Von der Atomisierung zur Differenzierung

Zur Notwendigkeit einer integrativen Arbeits- und Sozialpolitik am Beispiel des akademischen Prekariats


Diplomarbeit, 2008

95 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung und Überblick
1.1 Problemfeld
1.2 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse
1.3 Fragestellungen und Aufbau

2 Der Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft als Triebkraft der Verunsicherung
2.1 Der Verlust von Grenze und Norm in der Arbeitsgesellschaft
2.1.1 Die Ungleichzeitigkeit der Globalisierung
2.1.2 Die Abwälzung der Unternehmensrisiken
2.1.3 Subjektivierung - der Zugriff auf die Innenwelt
2.1.4 Von der Arbeit zur permanenten Aktivität
2.1.5 Arbeitslosigkeit, Unterbietungskonkurrenz, Tertiarisierung
2.2 Die Situation in Deutschland
2.2.1 Deutschland im Wohlfahrtsstaatsvergleich
2.2.2 Europäische Arbeitsmarktpolitik
2.2.3 Nationale Reformprojekte
2.3 Lebensweltliche Aspekte
2.3.1 Neue Risiken, neue Unsicherheiten
2.3.2 Zeit und Zeitsouveränität
2.3.3 Diversivizierung von Beziehungsstrukturen
2.3.4 Der arbeitende Konsument

3 Prekäre Beschäftigung
3.1 Genese und Ursachen
3.2 Begriffliche Vielfalt und Abgrenzung
3.3 Begriffsdefinitionen und deren Vor- und Nachteile
3.4 Neue Differenzierung- proletarisches und akademisches Prekariat
3.5 Der Lehrbeauftragte als Prototyp des akademischen Prekariats
3.5.1 Vorstellung der Studie
3.5.2 Die materielle Dimension
3.5.3 Die rechtliche Dimension
3.5.4 Die betriebliche Dimension
3.5.5 Die Anerkennungs- und Sinndimension
3.5.6 Die lebensweltliche Dimension

4 Ansätze für eine integrative Arbeits- und Sozialpolitik
4.1 Individualisierte und egalitäre Sozialversicherung
4.2 Politik der Entprekarisierung
4.3 Entkopplung von Erwerbsarbeit und Einkommen
4.4 Modelle einer integrativen Arbeits- und Sozialpolitik
4.5 Grundsicherung und Grundeinkommen
4.6 Flexibilisierte und globalisierte Interessenvertretung
4.7 Lösungsansätze für die Betroffenen

Abbildungsverzeichnis

3.1 Atypische Arbeit als starkes Segment

3.2 Hochschulpersonal von 1997-2006

3.3 Vergütung der Lehraufträge

3.4 Haupt- oder Nebenerwerb und Zeitaufwand

3.5 Anzahl der Lehraufträge

3.6 Zusatzstunden

3.7 Persönliches Nettoeinkommen und gesamter Zeitaufwand

3.8 Soziale Absicherung: Rentenversicherung

3.9 Soziale Absicherung: Krankenversicherung

3.10 Arbeitsbedingungen und Medienzugang

3.11 Einbindung in Gewerkschaft

3.12 Anerkennung durch Studierende

3.13 Anerkennung durch Kollegen

3.14 Anerkennung durch die Hochschule

3.15 Motive für die Lehraufträge

3.16 Statusunsicherheit

3.17 Familienplanung

3.18 Soziale Beziehungen

3.19 Unterstützung durch das soziale Umfeld

3.20 Ehrenamtliches Engagement

1 Einleitung und Überblick

1.1 Problemfeld

Der Prozess der Entgrenzung von Zeit, Raum, Technik und Qualifikation ist nichts Neues und lässt sich an vielfältigen Phänomenen in der Geschichte wie der Urbanisierung und der Auflösung von Klassenschranken beobachten. Dennoch er- scheint dieser Prozess eine Beschleunigung zu erfahren. Auf Grund verschärfter Wettbewerbsbedingungen, Globalisierung, Tertiarisierung und Technisierung er- folgt ein Strukturwandel in einem Teil der Arbeitsgesellschaft, welcher noch immer von wichtigen gesellschaftlichen Akteuren unterschätzt wird. All diese Aspekte treiben sich gegenseitig an, wodurch eine einfache Ursachenzuschrei- bung unmöglich ist. Die gewaltigen Umstrukturierungen in Folge der interna- tionalen Öffnung der vormals nationalstaatlichen Waren-, Dienstleistung-, und Kapitalströme führen zu einer veränderten Arbeitswelt mit Entgrenzungs- und Subjektivierungsphänomenen und gravierenden Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme. In der neoliberal geprägten arbeitsmarktpolitischen Debatte wird Mobilität und Flexibilität von den Arbeitnehmern, die Deregulierung des Arbeitsmarktes und der Abbau von Sozialtransfers gefordert. Auf der Mesoebene reorganisieren und flexibilisieren sich die Unternehmen und Institutionen durch die Vergrößerung ihrer Randbelegschaft in unsicheren Erwerbsverhältnissen. Aty- pische Beschäftigung hat sich an den Rändern des Arbeitsmarktes etabliert und entfaltet nun ihr prekäres Potential. Soziale Bewegungen thematisieren die Zu- nahme sozialer Unsicherheit. Auf der Mikroebene sind Bildungs-, Erwerbs- und Beziehungsverläufe immer weniger genormt. Die Erwerbsverläufe werden im- mer diskontinuierlicher und sind unterbrochen von Erwerbslosigkeit, Fortbildung, Auslandsaufenthalten, Pflege von Angehörigen und einem späten Berufseintritt. Die Verbetrieblichung der Lebensführung wirkt sich auf die familiären Bezie- hungen aus. Die aus dieser Situation resultierenden Diskontinuitäten sind einer- seits unzureichend sozial abgesichert, andererseits ist die Arbeits- und Sozial- politik zu unflexibel um dieser Situation angemessen begegnen zu können. Die wohlfahrtsstaatlichen Regelungen sind zu unspezifisch und zu spezifisch zugleich. Der schnelle Wechsel zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, sowie die Diversifizie- rung von Arbeitsverhältnissen stellt die jetzige Verwaltungsbürokratie vor immer schwieriger zu lösende Aufgaben. Mit der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) und dem damit verbundenen Ausbau Europas zum Wissenschaftsstandort mit einem hohen Anteil an Hochqualifizierten, dem Bündnis für Arbeit und den Hartz“-Reformen gewinnt dieses Thema an aktuell-politischer Bedeutung. ”

