Ökobilanzen haben seit Anfang der 90er Jahre einen unbeschreiblichen Aufschwung erlebt.
Zu unterscheiden ist dabei, ob es sich um eine Produkt- oder eine Betriebsökobilanz handelt. Der Fokus dieser Arbeit richtet sich jedoch im Wesentlichen auf die produktbezogene Ökobilanz. Die Produkt-Ökobilanz untersucht, welche Auswirkungen die Zulieferung, Herstellung, Verbreitung und vor Allem das Produkt selbst auf die Umwelt haben (können). Ein weiterer signifikanter Bestandteil dieser Studie, sind die bei der Erstellung solcher Ökobilanzen auftretenden Probleme.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2 Ökobilanz
2.1 Begriff und Zielsetzung
2.2 Funktionen der Ökobilanz
3 Produktorientierte Ökobilanz
3.1 Definition und Aufbau
3.2 Die Produkt-Ökobilanz mit weitreichender Bedeutung
3.2.1 Unternehmensinterne Anwendungen und Funktionen
3.2.2 Unternehmensexterne Anwendungen und Ziele
3.2.3 Grenzen der Anwendung
4 Verfahren und Probleme bei der Erstellung von produktorientierten Ökobilanzen
4.1 Untersuchungsrahmen und Bilanzierungsziel
4.2 Auswahl der umweltbezogenen Kategorien und Indikatoren
4.3 Beschaffung und Qualität der Daten
4.3.1 Datenbeschaffung
4.3.2 Datenqualität
4.4 Gesamtbewertung der Sach- und Wirkungsbilanz
5 Kritische Würdigung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die IÖW Ökobilanz-Systematik
Abbildung 2: Phasenschema einer produktbezogenen Ökobilanz
Abbildung 3: Relativer Vergleich des Energieverbrauchs und verschiedene Wirkungspotenziale in den Phasen des Reifenlebens
Anhang 1: Untersuchungsrahmen eines Reifens XII
Anhang 2: Wirkungsabschätzung eines PKW-Reifens XIII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vereinfachte Sachbilanz eines PKW-Reifens
Tabelle 2: Anwendungsgebiete und Zielgruppen von Produktbilanzen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Umweltschutz in seinen verschiedenen Facetten ist eines der großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Der Endverbraucher bzw. der industrielle Kunde wünscht sich zunehmend, dass die Produkte möglichst umweltschonend produziert, ver- bzw. gebraucht und entsorgt werden können. Zudem sorgt der Gesetzgeber durch eine Vielzahl von Vorgaben und Regelungen für die Erhaltung der Umwelt und gibt so Maßstäbe für ökologisches Handeln vor. Im Zuge dieses gesellschaftlichen Wandels sind in den letzten Jahren vermehrt Unternehmen dazu übergegangen Umweltmanagement zu betreiben. Darunter fällt auch die Erstellung von sogenannten „Ökobilanzen“ als Umweltbilanzen. Eine dieser Ökobilanzen stellen die ökologische Bilanzierung von Produkten - oder auch kurz:
„Produkt-Ökobilanzen“ - dar. Diese haben in den letzten Jahren in Wissenschaft und Forschung aber auch in der betrieblichen Umweltpolitik eine zunehmende Aufmerksamkeit erzielt. Jedoch stellt sich in der Allgemeinheit immer noch die Frage danach, was genau produktorientierte Ökobilanzen sind, wofür diese überhaupt Anwendung finden und wer die Zielgruppe solcher Bilanzen ist. In diesem Zusammenhang ergeben sich unweigerlich neue Fragen, wie nach der Konzeption sowie Probleme bei der Erstellung von produktorientierten Ökobilanzen.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, auf die oben erwähnten Fragen näher einzugehen und hierbei die möglichen Probleme systematisch darzustellen. Der Grundlagenteil in Kapitel 2 befasst sich deshalb zunächst mit dem Begriff der Ökobilanz sowie dessen Ziele und Funktionen.
