Die Anschläge des Terrornetzwerks Al-Quaida am 11. September 2001 auf New York und Washington D.C. führten sowohl in der Sicherheits- und Außenpolitik der USA als auch in der Nichtverbreitungspolitik von ABC-Waffen zu einem markanten Kurswechsel.
Dem „Gleichgewicht des Schreckens“ zwischen den USA und der Sowjetunion, welches bis zum Ende des Kalten Krieges durch nukleare Abschreckung auf beiden Seiten ein Gefühl der Sicherheit vermitteln mochte, folgte nun die Bedrohung durch asymmetrische Angriffe nichtstaatlicher Akteure. Dieser teils auch staatlich unterstützte Terrorismus in Kombination mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen stellte nach dem „Trauma 11. September“ die wichtigste strategische Herausforderung für die Bush-Administration dar. Bereits am 20. September 2001 erklärte Präsident Bush in einer Rede vor dem Kongress dem globalen Terrorismus und allen Staaten, die diesen unterstützen, den Krieg. Bushs stark vereinfachte Rhetorik in seinen Ansprachen bezüglich des „war on terrorism“, in denen er die Terroristen als „bösartige Männer“ und die Welt in „Gut“ und „Böse“ unterteilte, zielte durch eine „Überzeichnung von Bedrohungen der außenpolitischen Elite [darauf ab] die Mobilisierung von Ressourcen für eine aktive Weltpolitik“ voranzutreiben. Ferner sollte die amerikanische Bevölkerung auf die künftige Neuorientierung der Außenpolitik der USA und den daraus resultierenden steigenden Verteidigungsetat eingestimmt werden. Zudem ermöglichte die weltweite Gefahr durch den Terrorismus der neokonservativen Gruppierung des Weißen Hauses, eine Ausrichtung der US-amerikanischen Sicherheit- und Außenpolitik nach ihren Vorstellungen durchzusetzen und somit weit über das „normale“ Maß an Bekämpfung des Terrorismus hinauszugehen. In diesem Zusammenhang sahen auch die Kritiker der Bush-Regierung, welche die offiziellen Kriegsgründe bezweifelten, die eigentliche Motivation des militärischen Vorgehens der USA gegen den Irak im März 2003: Die neokonservative Elite unter der Federführung des Vize-Verteidigungsministers Paul Wolfowitz verwirklichte somit ihr lange geplantes Vorhaben - einen Regimewechsel im Irak herbeizuführen - im Zuge der Terrorismusbekämpfung. Bereits Ende November 2001 existierte der circa 800 Seiten umfassende Kriegsplan „Op Plan 1003“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Strategie der Außenpolitik des Wahlkämpfers Bush 1999/2000
- Die Außenpolitik der USA bis zu 9/11
- Der 11. September 2001 und die Konsequenzen für die amerikanische Sicherheits- und Außenpolitik
- "Project for the New American Century (PNAC)"
- Neokonservative Vorstellungen innerhalb der Bush-Administration
- Bushs außenpolitische Strategie im Kampf gegen den internationalen Terror
- Die Nuclear Posture Review
- Bushs Rede vor der UNO-Vollversammlung am 12. September 2002
- Die Nationale Sicherheitsstrategie vom September 2002
- The National Strategy To Combat Weapons of Mass Destruction
- Die UN-Resolution 1441 vom 8. November 2002
- Bushs Rede zur Lage der Nation am 28. Januar 2003
- Die offiziellen Kriegsgründe und die Interessen der Neocons am Irakkrieg – eine Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Militäroperation „Iraqi Freedom“ im Kontext der US-amerikanischen Nichtverbreitungspolitik. Es wird analysiert, ob die Bush-Administration den Irakkrieg zur Beseitigung einer realen Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen führte oder ob andere Motive, insbesondere neokonservative Interessen, im Vordergrund standen. Die Arbeit betrachtet dies unter dem Blickwinkel der liberalen Theorie internationaler Beziehungen.
- Die Außenpolitik der Bush-Administration vor und nach 9/11
- Der Einfluss neokonservativer Ideologien auf die Kriegsentscheidung
- Die Rolle von Massenvernichtungswaffen in der Begründung des Krieges
- Analyse der offiziellen Kriegsgründe
- Anwendung der Zwei-Ebenen-Ansätze auf die Entscheidungsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den Kurswechsel in der US-amerikanischen Sicherheits- und Außenpolitik nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Kapitel 1 analysiert die außenpolitische Strategie von George W. Bush während seines Wahlkampfes, wobei Reden und Positionen von Bush und seinen Beratern im Mittelpunkt stehen. Kapitel 2 behandelt die Außenpolitik der USA vor den Anschlägen vom 11. September. Kapitel 3 untersucht die Konsequenzen des 11. Septembers für die amerikanische Sicherheits- und Außenpolitik und analysiert detailliert die Entscheidungen der Bush-Administration im Vorfeld des Irakkriegs. Kapitel 4 fasst die offiziellen Kriegsgründe zusammen und analysiert die Interessen der Neocons am Irakkrieg. Die Arbeit vermeidet absichtlich jegliche Zusammenfassung des Schlusskapitels, um keine wesentlichen Ergebnisse vorwegzunehmen.
Schlüsselwörter
US-Außenpolitik, Nichtverbreitungspolitik, Irakkrieg, Neokonservatismus, Massenvernichtungswaffen, 9/11, George W. Bush, Regime Change, Zwei-Ebenen-Ansatz, liberale Theorie internationaler Beziehungen.
- Quote paper
- Veronika Seitz (Author), 2006, Die Militäroperation „Iraqi Freedom“ als Bestandteil der US-amerikanischen Nichtverbreitungspolitik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121840