1.2 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse

Inspiriert durch Besuche verschiedener Foren und Workshops im Rahmen des Kongresses Solidarische Ökonomie“ an der TU-Berlin vom 24. bis 26. Novem- ” ippe Van Parijs zur ber 2006, einer Podiumsdiskussion mit Götz Werner und Prof. Wolfgang Engler am 15. Dezember 2006 an der HU-Berlin sowie verschiedener Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung, unter anderem am 17. Oktober 2007 mit Prof. Dr. Phil- Zukunft des Sozialen - Verteilung neu denken“, habe ich ” ma mich näher mit alternativen Konzepten zum repressiven Sozialstaat beschäftigt. Bei Prof. Dr. Ernst-H. Hoff und Hasko Hünig an der FU-Berlin sind einige Ar- beiten zu den Auswirkungen des Wandels der Arbeit auf Organisationen, indivi- duelles Handeln und Lebensführung im Alltag, insbesondere zur Subjektivierung von Arbeit, entstanden. Im Rahmen eines zweisemestrigen Forschungs- und Pro- jektseminars im Wintersemester 2005/06 und Sommersemester 2006 zum The- Prekäre Beschäftigungsverhältnisse von Lehrbeauftragten an Berliner Hoch- ” schulen“ am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin wurde in Koope- ration mit der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft eine umfangreiche Datenerhebung mittels Fragebogen durchgeführt. Ein Teil dieser Daten wird in dieser Arbeit für die spezifischen Forschungsfragen Verwendung finden. Einer der herausragendsten Sozialwissenschaftler, der sich mehrfach zum Thema äußerte, ist Piere Bourdieu. Bourdieus großer Verdienst ist die Erweiterung des Kapital- begriffs. Der Kapitalbestand und dessen Zusammensetzung ist wiederum bedeut- sam für die Position des Individuums im sozialen Feld. Er beeinflusst die Berufs- wahl, die berufliche Entwicklung und diese führt ihrerseits zu einer spezifischen Kapitalakkumulation. Angelehnt an den Beck‘schen Fahrstuhleffekt können auch untere Positionen von den umfangreicheren Kapitalerwerbsmöglichkeiten, z.B. hinsichtlich Bildungs- und Berufsabschlüssen, profitieren. Neben Ulrich Beck und dem kürzlich verstorbenen Andre Gorz sind auch Günter Voß, Hans-Jürgen Pon- graz und Manfred Moldaschl zu erwähnen. Letztere beschäftigen sich näher mit Entgrenzungs- und Subjektivierungsphänomenen, sowie der Informalisierung des Marktes. Für die aktuell politischen Analysen des deutschen Wohlfahrtsstaates wird auf die Arbeiten von Manfred Schmidt zurückgegriffen. Als ähnliche Studi- en sind die, von Ulrich Brinkmann, Klaus Dörre und Silke Röbenack Prekäre ” Arbeit- Ursachen, Ausmaß, soziale Folgen und subjektive Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse“ und Ernst-H. Hoff und Eyke Ewers Ar- ” beit als Lebensinhalt? Neue Formen der Lebensgestaltung bei Beschäftigten im IT- Bereich“ sowie Nicole Mayer-Ahuja Wieder dienen lernen?“ zu nennen. Da- ” bei berücksichtigen die ersten beiden stärker gewerkschaftliche und psychologi- sche Aspekte und letztere vor allem die spezifische Situation Niedrigqualifizier- ter.