Im dritten Kapitel ist der Fokus auf die produktorientierte Ökobilanz gerichtet. Dazu soll eine Definition erfolgen und der Aufbau einer möglichen Bilanz kurz visualisiert werden. Ferner soll die Bedeutung einer produktbezogenen Ökobilanz anhand dessen Anwendungs- möglichkeiten und Ziele genauer betrachtet werden. Anschließend werden die Grenzen dieser Anwendungen aufgezeigt.
Kapitel 4 soll dann einen Einblick in die Konzeption gewähren und dessen Probleme bei der Umsetzung einer Ökobilanz auflisten. Dazu findet eine Untergliederung innerhalb dieses Kapitels statt, welche zum einen die Beschaffung und Qualität der Informationen und zum anderen den Energieverbrauch und Transport in der Bilanz berücksichtigt. Der nächste Schritt einer Produkt-Ökobilanz soll schließlich die Interpretation und Gesamtbewertung der gewonnenen Daten zur Vorbereitung von Entscheidungen einbeziehen.
Schließlich findet im letzten Kapitel eine kritische Würdigung statt. Weiterhin soll im Rahmen dieser Arbeit ein Ausblick für die Zukunft der produktorientierten Ökobilanz gewagt werden.
2 Ökobilanz
2.1 Begriff und Zielsetzung
Im Rahmen des Umweltmanagements spielt der Einsatz spezifischer Techniken eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen eine systematische und strukturierte Vorgehensweise bei der Analyse umweltrelevanter Aufgabenstellungen bzw. Studien und tragen dadurch zur Verringerung der Komplexität von Problemen bei. Einer dieser Techniken stellen die genannten Ökobilanzen dar. Deshalb soll in diesem Kontext eine Vielzahl von Begriffen vorab kurz erläutert und abgegrenzt werden, ohne den entsprechenden Kapiteln vorzugreifen.
Malle bezeichnet den Begriff Ökobilanz als „geniale Wertschöpfung“, da er Gefühl und Verstand, Ökologie und Ökonomie in sich vereinigt.1Die Bezeichnung Ökobilanz hat sich im deutschsprachigen Raum durchgesetzt, auch wenn sie häufig noch pauschalisierend benutzt wird sowie in zahlreichen Variationen auftritt.2Folgende Begriffe treten häufig im Zusammenhang mit Ökobilanzen auf:
- Lebensweganalyse
- Ökovergleich
- Ecobalance
- Ökologisch-soziale-Gewinn- und Verlustrechnung
- Produktlinienanalyse (PLA)
- Crandle-to-the-Grave Analysis
- Life Cycle Assessment (LCA)
Die letzten zwei Aufzählungen treten in letzter Zeit häufiger in der Literatur auf und sollen deshalb später nochmals im unterschiedlichen Kontext genauer erklärt werden.
Aufgrund der verschiedenen Nutzung solcher Begriffe, hat sich immer noch keine einheitliche Begriffsdefinition ergeben, weshalb unterschiedlichste Studien immer noch als Ökobilanzen bezeichnet werden.3Unter einer Ökobilanz einer Unternehmung versteht u.a. das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)4ein Konzept das sich in vier Teilbilanzen beschreiben lässt (vgl. Abbildung 1).
Es umfasst unter diesem Oberbegriff eine Betriebs-, Prozess-, Standort- und Produktbilanz.5Jedoch wird, gemäß der International Organization for Standardization (ISO), die Ökobilanz etwas konzentrierter aufgefasst, da diese hauptsächlich mit produktbezogenen Ökobilanzen in Verbindung gebracht und angewendet werden.6Auch wird in weiten Teilen der Literatur, insbesondere in Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes (UBA), der Begriff Ökobilanz häufig mit dem Konzept der Produkt-Ökobilanz gleichgesetzt.7Deshalb soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Nomenklatur und das Verständnis gemäß den Standards der ISO und des UBA8verwendet werden.
