Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Störungen im Kindes- und Jugendalter
2.1 Störungen im Kindesalter
2.1.1 Angststörungen
2.1.2 Zwangsstörung
2.1.3 Ticstörung
2.1.4 Hyperkinetische Störung
2.1.5 Störung des Sozialverhaltens
2.1.6 Umschriebene Entwicklungsstörungen
2.1.7 Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Erwachsenenalter
2.2 Störungen im Jugendalter
2.2.1 Depression
2.2.2 Essstörung
2.2.3 Substanzmissbrauch
2.2.4 Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Erwachsenenalter
2.3 Zusammenfassung
3 Psychische Störungen während der Covid-19 Pandemie
3.1 ADHS
3.2 Umschriebene Entwicklungsstörungen
3.3 Depression
3.4 Zusammenfassung
4 Diskussion
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Entwicklung ist etwas was jeder Mensch in seinem Leben durchläuft. Dabei ist die Definition von Entwicklung gar nicht so einfach. Zum einem gehören hier grundlegende Fähigkeiten, wie das Laufen, Sprechen und Denken, es hat aber auch etwas mit Veränderung zu tun, sowohl körperlich als auch von Interessen und was einem ausmacht. Dabei wird Entwicklung zu unterschiedlichen Zeitpunkten (Kindheit, Jugend etc.) anders aussehen und einen anderen Fokus setzen, wobei es trotzdem sein kann, dass eine Fähigkeit erst im späteren Alter erworben wird als eigentlich vorgesehen (Greve & Thomsen, 2019, S. 2 – 4).
Nun sieht die Entwicklung von Menschen relativ ähnlich aus und unterscheidet sich hier eher in den Zeitpunkten des Erlernens, sowie den Grad des Beherrschens. Leider haben nicht alle Kinder und Jugendliche Glück bei ihrer Entwicklung und werden aufgrund von psychischen Störungen in ihrer Entwicklung gestört. Dies führt in allen Fällen zu einer Belastung der Entwicklung und kann auch dazu führen, dass grundlegende Fähigkeiten deshalb nicht gemeistert werden können.
Psychische Störungen sind sehr komplex und vielfältig, daher wird in Kapitel 2 ein Überblick über mögliche psychische Störungen aus dem Kindes- und Jugendalter gegeben. Dabei wird auf die Angststörungen, die Zwangsstörungen, die Ticsstörungen, die hyperkinetischen Störungen, der Störung des Sozialverhaltens, der umschriebenen Entwicklungsstörungen, der Depression, der Essstörungen und dem Substanzmissbrauch eingegangen und einen Vergleich (Gemeinsamkeiten und Unterschiede) zum Erwachsenenalter gemacht. Kapitel 3 beschäftigt sich nochmal mit der hyperkinetischen Störung ADHS, der umschriebenen Entwicklungsstörungen, sowie der Depression im Bezug zu Covid-19 Pandemie. Die Covid-19 Pandemie hat viele Menschen belastet, aber Kinder und Jugendliche, vor allem mit psychischen Störungen haben viel damit zu kämpfen gehabt, weshalb dieses Kapitel darüber aufklären soll, was für Auswirkungen die Pandemie hatte. Ziel dieser Arbeit ist es zu demonstrieren, wie vielfältig psychische Störungen sind, wie diese entstehen, aussehen und behandelt werden können, vor allem im Bezug zur Covid-19 Pandemie in Kapitel 3. Es soll an dieser Stelle auch angemerkt werden, dass die Thematik sehr groß ist, weshalb die einzelnen psychischen Störungen nur grob behandelt werden können. Außerdem sind Intervention- oder Behandlungsmöglichkeiten nur als Vorschlag aufzufassen, welches auch aufgrund der dynamischen Entwicklung der Covid-19 Pandemie als nicht abschließend zu erfassen sind. Auch aufgrund der Komplexität der psychischen Störungen, sollte immer ein Therapeut eingeschaltet werden, wenn ein Verdacht auf eine psychische Störung besteht.
2 Störungen im Kindes- und Jugendalter
Die meisten Kinder und Jugendliche haben gute Chancen in ihrer Entwicklung, doch leider gibt es auch Kinder und Jugendliche, welche nicht so viel Glück haben und unter psychischen Störungen leiden.
