Gesundheitliche Auswirkungen infolge von sozialer Isolation

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsdefinition Soziale Isolation

3 Bedeutung sozialer Einbindung für die Gesundheit

4 Risikogruppen und Indikatoren für soziale Isolation

5 Gesundheitliche Auswirkungen sozialer Isolation
5.1 Physische Auswirkungen sozialer Isolation
5.2 Psychische Auswirkungen sozialer Isolation

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wechselwirkung zwischen den Komponenten der International Classification of Functioning, Disability and Health

Abbildung 2: Anzahl der Alleinlebenden in Einpersonenhaushalten nach Alter und Geschlecht in Deutschland im Jahr 2020

1 Einleitung

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Thema der sozialen Isolation zu einer gesellschaftlichen Debatte herausgebildet und steht besonders seit Beginn der Corona Pandemie vermehrt im öffentlichen Interesse. Die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben hat Einfluss auf die individuelle Lebensqualität des Menschen. Soziale Isolierungsmaßnahmen gehen mit Einschränkungen in der Arbeits- und Freizeitgestaltung einher und führen zu einem Verlust sozialer Kontakte. Die Auswirkungen sozialer Isolation sind abhängig von den individuellen Charaktereigenschaften des Menschen. Im Laufe des Lebens ist der Mensch zahlreichen sozialen Veränderungen ausgesetzt. Mit steigendem Lebensalter nehmen soziale Verluste zu, wohingegen der Aufbau und Gewinn neuer zwischenmenschlicher Beziehungen abnimmt. Dies führt dazu, dass das soziale Netzwerk im höheren Alter immer kleiner wird. Neben der Anzahl von sozialen Kontakten nimmt besonders die Qualität der zwischenmenschlichen Interaktionen einen besonderen Stellenwert ein (Vonneilich, 2020, S. 35). In unerwartet auftretenden Lebensereignissen ist das soziale Netzwerk sowie das Gefühl von gesellschaftlicher Zugehörigkeit ein Faktor zur Förderung der Lebensqualität und des Wohlbefindens. Ein wichtiges Kennzeichen des sozialen Netzwerkes ist die gegenseitige Abhängigkeit und die soziale Unterstützung. Sozial isolierte Menschen sind abhängig von ihren Mitmenschen und benötigen vermehrt Hilfe bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben. Im Kontext der sozialen Unterstützung nimmt die verbale und nonverbale Kommunikation sowie der Körperkontakt und die Körpersprache eine bedeutende Rolle ein. Umso wichtiger sind zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Unterstützung in unvorhersehbaren Lebenskrisen (Benoy, 2020, S. 26).

Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist es, die Bedeutung der gesellschaftlichen Integration in Bezug auf die Gesundheit zu verdeutlichen und bestimmte Personengruppen mit einem erhöhten Risiko der sozialen Isolation aufzuzeigen, wobei folgende Frage beantwortet wird:

- Welche physischen und psychischen Auswirkungen hat soziale Isolation auf den Menschen?

Nach einer systematischen Literaturrecherche und -analyse wird zunächst der Begriff der sozialen Isolation definiert und eine Abgrenzung zum Begriff der Einsamkeit vorgenommen. Das dritte Kapitel hebt die Wichtigkeit der sozialen Einbettung in die Gesellschaft für die Gesundheit hervor. Bestimmte Personen haben ein erhöhtes Isolationsrisiko, welche neben den Ursachen für soziale Isolation im vierten Kapitel näher beleuchtet werden. Im fünften Kapitel wird der Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und den Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit herausgearbeitet.

2 Begriffsdefinition Soziale Isolation

Soziale Isolation kann von außen her beobachtet werden und meint den objektiven Mangel an sozialen Kontakten. Zur Messung der sozialen Isolation sind beispielsweise die Lebenssituation, ob eine Person allein oder in einer Beziehung lebt sowie die Anzahl zwischenmenschlicher Beziehungen, von Bedeutung (Bücker, 2021, S. 5). Einerseits kann die soziale Isolation freiwillig gewählt und andererseits unfreiwillig bestimmt werden. Es gibt Menschen, die sich bewusst zurückziehen und sich in ihrer Situation wohlfühlen (Anacker, 2020, S. 2).

Georg und Frowein definieren die soziale Isolation als ein „Minimum an sozialen Kontakten u. (!) Maximum an sozialer Distanz zwischen Individuen u. (!) Gruppen." (Georg & Frowein, 2001, S. 442).

