Seinen Ursprung findet der Gangsterfilm bereits in Edwin S. Porters „The Great Train
Robbery“ (1903), der heute als erster Western der Filmgeschichte angesehen wird. Doch
durch die Thematisierung eines Verbrechens – ein Hold-Up – setzt der Film auch einen Fuß in
das Genre des Gangsterfilms. Fast zehn Jahre später aber sind es D.W. Griffith und Raoul
Walsh, die mit ihren Filmen „The Musketeers of Pig Alley“ (1912) und „The Regeneration“
(1915) den Gangsterfilm als solchen definieren, indem sie dem Aspekt des thematisierten
Verbrechens noch eine weitere wichtige Komponente hinzufügen – die Großstadt. In diesen
frühen Filmen ist der Gangster ein Opfer der Gesellschaft. Er kommt aus armen Verhältnissen
und begeht Verbrechen, um zu überleben. Dies ändert sich noch zu Stummfilmzeiten mit
Josef von Sternbergs „Underworld“ (1927), der erstmals aus der Sicht des Gangsters erzählt
und Individuen zeigt, die nicht ums Überleben sondern um Macht und Reichtum kämpfen –
der „moderne“ Gangsterfilm war geboren.
Waren Filme dieser Gattung bis zum Ende der zwanziger Jahre noch eher sporadisch, so
änderte sich das mit der Einführung des Tonfilms, der Soundeffekte wie Reifenquietschen,
Telefonklingeln oder natürlich das Geräusch von Feuerwaffen ermöglichte und damit eine
ganz neue Dramaturgie erlaubte. Die Zeitungsberichte und Geschichten über das organisierte
Verbrechen während der Prohibitionsjahre lieferten Ideen für zahlreiche Drehbücher.
Berüchtigte Bandenchefs wie Al Capone oder Bugs Moran bekamen in Filmen wie „Little
Caesar“ (Mervyn LeRoy, 1932) oder „Scarface“ (Howard Hawks, 1932) ihr filmisches
Denkmal. Warner Brothers begründete mit James Cagney, Edward G. Robinson, Humphrey
Bogart und Filmen wie „Public Enemy“ (William Wellman, 1931) oder „Chicago“ (Michael
Curtiz, 1938) den so genannten „Classic Circle“, der mit immer wiederkehrenden Themen
arbeitete und somit das Genre des Gangsterfilms etablierte.
Inhaltsverzeichnis
- Ursprünge und frühe Entwicklung des Gangsterfilms
- Themen des Gangsterfilms
- Der Hays-Code
- The Roaring Twenties
- Die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg
- Casino
- Der moderne Gangsterfilm
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des amerikanischen Gangsterfilms von seinen Ursprüngen bis zum modernen Kino, mit besonderem Fokus auf die Veränderungen der Themen und der Darstellung von Gewalt. Die Analyse betrachtet die Einflüsse von gesellschaftlichen Veränderungen und zensurpolitischen Maßnahmen auf die filmische Umsetzung des Genres.
- Entwicklung des Gangsterfilm-Genres über die Zeit
- Die Rolle der gesellschaftlichen und politischen Bedingungen
- Der Einfluss des Hays-Codes auf die Darstellung von Gewalt
- Wiederkehrende Themen und Motive im Gangsterfilm
- Veränderung der Gangsterfigur im Laufe der Filmgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Ursprünge und frühe Entwicklung des Gangsterfilms: Der Gangsterfilm findet seine Wurzeln in frühen Filmen wie „The Great Train Robbery“, entwickelt sich aber erst mit Filmen wie „The Musketeers of Pig Alley“ und „The Regeneration“ zum eigenständigen Genre. Die frühen Darstellungen zeigen den Gangster oft als Opfer der Gesellschaft. Mit Filmen wie „Underworld“ (1927) ändert sich die Perspektive, der Gangster wird als Machtspieler dargestellt, der nicht ums Überleben, sondern um Reichtum kämpft. Der Tonfilm revolutioniert das Genre, ermöglicht neue narrative Möglichkeiten und die Darstellung des organisierten Verbrechens der Prohibition.
Themen des Gangsterfilms: Bis in die 1970er Jahre dominiert das Thema des Auf- und Abstiegs des Gangsters. Coppola's „The Godfather“ bricht mit diesem Schema. Die Gangsterfigur wird als Outlaw dargestellt, der nach Anerkennung sucht und Gewalt als Mittel zum Zweck einsetzt. Weitere wichtige Themen sind das Cain-and-Abel-Prinzip (gezeigt in „Chicago“), der Konflikt zwischen Familie und Gang (in „Public Enemy“), und ab den 1940er Jahren das „Rise-and-Fall“-Thema, das auf den Niedergang konzentriert ist (z.B. „High Sierra“) oder das „Couple-on-the-run“-Thema (z.B. „Bonnie and Clyde“).
