genügt in der heutigen Zeit nicht mehr. Diese Veränderung hat für das Museum aber auch finanzielle Vorteile. Um viele verschiedene Exponate auszustellen, wird nicht mehr so viel realer Platz benötigt. Ebenso eröffnet sich dem Museum durch die Medialisierung eine große Vielfalt, wie es Informationen spannend und facettenreich gestalten kann und ermöglicht dem Besucher bzw. der Besucherin viel Selbstbestimmung.

3.1 Das klassische Museum

Bevor auf das virtuelle Museum eingegangen wird, soll zu Beginn das Museum an sich kurz erläutert werden. Für das Museum findet sich in der Literatur eine große Anzahl verschiedener Definitionen. Trotzdem möchte ich hier nur eine einzige nennen, die jedoch wesentliche Elemente widergibt:

„Ein Museum ist eine von öffentlichen Einrichtungen oder privater Seite getragene, aus erhaltenswerten kultur- und naturhistorischen Objekten bestehende Sammlung, die zumindest teilweise regelmäßig als Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich ist, gemeinnützigen Zwecken dient und keine kommerzielle Struktur oder Funktion hat.“ (Klein & Bachmayer, 1981, S.38)

3.1.1 Geschichte des Museums

Das Wort Museum hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache, genauer gesagt stammt es vom griechischen Wort „Museion“, dessen Bedeutung „Musensitz“ ist, ab.

Aus den Sammlungen fürstlicher, weltlicher und geistlicher Kunstliebhaber und Kunstliebhaberinnen wurde das (Kunst-)Museum im 18. Jahrhundert als öffentliche Institution geschaffen. Einige wenige Sammlungen waren schon im 16. und 17. Jahrhundert, vor allem in Florenz und Basel, der Öffentlichkeit zugänglich. Das Britische Museum, welches 1753 in London gegründet wurde, war die erste staatliche Gründung, in Deutschland folgte 1769-1776 das Kassler Museum Fridericianum. Nach der Eröffnung des Louvre in Paris 1793 folgte im 19. Jahrhundert eine Welle von Museumseröffnungen. Im Zuge dessen spezialisierten sich die Museen immer mehr auf einzelne Gebiete. Es entstanden technische, naturwissenschaftliche, Regional- und Heimatmuseen sowie am Ende des 20. Jahrhunderts die ersten Industriemuseen. (Brockhaus, 1998, S. 431 f)

Durch die Heiratspolitik der Habsburger wurden nicht nur die Grenzen des Reichs vergrößert, sondern auch viele Kunstgegenstände aus verschiedensten Ländern nach Österreich geholt. In der Renaissance begannen sich als Pendant zu den kirchlichen Schatzkammern Kunstkammern von Fürsten und Fürstinnen sowie Erzherzogen und Erzherzoginnen, denen mitunter eine besondere Sammlerleidenschaft nachgesagt wurde, zu etablieren. 1750 verlagerte man in Österreich den Schwerpunkt auf die Sammlung und wissenschaftliche Betrachtung naturwissenschaftlicher Dinge. Daraufhin folgte die Gründung des Naturhistorischen Museums aus den Besitztümern der kaiserlichen Kabinette. Schon Jahre vor der Französischen Revolution, die die Bildung für alle zugänglich machte, öffneten Maria Theresia und später ihr Sohn Joseph II. private Sammlungen für die Öffentlichkeit. Zur Stärkung des Landesbewusstseins entstanden nach den Napoleonischen Kriegen Landesmuseen. Die alten Kulturen erlebten nach der Revolution 1848, in der man sich vermehrt an die Öffentlichkeit wandte, eine Wiederentdeckung. Im Gegensatz dazu konzentrierte man sich ab 1900, von der Heimatschutzbewegung ausgehend, wieder mehr auf die regionale und lokale Kultur und Geschichte, wodurch die Heimatmuseen einen Boom erlebten.

„Österreichs Museen gehören zu den vielfältigsten in ganz Europa, und dieses Erbe will bewahrt sein.“ (Dawid & Egg, 1986, S. 14)

In Österreich gibt es eine differenzierte Museumslandschaft, die von Landes-, Bezirks-, Talschafts- und Stadtmuseen, über Freilichtmuseen, Spezialmuseen für Kulturepochen, Wissensgebiete und Berufe bis hin zu Privatmuseen und Privatsammlungen reicht.