Abbildung 1: Die IÖW Ökobilanz-Systematik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Funktionen der Ökobilanz
Ökobilanzen stellen eine Grundlage des Umwelt-Auditings dar. Sie ist daher sowohl für eine interne als auch für eine externe Überprüfung der Umweltaktivitäten eines Betriebs geeignet. Die Aufgabe einer Ökobilanz ist es, z.B. die Auswirkungen von Produkten und Produkt- systeme9auf die Umwelt so präzise wie möglich zu erfassen (Dokumentationsfunktion), zu operationalisieren (Operationalisierungsfunktion) und abschließend auszuwerten (Bewer- tungsfunktion). Hierzu werden demnach die ökologischen Auswirkungen eines Produktes unter Verwendung einer fundierten Datenbasis analysiert und in ihrer spezifischen Wirkung abgeschätzt.10Die systematische Erfassung der von einem Produkt ausgehenden Wirkungen auf die Umwelt und deren Bewertung sollte nach Hofstetter und Wicke den Anforderungen hinsichtlich Vollständigkeit, Objektivität, Transparenz, Praktikabilität und Flexibilität genügen.11Abschließend werden die Umweltwirkungen der untersuchten Produkte miteinander verglichen und es wird meistens eine Empfehlung hinsichtlich der Produkte ausgesprochen. Die Empfehlungen können Aussagen hinsichtlich der Minimierung von potentiellen Umweltauswirkungen, von Material- und Energieverbrauch, sowie zum Design oder dem Recycling von Produkten enthalten. Ökobilanzen dienen somit der umwelt- orientierten Planung und Entwicklung. Die Produkt-Ökobilanz bietet eine Entscheidungs- grundlage für eine Verbesserung der Produkte über die betriebliche Ebene hinaus, indem z.B. durch die gezielte Auswahl der Vorlieferanten ökologische Belastungen reduziert werden.12Neben diesem Empfehlungscharakter für betriebsinterne Abteilungen, wird den Ökobilanzen auch der Wert der Berichterstattung für die externen Interessens-gruppen beigemessen, welche in Kapitel 3.2 näher behandelt werden. Doch zunächst soll i.e.S. eine kurze Definition der produktorientierten Ökobilanz erfolgen, bevor dessen schematischer Aufbau genauer veranschaulicht wird.
3 Produktorientierte Ökobilanz
3.1 Definition und Aufbau
Im Entwurf für die ISO-Norm 14040 werden die Bilanzen für Produkte als Zusammenstellung und Beurteilung der Input- und Outputflüsse und der potentiellen Umweltwirkungen eines Produktsystems definiert.13Dabei wird der gesamte Lebensweg eines Produktes von der „Wiege bis zur Bahre“ (Crandle-to-the-Grave) betrachtet. Diese Produktlinie schließt somit die Entnahme und Aufbereitung, Herstellung, Verteilung und Transport sowie Verbrauch und Entsorgung mit ein.14
Aus den nationalen und internationalen Diskussionen hat sich ein weitgehend konsens- fähiger Ansatz einer Grundstruktur zur Aufstellung von Ökobilanzen gebildet, der wie bereits erwähnt von der ISO ratifiziert wird. Danach soll sich die Ökobilanz aus vier Elementen zusammensetzen: Zieldefinition, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Auswertung. Diese werden anhand eines Phasenschemas abgebildet, wobei alle vier Elemente interdependente Beziehungen zueinander haben (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Phasenschema einer produktbezogenen Ökobilanz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese wechselseitigen Beeinflussungen sind nicht weiter spezifiziert. Sie deuten jedoch an, dass es sich bei der Erstellung einer Ökobilanz um einen iterativen Prozess handelt, der ein zurückgehen auf vorgelagerte Schritte notwendig macht.
