Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie nach dem 2. Weltkrieg

Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die Ausgangssituation im besetzten Deutschland nach der Kapitulation

3. Die Potsdamer Konferenz – Erste politische und wirtschaftliche Weichenstellung

4. Der Wiederaufbau in den einzelnen Besatzungszonen
4.1. Die Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie in den westlichen Besatzungszonen
4.1.1. Die alliierte Wirtschaftspolitik der Jahre 1945 – 1946
4.1.2. Die Wende in der alliierten Deutschlandpolitik – Der neue Kurs der Amerikaner
4.1.3. Der Weg zur Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen
4.2. Die Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie in der SBZ
4.2.1. Die Ausgangssituation in der SBZ
4.2.2. Beginnender Wiederaufbau und Demontage
4.2.3. Ein neues Wirtschaftssystem entsteht – Bodenreform und Verstaatlichung

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wir schreiben das Jahr 2004, in Deutschland herrscht Tristesse. Alle schimpfen über den Staat, über die Einheit, über die Wirtschaft und sagen, dass früher alles besser gewesen sei. Doch ist es berechtigt, den Kopf in den Sand zu stecken und die Augen zu verschließen da- vor, was geschaffen wurde in Deutschland? Sollten die Menschen nicht einmal daran den- ken, was unsere Urgroßväter und Urgroßmütter geschaffen haben und sich daran ein Bei- spiel nehmen? Denn, drehen wir die Zeit einmal neunundfünfzig Jahre zurück; wie sah es da in Deutschland aus? Im Jahr 1945 regierte ebenfalls Chaos, Angst, Trauer und vieles mehr. Trotz der Verzweiflung und Orientierungslosigkeit herrschte Hoffnung. Aufbruchstimmung durchzog das Land in allen vier Besatzungszonen und man begann mit dem Wiederaufbau der zerstörten Städte und Industrie, Schritt für Schritt gelangte man aus dem Tal der Tränen zurück ans Tageslicht. Zehn Jahre später sprach man voller Ehrfurcht vom Wirtschaftswunderland Deutschland.

Aber wie kam es zu diesem Aufschwung? Welche Rahmenbedingungen waren gegeben und wurden geschaffen? Wie verlief der Wiederaufbau der Industrie in den verschiedenen Besat- zungszonen, besonders im Vergleich zwischen der westlichen und der sowjetischen Besat- zungszone und welche Opfer mussten dafür erbracht werden?

All diese Fragen und vieles mehr wird in der folgenden schriftlichen Ausarbeitung zum Refe- rat über das Thema „Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie nach dem 2. Weltkrieg: Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland“ zu beantworten sein.

Dabei wird der Zeitraum zwischen 1945 bis ca. 1950 betrachtet, da in dieser Zeit der eigent- liche Grundstein für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gelegt wurde.

2. Die Ausgangssituation im besetzten Deutschland nach der Kapitulation

„...über 5 Millionen Deutsche, darunter mehr als 500.000 Bombenopfer, waren durch Kriegs- folgen getötet worden. 25 Millionen irrten obdachlos, ohne Besitz und auf der Suche nach einer neuen Bleibe durchs Land. Aus Osten flüchteten Millionen vor der Roten Armee in den Westen, über 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene suchten schließlich in Rest- Deutsch- land Zuflucht“ (Borowsky,1993,S.11/12).

In diesem Zitat wird deutlich, wie es am 8. Mai 1945, nach der bedingungslosen Kapitulation und der damit verbundenen totalen Niederlage des „Dritten Reiches“ in Deutschland aussah.

„Bombenangriffe und die Gefechte auf deutschem Boden in den letzten Kriegsmonaten hat- ten ein Fünftel der Wohnungen [2,25 Mio. total zerstört, 2,5 Mio. beschädigt] und Fabriken sowie zwei Fünftel der Verkehrsanbindungen zerstört“ (Borowsky,1993,S.12). Durch das Ausmaß der Zerstörung kam es zu einem völligen Zusammenbruch der Produktion und der Lebensmittelversorgung.

Trotz der äußerlich sichtbaren Zerstörung waren unter den Trümmern der Fabriken viele Ma- schinen funktionstüchtig, so dass die Hindernisse für den Wiederaufbau „... weniger in der Zerstörung selbst als in der Verlagerung von Betrieben, der Zerstörung von Wohnraum, der Bevölkerungsbewegung, dem Transportproblem und dem Mangel von Geld“ (Bo- rowsky,1993,S.12) lagen.

Ebenso verringerte sich das Industriepotential zum Beispiel in der Britischen Besatzungszo- ne (BBZ) durch Zerstörung und Demontage um 85%, was sich katastrophal auf die Versor- gung der Bevölkerung auswirkte. Besonders das Transportwesen wurde arg in Mitleiden- schaft gezogen. In der BBZ „... waren allein 2800 Brücken zerstört worden, davon 1300 Ei- senbahnbrücken, die Schifffahrt war überall blockiert, im Rhein lagen 7 Brücken. Im Juni wa- ren nur 650 Km Schienen intakt.“ (Steininger,1996,S.72).

Nach der Niederlage der Deutschen im Zweiten Weltkrieges und der anschließenden Beset- zung Deutschlands durch alliierte Verbände begann für die deutsche Bevölkerung eine Epo- che „... des Improvisierens, des Überlebens, der Trümmerfrauen, der Schwarzmarktzeit, der Zigaretten- und Schokoladenwährung, der Kippensammler und der Hoffnung auf eine besse- re Zeit“ (Steininger, 1996, S.66). „Deutschland fiel in den Zustand der archaischen Neutralwirtschaft zurück“ (Steininger,1996,S.74).

