Standortsysteme im Einzelhandel


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung
2.1 Einzelhandel
2.2 Standort
2.3 Standortfaktoren
2.4 Standorttheorien

3. Standortsysteme
3.1 Standortsysteme von Dienstleistern
3.1.1 Netzmuster
3.1.2 Hierarchiemuster
3.1.3 Clustermuster
3.2 Standortsysteme des Einzelhandels
3.2.1 primäres Standortsystem
3.2.2 sekundäres Standortsystem

4. Bestimmende Faktoren des Strukturwandels von Standortsystemen
4.1 Einflüsse der Angebotsseite
4.2 Einflüsse der Nachfrageseite
4.3 Einflüsse der Gestaltungsseite

5. Wandel des Standortsystems des Einzelhandels
5.1 Veränderungen im Standortsystem Westdeutschlands
5.2 Veränderungen im Standortsystem Ostdeutschlands

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Handel, welcher Teil des tertiären Wirtschaftssektors ist, hat schon seit vielen hundert Jahren einen sehr hohen Stellenwert. Früher besaßen der Verkauf von Lebensmitteln, Gewürzen oder Stoffen, als auch der Warenverkauf durch reisende Händler entlang von Fernhandelswegen eine große Bedeutung für die Wirtschaft und ebenso Auswirkungen auf die Bildung von Städten. Auch heute noch hat der Handel ein starkes wirtschaftliches und raumprägendes Gewicht. In Abhängigkeit von der Zielgruppe lässt er sich in den Groß- und Einzelhandel unterteilen. Letzterer zeigte sich in den vergangenen Dekaden als sehr reger Bereich, in dem sich durch verschiedene Entwicklungen tiefgreifende strukturelle und räumliche Veränderungen ereigneten.

In der folgenden Hausarbeit des Proseminars „Geographie des Einzelhandels“ werde ich mich mit dem Thema „Standortsysteme im Einzelhandel“ beschäftigen. Es stellt sich vor allem die Frage, welche Standortsysteme es im Einzelhandelsbereich gibt und wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben. Die Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst die Klärung der Begriffe Einzelhandel, Standort, Standortfaktoren und Standorttheorien einen Einblick in das Thema gewähren. Danach werden die Standortsysteme von Dienstleistern und des Einzelhandels vorgestellt. Im folgenden Gliederungspunkt werden die bestimmenden Faktoren des Strukturwandels von Standortsystemen näher betrachtet. Anschließend folgt eine Darstellung vom Wandel des Standortsystems des Einzelhandels in West- und Ostdeutschland. Die Schlussbetrachtung schließt die Arbeit ab.

2. Begriffsklärung

2.1 Einzelhandel

Unter Einzelhandel versteht man den „Verkauf von Waren an Endverbraucher[1]. Er ist das Verbindungsglied zwischen den Produzenten von Gütern und den Verbrauchern. Der stationäre Einzelhandel, der ambulante Handel und der Versandhandel sind die verschiedenen Formen, die man unterscheidet. In Deutschland beansprucht der stationäre Einzelhandel über 90 Prozent des Umsatzes für sich und seine Ladengeschäfte sind unterschiedlichen Betriebsformen zuzuordnen. Ihr Sortiment wird normalerweise nach folgenden Kriterien untergliedert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Standort

In der Literatur sind viele verschiedene Definitionen für den Begriff Standort zu finden. Nach einer Definition aus der Human- bzw. Anthropogeographie ist ein Standort „der vom Menschen für bestimmte Nutzungen ausgewählte Platz bzw. die Raumstelle, an der unterschiedliche wirtschaftliche, soziale oder politische Gruppen im Raum agieren“[3]. Dagegen wird ein Standort in der Wirtschaftsgeographie als ein „Ort der Wertschöpfung, an dem die Produktionsfaktoren für die Leistungserstellung zusammengeführt werden“[4] definiert. Dementsprechend kann man ihn als einen „geographische[n] Ort, an dem ein Wirtschaftsbetrieb aktiv ist“[5] bezeichnen.[6]

