War die Corona Krise vorhersehbar? Das Risikomanagement im unternehmerischen Zusammenhang


Essay, 2020

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

1 Einleitung

„Wenn man den Gegner, gegen den man kämpft, nicht richtig kennt, dann ist das ein Problem. Wie groß, wie tiefgreifend die Corona-Krise ist - auf diese Frage gibt es heute noch keine Antwort.“ (Daniel Pokraka, 2020) Vor circa dreieinhalb Monaten meldeten chinesische Behörden eine bisher nicht dagewesene Krankheit an die Weltge­sundheitsbehörde. Das sogenannte Corona Virus (COVID-19) verbreitet sich rasant. Folglich steigen die Infektionszahlen sowohl national als auch international. Eine Hei­lung ist aktuell nicht bekannt. (Quarks, 2020) In Deutschland sind derzeit über 70.000 Menschen erkrankt, wobei circa 800 Personen bereits an den Folgen des Virus gestor­ben sind. Täglich steigen die Zahlen der infizierten Menschen und die der Todesopfer. (N-TV, n. d.) Aufgrund der grippeähnlichen Symptome ist eine Infizierung schwer zu diagnostizieren. So können Fieber, Husten, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmer­zen oder nur ein leichtes Kratzen im Hals erste Anzeichen einer COVID-19 Infektion sein. Die Folgen einer Ansteckung sind verschieden. Etliche Erkrankte bleiben sym­ptomfrei oder zeigen leichte Erkältungserscheinungen. Andere hingegen erleiden eine schwere virale Lungenentzündung oder sterben.

Als besonders gefährdet gelten:

- Ältere Menschen ab 50 Jahren,
- Personen mit einem schwachen Immunsystem,
- Personen mit Vorerkrankungen des Herzens oder der Lunge,
- Personen, die an chronischen Erkrankungen leiden,
- Personen, die an Diabetes mellitus leiden und
- Personen, die an Krebserkrankungen leiden.

Ein weitere Problematik ist die Verbreitung beziehungsweise die große Ansteckungsge­fahr. Derzeit wird von einer Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen ausgegangen. Außer­dem kann das Virus bis zu 72 Stunden auf Oberflächen oder Edelstahl überleben. Zu­dem war bislang kein Mensch mit dem COVID-19 Virus infiziert, sodass keine Grun­dimmunität, wie zum Beispiel bei einer Grippe, besteht. Dies trägt zu einer rasanten in­ternationalen Ausbreitung bei. (Quarks, 2020)

Doch was bedeutet das für die Wirtschaft? Viele Menschen aus der Risikogruppe sind unter anderem Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige. Wie die vergangenen Mo­nate zeigen ist ein exakter Überblick über jeden Infizierten unmöglich. Als Beispiel: Person A arbeitet mit Person B in einem Büro. Sie begrüßen sich mit einer Umarmung. Am Ende des Arbeitstages von Person B fährt diese Person nach Hause. Dort erwartet Person B eine Familie mit mehreren Kindern. Nach neun Tagen zeigt Person A Sympto­me des COVID-19 Virus. Schnell stellt sich heraus, dass Person B sich angesteckt hat. Bevor dies erkannt wurde hat Person B Kontakt zu den Kindern gehabt und diese bereits mit Freunden und Schulkameraden. Wie anhand des Beispiels zu erkennen ist, scheint eine Eindämmung nur mit einem strikten Kontaktverbot aufzuhalten zu sein. Verschie­dene Unternehmen, wie zum Beispiel Diskotheken, Restaurants, Bars und Kinos müs­sen ihren Betrieb einstellen. Folglich verdienen sie kein Geld. Die laufenden Kosten bleiben bestehen. Auch andere Unternehmen sind dazu angehalten ihren Betrieb einzu­stellen beziehungsweise die Mitarbeiter im Home-Office arbeiten zu lassen. Dies löst eine Kettenreaktion aus. Schließen zum Beispiel bundesweit Diskotheken bedeutet dies für die Lieferanten weniger Aufträge und somit ein Verlust. Die Auswirkungen sind bri­sant. (N-TV, n. d.)

In einer aktuellen Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer wurden 15.000

Unternehmen aus allen Regionen und Branchen zum Jahresumsatz befragt. Mehr als 80% der Firmen erwarten in diesem Jahr einen Umsatzrückgang. Fastjedes fünfte Un­ternehmen ist über eine mögliche Insolvenz besorgt. Um einer Insolvenz vorzubeugen melden circa 470.000 Betriebe Kurzarbeit an. (Daniel Prokaka, 2020) Wird sich die Wirtschaft erholen können und war dieses Risiko abschätzbar? Diese Fragen sollen im Folgenden erläutert werden.