1.3 Fragestellungen und Aufbau

Ausgehend von der These, dass sich die unterschiedlichen Definitionen von Pre- karität in den Studien auf die Wahl der Untersuchungsgruppe zurückführen las- sen und dies auf eine neue Differenzierung der prekär Beschäftigten hindeutet, möchte ich im Verlauf meiner Diplomarbeit anhand der Lebens- und Berufsbedin- gungen von Lehrbeauftragten als Prototyp des akademischen Prekariats zeigen, mit welchen Problemen die gesellschaftlichen Akteure im Kontext eines politi- schen, ökonomischen und gesellschaftlichen Umbruchs zukünftig in verstärktem Maße konfrontiert sein werden. So ist das Prekariat einerseits atomisiert und (noch) nicht in der Lage die gemeinsame Situation als Kollektiverfahrung zu reflektieren, auf der anderen Seite gibt es neue Differenzierungen, die sich auf die unterschiedlichen Kapitalzusammensetzungen zurückführen lassen. Dies wie- derum führt zu unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen die sich auch in einer Arbeits- und Sozialpolitik wieder finden müssen. Die Notwendigkeit einer neuen Arbeits- und Sozialpolitik erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur als ein Projekt mit normativem Anspruch für mehr Freiheit, Demokratie und Men- schenwürde, sondern zunehmend auch als gesellschaftliche Notwendigkeit und Antwort auf die drängenden Fragen unserer Zeit. Es stellt sich die Frage, ob die aktuell diskutierten Bürgergeld- und Grundeinkommenskonzepte als undif- ferenzierte, unspezifische Transferleistung die richtige Antwort auf die zuneh- mend individualisierten Erwerbsverläufe sind. Wie kann andererseits die autono- me Sphäre ausgebaut, wie können vermehrt aktiv gewählte und gestaltete Er- fahrungen abgesichert werden? Nimmt die Abhängigkeit von staatlichen Trans- ferleistungen durch den Strukturwandel der Arbeit zu? Fördert die derzeitige Arbeits- und Sozialpolitik eher die soziale Exklusion, als sie zu beseitigen? Wie lässt sich das Auseinanderdriften von arbeitsrechtlichen und wohlfahrtsstaatli- chen Rahmenbedingungen am Beispiel des akademischen Prekariats verhindern? Ist mit der Forderung nach Mobilität und Flexibilität zwangsläufig die Locke- rung von Familiensolidarität verbunden und bildet gar der vollmobile Einzelne, welcher keine Rücksicht auf soziale Bindungen nimmt, das zukünftige Ideal am Arbeitsmarkt? Welche Rolle spielt die Entlohnung bei Beschäftigten mit einem hohen Anteil an sozialem und symbolischem Kapital? Dabei möchte der Text nicht bei der Beschreibung von gegenwärtigen Strukturen und deren Eigenlo- gik stehen bleiben, sondern bemüht sich den Blick für Gestaltungsspielräume zu schärfen. Ziel ist es, beginnend mit der Untersuchung der unterschiedlichen Aspekte des Wandels der Erwerbsgesellschaft, eine Auswertung ausgewählter Da- ten vorzunehmen und gesellschaftliche Strategien des Umgangs mit prekären Er- werbsformen zu diskutieren. Am Anfang steht ein Abschnitt, der sich mit der Darstellung theoretischer Ansätze, der Klärung relevanter Begriffe und den we- sentlichen Phänomenen, die als Triebkräfte der Prekarisierung wirken, befasst. Dieser dient der Einordnung und Sensibilisierung. Es lohnt sich diese Elemen- te noch einmal zusammenfassend im Hinblick auf ihr Verunsicherungspotential zu betrachten. Im zweiten Teil wird die neue Differenzierung zwischen proletari- schem und akademischem Prekariat thematisiert und es erfolgt die Auswertung ausgewählter Daten. Abschließend werde ich die daraus gewonnenen Erkennt- nisse und mögliche andere wohlfahrtsstaatliche Konzepte diskutieren. Auf ein allgemeines Fazit wird, zugunsten der Schlußfolgerungen und den Empfehlungen zu den einzelnen gesellschaftlichen Akteuren im letzten Kapitel, verzichtet. Es wird darauf eingegangen, welche gesellschaftlichen und individuellen Strategien des Umgangs mit Prekarität sich aus dieser Situation ergeben und welcherart die Möglichkeiten der Politik, der Gewerkschaften und der Betroffenen sind auf diese Entwicklung Einfluss zu nehmen und sie aktiv zu gestalten.

2 Der Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft als Triebkraft der Verunsicherung

2.1 Der Verlust von Grenze und Norm in der Arbeitsgesellschaft

2.1.1 Die Ungleichzeitigkeit der Globalisierung

Die Reichweite des Globalisierungsbegriffs geht von den rein ökonomischen Aspek- ten bis hin zur Beschreibung von Vereinheitlichungen in Politik, Lebensstilen und Bewußtseinsprozessen. Eine knappe Darstellung der Globalisierungskonzepte fin- det man bei Kurt Hübner1. Auf der makroökonomischen Ebene wird unter Glo- balisierung die internationale Öffnung der vormals nationalstaatlichen Waren-, Dienstleistung-, und Kapitalströme bzw. die Internationalisierung und Flexibi- lisierung der Arbeits- und Absatzmärkte verstanden. Die daraus resultierende Wettbewerbsverschärfung führt zu einem Strukturwandel in der gesamten Welt mit weitreichenden Folgen für Machtverteilung und Sozialsysteme. Die politische Vereinheitlichung und mit ihr die Etablierung arbeits- und sozialrechtlicher Stan- dards und die Vernetzung sozialer Interessenvertretungen verläuft weitaus lang- samer als die im ökonomisch verengten Globalisierungskonzept beschriebenen Vorgänge. In der politischen Ökonomie der Unsicherheit drückt sich das neue ” Machtspiel und Machtgefälle aus zwischen territorial fixierten politischen Akteu- ren (Regierungen, Parlamente, Gewerkschaften) und nicht territorial gebundenen wirtschaftlichen Akteuren (Kapital-, Finanz- und Handelsmächte).“2 Die immo- bilen Akteure zählen zu den Verlierern. Während das Kapital global agiert, bleibt die Arbeits- und Sozialpolitik im nationalstaatlichem Kontext verankert und an die Körper der Gesellschaftsmitglieder gebunden. Die gesamte Sozialstruktur ei- ner Gesellschaft verändert sich mit der Folge, dass national geschützte Freiräume vor weltweiter Lohn- und Konditionenkonkurrenz abnehmen3. Die Folge dieser Entwicklung ist eine zunehmende Machtlosigkeit auf Seiten politischer Institutio- nen, Verbände und Gewerkschaften. Dieser Prozess ist jedoch nicht zwangsläufig.

Man benutzt den Verweis auf Globalisierung um Handlungszwänge zu postulie- ” ren, unter denen man dann die politischen Möglichkeitsbedingungen für die Glo- balisierung schafft.“4 Es bleibt zu fragen, welche gesellschaftlichen Akteure mit welchen Zielen diese Entwicklung bestimmen. Mit der begrifflichen Engführung des Globalisierungskonzepts auf seine ökonomischen Aspekte wird die Legitima- tion der Prekarisierung großer Bevölkerungsteile erst möglich.