2.3 Standortfaktoren

Allgemein bezeichnet man als Standortfaktoren bestimmte Einflussgrößen, die bei der Standortwahl eines Betriebs entscheidungsrelevant sind. Sie beschreiben die „spezifische Ausstattung von Standorten im Raum[7]. Außerdem sind sie für die Herausbildung von verschiedenen Standortsystemen verantwortlich. Einige Beispiele für Standortfaktoren sind: Rohstoffe, Transportkosten, Angebot an Produktionsräumen und Arbeitskräften, Absatzmarkt, Lohnniveau. Üblicherweise erfolgt eine Unterteilung in harte und weiche Standortfaktoren. Dabei gehen die harten Faktoren (Arbeitskosten, Grundstückkosten, Steuern) in die Kostenrechnung ein und die weichen Faktoren (Freizeitwert, Image, Wohnqualität, Sicherheit) sind schwer zu operationalisieren und zu erfassen.[8]

2.4 Standorttheorien

Grundsätzlich versuchen Standorttheorien die Verteilung von wirtschaftlichen Betrieben im Raum zu erklären. Also warum sie sich genau in diesem räumlichen Muster ansiedeln. Sie beschäftigen sich mit „einzel- und gesamtwirtschaftlichen Lokalisationsproblemen“[9]. Die einzelwirtschaftlichen Theorien stellen fest, welcher Standort für einen weiteren Einzelbetrieb optimal ist. Dagegen befassen sich die gesamtwirtschaftlichen Theorien mit der „optimalen räumlichen Struktur aller wirtschaftlichen Aktivitäten in einem bestimmten Gebiet“[10]. Die Modelle von Johann Heinrich von Thünen (Theorie der Landnutzung) und Alfred Weber waren fundamental für die Entwicklung von Standorttheorien.[11]

3. Standortsysteme

Im Allgemeinen versteht man unter einem Standortsystem die räumliche Anordnung von Standorten, die ein Muster ergeben. Es unterliegt gewissen Rangordnungen, wirtschaftlichen Zwängen und Gesetzmäßigkeiten. Die Standorttheorie begründet in diesem Zusammenhang die Standortsysteme.[12]

3.1 Standortsysteme von Dienstleistern

Die Unternehmen des tertiären Sektors weisen drei charakteristische Typen von Standortsystemen auf. Sie ergeben sich anhand „der in den einzelnen Dienstleistungsbranchen unterschiedlichen Gewichtung von Standortfaktoren, von Konkurrenzmeidung und von Konkurrenzanziehung“[13].[14]

3.1.1 Netzmuster

Eines der drei typischen Standortsysteme von Dienstleistern ist das Netzmuster.

Hauptsächlich gleichartige, konsumentenorientierte und soziale bzw. öffentliche Dienstleistungen, welche ein Angebot haben das eher simpel und standardisiert ist, zeigen dieses Standortmuster. In diesem Zusammenhang sind Einzelhandelsunternehmen mit einem kurzfristigen Angebot, wie ein Lebensmittelladen, persönliche Dienste, wie sie ein Friseur oder ein Allgemeinmediziner leistet oder auch öffentliche Einrichtungen, wie beispielsweise die Grundschule zu nennen. Von ihnen werden eher kleinräumige Nachfragegebiete versorgt und sie haben die Aufgabe, die dort bestehende Nachfrage zu befriedigen. Deren Standorte bilden ein ziemlich gleichmäßiges Netzmuster. Diese Dienstleister verfolgen eine Konkurrenzmeidungsstrategie. Die Bevölkerungsdichte, das Einkommen der Konsumenten und die Art der Dienste sind maßgeblich entscheidend für die Flächengröße der Marktgebiete und die Maschendichte des Versorgungsnetzes. Deshalb sind die Abstände zwischen den Einzelstandorten von Anbietern in dicht besiedelten Gebieten, wie Städte, weitaus kleiner als in ländlichen Regionen. Aber auch die Nutzungshäufigkeit der Dienste beeinflusst die Maschendichte. So besitzen die Netze von häufiger genutzten Dienstleistungen, wie beispielsweise Allgemeinärzte gegenüber Augenärzten, eine größere Dichte.[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Netzmuster[16]

3.1.2 Hierarchiemuster

Das Hierarchiemuster ist ein weiteres typisches Muster von Standorten.