2 Hauptteil

Um einen detaillierteren Einblick in die Thematik zu erhalten ist es erforderlich den Begriff Risiko im unternehmerischen Zusammenhang zu definieren. Im Allgemei­nen definiert sich das Risiko als eine Kennzeichnung der Eventualität. Die Wahrschein­lichkeit, dass in der Zukunft ein Schaden entstehen kann, wird abgeschätzt. In unterneh­merischem Zusammenhang bedeutet also Risikomanagement das Abwägen und Ein­schätzen aller Arten von Risiken in einem Unternehmen. Das Ziel, unternehmerische Risiken zu senken und künftige Schäden zu vermeiden oder zu minimieren, wird stets verfolgt. (Prof. Dr. Robert Gillenkirch & Prof. Dr. Werner Gleißner, n. d.)

Perikies, ein bedeutender Staatsmann und begabter Redner in der Blütezeit des Klassi­schen Griechenlands, vertrat eine klare Auffassung: „Es kommt nicht darauf an, die Zu­kunft vorauszusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ (Perikies, Business Netz, 04.07.2009, Z. 11-12) Jedes Risiko ist abschätzbar und kalkulierbar, aber dafür bedarf es eines praxistauglichen Risikomanagements. Um die verschiedenen Bedrohun­gen, Gefahren und Risiken für das Unternehmen und den daraus resultierenden Schaden minimieren oder vermeiden zu können, ist die Berufung einer oder mehrerer Personen zum haupt- oder nebenamtlichen Risikomanager erforderlich.

Dieses Management muss langfristig und konsistent in das Unternehmen etabliert wer­den und zujederzeit mit der Führungsperson beziehungsweise der Leitung des Betriebes in Kontakt treten können. Der oder die Risikomanager benötigen für die Risikoermitt­lung objektive Einsichten in die einzelnen Unternehmensabläufe. (Business Netz, 2010) Um auf die Zukunft vorbereitet zu sein ist ein Risikomanagementprozess erforderlich. Zu Beginn wird das Risiko identifiziert sowie bewertet. Anschließend erfolgt die Risi- koaggregation, also die Gesamtrisikoposition wird bestimmt. Daraufhin werden sowohl präventive als auch reaktive Maßnahmen zur Risikobewältigung durchgeführt und unter anderem Ablauf- und Aufbauorganisationen überwacht. Abschließend erfolgt ein exter­nes Berichtwesen an die Stakeholder. Um zum Beispiel finanzielle Risiken abschätzen und vorbeugen zu können, wird im Risikocontrolling der Return on Investment durch­geführt. Dieser stellt das Jahresergebnis in Bezug auf das eingesetzte Kapital dar. Ein Vorteil hierbei ist, dass er sich aus mehreren relevanten Komponenten zusammensetzt.

Ein Rechenbeispiel:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Eigene Abbildung, Rechenbeispiel (Skript Management Basics Übungsaufgaben, Prof. Dr. Thomas Obermeier)

Ein weiteres Beispiel für das Risikocontrolling ist die Balanced Scorecard. Diese dient der Messung, Dokumentation und Steuerung der Aktivitäten eines Betriebes in Bezug auf seine Vision und Strategie. Ein Vorteil hierbei ist, dass die Scorecard kritische Er­folgsfaktoren an einer Strategie ausrichtet. Um dies durchführen zu können werden ver­schiedene Schritte in einem Prozess durchgeführt. Diese Schritte werden im Folgenden tabellarisch dargestellt. (Prof. Dr. Thomas Obermeier, 2019)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2. Eigene Abbildung, Balanced Scorecard - Prozess (Skript Management Basics, Prof. Dr. Thomas Obermeier)