(Dawid & Egg, 1986, S. 13ff)

3.1.2 Aufgaben des Museums

Laut Wojta (2000, S. 9) haben Museen folgende fünf Hauptaufgaben:

- Das Sammeln
- Das Bewahren
- Das Erforschen
- Das Vermitteln
- Das Ausstellen

Anfänglich hatte vor allem die Aufgabe des Sammelns und des damit verbundenen Bewahrens von wertvollen Gegenständen einen hohen Stellenwert, woraus sich auch das Erforschen vergangener Kulturen ergab. Aber nicht nur das Sammeln und Ausstellen von Kunstwerken macht ein Museum für die Menschheit wichtig, sondern vor allem auch die Darstellung historischer Hintergründe und Zusammenhänge sowie die von den Menschen begangenen Fehler. Dadurch bietet es den folgenden Generationen die Möglichkeit, aus den Errungenschaften, aber auch aus Irrungen zu lernen. Daher ist es nicht die primäre Aufgabe von Museen, den Menschen als Zeitvertreib zu dienen, sondern diese anzuregen, sich über die Geschichte Gedanken zu machen, sich zu erinnern und somit neue Sichtweisen zu vermitteln.

3.1.3 Motivation und Erwartungen des Museumsbesuches

Bevor man mit dem Bau eines Museums oder auch eines virtuellen Museums beginnt, muss man sich klar werden, für wen man dieses baut, und was dieser oder diese für Erwartungen und Ansprüche hat.

Folgende sechs Punkte, die Menschen oft oder gelegentlich dazu bewegen, ein Museum zu besuchen, führt Waidacher (2000, S. 8) an:

- etwas Lohnendes tun
- durch neue Erfahrungen herausgefordert werden
- Gelegenheit haben, etwas dazu zu lernen
- mit anderen Menschen beisammen sein
- sich in ihrer Umgebung behaglich und bequem fühlen
- aktiv an etwas teilnehmen

Außerdem weist Waidacher (2000, S. 9) darauf hin, dass die Mehrheit der Menschen gar nicht in ein Museum geht, da sie mit der Institution Museum an sich nichts anzufangen weiß, „weil sie gewöhnlich nicht für das Museum sozialisiert wurden, weil sie nicht lernen konnten, den ,Museumscode‘ zu lesen“. Für ein Museum lohnt es sich seiner Meinung nach auch nicht, für diese Personen Investitionen und Überlegungen zu machen. Stattdessen sollte man einfach akzeptieren, dass es Personen gibt, die einem Museum keinen Besuch abstatten wollen. Die besten Werbemaßnahmen werden daran nichts ändern, denn nicht jeder oder jede fährt, nachdem er oder sie einen Werbesport über eine bestimmte Automarke gesehen hat, automatisch diese.

Philip und Neil Kotler (1998, S. 35; zit. n. Wojta, 2000, S. 11) stellten die sechs wichtigsten Erwartungen der Museumsbesucher und Museumsbesucherinnen zusammen:

- Recreation
In entspannter Atmosphäre sich seinen Interessen hingeben, eine Aktivität, die Körper und Geist anregt und erfrischt, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausstellungen, der Museumsshops und Restaurants/Buffets
- Sociability
Gesellschaftlicher Treffpunkt für Gleichgesinnte, Gedankenaustausch, das Teilnehmen an
Gruppenführungen, Vorlesungen, Veranstaltungen
- Learning Experience
Das Finden und Sammeln von Informationen, betrachten und reflektieren, Dinge verstehen, von den Eindrücken lernen
- Aesthetic Experience
Sinneseindrücke visuell oder taktil wahrnehmen z.B. multimedial, Objekte ohne gesellschaftliche Vorbehalte, wie z.B. Moral, sehen und als schön betrachten, vergleichen der Eindrücke
- Celebrative Experience
In Kontakt mit der Vergangenheit kommen, die Entwicklung mitverfolgen, die gesellschaftlichen Errungenschaften mit anderen Augen sehen - sie schätzen lernen
- Enchanting Eyperience

Sich durch faszinierende, anregende, wissenserweiternde Dinge das tägliche Leben bereichern lassen

3.2 Das virtuelle Museum

Ruft man sich nochmals die Aufgaben der Institution Museum ins Gedächtnis, stellt man fest, dass es die zentrale Aufgabe des Museums ist, das Erbe der Menschheit für künftige Generationen zu dokumentieren. Um diese jedoch nicht nur für, durch örtliche Abhängigkeit beschränkte Besucher- und Besucherinnengruppen verfügbar zu machen, sollen Institutionen im digitalen Raum des Internets geschaffen werden, um diese Informationen für jeden und jede, sofern er oder sie über einen entsprechenden Zugang verfügt, jeder Zeit zugänglich zu machen.

In der heutigen Zeit hat fast jedes Museum einen Internetauftritt, welcher verschiedenste Ausmaße und Gestalten annimmt. Die Museen sehen im Internet die Chance, Werbung im eigenen Interesse zu machen und die Aufmerksamkeit des Besuchers und der Besucherin dadurch auf sich zu ziehen. Die Bandbreite dieser Internetauftritte reicht von allgemeinen Informationen wie Ort, Öffnungszeiten und Ausstellungen, über virtuelle Touren bis hin zu verschiedensten Interaktionsmöglichkeiten für den Besucher und die Besucherin der Website. Die Frage, die sich nun jedoch aufwirft, lautet „Was ist ein virtuelles Museum?“.

