Das poetologische Ideal der Romantik ist progressiv bestimmt. Es hat einen sich vervollkommnenden Charakter und ist aus dem Blickwinkel der Romantiker innerhalb der Geschichte nicht auf die Epoche der Romantik begrenzt. Das Romantische umfasst ästhetische Qualitäten, die künstlerische Werke erfüllen sollen, bzw. schon erfüllt haben. Die mittelalterliche Poesie nimmt hier eine Schlüsselposition ein. Sie wird von den Romantikern als historische Antizipation dieses Romantik-Ideals gesehen - das allerdings niemals völlig erreicht werden kann.
So lobt auch der Romantiker Friedrich Schlegel an vielen Stellen seines Werkes die Literatur des Mittelalters. Ausdrücklich lobt er Wolfram von Eschenbach, den er - gemessen an dem romantischen Ideal - als einen der Hauptdichter der Literatur des Mittelalters einschätzt. Es stellt sich nun die Frage, was Wolfram (romantisch bewertet) so lobenswert macht und worin ihm genau eine Vorwegnahme romantischer Prinzipien gelingt, wodurch er sich also in dieser Hinsicht vor anderen Dichtern seiner Zeit auszeichnet.
Um diese Frage zu beantworten, wird zunächst ein Blick auf den philosophischen Hintergrund der romantischen Poetik geworfen. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich schließlich dem Nachweis der zentralen von Friedrich Schlegel geforderten romantischen Prinzipien in Wolframs Parzival.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Romantische in Wolframs Parzival
- Philosophischer Hintergrund
- Die drei Hauptforderungen der Poetologie Friedrich Schlegels
- Ausrichtung auf das Unendliche
- Poesie der Poesie
- Heterogenität
- Romantische Ironie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwiefern Wolframs Parzival als Antizipation romantischer poetologischer Ideale verstanden werden kann. Sie analysiert, ob und wie zentrale Prinzipien der romantischen Poetik, wie sie von Friedrich Schlegel formuliert wurden, in Parzivals Werk wiederzufinden sind.
- Philosophische Grundlagen der romantischen Poetik
- Schlegels Poetologie und ihre drei Hauptforderungen
- Analyse der Ausrichtung auf das Unendliche in Parzival
- Untersuchung der Heterogenität in Wolframs Werk
- Der Begriff der Romantischen Ironie im Kontext von Parzival
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Ansatz der Arbeit. Sie betont die progressive Natur des romantischen Ideals und die Bedeutung des Mittelalters als historischer Vorbote. Der Abschnitt zum philosophischen Hintergrund beleuchtet die frühromantische Natur- und Kunstphilosophie Schellings und ihren Einfluss auf Schlegel und Novalis, insbesondere die Konzepte von Unendlichkeit und Selbstbewusstsein. Im Hauptteil wird die Analyse der drei Hauptforderungen Schlegels an die romantische Poesie – Ausrichtung auf das Unendliche, Autoreflexivität und Heterogenität – im Kontext von Wolframs Parzival vorgenommen.
Schlüsselwörter
Romantische Poetik, Friedrich Schlegel, Wolfram von Eschenbach, Parzival, Unendlichkeit, Heterogenität, Romantische Ironie, Mittelalterliteratur, Frühromantik, Schelling, poetologische Reflexion.
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- Lisanne Schuster (Author), 2006, Das Romantische in Wolframs Parzival, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122586