Thomas Hobbes’ Gesellschaftsvertrag


Seminararbeit, 2001

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Naturzustand bei Hobbes

3 Der Gesellschaftsvertrag

4 Autorisierung

5 Schlussbemerkungen

6 Bibliographie

1 Einleitung

Der englische Philosoph Thomas Hobbes gilt als der große Denker der politischen Philosophie der Neuzeit. Ihm gelang es, die politische Philosophie des Gesellschaftsvertrages vor dem Hintergrund des englischen Bürgerkrieges neu zu begründen. In seinem Leviathan von 1651 entwickelte er eine noch nie dagewesene individualistische Philosophie, welche sich allein auf die ökonomische Rationalität stützt und sich vom politischen Aristotelismus und dem traditionellen Naturrechtsdenken abwendet.[1] Er ist der sogenannte „Erfinder“ des „vertragstheoretischen Begründungsmodells“[2], welches aus unserem heutigen politischen Denken nicht mehr weg zu denken ist. Seine revolutionäre Grundidee des Gesellschaftsvertrages beruht auf der „Idee der Autoritäts- und Herrschaftslegitimation durch freiwillige Selbstbeschränkung“[3]. Dies geschieht aus eigenem Interesse des Individuums, welches zu der vernünftigen Einsicht kommt, den Naturzustand mit all seinen Bedrohungen nicht mehr länger als gegeben hinzunehmen. Statt dessen wird ein freiwilliger Vertrag geschlossen, mit dem dieser unsichere Zustand beendet wird, sich das Individuum aber zugleich in die Abhängigkeit eines übergeordneten Souveräns, dem so genannten Leviathan begibt. Somit ist Hobbes der erste Philosoph, der den Staat als etwas vom Menschen geschaffenes, also als etwas künstliches, nicht mehr wie zum Beispiel Aristoteles als etwas natürliches, darstellt.

Im Anschluss werde ich insbesondere genauer auf die Frage eingehen, wie und warum der Gesellschaftsvertrag geschlossen wird und welche Rolle dabei dem Souverän zukommt, um damit das revolutionär neue Denken Hobbes zu verdeutlichen.

2 Der Naturzustand bei Hobbes

Um das Warum? zu beantworten, muss man sich zuerst Hobbes` Modell des Naturzustandes genauer vor Augen führen. Der Naturzustand ist eine Konstruktion, ein „Gedankenexperiment“[4] Hobbes`. Er stellt sich die Frage, ob sich ohne Vorhandensein verbindlicher Normen eine stabile zwischenmenschliche Ordnung überhaupt herausbilden kann.[5] Er kommt jedoch bei der Beantwortung der Frage zu folgender Feststellung:

„ Ferner empfinden die Menschen am Zusammenleben kein Vergnügen, sondern im Gegenteil großen Verdruss, wenn es keine Macht gibt, die dazu in der Lage ist, sie alle einzuschüchtern.“[6]

Hobbes spricht von „ drei hauptsächlichen Konfliktsursachen“[7] in der menschlichen Natur, die da wären: „ Erstens Konkurrenz, zweitens Mißtrauen, drittens Ruhmsucht.“[8] Diese Ursachen machen den Naturzustand zum Kriegszustand. Kersting spricht von fünf Voraussetzungen, durch welche der Naturzustand zu eben diesem Kriegszustand wird. Zum ersten durch den von ihm so bezeichneten „ konstitutiven Egoismus“[9]. Dieser erklärt sich wie folgt: Der Mensch ist insbesondere an seiner Selbsterhaltung und dem Erfolg seiner eigenen Handlungen interessiert. Dem Menschen ist dem zu Folge sein eigenes Leben wichtiger als das Leben anderer. Hobbes beschreibt dies so:

„ Daraus ergibt sich klar, daß die Menschen während der Zeit, in der sie ohne eine allgemeine , sie alle im Zaum haltende Macht leben, sich in einem Zustand befinden, der Krieg genannt wird, und zwar in einem Krieg eines jeden gegen jeden.“[10]

Dieser Krieg erfordert die ganze Kraft und Aufmerksamkeit des Menschen, sein eigenes Leben zu sichern, da „ ...jeder eines jeden Feind ist...“[11]. Zu diesem Zustand kommt es zweitens durch die „ knappheitsbedingte Konkurrenz“[12]. Da die Güter einerseits und die Mittel andererseits im Naturzustand knapp bemessen sind,

„und wenn daher zwei Menschen nach demselben Gegenstand streben, den sie jedoch nicht zusammen genießen können, so werden sie Feinde und sind in Verfolgung ihrer Absicht, die grundsätzlich Selbsterhaltung und bisweilen nur Genuß ist, bestrebt, sich gegenseitig zu vernichten oder zu unterwerfen.“[13]

Die Konkurrenz zwischen den Menschen führt also im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Konflikten, in jedem Falle aber zu drittens, „ konkurrenzbedingter Verfeindung“[14]. Die Menschen sind also im Naturzustand, wie oben schon gezeigt, prinzipiell gewaltbereit. Dies ruft eine natürliche Verfeindung hervor. Durch die viertens „Rationalität des offensiven Mißtrauens und vorbeugender Gewaltanwendung“[15] entwickeln die Menschen im Naturzustand Überlebensstrategien. Dies bedeutet, sie rechnen mit dem Schlimmsten, das heißt, sie rechnen damit, von den anderen getötet zu werden, und versuchen somit, der Gewalt anderer zuvor zu kommen.