Zu Beginn soll möglichst deutlich formuliert werden welche Erkenntnisse von der Ökobilanz erwartet werden und welche nicht. Erst klar formuliert ist mit welchem Ziel die Bilanz aufgestellt wird, welche Produkte untersucht und wie der Untersuchungsraum räumlich und zeitlich eingegrenzt wird, ist ihr Ergebnis von Außenstehenden nachvollziehbar. In der Wirkungsabschätzung werden die in der Sachbilanz erhobenen Daten auf ihre potentiellen Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt analysiert.
In der letzten Phase, erfolgt die Auswertung. Dabei werden die Ergebnisse der Sachbilanz und der Wirkungsabschätzung entsprechend dem festgelegten Ziel und dem Untersuchungs- rahmen der Ökobilanz zusammengefasst. Die Ergebnisse der Auswertung stellen die Grundlage für Schlussfolgerungen und Empfehlungen dar.
Die Hauptarbeit und damit das Kernelement einer Ökobilanz stellt in der Regel die Sach- bilanz dar. Sie dient als Datenbasis für die Wirkungsabschätzung. Deshalb soll als erstes bewusst diese Input/Output-Bilanz anhand des Beispiels eines PKW-Reifens zur besseren Verdeutlichung gezeigt werden bevor in Kapitel 4 näher auf die restlichen Elemente eingegangen wird .
In der Sachbilanz werden über den gesamten Produktlebensweg alle ein- und austretenden Material- und Energieströme erfasst. Die Continental AG bezieht sich auf einen PKW-Reifen, der über einen Zeitraum von vier Jahren und einer Laufleistung von 50 000 km betrachtet wird. Diese Bezugsgrößen geben die durchschnittliche Lebensdauer eines Reifens wieder.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Tabelle 1 zeigt beispielhaft einige Auszüge aus einer Sachbilanz.15Danach umfasst, für die Herstellung des Reifens, der Input verdichtete Daten zum Ressourcenaufwand (z.B. Erdöl und Latex) sowie den Bedarf an Luft und Wasser. Auf der anderen Seite wird neben dem Produkt selbst, die atmosphärischen Emissionen wie Kohlenstoffdioxid (CO2), auch Abfälle und Belastungen des Abwassers in Kilogramm angegeben. Des Weiteren entstehen Auswirkungen auf die Umwelt wie Treibhauseffekte, die den oben genannten Klassi- fizierungen nicht zugeordnet werden können.
Deutlich erkennbar ist, dass die Sachbilanz ein rein deskriptives Modell d.h. ohne eine subjektive Bewertung darstellt. Generell bietet die Materialbilanz im Rahmen der produktbezogenen Ökobilanz, eine erste Hilfestellung für die Schaffung eines ökologischen Pflichtenheftes.16Doch diese Bilanz hat eine weitaus größere Bedeutung, welche sich damit im Folgenden näher befasst.
3.2 Die Produkt-Ökobilanz mit weitreichender Bedeutung
Die Produktbilanz im Rahmen der Ökobilanz stellt ein wichtiges Instrument dar, das für unterschiedliche Anwendungen konzipiert wurde, das bedeutet die Zielgruppen einer produktorientierten Ökobilanz können je nach Anwendung verschieden sein.
Mintzberg17kategorisiert aus der Sicht der Unternehmung die verschiedenen Gruppen formal in interne und externe Anspruchsgruppen. Im Unternehmen tätige Personen und Personen- gruppen zählen zu den internen Anspruchsgruppen, während externe Gruppen von den Aktivitäten der Unternehmung betroffen sind oder selbst Einfluss auf das Unternehmen haben. Hierzu gehören unter anderem Anteilseigner, Lieferanten, Verbraucher und der Staat (vgl. Tabelle 2). Nun soll in den folgenden zwei Kapiteln der Ansatz von den internen und externen Anspruchsgruppen im Hinblick auf die Anwendungen und Funktionen der Produktbilanz herangezogen werden.
