Die Menschenrechte sind auf dem Vormarsch. Internationale Dokumente des Völkerrechts bescheren ihnen einen regelrechten Siegeszug. Mehrheitlich haben die Länder bereits die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der UNO von 1948 ratifiziert und damit dem Menschenrechtsschutz Vorschub geleistet. Denn auch wenn die Menschenrechtserklärung ihrerseits keine rechtsverbindliche Kraft besitzt, findet sie doch in zahlreichen Gesetzgebungen Eingang. Gleichsam als notwendige Antwort auf die unbeschreiblichen Unrechtserfahrungen des 2. Weltkriegs bestehen die Menschenrechte heute unangefochten und haben seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sukzessive ihren Wirkungskreis ausgedehnt.
Dabei sind wenige Themen so kontrovers diskutiert worden. Es gibt berechtigte Kritik, die ernstzunehmende Aspekte gegen einen Universalanspruch der bestehenden Menschenrechte bereithält. Im Vordergrund stehen dabei Argumente, die sich vor allem auf den euro-amerikanischen Entstehungszusammenhang beziehen, den Menschenrechten unter dem Deckmantel der Ethik gar neo-imperialistische Tendenzen vorwerfen oder ein westlich-individualistisches Menschenbild ablehnen. Um diese Kernproblematik gruppieren sich heute etliche Ansätze, die von Ergänzungsvorschlägen bis hin zu radikal (kultur-) relativistischen Positionen reichen. Aus diesem Diskurs will ich fragmentarisch einige Aspekte aufgreifen.
Es sollen zunächst zentrale Argumente, zunächst von Wolfgang Welsch, dann von Jürgen Habermas, für universell gültige Menschenrechte nachgezeichnet werden, die beide angesichts drohender Konflikte und grober Menschenrechtsverletzungen einen solchen Universalanspruch zu legitimieren versuchen. Im Gegensatz dazu werden im Anschluss an zwei Beispielen aus dem afrikanischen und südostasiatischen Kontext exemplarisch Defizite der Allgemeinen Menschenrechtserklärung aufgezeigt, und relativistische Argumente für eine kulturspezifische Realisierung menschenrechtlicher Erfordernisse angeführt. Schließlich versuche ich, unter Zuhilfenahme von Reuter und erneut Habermas, einen Lösungsvorschlag zu skizzieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Argumente für die Universalität der Menschenrechte
- 1. Selbstkritische Menschenrechte: Wolfgang Welschs Argumentation
- 2. Modernisierung und Menschenrecht: Jürgen Habermas´ Argumentation
- II. Relativistische Einwände gegen die Menschenrechte
- 1. Menschenrechte im afrikanischen Kontext: Bénézet Bujos Kritik
- 2. Menschenrechte als Landrechte: John D'Arcy Mays Forderung
- III. Skizze einer Lösung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Legitimation eines universellen Menschenrechtsprinzips. Sie beleuchtet Argumente für und gegen die Universalität der Menschenrechte, indem sie sowohl pro- als auch kontra-universalistische Positionen diskutiert und analysiert. Ziel ist es, die Herausforderungen und Kontroversen rund um die Anwendung von Menschenrechten in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zu beleuchten und mögliche Lösungsansätze zu skizzieren.
- Universalität der Menschenrechte
- Eurozentrismuskritik an den Menschenrechten
- Relativistische Einwände gegen einen Universalanspruch
- Kulturrelativismus und Menschenrechte
- Mögliche Lösungsansätze für die Konflikte zwischen Universalismus und Relativismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Menschenrechte und ihrer kontroversen Diskussion ein. Kapitel I präsentiert Argumente für die Universalität der Menschenrechte, unter anderem die selbstkritische Perspektive von Wolfgang Welsch, die den Eurozentrismusvorwurf aufgreift und eine selbstreflektierende Anwendung der Menschenrechte fordert. Kapitel II beleuchtet relativistische Kritikpunkte, exemplifiziert anhand von Beispielen aus dem afrikanischen und südostasiatischen Kontext. Hier werden die Herausforderungen einer kulturübergreifenden Anwendung der Menschenrechte diskutiert.
Schlüsselwörter
Menschenrechte, Universalismus, Relativismus, Eurozentrismus, Kulturrelativismus, Wolfgang Welsch, Jürgen Habermas, Menschenrechtserklärung, Neoimperialismus, Selbstkritik, Grundrechte.
- Arbeit zitieren
- Philipp Einhäuser (Autor:in), 2007, Menschenrechte. Zur Legitimation eines universellen Rechtsprinzips, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121887