Welche Rolle spielte die weibliche Erwerbstätigkeit ab 1945 und wie hat sie sich verändert?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

25 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Hinfuhrung

2. Die Rolle der weiblichen Erwerbstatigkeit ab dem 2. Weltkrieg
2.1. „Trummerfrauen“ im Nachkriegsdeutschland ab 1945
2.1.1. Lebensalltag der Frauen
2.1.2. Familienverhaltnisse
2.2. Ausgewahlte Beispiele fur Reformen der SPD
2.2.1. Mutter des Grundgesetzes
2.2.2. Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz
2.3. Die Situation von Frauen im Vergleich: DDR und BRD
2.3.1. Weibliche Erwerbstatigkeit in der BRD
2.3.2. Weibliche Erwerbstatigkeit in der DDR
2.3.3. Ausbildung und schulische Qualifikationen in DDR und DDR
2.3.4. Familienstand und Ehe in DDR und BRD
2.4. Abschlieftende Betrachtung

3. Quellen- und Literaturverzeichnis

[Anmerkung der Redaktion: Die Anhange 1-4 sind aus urheberrechtlichen Grunden nicht im Lieferumfang enthalten.]

1. Hinfuhrung

" Eine Frau ist wie ein Teebeutel -du kannst erst beurteilen, wie stark sie ist, wenn du sie ins Wasser wirfst. "

Dieses Zitat von der Menschenrechtsaktivistin und ehemaligenFirst Lady Eleanor Roosevelt zeigt, dass so viel mehr Kraft in Frauen steckt, als die meisten Menschen, sowie wohl auch die meisten Frauen selbst, vermuten wurden. In der folgenden Arbeit wird nicht nur auf die Umstande der Frauenarbeit und deren Veranderungen eingegangen, sondern auch auf diejenigen Aspekte, die zeigen, welch groRe Rolle das weibliche Geschlecht in der Vergangenheit gespielt hatte. Es werden sowohl die Trummerfrauen des Nachkriegsdeutschlands und deren Lebensumstande genauer betrachtet, aber auch deren Bild in der Offentlichkeit wird kritisch hinterfragt. Des Weiteren wird im weiteren Verlauf der Arbeit auf das Frauenwahlrecht, sowie auch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau naher eingegangen. Diesbezuglich wird auch aufgeklart, was sich hinter den „Muttem des Grundgesetzes“ verbirgt, wer diese bedeutenden Frauen waren und was sie fur Deutschland geleistet haben. Da sich diese Arbeit hauptsachlich auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bezieht, werden anschlieRend die Deutsche Demokratische Republik, sowie die Bundesrepublik Deutschland separat bezuglich einiger Aspekte genauer betrachtet. Hier wird naturlich in erster Linie naher auf die Erwerbstatigkeit der Frauen in beiden Staaten und die Unterschiede, die hier zu finden sind, eingegangen. AnschlieRend werden schulischen und Ausbildungsgegebenheiten, sowie die Familienverhaltnisse und auch das Prinzip der Ehe in der DDR und der BRD beschrieben und Unterschiede herausgearbeitet.

2. Die Rolle der weiblichen Erwerbstatigkeit ab dem 2. Weltkrieg

2.1. „Trummerfrauen im Nachkriegsdeutschland ab 1945

Die „Trummerfrauen“ wurden in der Nachkriegszeit zu einem Symbol fur den Willen zum Wiederaufbau und der Uberlebenskraft Deutschlands. Durch die tatkraftige Unterstutzung und die Schwerstarbeit, die diese Frauen leisteten, konnte Deutschland wiederaufgebaut werden und das Uberleben ihrer Familien konnte gesichert werden.1

2.1.1. Lebensalltag der Frauen

In den drei westlichen Besatzungszonen lebten im Oktober 1946 ungefahr vier Millionen mehr Frauen als Manner. Kurz nach dem Kriegsende war der Frauenuberschuss noch grower. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich uber 11,7 Millionen deutsche Soldaten in Gefangenschaft, im Gegensatz zu dem Jahr 1946, in welchem es nur noch zwei Millionen Kriegsgefangene waren. Man kann also eindeutig erkennen, dass ein deutlicher Uberschuss an Frauen nach dem Kriegsende vorhanden war.2