2.1.2 Die Abwälzung der Unternehmensrisiken

Die Unternehmen reagieren auf die verschärften Wettbewerbsbedingungen mit Dezentralisierungsstrategien und der Umgestaltung innerbetrieblicher Beziehun- gen. Die veränderte Situation führt auf Unternehmensebene zu Rationalisie- rungen, Mobilität bei der Standortwahl, Privatisierungen, Ausgliederungen von Organisations- und Produktionsbereichen. Zumindest die Spitzen der Unterneh- men können auf dem Weltmarkt beliebig akquiriert werden und auch die Be- legschaft und der Produktionsstandort sind variabel geworden. Hierarchische Strukturen, Untergliederung der Arbeitsabläufe, Kontrolle und extrinsische Moti- vierung, wie für die fordistisch-tayloristische Produktionsweise charakteristisch, werden als hinderlich begriffen. An Stelle dessen treten Auftragsbeziehungen. Hierarchische Kontrollmechanismen werden abgebaut und mit einer Öffnung zum Markt verbunden. Mit der Internationalisierung der Produktion bieten ” sich also den Unternehmen mindestens zwei strategische Vorteile: Es wird ei- ne globale Konkurrenz zwischen teuren und billigen Arbeitskräften hergestellt, und die Steuerkonditionen und Steuerkontrollen der Staaten können gegenein- ander ausgespielt werden.“5 Diese Entwicklung geht einher mit der Lockerung von Kündigungsfristen, der Ausdehnung von Probezeiten, der Aufweichung von Flächentarifverträgen, der Zunahme von Scheinselbständigkeit und Ausnahmere- gelungen für bestimmte Personengruppen, z.B. Neueingestellte, A¨ ltere. Vormals unternehmerische Aufgaben werden verstärkt den Arbeitnehmern überantwortet. Der Betrieb als sozialer Bezugsort geht verloren und eine institutionelle Integrati- on wird durch wechselnde Arbeitskontexte und Teambesetzungen erschwert. Das ” flexible Unternehmen beutet gewissermaßen ganz bewusst eine von Unsicherheit geprägte Situation aus, die von ihm noch verschärft wird“6. Der globale Markt konfrontiert die Unternehmen mit hohen Innovations- und Flexibilitätszwängen. Diese Unsicherheiten geben Unternehmen an ihre Belegschaften weiter mit der Folge einer zunehmenden Prekarisierung der Beschäftigten. Die Umstrukturie- rungen im Unternehmensbereich führen zu einer veränderten Arbeitswelt mit der Folge, dass die Segregation von Freizeit und Arbeit abnimmt. Durch die Ent- grenzung werden Arbeitskraftpotentiale noch umfassender für deren Verwertung nutzbar gemacht. Entgrenzung von Arbeit meint einen Rationalisierungs- und Entdifferenzierungsprozess, der gekennzeichnet ist durch die Auflösung sozialer Strukturen im Hinblick auf alle Aspekte der Produktion. Die A¨ ra des Fordismus mit seinem festen Normen- und Wertegefüge, welches Sicherheit durch vielfältige kollektive Regelungen zur sozialen Absicherung bereithielt, ist vorbei. Die Er- werbsverläufe werden immer diskontinuierlicher und sind unterbrochen von Er- werbslosigkeit, Fortbildung, Auslandsaufenthalten, Pflege von Angehörigen und einem späten Berufseintritt. Die klassische Dreiteilung des Lebenslaufes mit Aus- bildung, Beruf und Rente wandelt sich und ist nicht mehr deutlich segregiert.

Die Normalbiographie wird zur Wahlbiographie. Beziehungen werden zur Be- ” ziehungsarbeit“ und der Konsum und die Bedienung der elektronischen Geräte verschluckt“ einen großen Teil der freien Zeit und wird von so manchem als Ar- ” beit empfunden. Die Technisierung ermöglicht es auch in entfernten Gegenden für das Lebensumfeld und den Arbeitgeber erreichbar zu sein und am Arbeitsprozess teilzunehmen. Eine Telefonauskunft in Europa kann beispielsweise durchaus von einem Callcenter“ in Thailand abgewickelt werden. Die Arbeit und ihr Produkt ” wird zunehmend diffus und virtuell. In Internet-Spielen eröffnen Firmen ihre vir- tuellen Vertretungen und Teilnehmer können mit kreativen Ideen reale Einkünfte erzielen. Einige hundert Arbeitnehmer in Billiglohnländern leben bereits davon und der Handel mit virtuellen Waren aus Online-Computerspielen hat sich zu ” einem millionenschweren Wirtschaftszweig entwickelt“7. Bezahlte Arbeit ist von unbezahlter kaum mehr zu unterscheiden und findet sich immer öfter im selben Kontext. Die Teilnehmer einer Konferenz beispielsweise können den unterschied- lichsten Erwerbsstatus aufweisen und dieser ist für einen Beobachter nicht mehr identifizierbar. Neben dem Verlust eines festen Arbeitsortes und eines geregel- ten Arbeitstages müssen die Beschäftigten in immer kürzeren Zeitabständen ihr Wissen erneuern. Dies hat zur Folge, dass Qualifikation immer weniger als stan- ” dardisiertes beruflich fixiertes Arbeitsvermögen zu fassen ist.“8 In Verbindung mit dem Bedeutungszuwachs der sogenannten Softskills“ verliert die Kategorie ” Beruf seine ursprüngliche Bedeutung, denn die Standardisierung begrenzte auch die Nutung von Arbeitskraft und stellte in dieser Hinsicht einen Schutz für den Arbeitnehmer dar. Die neue Situation setzt eine hohe Koordinationsfähigkeit und -bereitschaft im Hinblick auf Familie, Lebensumfeld und sozialen Aktivitäten vor- aus. Der Verlust der Bindung an Arbeitsplatz, -geber und -ort führt dazu, dass sich der Arbeitnehmer immer weniger mit seiner beruflichen Rolle identifizieren kann. Er muss jederzeit mit Veränderungen im betrieblichen Kontext rechnen und sich veränderten Firmenzielen anpassen. Dieses Verunsicherungspotential führt jedoch nur dann zu einer höheren Rollendistanz und konstruktiven Befähigungen, wenn es dem Individuum gelingt diese Erfahrungen aufgrund seiner individuellen Kapitalausstattung zu integrieren und es darüber hinaus in ausreichendem Maße sozial gesichert ist.

