Vergleich des Schlachtverlaufes an den Thermopylen zwischen Diodor und Herodot

Ist ein spartanischer Kollektivismus erkennbar?


Essay, 2019

13 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Quellenanalyse „Bibliotheca historica XI“ Kapitel 10-11
1.1 Autor
1.2 Werk
1.3 Inhalt

2 Schlachtverlauf an den Thermopylen
2.1 Konfliktparteien
2.2 Beginn und Motive
2.3 Wendung
2.4 Entscheidung

3 Spartanischer Kollektivismus

Fazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das moderne Bild der Schlacht an den Thermopylen zwischen den Persern und der neben Athen zweiten mächtigen Polis Sparta1 ist weitestgehend durch den Film “300“ geprägt. “This is Sparta.“ gilt dabei als der bekannteste Ausspruch aus dem Kinofilm und zeigt König Leonidas, wie er einen persischen Gesandten in eine tiefe Grube tritt.

Die zeitliche Entfernung zur Antike erschwert es Menschen aus der heutigen Zeit diese historische Epoche bildlich zu fassen. Deshalb bieten sich solche audiovisuellen Produktionen geradezu an diese Lücke zu schließen, sofern zunächst auf einen Blick in antike Quellen zu dem Thema der Perserkriege verzichtet wird.

Der 2007 erschiene Film erfüllt allerdings nicht das Kriterium der exakten Visualisierung einer solchen Quelle. Die Regisseure entschieden sich gezielt dagegen, und bauten den Blockbuster auf der gleichnamigen Comic-Vorlage auf. Es handelt sich deshalb um einen teils fiktionalen Film, der auf einer realen Grundlage basiert. Diese Basis eigneten sich die Drehbuchautoren durch die Quellen Herodots an, der eine Monopolstellung auf die Perserkriege hat.2 In seinem siebten Buch thematisiert der antike Geschichtsschreiber die Schlacht an den Thermopylen.

In der folgenden Ausarbeitung soll der Fokus auf den Ablauf der Schlacht gelegt werden. Dabei werden die Texte Diodors und Herodots zu dieser Thematik miteinander verglichen. Zuerst erscheint immer die Quelle Diodors. Auf diese folgt danach vergleichend die von Herodot. Im Zuge dessen wird der gesamte Schlachtverlauf chronologisch dargestellt. Der Verlauf wird durch die Beleuchtung der Konfliktparteien, die Schilderung des Beginns der Schlacht, die Wendung im Kampf und der abschließenden Niederlage der Griechen behandelt. Bei dem letzten Punkt erscheint unter „Entscheidung“ jedoch lediglich der Text Herodots, da das Ende der Schlacht aus der Perspektive Diodors bereits in der Quellenkritik analysiert wird. Trotzdem bleibt ein vergleichender Charakter auch hier bestehen.

Schließlich wird das geschilderte Handeln der spartanischen Kämpfer und ihres Anführers dafür genutzt, um herauszustellen, ob die Spartaner kollektivistisch waren. Falls dies zutrifft, wird weiterhin geprüft, ob dies bereits in der spartanischen Gesellschaft verankert war. Zuvor wird noch die Begrifflichkeit des Kollektivismus kurz erklärt.

1 Quellenanalyse „Bibliotheca historica XI“ Kapitel 10-11

1.1 Autor

Die Quelle stammt vom griechischen Historiker Diodor, der auch unter dem Namen Diodorus Sicilus bekannt ist.3 Er wird ebenso als der griechische Universalhistoriker des ersten Jahrhunderts bezeichnet.4 Der hellenistische Geschichtsschreiber wurde 90 vor Christus in der Polis Agyron, welche sich auf Sizilien befand, geboren. Im Laufe seines Lebens unternahm Diodor verschiedenste Reisen durch die Kontinente Asien, Europa sowie Afrika. Neben seinem Quellenstudium in Rom, erfolgte zwischen den Jahren 60/59 vor Christus eine weitere prägende Expedition nach Ägypten.5 „Als Augenzeuge erlebt er, wie ein Römer vom aufgebrachten alexandrinischen Volk gelyncht wird, weil er versehentlich eine Katze getötet hat.“6

Er sah sich selbst als einen Stoiker sowie pragmatischen Historiker, der stets auf den Nutzen der Geschichtsschreibung fokussiert war. Ein besonderes Gewicht teilte er dem Konstrukt der Gemeinschaft zu. Zwar bezog er sich in Form von Quellen auf Ephoros, der pro-attischer Meinung war, dennoch wird durch andere Aspekte deutlich, dass er sich keineswegs einer bestimmten Partei unterordnete.7 Ein Indiz dafür ist die Kürze seiner Reden, was jedoch nicht auf einen Mangel an Einfallsreichtum verweist, sondern aufzeigt, dass Diodor in dieser Form nur Platz für Fakten und nicht für Meinungen oder Interpretationen lies.8 Ein weiterer Grund für seine Objektivität lässt sich in der Betrachtung der Relation zwischen der Datierung des Lebens von Diodor und in diesem Beispiel der Schlacht an den Thermopylen kenntlich machen. Die Werke des griechischen Historikers wurden im Zeitraum von 60 bis 30 vor Christus verfasst. Die Schlacht zwischen Spartanern und Persern ereignete sich jedoch 400 Jahre zuvor um 480 vor Christus. Diodor betrachtete das Vergangene somit mit einer deutlichen Distanz, was nicht das Bilden einer parteiischen Meinung verhinderte, jedoch erschwerte. Dazu berichtete er nicht nur die Geschichte der Griechen und deren Poleis, sondern ermittelte ebenso die Historien der Völker, die damals aus griechischer Sicht als barbarisch angesehen wurden. Diese Herangehensweise ist allerdings auch ein Ausdruck dafür, dass der antike Historiker Geschichte als ein großes Ganzes verstand.

