In der vorliegenden Arbeit soll herausgearbeitet werden, welchen Wert die piktografischen Codices aus dem westlichen Mesoamerika der vorspanischen Zeit und der Kolonialzeit aus ethnohistorischer Sicht haben. Hierzu wird einleitend zunächst das Schriftsystem der Nahua vorgestellt und seine Funktionsweise erklärt. Dabei sollen die gravierenden Unterschiede zu dem in Europa bekannten und in der schriftlichen Kommunikation verwendeten glottografischen Notationssystem herausgestellt werden. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen aus der Gegenüberstellung des semasiografischen und des glottografischen Schriftsystems, wird im dritten Kapitel die allmähliche Fusion beider Notationssysteme während der Kolonialzeit - forciert durch den starken Einfluss der Spanier - beschrieben und anhand eines Fallbeispiels aus der frühen Kolonialzeit konkretisiert. Im letzten Kapitel schließlich werden einige Probleme, die sich in der Interpretation der Codices ergeben, präsentiert, mit besonderer Betonung auf die Forschungsproblematik des Gefangenseins in der europäischen Sicht, anhand dessen die Grenzen einer objektiven Analyse der Bilderhandschriften deutlich sichtbar werden. Daran anknüpfend soll im Fazit eine zusammenfassende Einschätzung des ethnohistorischen Wertes der Codices angesichts der Sonderstellung, die diese Quellengattung in der Forschung einnimmt, vorgenommen werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte in Bildern - Das präkoloniale Schriftsystem im westlichen Mesoamerika
- Wort versus Bild - Der europäische Einfluss auf die Codices
- Die Darstellung und Funktionen der Codices in der Kolonialzeit
- Fallbeispiel: Códice de Tlatelolco
- Die eurozentristische Beschränktheit - Probleme bei der Interpretation der Codices
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den ethnohistorischen Wert präkolonialer und kolonialer Codices aus West-Mesoamerika. Es werden die Unterschiede zwischen dem mesoamerikanischen und dem europäischen Schriftsystem herausgearbeitet und der Einfluss der spanischen Kolonisierung auf die Codices analysiert.
- Das präkoloniale Schriftsystem der Nahua und seine Funktionsweise
- Der Einfluss der spanischen Kolonisierung auf die Entstehung und Verwendung der Codices
- Die Verschmelzung von semasiografischen und glottografischen Notationssystemen
- Probleme der eurozentrischen Interpretation der Codices
- Der ethnohistorische Wert der Codices als Quelle
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit. Es wird der ethnohistorische Wert der Codices als Forschungsgegenstand vorgestellt.
Geschichte in Bildern - Das präkoloniale Schriftsystem im westlichen Mesoamerika: Dieses Kapitel beschreibt das präkoloniale Schriftsystem der Nahua, seine piktografische Natur und die Unterschiede zum europäischen Schriftsystem. Es thematisiert auch die Zerstörung vieler Codices durch spanische Missionare und andere Akteure.
Wort versus Bild - Der europäische Einfluss auf die Codices: Dieses Kapitel befasst sich mit der Veränderung der Codices während der Kolonialzeit durch den europäischen Einfluss. Es wird die Fusion beider Schriftsysteme erläutert und durch ein Fallbeispiel illustriert.
Die eurozentristische Beschränktheit - Probleme bei der Interpretation der Codices: Dieses Kapitel behandelt die Herausforderungen bei der Interpretation der Codices aufgrund eurozentrischer Perspektiven und der damit verbundenen Schwierigkeiten, eine objektive Analyse der Bildhandschriften durchzuführen.
Schlüsselwörter
Codices, Mesoamerika, Nahua, Piktografie, Semasiografie, Glottografie, Kolonialismus, Ethnohistorie, Bilderschrift, Quellenkritik, Eurozentrismus.
- Quote paper
- Nele Hellmold (Author), 2008, Die ethnohistorische Aussagekraft der präkolonialen und kolonialen Codices aus dem westlichen Mesoamerika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123303