Tabelle 2: Anwendungsgebiete und Zielgruppen von Produktbilanzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2.1 Unternehmensinterne Anwendungen und Funktionen
Lange Zeit sah man Ökologie und Ökonomie als ein Gegensatzpaar an, das zueinander in deutlichem Konflikt stand. Erst die zunehmende Umweltbelastung und die auch für die breite Öffentlichkeit ohne weiteres erkennbaren Umweltschäden haben zu einer neuen Sichtweise geführt, die allgemein unter dem Begriff „Sustainable Development“ beziehungsweise des „nachhaltigen Wirtschaftens“ bekannt ist.18Dabei ist, wie bereits erwähnt, die Ökobilanz ein wichtiges Analyseinstrument für Unternehmen, welche dieses Ziel verfolgen.
Hauptmotiv für die Erstellung von Produkt-Ökobilanzen, ist eine umfassende Analyse von ökologischen Schwachstellen eines Produktes. Die Aufdeckung solcher Mängel und deren Beseitigung wie etwa durch die Entwicklungs- und Fertigungsabteilung führen einerseits zu einer Produktoptimierung und andererseits zu erheblichen Kostensenkungen. Beispielsweise kann der Wasser- und Energieverbrauch gesenkt werden oder der Einsatz umwelt- freundlicher Rohstoffe die aufwendige Entsorgung und die damit verbundene Investitionen überflüssig machen.
Produkt-Ökobilanzen geben diesbezüglich Informationen über Chancen und Risiken eines Produktes, die als Entscheidungsgrundlagen für gleichzeitig ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösungen unentbehrlich sind. Somit sind sie auch wesentlicher Bestandteil eines umfassenden Umweltcontrollingsystems.19 Dieses wiederum kann sowohl als Basis für langfristige strategische Unternehmensentscheidungen herangezogen werden, wie z.B. der Erschließung neuer Märkte und Kundensegmente oder auch für kurz- bis mittelfristige operative Maßnahmen, die zu einer Kostensenkung und Produktoptimierung führen.
Produktbilanzen werden zudem von den Unternehmen häufig auch zum Vergleich zweier oder mehrerer eigener Erzeugnisse oder für eine prosekutive Beurteilung von zukünftigen Produkten im Rahmen ihres Gestaltungsprozesses verwendet.20Die Nutzung von Produkt- bilanzen zum Vergleich eigener mit Konkurrenzerzeugnissen ist zwar als Anwendungs- möglichkeit vorstellbar, dürfte jedoch aufgrund der weiterhin mangelnden Anwendung von Standardisierungsansätzen, wie den der ISO-Normen21, derzeit wenig praktikabel sein. Auch sind Unternehmen weniger kaum entsprechende Daten im Detail an die Konkurrenten herauszugeben.22
Die Erstellung von Produktbilanzen erfordert zudem eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit einer Vielzahl von Beschäftigten. Dies führt zu innerbetrieblichen Lernprozessen und einem Austausch von Ideen und dient somit auch der Organisations- entwicklung.23Umweltschutz ist darüber hinaus auch für viele Arbeitnehmer ein wichtiges Thema, so dass Anstrengungen des Unternehmens auf diesem Gebiet motivationsfördernd wirken und die Arbeitszufriedenheit steigern. Gleichzeitig wird das Unternehmen so auch für neue Mitarbeiter attraktiv.24Umweltschutz bezieht jeden einzelnen Mitarbeiter bzw. jede Abteilung mit ein. Dies ist allerdings immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die Möglich- keiten, die zur Qualifikation, Information und Beteiligung der Mitarbeiter bestehen, werden viel zu selten ausgeschöpft. Eine Untersuchung bei einigen namenhaften Unternehmen wie die DaimlerChrysler AG, Volkswagen AG oder Fiat S.p.A. zeigen, dass die ersten Erfahr- ungen mit Ökobilanzen in Bezug auf eine breite Beteiligung betrieblicher Funktionsträger und der Belegschaft immer noch skeptisch eingeschätzt werden, zumal diese mit möglichen Arbeitsplatzverlusten in Verbindung gebracht werden.25
Dabei kann durch die Aufdeckung von umweltrelevanten Risiken, wie sie oftmals im Verlauf der Erstellung oder in der fertigen Produktbilanz zu Tage treten, auch in einer Verminderung und zukünftigen Vorbeugung der Gesundheitsrisiken für die Arbeitnehmer resultieren, was sich für beide Seiten als vorteilhaft erweist.