Aus psychologisch-soziologischer Sicht ist die Isolation ein Zustand, welcher mit einer enormen sozialen Distanz oder einer geringen Anzahl von sozialen Kontakten verknüpft ist (Dorsch & Häcker, 2004, S. 463). Konkret bedeutet dies, das Fehlen sozialer Kontakte und zwischenmenschlicher Beziehungen (Perlmann & Peplau, 1998, S. 571). Das langfristige Fehlen sozialer Kontakte wird in der Psychologie als soziale Deprivation bezeichnet. Deprivation drückt den allgemeinen Zustand der Entbehrung und das nicht befriedigen psychischer Bedürfnisse aus. Demnach beschreibt die soziale Deprivation das Vorenthalten oder den Mangel zwischenmenschlicher Beziehungen (Stangl, 2022, o.S.).

Die soziale Isolation korreliert mit dem Begriff der Einsamkeit. Da man in den meisten Fällen davon ausgeht, dass sich isolierte Menschen einsam fühlen, werden die Begriffe der Isolation und der Einsamkeit häufig synonym verwendet (Anacker, 2020, S. 2). Auch wenn die Begriffe in wechselseitiger Beziehung zueinanderstehen, sind es unterschiedliche Phänomene. Gegenüber der sozialen Isolation ist die Einsamkeit das subjektive Empfinden der eigenen sozialen Situation und kann nicht freiwillig gewählt werden. Es entsteht ein Gefühl von Traurigkeit, Entfremdung und Ablehnung durch andere, was zu einem herabgesetzten Selbstvertrauen führt (Perlmann & Peplau, 1998, S. 573). Einerseits fühlen sich alleinlebende oder isolierte Menschen nicht immer einsam und andererseits gibt es Menschen, die sich trotz sozialer Zugehörigkeit aufgrund von fehlender Wertschätzung in einer Gruppe einsam fühlen. Das Gefühl von Einsamkeit kann Menschen in jeder Altersstufe betreffen (Bücker, 2021, S. 5).

3 Bedeutung sozialer Einbindung für die Gesundheit

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Von der Geburt an bilden soziale Beziehungen einen bedeutenden Teil in der Entwicklungsumwelt des Menschen. Soziale Zugehörigkeit ist ein Grundbedürfnis und löst ein Gefühl von Verbundenheit und Sicherheit aus. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist eine Voraussetzung für den Erhalt und die Förderung der Gesundheit (RKI, 2015, S. 421).

Soziale Unterstützung gilt als psychosoziale Ressource und vermittelt Zugehörigkeit und Wertschätzung, um den Menschen zu mehr Selbstwirksamkeit und einer erhöhten Resilienz zu verhelfen (Berkmann, 1995, S. 245). Die Annahme sozialer Unterstützung verhilft beim Aufbau eines positiven Selbstwert- und Selbstwirksamkeitsgefühls. Die Gesunderhaltung eines Individuums beeinflusst neben dem eigenen Verhalten auch das Verhalten der Gesellschaft. Ein intaktes Umfeld und eine gute Integration fördern das Wohlbefinden und führen zu einer hohen Kompetenz, mit belastendenden Situationen umzugehen (Berkmann, 1995, 245, 251, Hurrelmann, 2006, S. 83).

Die Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt für gesellschaftliche Partizipation. Gesunde Menschen sind besser in der Lage, soziale Kontakte zu pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die folgende Abbildung zeigt verschiedene Dimensionen, die in gegenseitiger Abhängigkeit zueinanderstehen und den Gesundheitszustand bestimmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Wechselwirkung zwischen den Komponenten der International Classification of Functioning, Disability and Health (Quelle: DIMDI & WHO, 2005, S. 23)

Eingeschränkte körperliche Funktionen, wie beispielweise Gebrechlichkeit oder eine verringerte Beweglichkeit sowie eine Beeinträchtigung der Teilhabe am Leben wirken sich negativ auf den Grad der Aktivität aus. Das Ausmaß an Aktivitäten ist zudem abhängig von individuellen Charaktereigenschaften und Lebenserfahrungen sowie umweltbezogener Faktoren. Resultierend aus dem geringen Maß an Aktivität ergeben sich gesundheitliche Einschränkungen bis hin zu Krankheits-entstehung und sozialer Isolation (Anacker, 2020, S. 2; DIMDI & WHO, 2005, S. 23).

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