Ziel dieser Arbeit ist es, die konfliktreiche Wechselbeziehung von APO und Massenmedien nachzuzeichnen und kritisch zu bewerten. Es gilt, sowohl kommunikationswissenschaftliche als auch historische Forschungslücken zu schließen. Eine duale Vorgehensweise trägt dem interdisziplinären Ansatz Rechnung: Die geschichtliche Rekapitulation wird mit einer umfassenden Medienauswertung verknüpft.
Zunächst wird die Auseinandersetzung zwischen Medien und APO vergegenwärtigt. Dabei sollen insbesondere Herkunft und theoretische Wurzeln der studentischen Vorwürfe aufgezeigt werden. Zum Verständnis wird ein Exkurs über die Entfaltung und den aktuellen Stand der Wirkungsforschung vorausgeschickt. Auf den nachfolgenden Seiten werden die Medienvorstellungen der APO und die sich daraus ableitenden Aktivitäten veranschaulicht. Eine Übersicht über die studentischen Kommunikationsmittel vervollständigt das Kapitel.
In den folgenden Hauptabschnitten wird exemplarisch ermittelt, in welcher Form und in welchem Umfang studentische Anschauungen und Aktionen von den Medien aufgegriffen werden. Die Auswertung konzentriert sich auf Zeitungen, weil 1967 die Presse in das Zentrum des Geschehens rückt.
Als Fixpunkt wird der Presseanalyse jeweils der eigentliche Ablauf der Dinge vorangestellt. Erst ein ausführlicher und auf die Inhaltsauswertung abgestimmter Vergleichsmaßstab gewährleistet eine Beurteilung, die über einen bloßen medienwissenschaftlichen Rahmen hinausgeht und gesellschaftliche und politische Aspekte mitberücksichtigt.
Untersucht wird jeweils der Zeitraum vor und nach dem Tod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967, dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 und der Verabschiedung der Notstandsgesetze. Die Daten markieren entscheidende Stationen in der Genesis der APO. Leitet der 2. Juni den Aufbruch der Studentenbewegung ein, so verkörpern die Osterunruhen im folgenden Jahr deren Höhepunkt. Die Verabschiedung der Notstandsgesetze sieben Wochen später beendet den kurzen Sommer der Anarchie. Die APO beginnt sich aufzulösen.
Vor der Zusammenfassung der Arbeit wird ein kritisches Fazit über die Medienvorstellungen der APO einerseits und die Presseberichterstattung andererseits gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Fragestellung und Forschungsstand
- Methodische Vorgehensweise
- DIE WELT und die Frankfurter Rundschau
- APO UND MEDIEN
- Exkurs: Entfaltung und aktueller Stand der Wirkungsforschung
- Theoretische Vordenker der APO
- Medienkritik der APO
- Der Springer-Konzern
- Ziele der APO
- Unterstützung der APO durch eigene und fremde Medien
- Der Verlauf der Anti-Springer-Kampagne
- DER 2. JUNI 1967
- Zur Vorgeschichte des Schah-Besuchs
- Stationen des Schah-Besuchs
- Das Geschehen in Berlin
- Bewertung des polizeilichen Vorgehens
- Reaktionen in Berlin
- Reaktionen in Westdeutschland
- Die Beisetzung von Ohnesorg und der Kongress in Hannover
- Folgen des 2. Juni
- DIE PRESSEBERICHTERSTATTUNG NACH DEM 2. JUNI
- Überblick
- Darstellung in der WELT und der Frankfurter Rundschau
- Ergebnisse der Quantifizierenden Inhaltsanalyse
- Der Schah-Besuch
- Die Aufarbeitung des 2. Juni
- Bewertung der staatlichen Reaktionen
- Bewertung der studentischen Aktivitäten
- Die Beisetzung von Ohnesorg und der Kongress in Hannover
- Folgen des 2. Juni
- Exkurs: Darstellung und Deutung der APO
- Zusammenfassung der Presseauswertung
- DIE OSTERUNRUHEN
- Das Attentat
- Die Osterfeiertage in Berlin
- Die Osterfeiertage in Westdeutschland
- Staatliche Reaktionen
- Folgen der Osterunruhen für die APO
- Linksradikalismus und Rechtsradikalismus
- DIE PRESSEBERICHTERSTATTUNG NACH DEN OSTERUNRUHEN
- Überblick
- Darstellung in der WELT und der Frankfurter Rundschau
- Ergebnisse der Quantifizierenden Inhaltsanalyse
- Rudi Dutschke
- Zum Ablauf der Osterunruhen
- Die Gewaltdebatte
- Ursachen und Hintergründe
- Bewertung der Osterunruhen
- Die Bundestagsdebatten
- Linksradikalismus und Rechtsradikalismus
- Zusammenfassung der Presseauswertung
- DIE NOTSTANDSGESETZE
