Aristoteles entwirft in der Nikomachischen Ethik sowie in der Politea ein Wirtschaftssystem, welches einer begrenzten Gemeinschaft (der polis) einen hohen, sich selbst erhaltenden äußeren Wohlstand ermöglichen soll. Dieser Wohlstand ist zwar kein Ziel um seiner selbst willen, aber er ist nützlich um ein erfülltes und ein nach dem Glück strebendes Leben zu führen. Der Wohlstand entsteht bei Aristoteles aus dem gewollten Streben der Einzelnen, die, um ihr eigenes Wohl besorgt, ihren privaten Besitz durch Arbeit und Handel mehren. Dabei ist die kleinste Wirtschaftsgemeinschaft der oikos, also ein Hausstand mit Familie und den Bediensteten bzw. den Sklaven.
Allgemeine Regeln und Handlungsempfehlungen definiert Aristoteles auch für den Umgang mit Geld. Diese Domänen sind die Gerechtigkeit, die Freizügigkeit (bzw. Großsinnigkeit) und der Stolz (bzw. Hochsinnigkeit). Bei den Ausführungen zur Gerechtigkeit geht es vor allem um die Bewertung von wirtschaftlichen und rechtlichen Handlungen zwischen den Akteuren. Hierbei werden auch - nach wie vor sehr zeitgemäße - Aspekte wie z.B. der Umgang mit sozial unterschiedlichen Stellungen oder unterschiedlichen Vermögensverhältnissen berücksichtigt. Die Freizügigkeit und der Stolz sind Teil der charakterlichen Tugenden. Diese Tugenden artikulieren sich auch unterschiedlich im Umgang mit Geld.
Viele Zielabsichten von Artistoteles wie dem der Selbstbeschränkung für einen autarken, in sich selbst geschlossenem Wirtschaftskreislauf sowie ein dem Gemeinwohl unterworfenes Handeln bei gleichzeitiger höchstmöglicher individueller Zufriedenheit sind auch die geistigen Grundpfeiler für moderne alternative Wirtschaftsmodelle. Diese sollen nicht nur die zerstörerischen Auswirkungen einer dem Wachstumsdogma unterworfenen kapitalistischen Ökonomie verhindern, sondern allen Akteuren zu einem reflektierterem und glücklicherem Leben verhelfen.
Als Beispiele für diese Ansätze werden, jeweils unter direkte Bezugnahme auf die aristotelischen Prinzipien, zum einen das Modell einer Regionalwährung (wie z.B. der Chiemgauer) kritisch reflektiert sowie zum anderen das 2010 herausgegebene Buch von Christian Felber „Gemeinwohl-Ökonomie“, welches weltweit Beachtung gefunden hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundmotivationen wirtschaftlichen Handelns in Aristoteles Polis
- Formen des wirtschaftlichen Handelns bei Aristoteles
- Kunst der Haushaltsführung
- Beschaffungskunst
- Unnatürliche Erwerbskunst
- Leitlinien für wirtschaftliches Handeln bei Aristoteles
- Umgang mit Geld im Allgemeinen
- Grundsätze wirtschaftlich gerechten Handelns
- Anforderungen an tugendhaftes Handeln im wirtschaftlichen Kontext
- Aristoteles Grundsätze wirtschaftlichen Handelns im Hinblick auf moderne alternative Wirtschaftssysteme
- Grundsätzliche Motivation von alternativen Modellen
- Regionalwährungen
- Gemeinwohl-Ökonomie nach Christian Felber
- Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Grundlagen des wirtschaftlichen Handelns bei Aristoteles und projiziert sie auf ausgewählte alternative Wirtschaftsansätze in der Gegenwart. Der Fokus liegt auf der Verbindung von aristotelischen Prinzipien, wie der Selbstgenügsamkeit, dem tugendhaften Handeln und der Gemeinwohlorientierung, mit modernen Konzepten wie Regionalwährungen und der Gemeinwohlökonomie.
- Aristotelisches Wirtschaftssystem und seine Prinzipien
- Tugendhaftes Handeln im wirtschaftlichen Kontext
- Alternative Wirtschaftsansätze der Gegenwart
- Verbindung von aristotelischen Prinzipien und modernen Konzepten
- Übertragbarkeit von Aristoteles' Ideen auf das moderne Wirtschaftsleben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Dominanz wirtschaftlichen Handelns im modernen Leben und stellt die Dichotomie zwischen egoistischer Selbstbehauptung und aristotelischer Selbstgenügsamkeit heraus. Das zweite Kapitel analysiert die Grundmotivationen wirtschaftlichen Handelns in Aristoteles' Polis und die Rolle des Oikos als kleinste Wirtschaftseinheit. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Formen des wirtschaftlichen Handelns bei Aristoteles, darunter die Kunst der Haushaltsführung, die Beschaffungskunst und die unnatürliche Erwerbskunst. Das vierte Kapitel erläutert die Leitlinien für wirtschaftliches Handeln bei Aristoteles, insbesondere den Umgang mit Geld, die Grundsätze wirtschaftlich gerechten Handelns und die Anforderungen an tugendhaftes Handeln im wirtschaftlichen Kontext.
Schlüsselwörter
Aristoteles, Wirtschaftssystem, Selbstgenügsamkeit, Tugend, Gemeinwohl, alternative Wirtschaftsansätze, Regionalwährungen, Gemeinwohlökonomie, Nachhaltigkeit, Suffizienz.
- Arbeit zitieren
- Ralf Hasler (Autor:in), 2022, Grundsätze wirtschaftlichen Handelns bei Aristoteles und deren Projektion auf ausgewählte alternative Wirtschaftsansätze in der Gegenwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1225237