Wirkung eines erweiterten Kontaktes auf Vorurteile

Anwendung der erweiterten Kontakthypothese auf Vorurteile zwischen Gruppen


Hausarbeit, 2019

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Beeinflussung von Vorurteilen durch erweiterten Kontakt
2.1 Erweiterter Kontakt in der Intergruppenforschung
2.2 Vorurteile in der Intergruppenforschung
2.3 Hypothesen und Analyse

3. Fazit und Ausblick

II Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Integration ist in der breiten Offentlichkeit der letzten Jahre ein groBes Diskussionsthema ge- worden, denn „kaum ein Thema ist so lebensnah im Alltag der Burger verankert wie der Umgang mit den neuen Fremden“ (Korte, 2016, S.87). Der Umgang mit Fremden ist stark beeinflusst durch die Zuordnung von sich selbst zu einer Eigengruppe und der Anderen zu einer Fremdgruppe. Vorurteile und Stereotypen sind hierbei von ubergeordneter Relevanz (Zhou, Page-Gould Aron, Moyer & Hewstone, 2019). Die Spannungen in Europa bezuglich Einwan- derung nehmen seit Jahren zu, Einwanderung steht im Zentrum der politischen Debatte Europas. Dies tragt zu gruppenbezogenen feindseligen Einstellungen bei (Nasr & Inverardi, 2016). Aus diesem Grund ist die Beeinflussung dieser Einstellungen wichtig fur friedliches Zusam- menleben. Im Rahmen der Globalisierung mischt sich nach Korte (2016) das Engagement einer humanitaren Politik mit Konflikten und Angsten, was vor allem in Bezug auf Fluchtlinge und Einwanderer geschehe. Aber auch die sogenannte „LGBT“, vertretend fur Lesbische, Schwule, Bisexuelle und Transgender Gemeinschaft, kampft nach wie vor in der Offentlichkeit um die Reduzierung von Vorurteilen (Hoblich, 2014). Korte (2016) hebt hervor, dass die Fluchtlings- politik im Zentrum der aktuellen Medienlandschaft steht und die Einstellungen der Medienre- zipienten beeinflusst: „Fluchtlingspolitik ist das Leitthema beim Fruhstuck, am Arbeitsplatz, bei Freizeit-Aktivitaten, den vielen Gesprachen mit Freunden und Nachbarn. Und es ist das Thema der Medien “ (Korte, 2016, S. 87). Heutzutage spielen Medien nach Schindler et al. (2019) bei der Veranderung und Entstehung von Vorurteilen eine zentrale Rolle, denn ein Kontakt zu Fremdgruppenmitgliedern besteht fast ausschlieBlich uber Massenmedien, welche gemeinsam mit der Eigengruppe rezipiert und bewertet werden. Damit werden Medienbotschaften maBgeblich von Gruppenmechanismen beeinflusst. Denn durch Kontakt konnen Vorurteile und Konflikte vermieden werden (Kessler & Fritsche, 2018).Das Potenzial, dass Vorurteile in Ge- walttaten eskalieren ist nach Schindler und Bartsch (2019) gegeben. Dies fuhrt nicht selten zu Kriegen oder Attentaten, die es zu verhindern galte. Dabei seidas Thema von Vorurteilen uberall dort von Bedeutung, wo es Randgruppen gibt. Es gilt zu klaren, wieso diese Gruppendifferen- zierung im Allgemeinen stattfindet, wie Vorurteile einen Einfluss darauf haben und durch wel- che, vor allem neuartigen, Kontaktphanomene sie beeinflusst werden (Schindler et al., 2019). Integration ist ein umfassendes Thema und sollte eher als AnstoB fur die Idee dieser Arbeit gesehen werden, die sich auf den erweiterten Kontakt als neue Kontaktform bezieht.Wegender Prasenz von Vorurteilen in gruppenubergreifendem Kontakt im Alltag der Menschen liegtder Schwerpunkt der Arbeit auf Vorurteilen im Bereich der Intergruppeneinstellungen. Vorurteile, welche meist als negative Einstellungen definiert sind, sind Einstellungen, dieauf der sozialen Kategorisierung beruhen (Schindler etal., 2019).