„ Und wegen dieses gegenseitigen Mißtrauens gibt es für niemanden einen anderen Weg, sich selbst zu sichern, der so vernünftig wäre wie Vorbeugung, das heißt, mit Gewalt oder List nach Kräften jedermann zu unterwerfen, und zwar so lange, bis er keine andere Macht mehr sieht, die groß genug wäre, ihn zu gefährden.“[16]

Man kann sich also nicht auf die Friedfertigkeit anderer verlassen und muss, um seine eigenen Lebenschancen zu erhöhen, in ständiger Gewaltbereitschaft sein. Deshalb kommt Hobbes auch zu seiner Ansicht: „ Homo homini lupus- der Mensch ist dem Mensch ein Wolf“[17]. Dieser Zustand wird durch die fünftens, „natürliche Gleichheit“[18] der Menschen noch begünstigt. Laut Hobbes sind die Menschen sowohl hinsichtlich ihrer Körperstärke,

„ denn was die Körperstärke betrifft, so ist der Schwächste stark genug, den Stärksten zu töten- entweder durch Hinterlist oder durch ein Bündnis mit anderen, die sich in derselben Gefahr wie er selbst befinden“,[19]

sowie auch hinsichtlich der geistigen Fähigkeiten „... gleich, als daß sie ungleich sind.“[20] Das heißt, dass es im Naturzustand keine natürlichen Sieger beziehungsweise Opfer gibt. Diese natürliche Gleichheit der Menschen im Naturzustand verhindert die Entstehung einer dauerhaften Friedensordnung, da es keine natürlichen Untertanen und keine natürlichen Herrscher gibt. Deshalb kann die politische Gewalt zur Sicherung des Lebens des Individuums nur eine künstliche, von allen gewollte Zwangsgewalt sein.[21]

Wie kommen die Menschen jedoch zu der Einsicht, dass nur eine absolute, staatliche Zwangsgewalt sie aus ihrer Misere herausführen kann? Kersting schildert diesen Weg als drei Phasen eines Lernprozesses, in dem die Vernunft sowie die menschlichen Leidenschaften eine herausragende Rolle spielen.[22]

[...]


[1] Nach: Kersting, Wolfgang (Hrsg.), Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates, Berlin 1996 ( Klassiker Auslegen; 5), S. 9

[2] ebd., S. 1

[3] ebd., S.21

[4] Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 102

[5] ebd., S. 102 f.

[6] Hobbes, Thomas, Leviathan, hrsg. V. Iring Fetscher, Frankfurt a. M. 1991 (stw 462), S. 95

[7] ebd., S. 95

[8] ebd., S. 95

[9] Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 104

[10] Hobbes, Thomas, Leviathan, hrsg. V. Iring Fetscher, Frankfurt a. M. 1991 (stw 462), S. 96

[11] ebd., S. 96

[12] Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 104

[13] Hobbes, Thomas, Leviathan, hrsg. V. Iring Fetscher, Frankfurt a. M. 1991 (stw 462), S. 95

[14] Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 105

[15] ebd., S. 105

[16] Hobbes, Thomas, Leviathan, hrsg. V. Iring Fetscher, Frankfurt a. M. 1991 (stw 462), S. 95

[17] Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 106

[18] ebd., S. 110

[19] Hobbes, Thomas, Leviathan, hrsg. V. Iring Fetscher, Frankfurt a. M. 1991 (stw 462), S. 94

[20] ebd., S. 94

[21] Nach: Kersting, Wolfgang, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 1992, S. 111

[22] Nach: Kersting, Wolfgang (Hrsg.), Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürgerlichen und kirchlichen Staates, Berlin 1996 ( Klassiker Auslegen; 5), S. 9

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Thomas Hobbes’ Gesellschaftsvertrag
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in die Politische Theorie
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V122421
ISBN (eBook)
9783640276547
ISBN (Buch)
9783640282487
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hobbes, Gesellschaftsvertrag, politische Theorie
Arbeit zitieren
Alexandra Mörz (Autor:in), 2001, Thomas Hobbes’ Gesellschaftsvertrag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122421

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