Die Magisterarbeit zeigt anhand von Paul Austers Erzählung „Stadt aus Glas“, wie der Autor im Gewand einer scheinbar geradlinigen Detektivgeschichte Identitätssuche und Identitätsverlust in einer postmodernen Gesellschaft behandelt. Dabei macht Auster als postmoderner Autor die Postmoderne selbst zum Thema, indem er die literaturwissenschaftlich-philosophische Theorie in Erzählpraxis umsetzt. Zugleich zeigt Auster auf einer für interlektuelle Leser offenbaren, tieferen Erzählebene, aus welchen Elementen sich die Identität des Subjekts eigentlich zusammensetzt – beispielsweise Sprache, Bezeichnungen, Namen und Rollen, mit deren Hilfe sich das Subjekt gegenüber der Umwelt darstellt und abgrenzt. Und Auster zeigt, wie zerbrechlich diese Identität letztlich ist. Für ihre Analyse stützt sich die Magisterarbeit auf die soziologische Identitätstheorie und die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, wie sie Berger und Luckmann dargestellt haben. Abschließend erforscht sie die Erzähltechnik, die Auster für seine postmoderne Erzählung nutzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Identitätssuche und -verlust in der New York-Trilogie
- Was ist Identität?
- Die soziale Identität
- Die soziale Rolle
- Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit
- Sozialisation
- Primärsozialisation
- Sekundärsozialisation
- Die Bedeutung der signifikanten und generalisierten Anderen
- Bedeutung der Sprache
- Veränderbarkeit subjektiver Wirklichkeit
- Identitätspluralismus
- Identität in der Moderne
- Identität in der Postmoderne und Darstellung des Problems in der New York-Trilogie
- Identitätssuche und Identitätsverlust in Stadt aus Glas
- Kapitel 1
- Was ist Wirklichkeit? - Ein Bündel zufälliger Ereignisse
- Protagonist ohne Identität: völlige Außengerichtetheit
- Kapitel 2
- Detektiv und Schriftsteller: Ikonen der Sinnsuche in kontingenter Umwelt
- Begegnung mit Peter Stillman junior: Grenzläufer zwischen Ordnung und Chaos
- Sprache als Kategorisierungsmittel und Wirklichkeitsvehikel
- Kapitel 3
- Systematische detektivische Ermittlungen: die Hintergründe des Falls Stillman
- Kapitel 4: Historische Fälle isolierter Kinder
- Kapitel 5
- Alltagswahrnehmung und Alltagsinteraktion
- Das rote Notizbuch: Versuch, über fremde und eigene Identitäten Herr zu werden
- Kapitel 6: Stillmans Buch über das Auseinanderfallen von Bezeichnung und Gegenstand
- Kapitel 7
- Stetiger Verlust der eigenen Identität
- Begriffe als relativierte Hilfsmittel zur Kategorisierung der Umwelt
- Schriftsteller, Text, Leser: Vollendung des Kunstwerkes durch den Rezipienten
- Identitätsauflösung: Stillmans Doppelgänger
- Kapitel 8
- Quinn kettet sich an Stillman
- Die Suche nach Zeichen: Wer ist Stillman?
- Erste Spuren: Wahrheit oder Fiktion?
- Kapitel 9
- Erste Begegnung mit Spracherfinder Stillman
- Zweite Begegnung: das zerbrochene Ei Humpty Dumpty
- Dritte Begegnung: von Vater zu Sohn - der Abschied Stillmans
- Das Ende des Falls Stillman
- Kapitel 10
- Schriftsteller Paul Auster: Quinns positives Spiegelbild
- Die Urheberproblematik des Don Quijote
- Parallelen zu Stadt aus Glas: „Alle sind Daniel“ – die undefinierbare Identität Quinns
- Fiktionalität aller Figuren
- Vom ersten Roman bis zum postmodernen Helden
- Kapitel 11
- Eindrücke über Gesellschafts-Entfremdete
- Abhängigkeit vom Fall trotz Kontaktabbruch zur signifikanten Anderen Virginia
- Kapitel 12
- Gesellschaftliche Ausgrenzung: völliger Verlust der sozialen Identität
- Die Rückkehr in einen sozialen Bezugsrahmen misslingt
- Kapitel 13
- Quinns völlige Selbstverneinung und transzendentalistische Sinnsuche
- Die Transparenz der Stadt aus Glas: konstruierte Wirklichkeit
- Kapitel 1
- Erzähltheorie
- Ausnutzung der Fiktionalität
- Erzählform
- Erzählerstandort
- Erzählverhalten
- Erzählhaltung
- Arten der Darbietung
- Sprachstile
- Reliefbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Thematik der Identitätssuche und des Identitätsverlustes in Paul Austers "Stadt aus Glas" unter Einbezug von Identitäts-, Wirklichkeits- und Erzähltheorie. Ziel ist es, Deggerichs These zum Identitätsverlust in Austers New York-Trilogie zu überprüfen und zu erweitern.
- Identitätssuche und -verlust im Kontext der Postmoderne
- Soziologische Konzepte von Identität und Wirklichkeitskonstruktion
- Analyse der Erzählstruktur und -technik in "Stadt aus Glas"
- Der Einfluss von Sprache auf die Konstruktion von Identität und Wirklichkeit
- Die Rolle des Doppelgängers in der Darstellung von Identitätsproblemen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit vor und skizziert die methodischen Ansätze. Kapitel 1 führt in die Thematik der Identitätssuche und des -verlustes in Austers New York-Trilogie ein. Kapitel 2 beleuchtet soziologische Identitätstheorien und die Konstruktion von Wirklichkeit. Die Kapitel 3 bis 13 analysieren "Stadt aus Glas" kapitelweise, indem sie die Entwicklung der Identität des Protagonisten und die Darstellung der Wirklichkeitskonstruktion im Roman untersuchen. Die Analyse konzentriert sich auf zentrale Motive und Figuren, ohne den Handlungsverlauf im Detail wiederzugeben.
Schlüsselwörter
Identität, Identitätsverlust, Identitätssuche, Postmoderne, Wirklichkeitskonstruktion, Erzähltheorie, Paul Auster, Stadt aus Glas, New York-Trilogie, Soziologie, Sprache, Doppelgänger, Fiktionalität.
- Arbeit zitieren
- Frank Muscheid (Autor:in), 2003, Identitätssuche und Identitätsverlust in Paul Austers "Stadt aus Glas", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122963