Prinzipiell sagt eine psychische Störung aus, dass Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungsaufgaben beeinträchtigt werden und diese schwieriger, bzw. gar nicht erreichen können (Knoke, 2017, S. 65). Damit eine psychische Störung als solche kategorisiert werden kann (nach dem Klassifikationssystem DSM oder ICD) muss ein signifikantes Leiden auftreten und eine funktionelle Einschränkung herrschen (Schleim, 2021, S. 156).
Laut dem DAK (2021) sind die meisten psychischen Störungen auf Entwicklungsstörungen zurückzuführen. In der Umfrage der DAK aus dem Jahr 2018 wurden 778.830 Menschen (0-17 Jahre) in Deutschland befragt zur Häufigkeit von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen. Dabei gaben 162.200 Menschen (20,8%) an sie hätten eine Entwicklungsstörung, dabei waren Jungen mehr betroffen als Mädchen. Trotzdem ist es für beide Geschlechter die meistgenannte Störungsart.
Aufgrund dieser großen Anzahl an Menschen soll es in diesem Kapitel um die möglichen Störungen im Kindes- und Jugendalter gehen. Dabei sind im Kindesalter vor allem die Angststörungen, Zwänge, Tics, hyperkinetische Störung, Störung des Sozialverhaltens und die umschriebenen Entwicklungsstörungen zu nennen, während im Jugendalter vor allem die Depressionen, Essstörungen und der Substanzmissbrauch eine Rolle spielen. In dem Kapitel werden ebenfalls diese Störungen mit dem Erwachsenenalter verglichen, welche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede diese haben.
Es sollte zu beachten sein, dass diese Störungen zwar typischerweise in diesem Alter auftreten, sie können allerdings auch bereits früher oder später auftreten (Knoke, 2017, S. 73).
2.1 Störungen im Kindesalter
2.1.1 Angststörungen
Angst ist erstmal keine schlechte Eigenschaft, denn diese versetzt den Körper in eine Alarmreaktion. Dadurch kann der Mensch in akuten Gefahren mit einer Kampf- oder Fluchthandlung entscheiden, wie er oder sie in der Situation handeln soll (Morschitzky, 2009, S. 2).
Diese Eigenschaft haben früher Männer vor allem für die Jagd benötigt, durch die höheren Körperreaktionen konnte der Mann besser entscheiden, ob er gegen das Tier gewinnen kann oder nicht. Auch heute ist diese Eigenschaft wichtig, denn jemand der komplett ohne Angst lebt könnte dadurch nicht in der Lage sein herauszufinden, ob seine/ihre Handlungen lebensgefährlich sind. Dies ist beispielweise bei Menschen der Fall, welche ohne Sicherung auf hohe (teilweise unsichere) Gebäude klettern.
Eine Angststörung ist es erst, wenn es über eine längere Zeit, intensiv erlebt wird. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Angststörungen.
Die Trennungsangst beschreibt bei Kindern, die Angst der Trennung von einer wichtigen Bezugsperson und dass ihnen etwas Schlimmes zustoßen könnte. Diese Kinder möchten nicht allein sein, können gereizt werden, wenn sie eine Trennung nicht verhindern können und haben auch körperliche Beschwerden, wie Bauchschmerzen, damit die Bezugspersonen bei einem bleiben (Schneider & Margraf, S. 483). Es gibt auch phobische Ängste, diese können gegen alles Mögliche eintreten immer mit der Schlussfolgerung diese Gegenstände/Situationen/Tiere etc. zu vermeiden (Morschitzky, 2009, S. 28).
Phobische Ängste können also z. B. gegen Schlangen sein oder vor dem Fliegen.
Auch soziale Ängstlichkeit existiert und beschreibt einen Menschen, welcher soziale Situationen meidet, ungern vor vielen Menschen spricht und dadurch seine Ziele ggf. nicht erreichen kann (Edlinger-Starr, 2022, S. 65).
Die Gründe für Angststörungen sind vielfältig.
So kann die soziale Ängstlichkeit genetisch beeinflusst sein durch das Temperamentsmerkmal „Verhaltenshemmung“, wo ein Kind eher mit Scheu reagiert. Eine unsichere Bindung kann die Angstentwicklung des Kindes erhöhen und durch einen autoritären Erziehungsstil erlernt das Kind nicht wie es Ängste regulieren soll (Knoke, 2017, S. 85).
Ängste können auch erlernt werden. Durch das Modelllernen beobachten Kinder ihre Bezugspersonen und wenn diese sich vor etwas fürchten, kann es auf die Kinder übertragen werden.