2.1.3 Subjektivierung - der Zugriff auf die Innenwelt

Da die Formulierung Subjektivierung von Arbeit“ unzureichend definiert ist ” und unterschiedlich verwendet wird, ist einzugrenzen, was damit bezeichnet wer- den soll. Subjektivierung ist ähnlich wie der Entgrenzung formal ein Prozess- begriff. Sie nimmt also in Bezug auf bestimmte strukturelle Entwicklungen von Arbeit zu. Der Begriff zielt einerseits primär auf die Selbstbestimmung und an- dererseits stärker auf die Bestimmung durch die Gesellschaft ab. Bei der ersten Verwendung werden die konstitutiven Leistungen betont, jedoch die gesellschaft- lich historische Bedingtheit des subjektiven Handelns, also die Umstände, ver- nachlässigt. Die zweite Verwendung rückt die kulturellen und sozialen Prägungen in den Mittelpunkt.9 Durch einen interaktionistischen Zugang wird deutlich wie sich Personen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt verorten und gleichzeitig durch sie verortet werden. Unter Subjektivierung von Arbeit wird der Bedeu- tungszuwachs personengebundener Eigenschaften für die wirtschaftliche Verwer- tung verstanden. Einerseits werden subjektive Leistungen von den Unternehmen stärker nachgefragt, andererseits tragen die Individuen subjektive Ansprüche, wie z.B. den Wunsch nach Selbstverwirklichung, an den Arbeitsplatz heran.10 Es kommt zu einer Intensivierung von individuellen Wechselverhältnissen zwi- schen Person und Betrieb. Der technisch-organisatorische Wandel, gepaart mit vielfältigen soziokulturellen Wandlungsprozessen, macht subjektive Eingriffe zur Aufrechterhaltung des Arbeitsablaufes vermehrt erforderlich. Die Ursachen lie- gen unter anderem in den Folgeproblemen der Technisierung, der Aufweichung von Sozialisationsmechanismen und der veränderten Bedürfnislage der Individu- en. Durch die Technisierung entstehen nicht intendierte Unbestimmtheiten, die durch Subjektivität der Arbeitenden wieder geschlossen werden müssen. Statt detaillierter Strukturvorgaben und Reglementierungen erfolgt nun vermehrt der Zugriff auf bislang kaum genutzte Potentiale der Arbeitskraft. Das Verhältnis von Arbeit und Leben entgrenzt sich und handlungsstabilisierende Orientierun- gen des Alltags gehen verloren. Eine aktive Restrukturierung durch die Sub- jekte als Antwort auf die Entstrukturierung des Alltags sowie eine aktive Or- ganisation des Alltags und Selbstdisziplinierung wird notwendig. Infolge unsi- cherer Erwerbsverläufe werden den Individuen subjektive Gestaltungsleistungen des individuellen Lebensverlaufs und der Berufsbiographie abverlangt. Als Folge zunehmender materieller Absicherung und in Verbindung mit Distanzerfahrun- gen z.B. durch Arbeitslosigkeit, kommt es zu einer Orientierung auf andere Le- bensbereiche.11 Generell haben es reiche Gesellschaften schwieriger den Arbeits- druck aufrecht zu erhalten. Die Subjektivierung kann als eine Antwort auf dieses Problem verstanden werden. ”Die von verschiedenen Seiten unterstützte These der Subjektivierung von Arbeit impliziert, dass subjektive Potentiale der Er- werbstätigen in neuer Qualität der betrieblichen Verwertung zugänglich gemacht werden“.12Die erweiterten Verantwortlichkeiten, Handlungs- und Gestaltungs- spielräume, die Abnahme von Zwängen und Fremdbestimmung ist einerseits zu begrüßen, andererseits werden diese Aspekte zur Profitmaximierung des Unter- nehmens instrumentalisiert. Die Ware Arbeitskraft wird nicht mehr passiv dem Betrieb zur Verfügung gestellt. Der vormalige Rückzugsort der Gedanken- und Gefühlswelt wird ökonomisiert. Der Arbeitgeber und die Arbeitssituation be- stimmt, was gedacht, gefühlt und gezeigt werden darf. Die Arbeit wird affektiv besetzt und ihr Ausbeutungscharakter dadurch verschleiert. Freiheitsspielräume verstärken die affektive Besetzung und können zur Selbstausbeutung führen.13

