Die vorliegende Arbeit soll untersuchen, welche Funktion Kenntnissen beim Erwerb von Kompetenz zukommt.
Im Fokus steht dabei die literarische Kompetenz. Sie wird neben anderen Kompetenzen in vielen Prüfungen zum mittleren Schulabschluss direkt oder indirekt abgefordert. Dies führt zur Konzentration der Untersuchung auf die letzten Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I. Die Auswahl des Genres Kurzgeschichte legitimiert sich dadurch, dass sie in diesen Jahrgangsstufen häufig Unterrichtsgegenstand ist und auch in den Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss präsent scheint. Daraus ergibt sich die Frage, welche Kenntnisse zum Genre Kurzgeschichte dem Schüler zu Verfügung stehen sollten, um gegenstandsgerecht, damit also literarisch kompetent, mit Kurzgeschichten umgehen zu können.
In einem ersten Schritt der Untersuchung muss natürlich zuerst einmal der Begriff der Kompetenz näher bestimmt werden, hier konkurrieren mehrere Konzepte miteinander. Maßgeblich scheinen hier die Untersuchungen von Weinert zu sein, die nachfolgend besonders wirkmächtig wurden.
In einem weiteren Schritt wird dann zu untersuchen sein, welche Auswirkungen Weinerts Bestimmung des Kompetenzbegriff für die nachfolgende Entwicklung der nationalen Bildungsstandards hatten. Hier liegt die von der Expertengruppe um Eckhard Klieme im Auftrag für die Kultusministerkonferenz und das Bundesministerium für Bildung und Forschung erarbeitete und 2003 vorgestellte Expertise zu Grunde.
Des weiteren werden weitere mögliche Kandidaten für ein adäquates Kompetenzmodell aus dem Bereich Lesen untersucht werden müssen, um zu überprüfen, inwiefern mit diesen literarische Kompetenz erfasst wird und welche Funktion Kenntnissen bei der Entwicklung der Kompetenz beigemessen wird.
Den Abschluss des theoretischen Teils bildet schließlich die Identifizierung der Kenntnisse, welche für einen gegenstandsgerechten Umgang mit Kurzgeschichten notwendig erscheinen.
Unter diesen Voraussetzungen können dann aktuelle Prüfungen zum mittleren Schulabschluss dahingehend untersucht werden, inwiefern sie im Umgang mit Kurzgeschichten diese Kenntnisse explizit abfragen oder aber implizit voraussetzen. Sofern möglich, sollten aus dieser kritischen Betrachtung Vorschläge für eine Verbesserung der Prüfungen erwachsen, welche die vorherigen Überlegungen und Schlussfolgerungen bezüglich der Funktion von Kenntnissen beim Erwerb literarischer Kompetenz miteinbeziehen und auf den konkreten Gegenstand Kurzgeschichte anwenden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung und Ziel der Arbeit
- 1.2. Methodisches Vorgehen
- 2. Theoretischer Teil
- 2.1. Zum Kompetenzbegriff
- 2.1.1. Der Kompetenzbegriff von F. E. Weinert als Grundlage der Begriffsbestimmung
- 2.1.2. Kompetenzanforderungen als Konkretisierung von Bildungszielen
- 2.1.3. Kompetenzmodelle für das Fach Deutsch
- 2.1.3.1. Kompetenzen im Fach Deutsch im Rahmen der von der KMK beschlossenen Bildungsstandards
- 2.1.3.2. Das der PISA-Studie zugrunde liegende Lesekompetenzmodell
- 2.1.3.3. Mögliche Kandidaten für ein gegenstandsgerechtes Kompetenzmodell
- 2.1.4. eigene Arbeitsdefinition
- 2.2. notwendige Kenntnisse für einen gegenstandsgerechten Umgang mit Kurzgeschichten
- 2.1. Zum Kompetenzbegriff
- 3. Praxisteil
- 3.1. Zur Bedeutung von Kenntnissen in aktuellen Prüfungen
- 3.1.1. Allgemeine Bemerkungen zu aktuellen Prüfungen am Ende der Jahrgangsstufe 10
- 3.1.2. Die Prüfungen am Ende der Jahrgangsstufe 10 des Landes Brandenburg
- 3.1.3. Die Schriftliche Prüfungsarbeit zum mittleren Schulabschluss im Fach Deutsch des Landes Berlin
- 3.1.4. Zusammenfassender Vergleich der Analyseergebnisse
- 3.2. Vorschlag zur Verbesserung der Aufgabenstellung zur Analyse und Interpretation einer Kurzgeschichte durch Implementation einer Kenntnisabfrage
- 3.1. Zur Bedeutung von Kenntnissen in aktuellen Prüfungen
- 4. Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion von Kenntnissen beim Erwerb literarischer Kompetenz am Beispiel des Umgangs mit Kurzgeschichten in der Sekundarstufe I. Sie analysiert bestehende Kompetenzmodelle und Prüfungsformate, um die Rolle von Wissen im Kontext literarischen Verstehens zu beleuchten und Verbesserungsvorschläge für die Aufgabenstellungen zu entwickeln.
- Definition des Kompetenzbegriffs und seiner Anwendung im Deutschunterricht
- Analyse verschiedener Kompetenzmodelle im Hinblick auf literarische Kompetenz
- Untersuchung der Bedeutung von Kenntnissen für den Umgang mit Kurzgeschichten
- Bewertung aktueller Prüfungsformate zum mittleren Schulabschluss
- Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen für Prüfungsaufgaben
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Problemstellung, ausgehend vom unterdurchschnittlichen Abschneiden deutscher Schüler in internationalen Leistungsvergleichen und der daraus resultierenden Bildungsreform. Es wird das Ziel der Arbeit formuliert: die Untersuchung der Funktion von Kenntnissen beim Erwerb literarischer Kompetenz anhand von Kurzgeschichten.
Kapitel 2: Theoretischer Teil: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Kompetenzbegriffs, analysiert verschiedene Kompetenzmodelle (u.a. Weinert, PISA) und deren Relevanz für den Deutschunterricht. Es werden notwendige Kenntnisse für den Umgang mit Kurzgeschichten identifiziert.
Kapitel 3: Praxisteil: Kapitel 3 untersucht aktuelle Prüfungen zum mittleren Schulabschluss in Bezug auf die Abfrage von Kenntnissen im Umgang mit Kurzgeschichten. Es werden Prüfungsformate aus Brandenburg und Berlin verglichen und analysiert.
Schlüsselwörter
Literarische Kompetenz, Kompetenzmodelle, Kurzgeschichte, Sekundarstufe I, Kenntnisse, Bildungsstandards, Prüfungsformate, PISA, Weinert, Lesekompetenz.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Grzesikowski (Autor:in), 2008, Zur Funktion von Kenntnissen beim Erwerb literarischer Kompetenz - Untersucht am Umgang mit Kurzgeschichten am Ende der Sekundarstufe I, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123280