Ein weiteres Problem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stellte der Schwarzhandel dar. Nach Beendigung der Kampfhandlungen waren 300 Milliarden Reichsmark (RM) im Um- lauf. Dem gegenüber stand aber kein Warenangebot, so dass die RM de facto wertlos war und sich Arbeit nicht mehr lohnte. Dies wiederum führte zum Aufblühen des Schwarzmarktes (vgl. Steininger,1996).

Am 5. Juni 1945 lieferten die vier Siegermächte die „Berliner Erklärung“ (Bo- rowsky,1993,S.13) ab. Dies war eine „Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands und der Übernahme der obersten Regierungsgewalt hinsichtlich Deutschlands“ (Bo- rowsky,1993,S.13). Gleichzeitig wird festgehalten, dass „Restdeutschland“ (Verlust der Ost- gebiete an Polen, Saargebiet an Frankreich) nun endgültig in eine sowjetische, eine briti- sche, eine amerikanische und eine französische Besatzungszone aufgeteilt wird und dies auf die Hauptstadt Berlin zu übertragen ist. Mit der Aufteilung Deutschlands und der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Alliierten, wurde der Grundstein für einen politischen und wirtschaftlichen Neuanfang gelegt, auch wenn noch niemand der Beteiligten sagen konnte, wie er von statten gehen sollte. Die einzelnen Ansprüche zeigten sich schon kurz nach Ab- schluss der Potsdamer Konferenz.

3. Die Potsdamer Konferenz – Erste politische und wirtschaftliche Weichenstellung

Die Potsdamer Konferenz, begann am 17. Juli 1945 und endete am 2. August des Jahres (vgl. Borowsky,1993). Während des Verlaufes gediehen die ersten wirtschaftlichen und poli- tischen Grundsätze. Die fünf wichtigsten Gründsätze lauteten: Demokratisierung, Denazifi- zierung, Demilitarisierung, Dekartellisierung und Dezentralisierung (vgl. Borowsky,1993).

Auf die politischen Grundsätze soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Nur soviel sei gesagt, dass Vorbereitungen getroffen wurden „... das politische Leben in Deutsch- land auf einer demokratischen Grundlage wieder aufzubauen insbesondere durch die Ermu- tigung von demokratischen Parteien und den Aufbau einer lokalen Selbstverwaltung“ (Bo- rowsky,1993,S.16).

Neben den politischen Grundsätzen entwickelten die Vertreter der Besatzungsmächte wäh- rend der Potsdamer Konferenz auch wirtschaftliche Leitlinien. So wurde, trotz einiger Streite- reien, ein gemeinsamer Nenner gefunden und zwar dass die „... übermäßige Konzentration der Wirtschaft vernichtet und das Hauptgewicht auf die Entwicklung der Landwirtschaft und der Friedensindustrie für den inneren Bedarf gelegt werden sollte“ (Borowsky,1993,S.16). Die gemeinsame Wirtschaftspolitik der Alliierten zielte darauf ab, die Wirtschaft zu dezentra- lisieren, lebensnotwendige Güter gleichmäßig über die Zonen zu verteilen und dazu die Deutschen für die Verteilung und Kontrolle der Maßnahmen mit einzubeziehen (vgl. Bo- rowsky,1993). Trotz der Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen sollte das Land als wirtschaftliche Einheit behandelt werden.

Doch schon jetzt stellten die unterschiedlichen Reparationsansprüche der Länder, vor allem die sowjetischen und französischen, ein großes Problem dar, was zu ersten größeren Ausei- nandersetzungen innerhalb der Anti-Hitler-Koalition führte. Stalin und sein Außenminister Molotow forderten 20 Milliarden Dollar an Reparationen aus Deutschland. Allein 10 Milliarden Dollar sollte davon die Sowjetunion (SU) aus den westlichen Besatzungszonen erhalten (vgl. Borowsky,1993). Daraufhin unterbreiteten England und die USA folgenden Vorschlag: „Jede Besatzungsmacht solle ihre Reparationsansprüche aus ihrer Zone befriedigen“ (Borowsky, 1993, S.17). Gleichzeitig wurden der Sowjetunion 10% an Reparationen aus den westlichen Besatzungszonen gratis und 15% im Gegenzug für Sachleistungen versprochen. Durch die Annahme der Reparationsregelung wurde Deutschland in ein östliches und ein westliches Reparationsgebiet geteilt.

Nach Potsdam errichteten die Alliierten für Deutschland eine eigene Zentralverwaltung, den Alliierten Kontrollrat. Doch schon kurz nach Potsdam war die Politik der Einträchtigkeit für nichtig zu erklären, da jede Besatzungsmacht eigene Interessen verfolgte und es offensicht- lich wurde, dass die Deutschlandpolitik der Alliierten zusehends zur Machtpolitik zweier Großmächte und Gesellschaftssysteme avancierte.

4. Der Wiederaufbau in den einzelnen Besatzungszonen

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den einzelnen Besatzungszonen. Wobei die fran- zösische, britische und die amerikanische Besatzungszone der sowjetischen Besatzungszo- ne als westliche Besatzungszone gegenübergestellt wird, obwohl sie erst ab 194/49 als Einheit zu betrachten ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie nach dem 2. Weltkrieg
Untertitel
Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Industrieentwicklung in Deutschland
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V122013
ISBN (eBook)
9783640272013
ISBN (Buch)
9783640272266
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rahmenbedingungen, Wiederaufbau, Industrie, Weltkrieg, Industrieentwicklung, Deutschland
Arbeit zitieren
Markus Jungmann (Autor:in), 2004, Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie nach dem 2. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122013

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