Henry David Thoreau verwendete den Begriff des Zivilen Ungehorsams 1848 im Zusammenhang mit seiner Weigerung von Steuerzahlungen als Protest gegen den amerikanischen Krieg in Mexiko und gegen Sklaverei. Für seinen bewussten Gesetzesbruch nahm er seine Strafe hin und wurde inhaftiert. Dem Beispiel Thoreaus folgten Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King, die sich als leistende zivilen Ungehorsams im 20. Jahrhundert gegen als ungerecht empfundene Gesetze einsetzten. Der zivile Ungehorsam ist nicht verblasst und dem wird heute noch eine besondere Stellung in der politischen Theorie zugeschrieben. Mit den sich immer weiterentwickelnden Technologien sind es Namen wie Edward Snowden, die auf eine neue Form des Ungehorsams aufmerksam machen – dem Whistleblowing.
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Ob nun Whistleblowing die neue Form des zivilen Ungehorsams darstellt, wird in der folgenden Arbeit analysiert. Anhand des Beispiels von Edward Snowden wird der Frage nachgegangen, ob Snowden in vollem Umfang als ein Protestler bezeichnet werden kann, der zivilen Ungehorsam leistet. Es wird also geklärt, ob die traditionellen Kriterien des zivilen
Ungehorsams seine Handlungen erklären können. Die moralische Dimension des Falls von Snowden ist das verbindende Element, das als Brücke zwischen dem traditionellen zivilen Ungehorsam und dem Whistleblowing steht.
Für die Bearbeitung der Fragestellung wird die Arbeit in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert. Zuerst werden die Kriterien des zivilen Ungehorsams anhand unterschiedlicher Theoretiker wie John Rawls, Jürgen Habermas oder Hannah Arendt herausgearbeitet und bewertet. Am Ende des ersten Kapitels wird eine eigene Definition
basierend auf die Theorien formuliert. Der zweite Teil widmet sich gänzlich dem Fall Snowdens.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gerechtigkeit
- Ziviler Ungehorsam
- Whistleblowing - der neue zivile Ungehorsam?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert, ob Whistleblowing die neue Form des zivilen Ungehorsams darstellt. Anhand des Beispiels von Edward Snowden wird untersucht, ob seine Handlungen als ziviler Ungehorsam betrachtet werden können und ob die traditionellen Kriterien des zivilen Ungehorsams auf ihn angewendet werden können.
- Die Definition von zivilem Ungehorsam
- Die moralische Dimension des Whistleblowings
- Die Rolle von Gesetzen in einer demokratischen Gesellschaft
- Das Verhältnis von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit
- Die Folgen von Überwachung und Spionage
Zusammenfassung der Kapitel
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Einleitung
Die Einleitung stellt den Begriff des zivilen Ungehorsams vor und erläutert das Beispiel von Edward Snowden. Sie beschreibt seine Rolle als Infrastrukturen-Analyst, seinen Zugang zu geheimen Dokumenten der US-Regierung und seine Entscheidung, die Welt über die Überwachungsmaßnahmen der NSA zu informieren. Die Arbeit untersucht, ob Snowdens Handlungen als ziviler Ungehorsam bezeichnet werden können und analysiert seine Motivationen. -
Gerechtigkeit
Dieses Kapitel beleuchtet die Frage nach der Gerechtigkeit und der rechtlichen Verpflichtung, den Gesetzen zu gehorchen, auch wenn sie als ungerecht empfunden werden. Es wird auf John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit eingegangen und die Relativität von Gerechtigkeit anhand von Beispielen diskutiert. Es wird die Frage gestellt, ob Snowden aufgrund seines Whistleblowings schuldig der Rechtsverletzung war.
Schlüsselwörter
Ziviler Ungehorsam, Whistleblowing, Edward Snowden, Gerechtigkeit, Rechtstaatlichkeit, Überwachung, Spionage, NSA, Datenschutz, Demokratie, Moral, John Rawls, Hannah Arendt, Jürgen Habermas.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2020, Jail, No Bail? Edward Snowden und eine Frage des Zivilen Ungehorsams, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1224420