„Ein Produktionszentrum ist eine Anhäufung von Produktionsstandorten einer Warengruppe und/oder multipler Produkte in einem zu definierenden geographischen und chronologischen Raum“
In Bezugnahme auf diese Definition soll untersucht werden, inwieweit Produktionszentren in einem vorher definierten Raum (Germania Inferior) – und Zeit (Spätantike – Frühmittelalter) existent waren und welche Rolle sie im Bezug auf das Verhältnis Stadt zu Land gespielt haben. Die Produktgruppe „Glas“ soll in dieser Arbeit einen Schwerpunkt der Betrachtungen bilden. Dabei sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Geklärt werden soll das Verhältnis zwischen Produktionsbetrieben und der Stadt. Hierbei ist im Rheinland der Fokus auf den Kölner Raum gelegt, wo sich für die Glasproduktion entscheidende Aussagen treffen lassen, die so nicht auf den gesamten Raum des Imperium Romanum anzuwenden sind; in diesem speziellen Fall lassen sich jedoch besondere Entwicklungen beschreiben und deuten.
Bei der Auswahl des Themas und der ersten Übersicht ergaben sich folgende Fragestellungen:
- Inwieweit besteht eine Beziehung zwischen den Produktionsbetrieben einerseits und der Stadt andererseits und lässt sich diese unter Berücksichtigung historischer, klimatischer und anderer äußerer Faktoren beschreiben?
- Spielen innere Faktoren für diese Entwicklung eine Rolle?
- Ist diese Beziehung Änderungen unterworfen und welche Faktoren wirken darauf ein?
- Besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen der Standortwahl des Produktionsbetriebes und der Stadt als solche?
- Welche produktionsspezifischen Faktoren, wie Rohstoffverfügbarkeit und Lagerkapazität, spielen bei der Auswahl eines Standortes eine Rolle?
- In Bezug auf das Verhältnis der spätantiken Abläufe zu den frühmittelalterlichen Abläufen: Kontinuität oder Diskontinuität?
Zur Klärung dieser Fragen sollen einige Punkte genauer betrachtet werden. Das Gesamtbild lässt sich nur als vereinfachtes Modell darstellen, da eine differenzierte Betrachtung den Umfang dieser Arbeit sprengen würde. Einige grundlegende Aussagen werden sich allerdings herauskristallisieren; diese sollen dann dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Definitionen
- a. rohstoffintensive Waren
- b. Produktionszentren
- c. geographisches Arbeitsgebiet
- d. Spätantike und Frühmittelalter
- III. Metallwaren
- a. Rohstoffe und deren Gewinnung
- b. Metallwaren
- IV. Töpfereierzeugnisse
- V. Glaswaren
- a. Glasherstellung in der Spätantike und im frühen Mittelalter
- b. Glasproduktion im Bereich der CCAA
- 1. Prätorium
- 2. Eigelstein
- 3. Helenenstraße
- 4. Gereonstraße
- c. Produktionsstandortwahl für die Glasproduktion in der CCAA
- d. Glasproduktion im Hambacher Forst
- 1. Fundplatz HA 75
- 2. Fundplatz HA 132
- 3. Fundplatz HA 500
- 4. Fundplatz HA 382
- 5. Fundplatz HA 59
- e. Überlegungen zur Chronologie
- f. Vergleich spätantiker und frühmittelalterlicher Gläser aus dem Rheinland
- g. Die soziale Stellung des Glashandwerkers in der Spätantike
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Existenz von Produktionszentren rohstoffintensiver Waren in der Germania Inferior während der Spätantike und des Frühmittelalters und deren Beziehung zur Stadt-Land-Beziehung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Glasproduktion im Kölner Raum. Die Arbeit beleuchtet die Faktoren, die die Standortwahl der Produktionsbetriebe beeinflussten, sowie das Verhältnis zwischen Produktionsbetrieben und der Stadt Köln.
- Beziehung zwischen Produktionsbetrieben und Städten unter Berücksichtigung historischer und klimatischer Faktoren
- Rolle innerer Faktoren bei der Entwicklung von Produktionszentren
- Veränderungen in dieser Beziehung und einflussnehmende Faktoren
- Kausaler Zusammenhang zwischen Standortwahl und städtischer Entwicklung
- Produktionsspezifische Faktoren wie Rohstoffverfügbarkeit und Lagerkapazität
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I führt in die Thematik ein und definiert die Forschungsfragen. Kapitel II liefert Definitionen zu rohstoffintensiven Waren, Produktionszentren, dem geographischen Arbeitsgebiet (Germania Inferior mit Fokus auf Köln und Umgebung) und den untersuchten Zeiträumen (Spätantike und Frühmittelalter). Kapitel III behandelt Metallwaren, inklusive Rohstoffgewinnung und -verarbeitung. Kapitel IV befasst sich mit Töpfereierzeugnissen und deren Produktionsstandorten. Kapitel V analysiert die Glasproduktion, einschliesslich der Produktionsstandorte in Köln und dem Hambacher Forst, sowie die Standortwahl und chronologische Entwicklung.
Schlüsselwörter
Germania Inferior, Spätantike, Frühmittelalter, Produktionszentren, Rohstoffintensive Waren, Metallverarbeitung, Töpferei, Glasproduktion, Köln, Hambacher Forst, Stadt-Land-Beziehung, Rohstoffverfügbarkeit, Standortwahl.
- Quote paper
- Marco Chiriaco (Author), 2008, Produktionszentren rohstoffintensiver Waren und die Stadt in Spätantike und Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122255