Präventionsprogramme für Angststörungen werden noch entwickelt, was bereits allerdings funktioniert sind Broschüren, welche Kinder über Ängste aufklären sollen (Neurologen und Psychiater im Netz, o. D.). Kinder, welche von Angststörungen betroffen sind, können durch eine Verhaltenstherapie ihre Ängste konfrontieren oder ihre Denkschemata für die Ängste verändern, ebenfalls das eigene „Ich“ sollte gestärkt werden (Knoke, 2017, S. 86).
2.1.2 Zwangsstörung
Eine Zwangsstörung kann in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen differenziert werden. Dabei sind Zwangsgedanken, die Vorstellungen über etwas was einem peinlich ist oder etwas was moralisch verwerflich ist. Zwangshandlungen sind die Tätigkeiten, welche die Zwangsgedanken beseitigen sollen, z. B. dauerndes Händewaschen, um sich vor Infektionen zu schützen (Prölß, Schnell & Koch, 2019, S. 53 – 55). Dabei ist es der Person auch bewusst, dass diese Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen irrational sind, müssen es aber trotzdem tun (Knoke, 2017, S. 87).
Solche Gedanken und Handlungen können den Betroffenen viel Sorgen bereiten und auch viel Zeit kosten.
Die Entstehung dieser Störung ist nicht ganz eindeutig, so wie viele Störungen kann es einen genetischen Ursprung haben.
Laut Margraf und Schneider (2009, S. 69 - 70) kann die Entstehung auch so betitelt werden, indem Kinder Gedanken entwickeln, welche sie belasten und aufgrund dessen, dass sie diese dann durch eine Handlung eliminieren, entsteht ein Lernprozess. Dadurch wird die Angst reduziert und es entsteht erst jetzt eine Zwangsstörung.
Um eine Zwangsstörung zu beseitigen, sollte schnell eine therapeutische Beratung in Anspruch genommen werden, welche über die Störung aufklärt (Hoyer & Knappe, 2020, S. 1194; Knoke, 2017, S. 88)
2.1.3 Ticstörung
Eine Ticstörung kann unterteilt werden in einen motorischen oder einen verbalen Tic, was bedeutet, dass das Kind diese Handlung nicht kontrollieren kann. Dabei kann es leichte Tics (Blinzeln, grunzen) oder komplexe Tics (Hüpfen, ganze Sätze sprechen) geben. Sollte es mindestens einen motorischen und einen vokalen Tic geben, dann wird von einem sogenannten Tourette-Syndrom gesprochen (Knoke, 2017, S. 89; Schlack, Thyen & von Kries, 2009, S. 363 – 364). Die Entstehung von Tics ist ebenfalls nicht eindeutig zu beurteilen. Es können auch hier wieder genetische Faktoren eine Rolle spielen, häufig ist die Ticstörung eine Begleiterscheinung von hyperkinetischen Störungen (Kapitel 2.1.4) oder von Zwangsstörungen (Kapitel 2.1.2) (Warnke, 2009, S. 997). Eine richtige Therapie gibt es für diese Störung nicht, meist geht diese von allein weg. Nur das Tourette-Syndrom könnte anhalten. Es ist aber empfehlenswert eine Beratung aufzusuchen, bzw. Entspannungstherapien für das Kind anzubieten (Schlack, Thyen & von Kries, 2009, S. 365 – 366; Warnke, 2009, S. 997).
2.1.4 Hyperkinetische Störung
Die bekannteste hyperkinetische Störung ist ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). ADHS wirkt bei Kindern vor allem ab dem Schuleintritt. Kinder mit ADHS können sich in der Schule nicht richtig konzentrieren, entweder sind sie sehr sprunghaft und lenken ihre Aufmerksamkeit unterschiedlichen Dingen oder sie bleibt komplett aus, häufig ist es eine Mischung aus beiden (Knoke, 2017, S. 89 – 90; Tölle & Windgassen, 2009, S. 274 – 275).
Dadurch lernen diese Kinder weniger und haben auch weniger Kontakt mit anderen Mitschülern, bzw. stören diese mit ihrem Verhalten. Aufgrund der Lernprobleme wird es auch schwieriger sein gute Noten zu schreiben und einen guten Abschluss zu erzielen.
Ursachen für ADHS sind vielfältig und meistens auch kombiniert miteinander. So können auch hier genetische Faktoren eine Rolle spielen, aber auch das Verhalten der Mutter während der Schwangerschaft, hier vor allem der Nikotinkonsum, aber auch Alkohol oder negativer Stress, können einen Faktor darstellen (Knoke, 2017, S. 90).
Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig. Es fängt an von Verhaltensregulationstrainings des Kindes, über die Aufklärung des Störungsbildes mit allen Beteiligten (Mitschüler, Familie, etc.), den Einbezug von Eltern und Lehrern (mehr Unterstützung und Lob für Erfolge) und der operanten Konditionierung anhand von Verstärkerplänen als Belohnung für einen Erfolg (z. B. nicht den Unterricht gestört). Auch Medikamente, wie Methylphenidat können helfen, die Aufmerksamkeit kurzfristig zu erhöhen (Knoke, 2017, S. 91 – 92; Schneider & Margraf, 2019, S. 419 – 420).
2.1.5 Störung des Sozialverhaltens
Die Störung des Sozialverhaltens ist häufig eine dissoziale und aggressive Verhaltensweise von Kindern und wird dadurch diagnostiziert, indem eine große Straftat (z. B. Gewalt, Waffengebrauch oder Brandstiftung) oder mehrere kleinere Straftaten (z. B. Diebstähle im Supermarkt) begangen werden. Es wird als Störung klassifiziert, da solche (wiederholten) Straftaten und Verhaltensweisen nicht der sozialen Norm, sowie gesellschaftlichen Regeln entsprechen (Remschmidt & Walter, 2009, S. 4 – 6). Diese Störung tritt auch gerne mal mit einer hyperkinetischen Störung zusammen auf (Warnke, 2009, S. 996).
Kinder, welche sehr aggressiv gegenüber anderen sind, werden es schwieriger haben Kontakte mit anderen Kindern aufzubauen und können dadurch ihre sozialen Kompetenzen nicht ausbauen.
Diese Störung kann ebenfalls viele Ursachen haben. Alkohol- und Nikotinkonsum während der Schwangerschaft kann einer der Gründe sein, aber vor allem ist es die unsichere Bindung der Bezugspersonen (Kind wird vernachlässigt) oder die mögliche Gewalt im Elternhaus (Knoke, 2017, S. 93; Von Klitzing, 2009, S. 59 – 60).
Durch Beratung der Eltern und Anpassung des Erziehungsstils (zu einem sicheren und autoritativen Erziehungsstil), sowie durch (Aggressions-) Trainings und dem operanten Konditionieren (Verstärkerpläne, Belohnung für gutes Verhalten, Bestrafung für schlechtes Verhalten) kann das Verhalten gelenkt werden und die Störung dadurch besser behandelt werden (Knoke, 2017, S. 94).
2.1.6 Umschriebene Entwicklungsstörungen
Umschriebene Entwicklungsstörungen sind vielfältig und können gegliedert werden in motorische und sprachliche Störungen, sowie Rechenstörung, Lese- und Rechtschreibstörung. Diagnostiziert werden kann es durch einen standardisierten Test (Knoke, 2017, S. 95). Bei einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung hat das Kind Probleme beim Lesen oder beim Schreiben (inklusive Rechtschreibung und Grammatik). Dies kann vor allem deshalb stattfinden, weil es eine familiäre Belastung gibt oder die Sprachentwicklung später verlief (Schlack, Thyen & von Kries, 2009, S. 180).
Kinder mit Migrationshintergrund haben ggf. die Landessprache noch nicht gelernt und die Eltern können ihnen auch nicht helfen, weshalb diese dann Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben in der Landessprache haben könnten.
Bei einer Rechenstörung können Kinder nicht richtig mit den Grundrechenarten rechnen, haben Raumorientierungsstörungen, können Größen und Mengen nicht richtig einordnen oder können Zahlen nicht richtig aussprechen (ebd. S. 181). Die Entstehung kann hierbei auf genetische Faktoren zurückgehen oder auf falsche Strategien beim Rechnen (Knoke, 2017, S. 96).
Den Kindern könnte eine Förderschule helfen, wo sie von speziellen Lehrern besser gefördert werden können oder Nachhilfeunterricht nach der Schule, um sich mehr mit den Themen zu beschäftigen.
Es ist auch wichtig den Kindern mit diesen Störungen zu loben, wenn sie auch nur einfache Aufgaben richtig meistern, da diese für sie bereits eine Herausforderung gewesen ist und das Lob das Selbstwertgefühl und die Motivation steigern kann (ebd. S. 97).
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