Im Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland stellen Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund deshalb eine beachtungswürdige Gruppe dar. Doch in keinem anderen Land ist der Schulerfolg so eng mit der sozialen Herkunft verbunden wie in Deutschland. Vor allem Kinder und Jugendliche aus unteren sozialen Schichten haben es wesentlich schwerer, gute Leistungen zu erzielen und die Schule erfolgreich abzuschließen. Schüler mit Migrationshintergrund stammen überproportional oft aus sozial schlechter ge-stellten Familien. Kinder aus Migrantenfamilien haben somit mit zwei Problemfeldern zu kämpfen: einerseits mit schichtspezifischen und andererseits mit migrationsspezifischen Problemen. Dem Bildungssystem kommt hier eine Schlüsselqualifikation für das Gelingen des gesell¬schaftlichen Integrationsprozesses zu. Bildung ist ein wichtiger Faktor, um sich erfolgreich in die Aufnahmegesellschaft zu integrieren, da sie den Zugang zu beruflichen Positionen und zu den kulturellen Systemen ermöglicht. Formal sind Kinder mit Migrationshintergrund beim Zugang zu den Bildungseinrichtungen gleichgestellt, dies sieht in der Realität jedoch anders aus. Die schulischen Probleme der Kinder mit Migrationshintergrund beginnen bereits im Vorschul- und Primarbereich? Ausländische Kinder sind in Vorschulen bzw. Schulkindergärten überproportional oft präsent. So besaßen im Schuljahr 2003/04 22,7% der Kinder in Vorklassen und genau 25% der Kinder in Schulkindergärten eine ausländische Staatsangehörigkeit. Diese Überrepräsentanz erklärt sich nach den BEAUFTRAGTEN FÜR MIGRATION, FLÜCHTLINGE UND INTEGRATION vor allem aus deren häufigeren Zurückstellungen bei der Einschulung aufgrund mangelnder Sprachkompetenzen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Schüler mit Migrationshintergrund – Bereicherung oder Belastung für das deutsche Schulsystem?
- Einwanderungsland Deutschland und die Schule
- Schulerfolg und soziale Herkunft
- Integration und Bildung
- Schulische Probleme im Vorschul- und Primarbereich
- Einschulungsentscheidungen in NRW
- Wiederholerquoten
- PISA-Ergebnisse und Schulformen
- Benachteiligung an weiterführenden Schulen
- Schulabschlüsse und soziale Teilhabe
- Kompetenzniveau im internationalen Vergleich
- Bildung als Privileg
- Kulturell-defizitäre Erklärungen
- Humankapitaltheoretische Erklärungen
- Institutionelles Handeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen und Chancen, die Schüler mit Migrationshintergrund für das deutsche Schulsystem darstellen. Sie analysiert die Gründe für den oft beobachteten geringeren Bildungserfolg dieser Schülergruppe und beleuchtet verschiedene soziologische Erklärungsansätze.
- Der Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Schulerfolg
- Analyse von PISA-Ergebnissen und Schulwahlentscheidungen
- Diskussion verschiedener Erklärungsansätze (kulturell-defizitär, humankapitaltheoretisch)
- Die Rolle des institutionellen Handelns
- Soziale Ungleichheit im Bildungssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext dar: Deutschland als Einwanderungsland und die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft. Es wird auf den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg eingegangen, wobei Schüler mit Migrationshintergrund überproportional oft aus benachteiligten Familien stammen. Die darauffolgenden Abschnitte beleuchten die schulischen Probleme dieser Kinder, beginnend im Vorschulbereich (häufigere Zurückstellungen aufgrund von Sprachproblemen) und setzen sich mit den Ergebnissen der PISA-Studien auseinander. Die Analyse der Schulwahlentscheidungen zeigt eine deutliche Unterrepräsentanz von Schülern mit Migrationshintergrund an Gymnasien und eine Überrepräsentanz an Hauptschulen. Die Arbeit geht auf die geringere Anzahl qualifizierter Schulabschlüsse bei Schülern mit Migrationshintergrund ein und vergleicht deren Kompetenzniveau mit dem von Schülern ohne Migrationshintergrund. Es werden kulturell-defizitäre und humankapitaltheoretische Erklärungsansätze für den geringeren Bildungserfolg diskutiert. Schließlich wird auf institutionelles Handeln als wesentliche Ursache für die systematischen Ungleichheitsmuster hingewiesen.
Schlüsselwörter
Migrationshintergrund, Schulerfolg, PISA-Studie, soziale Ungleichheit, Bildungssystem, Integration, kulturell-defizitäre Erklärung, Humankapital, institutionelles Handeln, Schulwahl, Schulabschlüsse, Sprachkompetenz.
- Quote paper
- Hanna Cieslak (Author), 2007, Schüler mit Migrationshintergrund – Bereicherung oder Belastung für das deutsche Schulsystem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121904