- Die Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze bis 1967
- Die Protagonisten der Notstandsdebatte
- Die Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze bis 1968
- Konfliktpunkte
- Die Proteste vor der zweiten Lesung im Bundestag
- Die Proteste vor der dritten Lesung im Bundestag
- Die Verabschiedung der Notstandsgesetze
- DIE PRESSEBERICHTERSTATTUNG ÜBER DIE ENDPHASE DER NOTSTANDSDEBATTE
- Überblick
- Darstellung in der WELT und der Frankfurter Rundschau
- Ergebnisse der Quantifizierenden Inhaltsanalyse
- Bewertung der Gesetze
- Der Sternmarsch
- Die zweite Lesung
- Die dritte Lesung
- Ausblick
- Zusammenfassung der Presseauswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle der Medien in der Studentenrevolte der späten 1960er Jahre in Westdeutschland, mit besonderem Fokus auf die Auseinandersetzung zwischen der Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Presse. Die Arbeit konzentriert sich auf die Berichterstattung der beiden Zeitungen Die Welt und die Frankfurter Rundschau, um einen Vergleich zwischen einer konservativen und einer liberalen Perspektive auf die Ereignisse zu ermöglichen.
- Das Verhältnis zwischen APO und Medien
- Die mediale Berichterstattung über den 2. Juni 1967, den Schah-Besuch und die Studentenproteste in Berlin
- Die Osterunruhen von 1968 und die Rolle der Medien in der Eskalation der Gewalt
- Die Notstandsdebatte und die mediale Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze
- Die Analyse der Berichterstattung in Die Welt und der Frankfurter Rundschau durch quantitative Inhaltsanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung und den Forschungsstand dar. Sie beleuchtet die Bedeutung des Verhältnisses zwischen APO und Medien und kritisiert den Mangel an empirischen Untersuchungen zu diesem Thema.
Kapitel 2 widmet sich der APO und den Medien. Es beleuchtet die Entfaltung der Wirkungsforschung und stellt die theoretischen Vordenker der APO vor. Außerdem wird die Medienkritik der APO, der Springer-Konzern und die Ziele der APO näher betrachtet.
Kapitel 3 analysiert den 2. Juni 1967, den Schah-Besuch in Berlin und die anschließenden Proteste. Es untersucht die Vorgeschichte des Besuchs, das Geschehen in Berlin, die Reaktionen in Berlin und Westdeutschland sowie die Folgen des 2. Juni.
Kapitel 4 untersucht die Presseberichterstattung nach dem 2. Juni. Es präsentiert die Ergebnisse der quantifizierenden Inhaltsanalyse und analysiert die Darstellung des Schah-Besuchs, die Aufarbeitung des 2. Juni und die Bewertung der staatlichen Reaktionen und studentischen Aktivitäten.
Kapitel 5 beschreibt die Osterunruhen von 1968, das Attentat auf Rudi Dutschke, die Osterfeiertage in Berlin und Westdeutschland, die staatlichen Reaktionen und die Folgen der Osterunruhen für die APO.
Kapitel 6 analysiert die Presseberichterstattung nach den Osterunruhen. Es untersucht die Ergebnisse der quantifizierenden Inhaltsanalyse, die Darstellung von Rudi Dutschke, den Ablauf der Osterunruhen, die Gewaltdebatte, die Ursachen und Hintergründe, die Bewertung der Osterunruhen und die Bundestagsdebatten.
Kapitel 7 befasst sich mit der Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze. Es untersucht die Debatte bis 1967 und 1968, die Protagonisten der Debatte, die Konfliktpunkte und die Proteste vor der zweiten und dritten Lesung im Bundestag.
Kapitel 8 analysiert die Presseberichterstattung über die Endphase der Notstandsdebatte. Es präsentiert die Ergebnisse der quantifizierenden Inhaltsanalyse, die Bewertung der Gesetze, den Sternmarsch, die zweite und dritte Lesung und den Ausblick.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Studentenrevolte, APO, Medien, Presseberichterstattung, Die Welt, Frankfurter Rundschau, 2. Juni 1967, Schah-Besuch, Osterunruhen, Rudi Dutschke, Notstandsgesetze, quantitative Inhaltsanalyse, politische Kommunikation, Studentenbewegung, Wirkungsforschung, Medienkritik, Springer-Konzern.
- Arbeit zitieren
- Thomas Ebel (Autor:in), 1992, Studentenrevolte und Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1226336