Laut Expertenmeinungen aus dem Jahr 1945, hatte es mindestens dreiftig Jahre dauern mussen, bis die Trummer Deutschlands beseitigt werden hatten konnen. Doch die Frauen begannen bereits am ersten Tag nach dem Krieg mit ihrer Arbeit und brachten so zustande, was niemand fur moglich gehalten hatte. Frauen erzahlten aus ihrer Vergangenheit, dass es zu anfangs ihr oberstes Ziel war, ihre eigenen Hauser wiederaufzubauen. Da die verbliebenen Manner oftmals den ganzen Tag in der Arbeit waren, um notwendiges Geld fur die Familie zu verdienen, kummerten sich die Frauen zuhause um den Haushalt, die Familie, aber eben auch um alle handwerklichen Aufgaben, die fur sie korperlich moglich waren. Dies anderte sich jedoch am 1. Juni 1945 in West-Berlin. Hier mussten sich Frauen, sowie auch Manner beim Arbeitsamt melden, um als Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeiter im Baugewerbe dienstverpflichtet zu werden.3 Die offizielle Bezeichnung fur Trummerfrauen war nun „Hilfsarbeiterinnen im Baugewerbe“.4 Sie hatten nun ein festes Arbeitsverhaltnis und verdienten 60 bis 70 Pfennige pro Stunde. Aufterdem erhielten sie bei der Lebensmittelzuteilung Schwerarbeiterzulagen. In Berlin waren so zwischen 30.000 und 60.000 Trummerfrauen aufgefuhrt. Eine offizielle Statistik legte im Juli 1945 eine Zahl von rund 41.000 weiblichen und ca. 37.000 mannlichen Hilfskraften fest.5 Der Einsatz von solchen Hilfsarbeiterinnen wurde von der Militarregierung vor allem aufgrund von zwei Aspekten angeordnet. Einerseits im Hinblick auf den Umfang der notwendigen Aufraumungsarbeiten und zum anderen aufgrund des bereits genannten erheblichen Mangels an mannlichen Arbeitskraften. Der Einsatz von Frauen im Baugewerbe wurde jedoch nur als vorubergehende Notstandsmaftnahme angesehen, da die korperlichen und psychischen Krafte, die hier auf die Frauen wirkten, von der Regierung unerwunscht waren.6

Ein wichtiges Detail, das zu nennen ist, ist die oftmals falsche Darstellung der Trummerfrauen gegenuber der Offentlichkeit, die schon zu NS-Zeiten stattfand. Oftmals wurden regelrechte Fotoshootings veranstaltet, die inszenierte Darstellungen der sogenannten Trummerfrauen darstellten. Hier arbeiteten Frauen lachend in unpassender Kleidung und ohne Handschuhe in den Trummern und raumten Steinbrocken weg. Diese Abbildungen sind bis heute im Internet und sogar in Schulbuchern zu finden. Ahnliche Bilder gab es auch aus der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Hier trugen die Frauen jedoch meist zumindest geeignete Kleidung mit festen Schurzen und Handschuhen.7 Neben diesen inszenierten Darstellungen ist ebenfalls zu verdeutlichen, dass die Frauen, wie bereits genannt, von der Regierung dazu verpflichtet wurden auch im Baugewerbe mitzuarbeiten. Der Begriff „Trummerfrau“ wurde erst in spateren Jahren auf alle Frauen, die die Nachkriegszeit uberlebt und gemeistert hatten, ubertragen.8

Obwohl auch Manner an den Aufraumarbeiten beteiligt waren, verschwanden diese jedoch immer mehr und die Arbeit der Frauen ruckte verstarkt in den Vordergrund und verdrangte so die Manner. Dies war vor allem der Fall, da sich die Frauen selbst irgendwann in dieser ihnen zugewiesenen Rolle wiederfanden. Frauen versuchten durch diese Arbeit sich von den uberholten Vorurteilen zu losen, indem sie fur den Aufbau von ihrer Heimat und die Existenz ihrer Familie kampften. Des Weiteren setzte vor allem die neue Frauenbewegung der siebziger Jahre die hart arbeitenden Frauen der Nachkriegszeit in einer vaterlosen Gesellschaft in den Mittelpunkt. Jedoch erschien die Alltagsarbeit der Frau, also das Erziehen der Kinder, das Kummern um Nahrung und das alltagliche Uberleben der Familie, nicht als spektakular genug. Aus diesem Grund trat das Bild der Trummerfrauen, die anpacken konnten wie ein Mann, immer mehr in den Mittelpunkt.