[...]
1 Vgl. Malle (Ökobilanzen 1992), S.19f.
2 Vgl. Westermann (Begriffswirrwarr 1993), S.22-25.
3 Vgl. Baumann (Decision Making 1995), S. 4.
4 Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin seit 1985, daneben nationale und internationale Projektbüros.
5 Vgl. Steger (Umwelt-Auditing 1991), S.65-68. Beinhaltet die Ebenen der Betriebs-, Prozess- und Produktbilanz. Die Standortbilanz wird in verschiedenen Literaturen teilweise mit der Betriebsbilanz zusammengefasst, vgl. Stahlmann, (Rechnungslegung 1993), S.89f. und Hopfenbeck/Jasch (Öko-Controlling 1993), S. 215f.
6 Dennoch ist die Methodik einer Ökobilanz gemäß der ISO und DIN auch für die (ökologische) Untersuchung von Verfahren und Prozessen anwendbar.
7 Vgl. Troge (Produktbezogene Umweltpolitik 2000), Vortrag vom Umweltbundesamt.
8 In Deutschland wird die 14000er Normenfamilie und damit die Produktorientierten Normen vom DIN im „Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes“ (NAGUS) betreut und empfohlen.
9 Ein Produktsystem besteht aus verschiedenen Prozessen bzw. Prozessmodulen, die durch Flüsse miteinander verbunden werden. Diese Flüsse können Ressourcen, Teilprodukte oder auch Emissionen in Wasser, Luft und Boden beinhalten.
10Vgl. ISO 14040 (Principles and Framework 2006), S.2f.
11Vgl. Wicke u.a. (Umweltökonomie 1992), S.17 und Braunschweig u.a. (LCA Valuation 1996), S.133-135.
12Vgl. Eschenbach/Weger (Umweltmanagement 1995), S.30.
13Vgl. DIN (Grundsätze 2006).
14Vgl. Bartmann (Umweltökonomie 1996), S.103.
15Die Continental-Studie von 1999 bietet eine genauere Gegenüberstellung der Material- und Energiebilanzen, auch im Hinblick einer direkten Vergleichsmöglichkeit mehrerer Reifentypen an.
16Vgl. Eyerer (Ganzheitliche Bilanzierung 1996), S.98-101.
17Vgl. Mintzberg (Organizations 1983), S.26-30.
18Vgl. Junkernheinrich u.a. (Umweltökonomie 1995), S.138-143.
19Vgl. Orwat (Instrumente 1996), S.61; Gawel (Ökobilanzierung 1993) S. 199-203.; Pieper (Ökobilanz 1995), S.108.
20Vgl. Rubik (Anwendungen 1997), S. 38.
21Gemäß ISO soll für die (produktbezogene) Ökobilanz folgende Normen angewendet werden: ISO 14040, ISO 14044, ISO/TR 14047, ISO/TS 14048, ISO/TR 14049. Dabei sind seit dem 30.Juni 2006 zur Vereinfachung und Zusammenfassung die Normen ISO 14041,14042,14043 durch ISO 14044 ersetzt worden, vgl. Klüppel (Umweltmanagement 2006), S.31f.
22Vgl. Wilfried (Praxis 2004), S.11
23Vgl. Kunert AG (Ökobericht 1995/96), S.31
24Dies gilt nicht nur für Unternehmen, die speziell Produktbilanzen erstellen, sondern ganz allgemein für Betriebe, die Umweltschutz als Unternehmensziel gewählt haben und dies auch intern und extern umsetzen und kommunizieren. Vgl. u.a. Stahlmann (Unternehmensführung 1994), S.63.
25Frankl (Implications 2000), S.76f.
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