Abseits von Altenheimen und Pflegeheimen findet die Pflege und Betreuung von
pflegebedürftigen Familienangehörigen vielfach zuhause statt. Das Pflegen von
Familienangehörigen ist eine Tätigkeit, die zumeist unendgeldlich erfolgt. Zwar gibt es von staatlicher Seite im Rahmen der Pflegeversicherung Zuschüsse, allerdings sind diese meist auf basale Tätigkeiten beschränkt und decken den notwendigen Bedarf kaum ab (Mayer 2006, 12).
Da die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit mit zunehmendem Alter steigt, sind vor allem Haushalte mit älteren Personen betroffen. Vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung wird sich der proportionale Anteil der betroffenen Haushalte in Zukunft erhöhen. Nach Mayer (2006) wird besonders in den Jahren zwischen 2030 und 2050 die Anzahl unterstützungsbedürftiger Menschen ansteigen. Dies bedeutet, dass bei der Tendenz hin zu sinkender sozialer Absicherung durch den Staat immer mehr Pflegetätigkeiten durch Familienangehörige geleistet werden müssen. Die Pflege von Familienangehörigen wird zunehmend zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen. Die Hauptlast liegt dabei im Moment bei den Frauen. Diese Verteilung wurde in Zeiten traditioneller Rollenzuschreibungen ohne Weiteres hingenommen und auch in jüngerer Zeit dadurch legitimiert, dass Männern die notwendige Pflegekompetenz abgesprochen wurde. Eine derartige Legitimation scheint aber durchaus fragwürdig zu sein. Neuere Forschungen zeigen, dass Männer nicht schlechter, sondern schlicht anders mit der Pflegeaufgabe umgehen (Russel 2001, 2007). Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden das Thema ‚Pflege von Familienangehörigen’ unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede aufgearbeitet. Nach einem kurzen Überblick über die Pflegesituation in Deutschland, werden anhand quantitativer Studien neben der unterschiedlichen Aufgabenverteilung von Frauen und Männern im Pflegealltag, zunächst kulturelle und strukturelle Parameter vorgestellt, die einen Einfluss auf die Pflegeleistung haben. Daran anschließend werden Studien aufgegriffen, die sich mit den Auswirkungen der Pflegetätigkeit auf die Gesundheit der Pflegenden beschäftigen. Außerdem
wird in einem Exkurs die Situation von männlichen Pflegepersonen von an Demenz
erkrankten Partnerinnen kurz beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf einer spezifisch männlichen Herangehensweise. Grundlage dieses letzten Abschnittes sind qualitative Studien.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- II. Pflege von Familienangehörigen
- 1. Die Pflegesituation in Deutschland
- 2. Übergreifende Einflussfaktoren auf die Pflegepersonen
- 2.1 Kulturelle Einflüsse
- 2.2 Geographische Faktoren
- 3. Pflegetätigkeit und deren Auswirkung auf die Pflegepersonen unter Betrachtung geschlechtsspezifischer Differenzen
- 3.1 Geschlechtsunterschiede bei den Pflegetätigkeiten
- 3.2 Geschlechtsspezifisch unterschiedliche Auswirkungen der Erbringung von Pflegeleistungen
- 3.3 Copingstrategien der Pflegepersonen
- 4. Fokus: Der männliche Umgang mit der Pflege von an Demenz erkrankten Partnern
- 4.1 Der männliche Umgang mit den Herausforderungen der Pflege
- 4.2 Copingstrategien der Männer
- III. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Pflege von Familienangehörigen in Deutschland, insbesondere die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Aufgabenverteilung und den Auswirkungen der Pflegetätigkeit auf die Pflegenden. Sie beleuchtet die Pflegesituation, berücksichtigt kulturelle und strukturelle Einflussfaktoren und analysiert Copingstrategien.
- Pflegesituation in Deutschland und deren Herausforderungen
- Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pflegetätigkeit
- Einfluss kultureller und struktureller Faktoren auf die Pflege
- Auswirkungen der Pflege auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pflegenden
- Copingstrategien von männlichen und weiblichen Pflegenden
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der häuslichen Pflege von Familienangehörigen in Deutschland, den steigenden Bedarf angesichts der demografischen Entwicklung und die bisherige, oft ungleiche Verteilung der Pflegetätigkeit zwischen den Geschlechtern.
II. Pflege von Familienangehörigen: Dieser Abschnitt präsentiert zunächst die aktuelle Pflegesituation in Deutschland anhand statistischer Daten. Anschließend werden kulturelle und geografische Einflussfaktoren auf die Pflegeleistung beleuchtet. Es folgt eine Analyse der geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Pflegetätigkeiten und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Pflegenden. Ein Exkurs befasst sich mit dem Umgang männlicher Pflegepersonen mit der Pflege dementer Partnerinnen.
Schlüsselwörter
Pflege von Familienangehörigen, Geschlechtsspezifische Unterschiede, Pflegesituation Deutschland, Kulturelle Einflüsse, Copingstrategien, Demenz, Quantitative und Qualitative Forschung.
- Quote paper
- Christian Franke (Author), 2009, Pflege von Familienangehörigen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123353