Das gewahlte Thema der Reduzierung von Vorurteilen durch erweiterten Kontakt ist kommu- nikationswissenschaftlich hochst relevant. Die erweiterte Kontaktforschung erhebt Erkenntnisse zu samtlichen Randgruppen. Die kommunikationswissenschaftliche Intergruppen-Kon- takttheorie legt nahe, dass Begegnungen mit Menschen einer Fremdgruppe in Form eines di- rekten Kontaktes zwischen Eigen- und Fremdgruppe, die Einstellungen zu besagter Gruppe verbessern konnen (Allport, 1958). Die Theorie gilt fur alle Kontexte und Gruppenabgrenzungen und baut Vorurteile auch dann ab, wenn bestimmte ideale Bedingungen nicht erfullt sind (Kim & Wojcieszak, 2018). Es gibt jedoch nicht nur ethnische, nationalkulturelle oder religiose Gruppen die im alltaglichen Leben wie Bildungseinrichtungen oder Berufsgruppen getrennt sind. Sondern es gibt auch Interaktionen aktiv vermeidende Burger, weswegen immer mehr For- men des indirekten Kontaktes untersucht werden (Eller, Hewstone & Dovidio, 2011a). Denn viele Menschen haben nach Kim und Wojcieszak (2018) keinen haufigen direkten Kontakt zu Fremdgruppenmitgliedern, wenn sie negative Einstellungen gegenuber der Gruppe haben. Die Forschung an indirektem Kontakt zeigt allerdings, dass personliche Interaktion nicht notwendig ist, um Vorurteile abzubauen (Wright, Aron, McLaughlin-Volpe & Ropp, 1997). Daher befasst sich diese Arbeit mit einem indirekten Kontakt zwischen Fremd- und Eigengruppe, genauer mit der Wirkung des erweiterten Kontaktes auf Vorurteile. Erweiterter Kontakt ist die erste Form des indirekten Kontaktes und beeinflusst andere indirekte Kontaktformen, zum Beispiel uber Wege wie Massenmedien, Beobachtung oder personliche Konversation (Zhou et al. 2019). Die massenmediale Kommunikation unterstreicht die kommunikationswissenschaftliche Relevanz des gewahlten Themas. Der Status des erweiterten Kontaktes als erster indirekter Kontakt, ist der Grund fur die Fokussierung auf diesen Intergruppenkontakt.

Die erste Definition der erweiterten Kontakthypothese nach der Pionierstudie von Wright et al. (1997) besagt, dass das bloBe Wissen, dass ein Eigengruppenmitglied eine enge Beziehung zu einem Fremdgruppenmitglied hat ausreiche, um Vorurteile und negative Einstellungen gegen- uber der AuBengruppe zu verringern. Dem Thema des erweiterten Kontaktes wirdmet sich ein sehr aktueller Forschungsstand, erst 2019 kam die erste Metaanalyse mit signifikanten Ergeb- nissen heraus. Diese Metaanalyse von Zhou et al. umfasst 248 EffektgroBen aus 115 Studien zur erweiterten Kontakthypothese und deckt damit die 20-jahrige Forschung in diesem Bereich ab. Sie gibt einen quantitativ systematischen Uberblick uber die erweiterte Kontakthypothese und dient als Anhaltspunkt dieser Arbeit und die Forschungsfrage. Das Erkenntnissinteresse besteht neben wissenschaftlichem Fortschritt darin, eine Beihilfe zur Losung und Pravention negativer Konsequenzen fur die Gesellschaft, die aus dem Vorhandensein von Vorurteilen reduzieren. In der Forschungsfrage wird sich dabei auf die allgemeine Wirkung des erweiterten Kontaktes auf Vorurteile bezogen, nicht nur auf die Reduzierung dieser.

Das wissenschaftliche Ziel dieser Arbeit ist damit die Klarung, ob ein erweiterter Kontakt zwischen einer Person zu einem Fremdgruppenmitglied uber ein Eigengruppenmitglied Einfluss auf die Vorurteile der Person hat.

Die konkrete Fragestellung lautet:

Inwieweit kann der erweiterte Kontakt durch ein Eigengruppenmitglied zu einem Fremdgrup- penmitglied Vorurteile gegenuber des Fremdgruppenmitglieds beeinflussen?

Abgeleitet aus der Forschungsfrage sowie der Theorie in der erweiterten Kontaktliteratur im Bereich der Vorurteile werden folgende Hypothesen untersucht:

H1: Die Interaktion zwischen erweitertem Kontakt und direktem Kontakt beeinflusst die Wirkung auf die Reduzierung von Vorurteilen der Eigengruppe zur Fremdgruppe.

H2: Ein erweiterter Kontakt ist erfolgreicher bei der Reduzierung von Vorurteilen, wenn er kognitiv ist.

H3: Erweiterter Kontakt, der durch Medien stattfindet, hat Einfluss auf Intergruppeneinstel- lungen.

Im nachsten Schritt werden die genauen Fachtermini definiert und erlautert. Dies umfasst auch die gangigen Operationalisierungen im Bereich des erweiterten Kontaktes, der Begriffsdefinition desselbigen, sowie der genauen Definition von Vorurteilen im Bereich der erweiterten Kontakttheorie und dem aktuellen Forschungsstand hierzu. Danach werden die Hypothesen the- oretisch aus dem Forschungsstand abgeleitet und versucht umfassend zu beantworten. Diese Arbeit unterliegt auf Grund ihres schmalen Umfanges und der Aktualitat der Forschung keiner Vollstandigkeit und gibt lediglich einen Einblick in das Thema. Im letzten Punkt werden die Ergebnisse der Hypothesen und der Fragestellung in einem Fazit prasentiert und zusammenge- fasst, sowie ein Ausblick auf weitere Forschung und die Anwendung in der Praxis gegeben.