Es gibt verschiedene Risiken, auf die das Unternehmen sich vorbereiten kann. Techni­sche Risiken umfassen den Ausfall von Computern oder Maschinen und Störungen bei Lieferanten oder Speditionen. (Dr. Jürgen Fleig, 2018) Diese Risiken sind vorhersehbar und ein Unternehmen kann durch verschiedene Vorsorgemaßnahmen den Schaden ver­meiden beziehungsweise minimieren. Als Beispiel: Finanzielle Rücklagen ermöglichen im Falle eines Computerausdefekts die fachmännische Reparatur oder den Kauf eines Ersatzgerätes. Alternativ kann für den Ausfall des Computers bereits ein weiterer einge­lagert werden, sodass eine Weiterarbeit unverzüglich stattfmden kann. Rechtliche Risi­ken implizieren Fehlentscheidungen, Fehlverhalten oder mangelhafte Kontrollmecha­nismen durch Arbeitnehmer und Führungskräfte. (Dr. Jürgen Fleig, 2018) Diese Risiken sind ebenfalls vorhersehbar. Fehlentscheidungen und -verhalten liegen in der Natur des Menschen, ebenso wie zeitweise Unkonzentriertheit. Für diesen Fall können ebenfalls Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Zum Beispiel kann der Verantwortungsbereich auf mehrere Personen aufgeteilt werden, sodass die Entscheidung nicht von einer Person alleine abhängig ist. Zusätzliche Präventionsmaßnahmen zur betrieblichen Gesundheits­förderung steigern die Konzentration und beugen so Fehlentscheidungen vor. Weitere unternehmerische Risiken sind der wirtschaftlichen Art. Langfristige Kunden können den Vertrag beenden oder der Güterpreis im Polypol sinkt drastisch. (Dr. Jürgen Fleig, 2018) Auch diese Gefährdungen sind kalkulierbar. Finanzielle Rücklagen ermöglichen den Übergang von einem zu einem anderem Kunden. Zudem ist davon abzuraten, sich lediglich auf einen Kunden zu konzentrieren. Regelmäßige Martküberwachungen er­möglichen eine grobe Vorhersage der Güterpreise. Weiterhin existieren Risiken durch externe Einflüsse, wie zum Beispiel durch Unwetter, Anschläge und Pandemien. (Dr. Jürgen Fleig, 2018) Durch finanzielle Rücklagen sind Übergänge ohne Einnahmen zu überstehen, doch für wie lange?

Professor Stephan Martin, Verfasser des Artikels „Es ist nicht alles vorhersehbar“ in der Regionalzeitung NRZ, berichtet über eine Studie kanadischer Wissenschaftler in Bezug auf Herzstillstände. Er vertritt die Auffassung, dass auf dieser Welt nicht alles vorher­sehbar ist. (Prof. Stephan Martin, 2018) Die Bedrohungen, Gefahren und Risiken für Unternehmen machen keine Pause. Der schnelle Marktwandel sowie die zunehmenden Marktschwankungen fördern permanent neue Chancen und Risiken, die regelmäßig neu bedacht und eingeschätzt werden müssen. Verschiedene potentielle unternehmerische Risikoquellen erschweren die Vorhersage und Kalkulierung von Risiken. Zu diesen Ri­sikoquellen gehören die allgemeine Marktentwicklung, besonders Aktienkurse, Güter­preise und Indexstände, rechtliche sowie politische Risiken aber auch Kredit- und Liqui­ditätsrisiken. (Prof. Dr. Thomas Obermeier, 2019) Derzeit ist das COVID-19 Virus sehr aktuell. Es handelt sich hierbei um eine Pandemie, eine nicht lokal begrenzte Infektions­krankheit, die sich rasant über Landesgrenzen und Kontinente ausbreitet. (Prof. Dr. Sig­run Smola, n. d.) Das Risiko einer Pandemie kann zwar vorhergesehen werden, aber nicht die tatsächlichen Auswirkungen. Niemand kann Vorhersagen wie intensiv die Krankheit ausbricht, welche nationalen und internationalen Folgen auftreten, welche Gesetze zur Eindämmung erlassen und wie lange die Situation anhalten wird. Finanziel­le Rücklagen schützen vor zeitlich begrenzten Engpässen, aber sie sind nicht auf lang­wierige Ausfälle ausgelegt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
War die Corona Krise vorhersehbar? Das Risikomanagement im unternehmerischen Zusammenhang
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
15
Katalognummer
V1223344
ISBN (eBook)
9783346650450
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Management Basics, Corona, Pandemie, Risiko, Risikomanagement
Arbeit zitieren
Franziska Pommer (Autor:in), 2020, War die Corona Krise vorhersehbar? Das Risikomanagement im unternehmerischen Zusammenhang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1223344

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: War die Corona Krise vorhersehbar? Das Risikomanagement im unternehmerischen Zusammenhang



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden