Als theoretische Grundlage für die Untersuchung der Identitätskonstruktion Elias Canettis wird im ersten Teil der
Identitätsbegriff ausführlich diskutiert. Mit einem Überblick über die Herkunft und
Entwicklung des Begriffs bis zu seiner heutigen Nutzung werden die verschiedenen
Bedeutungen aufgezeigt und der Rahmen abgesteckt, in dem sich die Betrachtung
der Identität Canettis bewegt. Anschließend wird der enge Zusammenhang zwischen
Sprache und Identität herausgearbeitet, der für Canettis Leben zentral ist und den
Schwerpunkt dieser Arbeit bildet. Nach einem Exkurs über den Zusammenhang von
Identität und Heimat werde ich die möglichen Folgen eines Heimat- und
Sprachverlustes bezüglich der Identität diskutieren. Da Elias Canetti als Kind
mehrmals das Land und die Sprache wechselt und außerdem als Erwachsener im
englischen Exil lebt, ist die Frage nach den Auswirkungen solcher Brüche von
wesentlicher Bedeutung für seine Identität.
Im zweiten Teil wird unter intensivem Rückbezug auf die theoretische Basis die
Identitätskonstruktion Canettis untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei sein besonderes Verhältnis zur Sprache im Allgemeinen sowie die Bedeutung der einzelnen Sprachen für ihn. Als wichtigste Sprache, in der er seine literarischen Werke verfasst, wird das Deutsche herausgehoben. Daneben werden außerdem
Ladino bzw. Spanisch, Englisch und Französisch thematisiert.
Anschließend folgt eine Betrachtung der Rolle, die Literatur in Canettis Leben spielt,
und der Frage, welchen Einfluss sie auf seine Identität ausübt. Zunächst wird die
Bedeutung des Gelesenen erörtert, die Verbindung zwischen Lesen und Erleben und
die durch Bücher geprägten Beziehungen zu anderen Menschen. Außerdem werde
ich untersuchen, inwiefern Canetti als Verfasser einer Autobiografie seine eigene
Identität im Schreiben konstruiert. Abschließend wird im Hinblick auf die im ersten Teil angesprochene Frage nach den
Auswirkungen von Migration und Exil Canettis Identität vor dem Hintergrund seiner
kosmopolitischen (Sprach-)Geschichte diskutiert. Im Zentrum dessen steht sein
Verhältnis zur deutschen Sprache während des Exils in England. Als Grundlage für die Untersuchungen in dieser Arbeit wird vor allem Canettis dreibändige Autobiografie dienen, in der er selbst seine Kindheit und Jugend sowie
einen Teil seines Erwachsenenlebens beschreibt und damit seine Sicht der eigenen
Identitätskonstruktion darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
- 2 Identität und die Einflüsse auf ihre Entstehung
- 2.1 Der Begriff Identität – Herkunft, Entwicklung und heutige Verwendung
- 2.2 Elemente der persönlichen Identität: Erinnerung, Selbstbewusstsein, Namen
- 2.3 Sprache als Einflussfaktor für die Identitätskonstruktion
- 2.4 Exkurs: Heimat und Identität
- 2.5 Auswirkungen von Heimat- und Sprachverlust im Exil auf die Identität
- 3 Identitätskonstruktion bei Elias Canetti
- 3.1 Einleitung und biografischer Überblick
- 3.2 Sprache und Sprachen als identitätsstiftende Faktoren
- 3.2.1 Die Bedeutung von Sprache im Allgemeinen
- 3.2.2 Die Bedeutung der deutschen Sprache
- 3.2.3 Die Bedeutung anderer Sprachen: Spanisch, Englisch, Französisch
- 3.3 Literatur als identitätsstiftender Faktor
- 3.3.1 Die Bedeutung des Gelesenen
- 3.3.2 Die Bedeutung des Geschriebenen – Identitätskonstruktion in der Autobiografie
- 3.4 Auswirkungen der Migrationen auf die Identität
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Identitätskonstruktion von Elias Canetti, wobei der Fokus auf dem Einfluss von Sprache und Literatur liegt. Es wird analysiert, wie Canettis vielsprachige Biografie und seine literarische Bildung seine Identität geprägt haben.
- Der Begriff der Identität und seine Entwicklung
- Der Einfluss von Sprache auf die Identitätsbildung
- Die Rolle der Literatur im Leben Canettis
- Die Auswirkungen von Migration und Exil auf Canettis Identität
- Die Bedeutung verschiedener Sprachen (Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch) für Canetti
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den Faktoren, die Canettis Identität geprägt haben, und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit. Der Fokus liegt auf den sprachlichen und literarischen Einflüssen.
Kapitel 2 (Identität und ihre Einflüsse): Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Identität, seine Entwicklung und verschiedenen Interpretationen. Der enge Zusammenhang zwischen Sprache und Identität wird herausgearbeitet, sowie die Bedeutung von Heimat und die Folgen von Heimat- und Sprachverlust.
Kapitel 3 (Identitätskonstruktion bei Elias Canetti): Dieses Kapitel analysiert Canettis Identitätsentwicklung im Detail. Es betrachtet seine Beziehung zu verschiedenen Sprachen (insbesondere Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch) und die Bedeutung der Literatur, sowohl des Gelesenen als auch des Geschriebenen (seine Autobiografie).
Schlüsselwörter
Identität, Elias Canetti, Sprache, Literatur, Autobiografie, Migration, Exil, Mehrsprachigkeit, Identitätskonstruktion, Sprachverlust, Heimat.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Eva Kühl (Autor:in), 2008, Identitätskonstruktion durch Sprache und Literatur bei Elias Canetti, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123075