3.2.1 Definition „virtuelles Museum“

Genauso verschieden wie die vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen der virtuellen Museen sind auch die Definitionen. Aufgrund dessen ist es schwer in der Literatur eine gängige Definition zu finden. Im nachfolgenden Abschnitt sind nun drei unterschiedliche Definitionen angeführt, welche das virtuelle Museum von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchten.

Liest man die Definition von Britannica Online, so stellt man fest, dass ein Unterschied zwischen traditionellem und virtuellem Museum besonders hervorgehoben wird: Das traditionelle Museum sammelt Objekte, das virtuelle Museum hingegen digitale Reproduktionen. „virtual museum, a collection of digitally recorded images, sound files, text documents, and other data of historical, scientific, or cultural interest that are accessed through electronic media. A virtual museum does not house actual objects and therefore lacks the permanence and unique qualities of a museum in the institutional definition of the term.” (Britannica Online Encyclopedia)

Diese Definition beschreibt die einfachste Form eines virtuellen Museums, nämlich das Digitalisieren realer Objekte für den virtuellen Raum.

Die folgende Definition von Jamie McKenzie bezieht neben der Digitalisierung auch die neuen Chancen an Informationsmöglichkeiten, welche sich durch den Auftritt im Internet ergeben, mit ein.

“A virtual museum is an organized collection of electronic artifacts and information resources - virtually anything which can be digitized. The collection may include paintings, drawings, photographs, diagrams, graphs, recordings, video segments, newspaper articles, transcripts of interviews, numerical databases and a host of other items which may be saved on the virtual museum's file server. It may also offer pointers to great resources around the world relevant to the museum's main focus.” (McKenzie, 1997)

Auch wenn Wikipedia als „nicht-sichere“ Quelle gehandhabt wird und sicherlich nicht für wissenschaftliche Argumentation herangezogen werden soll, wird die nachfolgende Definition trotzdem zitiert, da sie das virtuelle Museum auf jene Art definiert, wie auch das virtuelle Museum über Mathias Zdarsky gestaltet sein soll.

„Ein Digitales Museum oder Virtuelles Museum ist ein Museum, dessen Ausstellungsstücke in einem (interaktiven) digitalen Medium (CD-ROM, Internet/WWW) besichtigt werden können, aber nicht real in einem Gebäude ausgestellt werden. Damit können zu jeder Zeit Fakten über das präsentierte Themengebiet vermittelt werden. Vielfältige Darstellungsformen, darunter dreidimensionale Bilder, interaktive Spiele und Flash-Videos werden als moderne Mittel verwendet, die Sehenswürdigkeiten vorzustellen und die Kenntnisse darüber zu verbreiten.“ (Wikipedia)

Die Definition von Wikipedia unterscheidet sich von den vorangegangenen in dem wesentlichen Aspekt, dass es hierbei nicht mehr um eine Digitalisierung von realexistierenden Museen und Objekten handelt, sondern um deren ausschließlich virtuelle Existenz.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Definitionen ist die Frage „Was ist ein virtuelles Museum?“, im Allgemeinen nicht zu beantworten. Für die hier vorliegende Arbeit bietet sich die Definition aus Wikipedia an. Was jedoch eindeutig aus diesen verschiedenen Definitionen herauszulesen ist, ist, dass man das virtuelle Museum nicht als einen einzigen Begriff, sondern als eine Art Oberbegriff für verschiedene Typen virtueller Umsetzungsmöglichkeiten betrachten soll.

3.2.2 Typen virtueller Museen

Wie schon im vorangegangen Kapitel erwähnt, gibt es mehrere Möglichkeiten, ein virtuelles Museum zu gestalten. In der Literatur findet man verschiedenste Aufstellungen von Typen virtueller Museen, die von kurzen Kategorisierungen bis hin zu umfangreichen Unterteilungen reichen. Im Zuge der Recherchen wurden drei eigene Kategorien virtueller Museen erstellt, die nun nachfolgend anführt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 135 Seiten

Details

Titel
Konzept eines virtuellen Museums. Leben und Werk von Mathias Zdarsky
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Sportwissenschaften)
Note
2
Autor
Jahr
2012
Seiten
135
Katalognummer
V1217880
ISBN (eBook)
9783346666772
ISBN (Buch)
9783346666789
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zdarsky, Schigeschichte, Skigeschichte, Sportgeschichte, Schi, Ski, Schifahren, Lilienfelder Skilauftechnik, Österreich, Arlberg, Mathias Zdarsky, Lilienfeld
Arbeit zitieren
Martina Mühlbauer (Autor:in), 2012, Konzept eines virtuellen Museums. Leben und Werk von Mathias Zdarsky, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1217880

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