Die Hérodiade-Dichtung ist ein wichtiger Teil innerhalb des Gesamtwerks Mallarmés. Sie war ein Lebensprojekt, das er nie beendet hat. Es sind mehrere Bruchstücke erhalten, von denen nur eines, nämlich die „Scène“, zu Lebzeiten Mallarmés publiziert wurde. Es gibt nur Vermutungen zum Gesamtplan des Werkes, der unter dem Titel Les Noces d’Hérodiade – Mystère erscheinen sollte. Trotz der erhaltenen Teile bleibt Mallarmés Hérodiade-Dichtung fragmentarisch, da weder die endgültige Fassung der Dichtungen noch die Reihenfolge der einzelnen Teile gesichert ist.
Die Arbeit an Hérodiade gehörte zu Mallarmés Projekt des Oeuvre Pure , das ihn bis zu seinem Tod beschäftigt hat. In diesem Oeuvre Pure ging es darum - ausgehend von der Tradition der Idee des absoluten Buches der Romantik - die ästhetisch empfangene Welt erschöpfend als Dichtung darzustellen, und somit die „Idee des Universums“ vollständig in Sprache umzusetzen. Die Sprache in ihrer Eigenheit gewinnt dadurch bei Mallarmé eine magische Bedeutung: Sie ist nicht mehr bloßes Ausdrucksmittel für die Wahrheit, sondern sie selbst ist die Wahrheit.
So war der Hintergrund des Salome-Mythos für Mallarmé nicht relevant. Vielmehr war der Name „Hérodiade“ in seiner phonetischen und morphologischen Beschaffenheit als Inspiration entscheidend. Es finden sich in der Dichtung zwar Anklänge an Aspekte wie den Opfertod Johannes, aber sie erfüllen ausschließlich poetische Funktionen.
Die „Ouverture Ancienne“, mit der ich mich beschäftigen werde, ist später als die „Scène“ verfasst worden. Die „Ouverture“ ist deshalb interessant, weil in ihr Mallarmés Wendung vom realen Theater hin zum imaginären Theater bereits vollzogen ist und Mallarmé die Charakterdarstellung und Einschränkungen der realen Umsetzung zugunsten des sprachlichen und poetischen Aufbaus der Dichtung außer Acht lassen konnte.
Ich werde im Ersten Teil die darstellerischen Merkmale und Grundmotive der „Ouverture“ herausstellen. Im zweiten Teil untersuche ich anhand einer genaueren Analyse der ersten Strophe die sprachliche und stilistische Umsetzung der Grundintentionen des Textes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Ouverture ancienne“
- interpretatorische Analyse der ersten Strophe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Mallarmés unvollendetem Werk „Hérodiade“, insbesondere mit der „Ouverture ancienne“. Sie analysiert die poetischen Elemente der „Ouverture“ und untersucht die sprachliche Umsetzung der Grundintentionen des Textes. Die Arbeit beleuchtet Mallarmés Abkehr vom realen Theater hin zum imaginären Theater und die Bedeutung von Sprache als Wahrheitsträger in seinem Oeuvre Pure.
- Mallarmés Hérodiade-Dichtung als Teil des Gesamtwerks und als Fragment
- Die „Ouverture ancienne“ als Beispiel für Mallarmés Wendung zum imaginären Theater
- Die Rolle der Sprache als Träger der Wahrheit in Mallarmés Oeuvre Pure
- Die musikalische Komposition und die Bedeutung der „impressions“ in der „Ouverture“
- Die sprachliche und stilistische Umsetzung der Grundintentionen in der ersten Strophe
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung gibt einen Überblick über die Hérodiade-Dichtung, ihren Entstehungskontext und ihre fragmentarische Natur. Sie erläutert Mallarmés Konzept des Oeuvre Pure und die Bedeutung von Sprache in seinem Werk.
- „Ouverture ancienne“: Dieses Kapitel behandelt die Merkmale und Grundmotive der „Ouverture ancienne“. Es analysiert die musikalische Struktur des Textes und die Bedeutung der „impressions“ für den Aufbau der Dichtung.
- interpretatorische Analyse der ersten Strophe: Dieses Kapitel befasst sich mit einer genaueren Analyse der ersten Strophe der „Ouverture“. Es untersucht die sprachlichen und stilistischen Mittel, die Mallarmé verwendet, um die Atmosphäre und die Grundintentionen des Textes zu vermitteln.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen und Schwerpunkten wie Mallarmés Hérodiade-Dichtung, Oeuvre Pure, „Ouverture ancienne“, imaginäres Theater, Sprache als Wahrheitsträger, „impressions“, musikalische Komposition und Stilanalyse. Sie behandelt außerdem das Thema der Verlassenheit und des Unterganges in der „Ouverture“.
- Arbeit zitieren
- Simone Linde (Autor:in), 2001, Zu: Mallarmés "Hérodiade" - die "Ouverture ancienne", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12289