2 Beeinflussung von Vorurteilen durch erweiterten Kontakt

2.1 Erweiterter Kontakt in der Intergruppenforschung

Der erweiterte Kontakt ist im Bereich des Intergruppenkontakts und der Intergruppenbeziehun- gen einzuordnen, zusammen mit anderen Kontaktformen, wie beispielsweise dem eingebildeten oder dem parasozialen Kontakt (Crisp, Turner & Rhiannon, 2012). Eine Person fuhlt sich zur Eigengruppe zugehorig und hat innerhalb der Gruppe Eigengruppenfreunde. Diese Zuge- horigkeit entsteht in Abgrenzung zu Fremdgruppen, meist demographischen Randgruppen, zur der sich die untersuchte Person nicht zugehorig fuhlt. Die erweiterte Kontakthypothese ist eine wichtige und empirisch robuste Erganzung der Literatur zu Intergruppenbeziehungen, als Idee der indirekten, gruppenubergreifenden Erfahrung des erweiterten Kontaktes, welcher zwischen- gruppen Einstellungen verbessert (Zhou et al., 2019). Die erweiterte Kontakthypothese gilt als eine Weiterentwicklung der Kontakthypothese nach Allport von 1954, nach welcher Personen direkten Kontakt zu externen Gruppenmitgliedern haben mussen, um Vorurteile abzubauen (Pettigrew, Tropp, Wagner, & Christ, 2011). Bei der Untersuchung des Abbaus von Vorurteilen konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Forschung im Intergruppenkontakt vor allem auf die Arbeit von Allport. Der direkte Kontakt zwischen verschiedenen sozialen Gruppen gilt als Schritt zur Einstellungsanderung, unter Beachtung der Bedingungen, unter denen ein solcher Kontakt die Einstellungen zwischen Gruppen verbessert. Die Kontakthypothese geht davon aus, dass der Kontakt zwischen Gruppen unter den richtigen Bedingungen Vorurteile abbaut und bessere Beziehungen zwischen Gruppen fordert (Tredoux & Finchilescu, 2016). Seit dieser Pionierarbeit gilt der gruppenubergreifende Kontakt als wichtiger Faktor und Weg zu einer Anderung von Einstellungen (Zhou et al., 2019).

Die Erweiterung von Allports Kontakthypothese im Sinne der erweiterten Kontakthypothese besagt, dass es nicht notwendig ist, personlich externe, gruppenubergreifende Freunde zu haben, um Einstellungen zu beeinflussen. 1997 fuhrten Wright, Aron, McLaughlin-Volpe und Ropp daher die erweiterte Kontakthypothese ein, die besagt, dass das bloBe Wissen, dass ein Eigengruppenmitglied eine enge Beziehung zu einem Fremdgruppenmitglied hat ausreicht, um Vorurteile und negative Einstellungen gegenuber der AuBengruppe zu verringern. Gemeint mit dem erweiterten Kontakt ist die der Versuchsperson bewusste Anzahl von Fremdgruppenfreun- den interner Freunde (Wright et al., 1997). Die ursprungliche Originaldefinition des erweiterten Kontaktes lautet: “knowledge that an in-group member has a close relationship with an outgroup member” (Wright et al., 1997, S.74). Innerhalb dieser ersten Studien des erweiterten Kontakts, sind die Mechanismen der als positives Beispiel dienende Kontakt von Eigen- und Fremdgruppenmitglied, sowie die Einbeziehung des Fremdgruppenmitgliedes in das Selbst- gruppenbild. Die Kontakthypothese wurde im Rahmen der Pionierstudie von Zhou et al. besta- tigt, da Probanden, die ein Eigengruppenmitglied mit einem Freund aus der Fremdgruppe kann- ten, weniger negative Einstellungen gegenuber dieser Person und der Fremdgruppe hatten, wobei dispositionale Variablen und direkte Freundschaft kontrolliert wurden (Wright et al., 1997).

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Details

Titel
Wirkung eines erweiterten Kontaktes auf Vorurteile
Untertitel
Anwendung der erweiterten Kontakthypothese auf Vorurteile zwischen Gruppen
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Kommunikations- und Medientheorien
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V1223487
ISBN (eBook)
9783346650078
ISBN (Buch)
9783346650085
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kontakthypothese, vorurteile, erweiterterkontakt
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Emmely Schröder (Autor:in), 2019, Wirkung eines erweiterten Kontaktes auf Vorurteile, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1223487

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