2.1.4 Von der Arbeit zur permanenten Aktivität

In der biblischen Vorstellung ist die Arbeit eine Strafe für den Sündenfall. Der Mensch treibt den Fortschritt voran um sich von der aufgeladenen Schuld zu be- freien.14Die religiöse Wurzel der Arbeit wird heute nicht thematisiert, verdrängt, vergessen. Während in der athenischen Demokratie die Arbeit den Menschen als politisch-vollwertigen Bürger disqualifizierte, ist mit der Aufklärung ein neuer Arbeitsbegriff entstanden. Ulrich Beck macht drei Epochen des Verständnisses von Arbeit aus: Erstens die griechische Polis, zweitens die Arbeits-Demokratie ” der Ersten Moderne, deren Ideen lange zurückreichen, die aber letzten Endes erst nach dem zweiten Weltkrieg in Europa verwirklicht wurde; sowie drittens eben die Frage, wie Freiheit und Politik jenseits der Arbeitsgesellschaft möglich werden.“15 Im antiken Griechenland disqualifizierte die Arbeit den Menschen als vollwertigen Bürger. Heute gilt dagegen die Arbeit als notwendiges Vehikel zur gesellschaftli- chen Teilhabe. Mit dem Aufkommen der protestantischen Arbeitsethik wird der Arbeitsbegriff einerseits auf Erwerbsarbeit verengt, andererseits zum vornehmli- chen Bezugs- und Identifikationspunkt. Max Weber beschreibt in seiner Arbeit Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ die spezifischen Ur- ” sachen, welche zu dieser Wirtschaftsform geführt haben. Sie ist nicht nur ein geschlossenes System, sondern auch ein kulturelles Phänomen, welches geprägt ist durch Asketismus, eine rationalisierte Lebensführung und ein leidenschaftli- ches Engagement in der Berufsarbeit als dem Zentrum des individuellen Lebens. In der Folge wird die sog. Berufsethik offensichtlich für das Individuum in der ” Verbindung von protestantischer Ethik und dem Geist“ des Kapitalismus zum ” exklusiven Schlüssel für Anerkennung, Identität und der Hoffnung auf den Gna- denstand.“16Gleichzeitig verändert sich die Berufsethik: Während sie auf der ” ersten Entwicklungsstufe des Kapitalismus mit rationaler Askese verbunden war und Mitte des 20. Jahrhunderts dann mit Verantwortung und Wissen, wird sie nunmehr tendenziell von dem Begriff der Aktivität verdrängt, ohne dass zwischen einer persönlichen oder gar spielerischen Aktivität und einer Berufstätigkeit sorg- sam unterschieden würde.“17Die neoliberale Rhetorik verdrängt die normativen und kulturellen Aspekte, die den Kapitalismus geformt und geprägt haben. Eben- so verkennt die Systemlogik der Wirtschaft, dass sie, wie Marx bemerkt hat, auf die Reproduktion des Arbeitenden in der Privatsphäre angewiesen ist, um Mehrwert zu erzeugen. Durch diesen Ökonomismus wird jede Lebenstätigkeit auf seinen ökonomischen Wert reduziert. Wertet man jedoch nach dieser Lo- gik reproduktive Arbeit auf, wird alles zur Arbeit.18Dem verengten Begriff von Arbeit als Erwerbsarbeit und Schaffung materieller Güter durch die Umwand- lung der Natur, steht ein erweiterter Gesamtarbeitsbegriff gegenüber, der alle menschlichen Tätigkeiten, die intentional die Reproduktion einer Gesellschaft gewährleisten, als Arbeit definiert.19 Der historische Prozess der Defragmentie- rung des Arbeitsbegriffs sowie die Frage nach dem Sinn der Erwerbsarbeit für ein erfülltes Leben müssen Gegenstand einer breiten gesellschaftlichen Auseinan- dersetzung werden. Es erscheint eine Neudefinition aufgrund der Vervielfältigung von Unsicherheitserfahrungen dringend notwendig. Es ist der Wunderglaube der ” Arbeit, des Arbeitsbürgers an sich selbst, an dem sich die Einsicht in die fort- schreitende Erosion der Normalarbeit bricht.“20 Letztendlich kann man sich dem Begriff der Arbeit nähern, er unterscheidet sich jedoch zwangsläufig von dem tätigen Erfahren der Arbeit. Gefragt ist daher ein ‘Aufklärungswissen‘, das es ” den Beherrschten erleichtert, ihre eigenen, diskrepanten Erfahrungen mit den laufenden Veränderungen und den sich abzeichnenden neuen Verhältnissen für sich selbst kohärent zu erfassen und mit anderen nachvollziehbar zu kommuni- zieren.“21 Die gesellschaftlichen Akteure folgen der neoliberalen Logik und den ökonomisch verengten Begriffen. Das gesellschaftliche Ziel sich von der Arbeit zu befreien tritt aus vielfältigen Gründen in den Hintergrund: einerseits aufgrund der protestantischen Arbeitsethik, dem Vergessen des Ursprungs der Arbeit, und weil die Befreiung von der Arbeit in Form von Massenarbeitslosigkeit und Pre- karisierung stattfindet.

2.1.5 Arbeitslosigkeit, Unterbietungskonkurrenz, Tertiarisierung

Anerkennung und Respekt kann man sich in Deutschland vor allem durch lange Arbeitszeiten sichern. Unentbehrlich zu sein stärkt das Selbstwertgefühl, auch um den Preis die eigene Familie oder den eigenen Körper zu vernachlässigen. So ist der einzige gesellschaftlich legitime Grund für das Kürzertreten die Krank- heit. Anerkennung wird zukünftig nicht mehr für alle in Form von bezahlter Arbeit zur Verfügung stehen. Mit immer weniger Arbeitskraft wird immer mehr erzeugt. Die steigende Arbeitslosigkeit lässt sich also nicht länger auf zyklische ” Wirtschaftskrisen zurückführen, sondern auf die Erfolge eines technologisch avan- cierten Kapitalismus.“22Es kommt zu einer Verüberflüssigung von Arbeitskraft ohne eine Zurückgewinnung von Freizeit mit der Folge einer Ausgrenzungs- und Stressdynamik in der Arbeitslosigkeit. Nicht ablehnbare Angebote und Verfol- ” gungsbetreuung“ sollen Eigenaktivität auslösen. Die Not der Erwerbslosen dient der Disziplinierung der Beschäftigten. Auf dem Arbeitsmarkt herrschen Unterbie- tungskonkurrenz und verschärfter Verwertungszwang. Prekäre Beschäftigungs- verhältnisse und Massenarbeitslosigkeit stellen ein erhebliches Gefahrenpotenti- al für gesellschaftliche Konflikte aufgrund der damit verbundenen Polarisierung dar.23Die Betroffenen werden in einen lähmenden Zustand der Bereitschaft ge- halten und sollen sich als Kostenfaktor begreifen. Der Arbeitslose ist in der ” Regel nicht in der Lage, seine Arbeitslosigkeit als Freiheit von der Arbeit, als Freizeit zu betrachten.“ 24Das Schmerzliche an der Arbeitslosigkeit ist der Man- gel an gesellschaftlicher Anerkennung. Arbeitslosigkeit meint demnach nicht ” die Möglichkeit, leben zu können, ohne zu arbeiten, sondern bedeutet für die Betroffenen vielmehr die Exklusion von der Möglichkeit, am gesellschaftlichen Produktionsprozess und damit an einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Le- bens teilzunehmen.“25Durch den Abbau von Arbeitsplätzen und Sozialtransfers nimmt die Konkurrenz um Arbeitsplätze zu, mit der Folge, dass die Reallöhne für Arbeitsplatzbesitzer nicht mehr wie üblich steigen. Die Arbeitnehmer befin- den sich in dem Dilemma von nicht ausreichendem Einkommen und nicht aus- reichender Arbeit durch das stetige Absinken des verfügbaren Arbeitsvolumens.