Ein solches Muster zeigen vor allem Anbieter, die über ein gleichartiges Dienstleistungsangebot, jedoch auf verschiedenen Qualitätsstufen verfügen. Genauer betrachtet liegen in Marktgebieten einer höheren Qualitätsstufe auch immer mehrere Standorte von Betrieben, die Dienste von niedrigeren Stufen anbieten. Als Beispiel hierfür sind die Grundschule, das Gymnasium und die Universität zu nennen.[17] Das Hierarchiemuster entspricht weitgehend dem Hierarchiesystem (Zentrale-Orte-Konzept) das von Walter Christaller entwickelt wurde. Jedoch geht das Hierarchiemuster zusätzlich davon aus, dass sich in unmittelbarer räumlicher Nähe der Dienstleister so genannte Standortgemeinschaften bilden. Hierbei konzentrierten sich Anbieter von artverschiedenen oder artähnlichen Dienstleitungen, um ihre Attraktivität für Nachfrager zu vergrößern. Im Fachjargon spricht man hierbei auch von der Konkurrenzanziehung. Der Vorteil für die Verbraucher liegt darin, dass sie all ihre benötigten Konsumgüter gleichzeitig an einem Standort nachfragen können und sich somit Fahrt- und Zeitkosten sparen.[18] Der Rang eines Zentrums ist entscheidend für die Größe des Einzugsbereiches, die Qualität des Dienstleistungsangebots und für die Frequenz der Besucher. Wenn das Einzugsgebiet klein, das Angebot der Dienstleitungen sehr einfach und die Frequenz der Besucher hoch ist, dann spricht man von Zentren mit einem niedrigeren Rang. Wenn das Einzugsgebiet groß, das Angebot der Dienstleistungen hochwertiger ist und die Frequenz der Besucher abnimmt, dann spricht man von Zentren höheren Ranges.[19]

[...]


[1] Vgl. Brunotte, Ernst/ Gebhardt, Hans/ Meurer, Manfred/ Meusburger, Peter/ Nipper, Josef (Hrsg.): Lexikon der Geographie in vier Bänden, Band 1, Darmstadt 20012, S. 292.

[2] Vgl. ebenda.

[3] Haas, Hans-Dieter/ Neumair, Simon-Martin: Wirtschaftsgeographie, Darmstadt 2007, S. 12.

[4] Ebenda.

[5] Ebenda.

[6] Vgl. ebenda.

[7] Ebenda.

[8] Vgl. Brunotte, Ernst/ Gebhardt, Hans/ Meurer, Manfred/ Meusburger, Peter/ Nipper, Josef (Hrsg.): Lexikon der Geographie in vier Bänden, Band 3, Darmstadt 20022, S. 282f und vgl. Leser, Hartmut (Hrsg.): DIERCKE-Wörterbuch Allgemeine Geographie, Braunschweig/ München 1997 Überarbeitete Neuausgabe, S. 821.

[9] Leser (Hrsg.): DIERCKE-Wörterbuch, a.a.O., S. 822f.

[10] Ebenda, S. 823.

[11] Vgl. ebenda, S. 822f.

[12] Vgl. ebenda, S. 822.

[13] Vgl. Kulke, Elmar: Wirtschaftsgeographie, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 20083, S. 161.

[14] Vgl. ebenda und vgl. Brunotte/ Gebhardt/ Meurer/ Meusburger/ Nipper (Hrsg.): Lexikon der Geographie, Band 3, a.a.O., S. 284.

[15] Vgl. Kulke: Wirtschaftsgeographie, a.a.O., S. 161f und vgl. Brunotte/ Gebhardt/ Meurer/ Meusburger/ Nipper (Hrsg.): Lexikon der Geographie, Band 3, a.a.O., S. 284 und vgl. Schenk, Winfried/ Schliephake, Konrad (Hrsg.): Allgemeine Anthropogeographie, Gotha/Stuttgart 2005, S. 512.

[16] Kulke: Wirtschaftsgeographie, a.a.O., S. 162.

[17] Vgl. ebenda, S. 163.

[18] Vgl. ebenda und vgl. Brunotte/ Gebhardt/ Meurer/ Meusburger/ Nipper (Hrsg.): Lexikon der Geographie, Band 3, a.a.O., S. 284 und vgl. Schenk/ Schliephake (Hrsg.): Allgemeine Anthropogeographie, a.a.O., S. 512.

[19] Vgl. Kulke: Wirtschaftsgeographie, a.a.O., S. 163 und vgl. Schenk/ Schliephake (Hrsg.): Allgemeine Anthropogeographie, a.a.O., S. 512.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Standortsysteme im Einzelhandel
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie)
Veranstaltung
Geographie des Einzelhandels
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V122468
ISBN (eBook)
9783640278510
ISBN (Buch)
9783640282661
Dateigröße
2223 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Standortsysteme, Einzelhandel, Geographie, Einzelhandels
Arbeit zitieren
Kristina Wallner (Autor:in), 2008, Standortsysteme im Einzelhandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122468

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