Viel wichtiger als diese reale Bedeutung der Trummerfrauen war also die Symbolische. Nach dem Kriegsende und dem Tag der Kapitulation waren viele Deutsche von einem Gefuhl erfullt, dass das Ende Deutschlands darstellte, als ware die Geschichte ausgeloscht worden. Die Zuversicht der Menschen war verschwunden und alles stand still. Durch die Trummerfrauen wurden so eine Nachricht und ein Bild verbreitet, dass den Menschen den Willen zum Weiterleben, sowie zum Anpacken und Aufbauen wiedergab und so das Leben in Deutschland wieder in Gang brachte.9

2.1.2. Familienverhaltnisse

Eines der groftten damaligen sozialen Probleme hing mit dem Geschlechts- und Familienleben der deutschen Frauen in der Nachkriegszeit zusammen. Ein bedeutsamer Aspekt war, dass es den deutschen Frauen schlicht und ergreifend an Ehegatten fehlte. Sehr viele Manner fielen im Krieg und hinterlieften so unzahlige Kriegswitwen. Diese hatten seit langerer Zeit keine Pensionsgelder mehr erhalten und konnten so kaum ihr eigenes Leben, geschweige denn eine Familie finanzieren. Daher konnte man beobachten, dass diese Frauen sich auf jeden Mann einlieften, der ihnen Nahrung und ein sichereres Leben verschaffen konnte. Viele der Kriegswitwen gaben sich so auch der Prostitution hin, um ihre Familien am Leben halten zu konnen.10

In Bezug auf die verbliebenen Manner und vor allem Vater ist zu nennen, dass sich, auch in Anbetracht der gewunschten Demokratie, die Ansichten und Anspruche an eine Familie drastisch geandert hatten. Es begannen Diskussionen uber die sehr einseitigen und festgefahrenen Rollenbilder, da die klare Machtposition der Vater nach Ende des Zweiten Weltkriegs bruchig zu werden schien. Viele Teile der Bevolkerung standen der Demokratie eher skeptisch gegenuber und beharrten auf den autoritaren Herrschaftsformen, auch innerhalb der Familie. „Selbststandigkeit und freier Wille“ waren laut einer EMNID- Meinungsumfrage aus dem Jahr 1951 zunachst noch ein untergeordnetes Ziel der Erziehung.11 Die Durchsetzung des Artikels 3 Absatz 2 des Grundgesetzes, „Manner und Frauen sind gleichberechtigt“, fuhrte ebenfalls dazu, dass sich der Blick auf das traditionelle Verstandnis von Ehe und Familie anderte. Vor allem aus der Sicht von Frauen war das traditionelle Eheverstandnis veraltet und musste daher seinen Platz als gesellschaftliches Leitbild fur Familien einbuften.12

[...]


1 Krauss, M. (2009). Zupacken wie ein Mann ... : der Mythos der Trummerfrauen. Munchen: Bayer. Rundfunk.

2 Ruhl, Klaus-Jorg (Hrsg.): Unsere verlorenen Jahre. Frauenalltag in Kriegs- und Nachkriegszeit 1939-1949 in Berichten, Dokumenten und Bildern. (1985). Darmstadt u.a.: Luchterhand.

3 Vgl. Krauss, Der Mythos der Trummerfrauen, S. 3ff.

4 WELT. Die Trummerfrauen der Nachkriegszeit: https://www.welt.de/geschichte/zweiter- weltkrieg/gallery122805984/Die-Truemmerfrauen-der-Nachkriegszeit.html (Stand: 06.Juni 2020, 15:48 Uhr).

5 Vgl. Krauss, Der Mythos der Trummerfrauen, S. 6.

6 Vgl. Ruhl, Unsere verlorenen Jahre, S. 198f.

7 Vgl. Krauss, Der Mythos der Trummerfrauen, S. 10ff.

8 Gupta, O. D. (03. 12 2014). Suddeutsche Zeitung. https://www.sueddeutsche.de/politik/deutschland-nach-dem-zweiten-weltkrieg-wie- sozialistische-kampagnen-den-truemmerfrauen-mythos-praegten-1.2250207 (Stand: 04. Juni 2020, 18:15 Uhr).

9 Vgl. Krauss, Der Mythos der Trummerfrauen, S. 14ff.

10 Vgl. Ruhl, Unsere verlorenen Jahre, S. 151ff.

11 Artelt, P. (22. 07 2015). Deutschlandfunk Kultur. https://www.deutschlandfunkkultur.de/familie-in-der-nachkriegszeit-wie-vati-die- demokratie-lernte.976.de.html?dram:article_id=326144 (Stand: 15.05.2020, 09:16 Uhr)

12 Bandhauer-Schoffmann, I. (2000). Nach dem Krieg. Frauenleben und Geschlechterkonstruktionen in Europa und nach dem Zweiten Weltkrieg. Herbholzheim: Centaurus Verlags-GmbH & Co.KG.

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Details

Titel
Welche Rolle spielte die weibliche Erwerbstätigkeit ab 1945 und wie hat sie sich verändert?
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,3
Jahr
2020
Seiten
25
Katalognummer
V1224519
ISBN (eBook)
9783346653581
ISBN (Buch)
9783346653598
Sprache
Deutsch
Schlagworte
welche, rolle, erwerbstätigkeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Welche Rolle spielte die weibliche Erwerbstätigkeit ab 1945 und wie hat sie sich verändert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1224519

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