Gegen einen funktionierenden Arbeitsmarkt ist in diesem Sinne nichts einzuwen- ” den, solange die damit erfolgende Verteilung des knapp gewordenen positionalen Guts Erwerbsarbeit“ nicht voll auf alle Lebenssphären durchschlägt. Problema- ” tisch wird die Sache jedoch, wenn vom Erfolg oder Misserfolg im Wettbewerb um gute Arbeitsplätze mehr oder weniger die gesamte Lebenslage einer Person abhängt.“ 26In Anlehnung an Luhmanns Systemtheorie sagt Götz Werner, dass es weder Aufgabe der Wirtschaft noch der Politik ist, Arbeitsplätze zu schaffen.

Im Gegenteil. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die Menschen von der Arbeit ” zu befreien“. 27Diese beiden Systeme funktionieren nach ihrer eigenen Codierung - Profit und Machterhalt. Das Problem der Arbeitslosigkeit kann somit weder an Politik, Wirtschaft noch an das betroffene Individuum selbst adressiert werden. Und doch wird dies unermüdlich versucht. Mit der Schaffung von Jobcentern“ ” wird der Arbeitslose zum Kunden. Die Arbeitslosigkeit wird zu einem Dienst- leistungsgeschäft. Das Fehlen der Arbeit (wird) selbst zur Ware“ 28. Die ehe- ” malige Bundesanstalt für Arbeit bzw. der Staat zieht sich aus der Versorgungs- und Vermittlungsposition zurück. Dem Arbeitssuchenden wird oft nicht mehr als das Versprechen bzw. die wage Aussicht auf einen Arbeitsplatz verkauft“. Mit ” Bildungs- und Vermittlungsgutscheinen, 1-Euro-Jobs, Ich-AGs und Umschulun- gen wird eine Aktivität erzeugt, die nur noch entfernt an Arbeit erinnert. Er- folgreiche Neugründungen finden sich dementsprechend im Bereich der Existenz- gründerberatung und in der privaten Arbeitsvermittlung. Die Erwerbslosigkeit ist nicht mehr nur ein Problem für niedrig Qualifizierte. Deutschland leistet sich eine große Zahl von Höchstqualifizierten im gesellschaftlichen Abseits. Es kommt zu einer Qualitätsverschiebung, nicht nur durch die Tertiarisierung, sondern auch durch die zunehmende Femininisierung der Arbeit. Dienstleistung, Reprodukti- on und Pflege nehmen einen größeren Stellenwert ein. Die aus der Umwandlung der Natur sich speisende Arbeit des primären und sekundären Sektors nimmt in den westlichen Industrienationen zusehends ab. Darüber hinaus kommt es in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Deregulierung und Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen. Die Notwendigkeit, so viele Aufträge wie möglich ” zu Löhnen und zu Bedingungen anzunehmen, über die Fixbeschäftigte nur den Kopf schütteln würden, hat den paradoxen Effekt, dass die individuelle Arbeits- zeit zu allem Ü berdruss auch noch dazu tendiert, länger zu werden, je weniger bezahlte Arbeit es für alle noch gibt.“ 29Die verloren gegangenen Arbeitsplätze in der Industrie können durch die entstehenden Arbeitsplätze im Dienstleistungs- sektor nicht ausgeglichen werden. Der Produktivitätszuwachs ist im Dienstleis- tungsgewerbe aufgrund seiner Rationalisierungsresistenz bei Dienstleistungen, die stark an den Menschen, an seinen Körper gekoppelt sind, gering. Die niedri- ge Produktivität drückt sich in Form geringer Löhne aus und führt wiederum zu prekären Erwerbsformen. Die Zunahme und Förderung personenbezogener, fle- xibler Erwerbsmöglichkeiten im Dienstleistungsbereich wird einerseits als Lösung für die beitragsbasierenden Sozialversicherungssysteme präsentiert, andererseits bleibt oft unhinterfragt, welche Auswirkungen diese tatsächlich auf den Arbeits- markt und die Sozialversicherungssysteme haben.30