Der Hays-Code: Der Hays-Code, ein strikter Zensurcode, beeinflusste die Darstellung von Gewalt und Kriminalität erheblich. Regisseure mussten kreative Wege finden, um Gewalt indirekt darzustellen (z.B. „Public Enemy“, „Scarface“). Die Abschaffung des Codes 1967 führte zu einer realistischeren und expliziteren Darstellung von Gewalt, wie in „Bonnie and Clyde“ und dem Remake von „Scarface“ zu sehen ist.
Schlüsselwörter
Amerikanischer Gangsterfilm, Genreentwicklung, Hays-Code, Gewaltinszenierung, Gangsterfigur, gesellschaftliche Bedingungen, Prohibition, Auf-und-Abstieg, „The Godfather“, „Public Enemy“, „Scarface“, „Bonnie and Clyde“
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Entwicklung des amerikanischen Gangsterfilms
Was behandelt diese Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung des amerikanischen Gangsterfilms von seinen Anfängen bis zur Moderne. Der Fokus liegt auf der Veränderung der dargestellten Themen und der Gewaltdarstellung im Laufe der Zeit, unter Berücksichtigung gesellschaftlicher und politischer Einflüsse sowie der Auswirkungen des Hays-Codes.
Welche Themen werden im Inhaltsverzeichnis behandelt?
Das Inhaltsverzeichnis umfasst die Ursprünge und frühe Entwicklung des Genres, die zentralen Themen des Gangsterfilms, die Bedeutung des Hays-Codes, den Einfluss der „Roaring Twenties“, die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, eine Analyse des Films „Casino“ und schließlich eine Betrachtung des modernen Gangsterfilms.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Genres über die Zeit, die Rolle gesellschaftlicher und politischer Bedingungen, den Einfluss des Hays-Codes auf die Gewaltdarstellung, wiederkehrende Themen und Motive sowie die Veränderung der Gangsterfigur im Laufe der Filmgeschichte.
Wie werden die Kapitel zusammengefasst?
Die Zusammenfassung der Kapitel beschreibt die frühen Anfänge des Genres, die Entwicklung der Gangsterfigur vom Opfer zum Machtspieler, die thematischen Schwerpunkte wie Auf- und Abstieg, das Cain-and-Abel-Prinzip, den Familienkonflikt und das „Couple-on-the-run“-Motiv. Es wird zudem der Einfluss des Hays-Codes auf die Gewaltdarstellung erläutert und die Veränderungen nach dessen Abschaffung beschrieben.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Amerikanischer Gangsterfilm, Genreentwicklung, Hays-Code, Gewaltinszenierung, Gangsterfigur, gesellschaftliche Bedingungen, Prohibition, Auf-und-Abstieg, „The Godfather“, „Public Enemy“, „Scarface“, „Bonnie and Clyde“.
Welche Filme werden im Detail analysiert?
Obwohl viele Filme genannt werden, liegt der Fokus nicht auf einer einzelnen Filmanalyse, sondern auf der Entwicklung des Genres an sich. Filme wie „The Godfather“, „Public Enemy“, „Scarface“ und „Bonnie and Clyde“ dienen als Beispiele für die Veränderungen innerhalb des Genres.
Wie beeinflusste der Hays-Code den Gangsterfilm?
Der Hays-Code, ein strenger Zensurcode, zwang Regisseure zu indirekten Darstellungsweisen von Gewalt und Kriminalität. Seine Abschaffung 1967 ermöglichte eine realistischere und explizitere Darstellung von Gewalt.
Welche thematischen Veränderungen lassen sich im Gangsterfilm beobachten?
Die Arbeit zeigt die Entwicklung vom Fokus auf den Auf- und Abstieg des Gangsters hin zu komplexeren Darstellungen, die auch die Suche nach Anerkennung und den Einsatz von Gewalt als Mittel zum Zweck beleuchten. Der Konflikt zwischen Familie und Gang sowie das „Couple-on-the-run“-Motiv werden ebenfalls als wichtige Entwicklungen hervorgehoben.
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- Marco Schneider (Author), 2008, Die Entwicklung des amerikanischen Gangsterfilms von "The Roaring Twenties" zu "Casino", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122496