Das Phänomen der Führung, im Sinne von zielorientierter Verhaltensbeeinflussung, ist interkulturell und zeitlos und insofern seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte vorhanden. Erste systematische Darlegungen finden sich bei römischen und griechischen Philosophen.
Römische und griechische Führungslehren beschäftigen sich vorrangig mit dem optimalen Einsatz von Sklaven im Arbeitsprozeß, wobei für sie Führung auch Elemente wie Zwang und Strafe einschließen. Die wichtigsten Quellen für die griechische Führungsforschung wurden in der „Lehre vom Hause“, den Oikonomien von Xenophon, Platon und Aristoteles niedergeschrieben. Aristoteles, glaubt nur beschränkt an den freiwilligen Gehorsam von Sklaven. Für ihn ist Gehorsam, Zwang und die Furcht vor Strafe, die Grundlage des optimalen Arbeitsprozesses. Dagegen sind für Xenophon materielle Anreize wie Essen, Trinken und Kleidung Bedingungen für eine erhöhte Motivation der Sklaven, wobei das Prämien- und Motivationssystem auf dem Prinzip von Lob und Strafe basiert.
Beschreibungen römischer Führung finden sich in den Werken von Cato, Varro, Columella und Palladius. Charakteristisch für das römische Konzept ist die Füh-rungshierarchie vom Herrn zum procurator hin zu mehreren Verwaltern, welchen in größeren Organisationen eine Menge von Kräften mit Hilfsleistungsfunktionen untergeordnet sind.
In der ingenieurwissenschaftlich geprägten Betriebswirtschaftslehre nach dem Denkmuster von Taylor finden Führungsphänomene nur am Rande Erwähnung. „Lange Zeit klammerte die Betriebswirtschaftslehre Führungsphänomene weitgehend aus; Kosten- und Produktionsfunktionen, Rechnungswesen, Planung und Kontrolle standen im Vordergrund. Unternehmungsführung wurde v.a. als eine technisch-betriebswirtschaftliche Funktion gesehen, der Führer auf den „homo oeconomicus“, bestenfalls auf den innovativen Unternehmer (Schumpeter) reduziert. Mit der Öffnung gegenüber sozialwissenschaftlichen Disziplinen wurde Führung jedoch mehr und mehr auch als ein interpersonales Problem interpretiert und als ‘Mitarbeiterführung’ bzw. ‘Personalführung’ diskutiert.“
Das Menschenbild des „homo oeconomicus“, der emotionsfrei arbeitet, wurde seit 1932 durch Mayo und Roethlisberger durch das Bild des „sozialen Menschen“ mehr und mehr ersetzt, welcher als Mitglied einer Gruppe wesentlich durch Normen beeinflußt und motiviert wird.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Historische Entwicklung der Führungsforschung
- 2. Charakteristika der Personalführung als Teil der Unternehmungsführung
- 2.1 Inhaltliche Merkmale des Begriffs Führung
- 2.2 Ziele der Personalführung: Leistung und Zufriedenheit als Basiswerte
- 2.3 Führung im engeren Sinne als Teilbereich der Unternehmungsführung
- 2.4 Führungsinhalte im Überblick: Interaktionelle und strukturelle Führung als zentrale Felder
- 3. Menschenbilder als normativ-ethische Grundlage von Führungskonzeptionen
- 3.1 Funktionen von Menschenbildern
- 3.2 Die dualistische Menschenbildtypologie von McGregor
- 3.3 Die Typologie von Schein
- 3.4 Kritische Würdigung der Aussagekraft von Menschenbildern im Rahmen der Personalführung
- 4. Fortentwicklung der Führungsforschung vor dem Hintergrund aktueller Tendenzen der Personal- und Unternehmungsführung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Führung als Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre. Sie verfolgt das Ziel, die historische Entwicklung der Führungsforschung nachzuzeichnen, die Charakteristika der Personalführung zu beleuchten und verschiedene Menschenbilder im Kontext von Führungskonzeptionen zu analysieren. Die Arbeit berücksichtigt aktuelle Tendenzen in der Personal- und Unternehmungsführung.
- Historische Entwicklung des Führungsverständnisses
- Charakteristika und Merkmale von Personalführung
- Rollen von Menschenbildern in Führungskonzeptionen
- Aktuelle Trends und Entwicklungen in der Führungsforschung
- Führung als interpersonaler und struktureller Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Historische Entwicklung der Führungsforschung Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Führungsverständnisses von antiken Philosophen bis zur modernen Betriebswirtschaftslehre, wobei die unterschiedlichen Ansätze und Menschenbilder im Fokus stehen. Es zeigt den Wandel vom rein ökonomischen „homo oeconomicus“ hin zu einem sozialeren Verständnis des Menschen in der Arbeitswelt.
Kapitel 2: Charakteristika der Personalführung als Teil der Unternehmungsführung Hier werden die inhaltlichen Merkmale des Führungsbegriffes aus betriebswirtschaftlicher Sicht definiert und analysiert. Verschiedene Definitionsmerkmale werden vorgestellt und diskutiert. Die Kapitel unterstreichen die Zielorientierung und den komplexen, dynamischen Charakter von Führungsprozessen.
Kapitel 3: Menschenbilder als normativ-ethische Grundlage von Führungskonzeptionen In diesem Kapitel werden verschiedene Menschenbilder und deren Auswirkungen auf Führungskonzepte untersucht. Die Typologien von McGregor und Schein werden vorgestellt und kritisch bewertet. Der Einfluss von Menschenbildern auf die Personalführung wird diskutiert.
Kapitel 4: Fortentwicklung der Führungsforschung vor dem Hintergrund aktueller Tendenzen der Personal- und Unternehmungsführung Dieser Abschnitt behandelt die aktuelle Entwicklung der Führungsforschung und die Einflüsse aktueller Trends in der Personal- und Unternehmensführung auf das Verständnis von Führung.
Schlüsselwörter
Führung, Personalführung, Unternehmungsführung, Menschenbilder, McGregor, Schein, historische Entwicklung, interaktionelle Führung, strukturelle Führung, homo oeconomicus, empirische Führungsforschung, Zielorientierung, Leistung, Zufriedenheit.
- Quote paper
- Robert Pomes (Author), 1998, Führung als Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122860