1.2 Werk

Diodor arbeitete von 60 bis 30 vor Christus an dem Werk der “Bibliotheca historica“. Dabei war er bemüht möglichst alle historischen Ereignisse bis zu dem Zeitpunkt der Verschriftlichung zu dokumentieren, weshalb seine Bände auch den Beinamen “Weltgeschichte“ tragen. Im Zuge dessen entstanden 40 Bücher, wobei von denen nur noch 14 erhalten sind.9 Im elften Buch beginnt die Darstellung der Historie 480 und endet 404 vor Christus. Es wird die Geschichte Griechenlands und Siziliens mit besonderem Blick auf den Feldzug des Xerxes, den Peloponnesischen Krieg und das frühe Rom erklärt.10

Nach heutigem Stand ist Diodors Werk jedoch fehlerhaft. Das ging mit seiner Herangehensweise einher. Seine Arbeit bestand hauptsächlich nur darin, ihm vorliegende schriftliche Quellen zu exzerpieren, was zwar effizient sein konnte, aber gleichermaßen riskant war im Hinblick auf eine vermeintliche Übernahme von Fehlern. Für das Schreiben der Bücher elf bis 13 verwendete Diodor vorwiegend Abhandlungen der Historiker Ephoros und Timaios. Deren Inkorrektheiten gingen somit direkt auf ihn über. Da Ephoros sich seinerseits auf Herodots Darstellungen von der Schlacht an den Thermopylen bezog, kann dies auch auf Fehler von Herodot hinweisen.11 Herodot informierte sich wiederum bei Aischylos.12

Dazu nutzte Diodor für das Schreiben eines Buches lediglich ein bis maximal zwei Quellen als Grundlage, wodurch das Erkennen von Fehlern erschwert wurde. Diese Arbeitsweise wird als “Einquellentheorie“ bezeichnet.13

Aufgrund des Zusammenwirkens dieser Faktoren war die Sicht auf das Werk Diodors bis zu den letzten Jahrzehnten eher negativ. Er habe angeblich zu viel kopiert, und war dadurch automatisch zu unkritisch. Diese Perspektive änderte sich jedoch radikal. Heutzutage wird der Universalhistoriker aus dem antiken Sizilien positiver bewertet. Der Grund dafür ist sein einheitlicher sowie leicht zu verstehender Stil.14

1.3 Inhalt

Die Kapitel zehn und elf handeln an den Thermopylen. Das ist ein Engpass in Mittelgriechenland zwischen dem Kallidromos-Gebirge und dem Golf von Malia. Der Handlungsort wird in diesem Quellenabschnitt weiter spezifiziert als das Nachtlager der Perser.

[...]


1 Vgl. Thommen, Lukas: Sparta. Verfassungs - und Sozialgeschichte einer griechischen Polis, 2. Auflage, Stuttgart 2017, S. 1.

2 Vgl. Bleckmann, Bruno: Herodot und die Epoche der Perserkriege. Realitäten und Fiktionen, Köln [u.a.] 2007, S. 137.

3 Vgl. Schütze, Oliver: Diodor, in: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, S. 209-211.

4 Vgl. Meister, Klaus: D.Sicilus, in: Der neue Pauly, Band 3, Stuttgart/Weimar 1997, Sp. 592-594.

5 Vgl. Schütze, Oliver: Diodor, in: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, S. 209-211.

6 Schütze, Oliver: Diodor, in: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, S. 209.

7 Vgl. Diodor, Bibliotheca historica XI, hrsg. von Gessel, Wilhelm / Wirth, Peter / bearb. von Will, Wolfgang / übers. von Veh, Otto, in: Bibliothek der griechischen Literatur (Bd. 45), Stuttgart 1998, S.3.

8 Vgl. Schütze, Oliver: Diodor, in: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, S. 211.

9 Vgl. Schütze, Oliver: Diodor, in: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, S.210-211.

10 Vgl. Diodor, Bibliotheca historica XI, hrsg. von Gessel, Wilhelm / Wirth, Peter / bearb. von Will, Wolfgang / übers. von Veh, Otto, in: Bibliothek der griechischen Literatur (Bd. 45), Stuttgart 1998, S.1.

11 Vgl. Diodor, Bibliotheca historica XI, hrsg. von Gessel, Wilhelm / Wirth, Peter / bearb. von Will, Wolfgang / übers. von Veh, Otto, in: Bibliothek der griechischen Literatur (Bd. 45), Stuttgart 1998, S.1.

12 Vgl. Welwei, Karl-Wilhelm: Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht, Stuttgart 2004, S. 138.

13 Vgl. Meister, Klaus: D.Sicilus, in: Der neue Pauly, Band 3, Stuttgart/Weimar 1997, Sp. 593.

14 Vgl. Meister, Klaus: D.Sicilus, in: Der neue Pauly, Band 3, Stuttgart/Weimar 1997, Sp. 593.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Vergleich des Schlachtverlaufes an den Thermopylen zwischen Diodor und Herodot
Untertitel
Ist ein spartanischer Kollektivismus erkennbar?
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,7
Jahr
2019
Seiten
13
Katalognummer
V1225229
ISBN (eBook)
9783346642387
ISBN (Buch)
9783346642394
Sprache
Deutsch
Schlagworte
vergleich, schlachtverlaufes, thermopylen, diodor, herodot, kollektivismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Vergleich des Schlachtverlaufes an den Thermopylen zwischen Diodor und Herodot, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1225229

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