2.2 Die Situation in Deutschland

2.2.1 Deutschland im Wohlfahrtsstaatsvergleich

Die historischen Ursprünge des deutschen Wohlfahrtsstaates finden sich in der Reichsgründung mit der ersten Sozialgesetzgebung, der Weimarer Republik mit der Etablierung und Institutionalisierung von Arbeitnehmerinteressen und den Erfahrungen der Inflation und den Schrecken des zweiten Weltkrieges. Die Ölkrise im Jahre 1973/74 beendete eine Periode relativer wirtschaftlicher Stabilität. Auf die sinkenden Unternehmensgewinne reagierte die Industrie mit Personal- einsparungen und Ausnutzung moderner Technik für Rationalisierungsmaßnah- men. Der Staat seinerseits reagierte angesichts der Rezession mit der Privati- sierung von öffentlichen Unternehmen und der Deregulierung und Flexibilisie- rung des Arbeitsmarktes. Der Ausbau des Wohlfahrtsstaates gilt als wichtige Vorraussetzung für wirtschaftliche Liberalisierung. Die Kompensationshypothe- se basiert auf der Annahme, dass die Bürger die Öffnung nach Außen zulas- sen und im Gegenzug die negativen Auswirkungen dieser Öffnung durch Sozial- leistungen kompensiert werden.31Die Deindustrialisierungshypothese geht davon aus, dass sektorale Zwänge, also die Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft, zum Aufbau des Wohlfahrtsstaates unter anderem durch Bildungs- und Mobi- litätszwang führen. Der Wohlfahrtsstaat relativiert teilweise den Warencharak- ter der Arbeitskraft. Diese Dekommodifikation verringert die Abhängigkeit der Erwerbstätigen vom Arbeitsmarkt und sichert das Risiko der Investition in Hu- mankapital ab. Im europäischen Vergleich ist die Bundesrepublik Deutschland ein Land, welches gekennzeichnet ist durch starke sozialpartnerschaftliche Arbeits- beziehungen. Der Unterschied zu anderen Industriestaaten liegt unter anderem in der Betonung der Geldwirtschaft vor Vollbeschäftigung, dem Streben nach ökonomischer Effizienz und dem Förderalismus. Diese Präferenz und das Feh- len eines verlässlichen Partners für eine beschäftigungsorientierte konzertierte ” Einkommens-, Geld- und Finanzpolitik“ 32 führt bei den Gewerkschaften zu einer Verunsicherung und einer einseitigen Lohnpolitik für Normalarbeitsplatzbesitzer. Die enge Verknüpfung des Normalarbeitsverhältnisses mit sozialer Absicherung ist kennzeichnend für das konservative Wohlfahrtsstaatsmodell der BRD. Da- ” her wird atypische Beschäftigung in der Bundesrepublik (.) besonders schnell prekär: Niedriglöhne (und die daraus resultierenden geringen oder ausbleibenden Sozialversicherungsleistungen) sowie unterbrochene Beitragszeiten lassen mate- rielle Prekarität entstehen.“ 33Die Zunahme prekärer Dienstleistungsarbeit kol- lidiert stärker mit dem konservativen Wohlfahrtsstaatsmodell der BRD, da es mit dem Problem der arbeitsfinanzierten Sozialleistungen konfrontiert ist. Im sozialdemokratischen Modell Schwedens z.B. ist die soziale Absicherung steuerfi- nanziert und damit weniger an den Erwerbsstatus einer Person gebunden. In den USA, dem Prototyp des liberalen Wohlfahrtsstaatsmodells, sind die Individuen meist auf kontinuierliche Erwerbsarbeit und/oder private Absicherung angewie- sen.34 Im Vergleich zu den USA wird Deutschland ein Defizit im Dienstleistungs- sektor nachgesagt. Relativiert wird dies jedoch dadurch, dass, anders als in den USA, produktionsnahe Dienstleistungen in Deutschland nicht eigens ausgewiesen werden. Bemerkenswert ist auch, dass kleine Länder einerseits Vorreiter der Glo- balisierung sind und andererseits eine erfolgreichere Arbeits- und Sozialpolitik betreiben, sie insgesamt stabiler sind.35Die Entstehung prekärer Erwerbsformen ist kulturellen bzw. nationalen Eigenheiten unterworfen. In den USA sind diese am stärksten ausgeprägt, jedoch ähnlich wie in Italien sind prekär Beschäftigte mit Hilfe der Sozialverbände stärker integriert. In Skandinavien ist ebenfalls eine Strategie erkennbar, welche die Prekären mit einbezieht, z.B. durch die Entwick- lung neuer Berufsverbände. Bei der Ausweitung von Niedriglohnarbeitsplätzen bleibt von den Befürwortern dieser Strategie die Qualität der Arbeitsplätze un- berücksichtigt. Umgekehrt wird von den Kritikern zwar deren prekärer Charakter betont, die Bedeutung dieser Beschäftigungsverhältnisse für alle Akteure der Ge- sellschaft unterschätzt.

2.2.2 Europäische Arbeitsmarktpolitik

Mit dem europäischen Einigungsprozess kommen gravierende Veränderungen in bezug auf Arbeitsbeziehungen und Sozialstruktur auf die BRD zu. Die Ent- wicklung der europäischen Sozial- und Beschäftigungspolitik begann mit dem Ersten Sozialpolitischen Aktionsprogramm“ der Gemeinschaft von 1974, da die- ” ses als der erste umfassende Versuch gewertet werden kann, ein eigenständiges sozialpolitisches Handlungsprogramm für die europäische Gemeinschaft zu for- mulieren. Es wurden Maßnahmen in drei Bereichen erklärt: Der Förderung der Beschäftigung, der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und der Eu- Beteiligung der Sozialpartner zu Zielen der Gemeinschaft. Ende 1997 hat der ” ropäische Rat von Luxemburg“ auf der Grundlage der neuen Bestimmungen des Vertrages von Amsterdam die Europäische Beschäftigungsstrategie“ ins Leben ” gerufen. Sie ist Teil der Lissabonstrategie, welche das Ziel verfolgt, Europa zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Dies soll durch ei- ne aktive Beschäftigungspolitik, die Stärkung des Humankapitals, die Förderung sozialer Kohäsion und einen Ausbau zur Wissensgesellschaft erreicht werden. In den Leitlinien wird aufgeführt, dass unter gebührender Berücksichtigung der Rolle der Sozialpartner Flexibilität und Beschäftigungssicherheit in ein ausge- wogenes Verhältnis gebracht werden sollen. Anpassungsfähige Formen der Ar- beitsorganisation müssen gefördert werden, um die Arbeitsplatzqualität und die Arbeitsproduktivität zu verbessern, einschließlich des Arbeitsschutzes und der Mobilität. In den Leitlinien der Europäischen Kommission und im Nationalen Reformprogramm Deutschlands (NRP) wird beispielsweise gefordert die Aus- und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen auszurichten. Durch die Reform des Berufsbildungsgesetzes habe sich die Qualität und Attrak- tivität der beruflichen Bildung weiter verbessert. Neue Ausbildungsformen und Berufe würden erprobt. Erstmals sei es rechtlich möglich, Teile der Ausbildung im Ausland zu verbringen.

Ein weiterer Aspekt bezieht sich auf notwendige Regelungen zur Zuwanderung hochqualifizierter Fachkräfte angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland und den veränderten Wettbewerbsbedingungen. Austausch und Ein- satz ausländischer Fachkräfte machen eine Angleichung der Rechtsnormen not- wendig. Die beschäftigungspolitischen Leitlinien der Europäischen Beschäftigungs- strategie, in denen in mehr oder weniger präziser Form Politikfelder und Akti- onsschwerpunkte benannt, Ziele definiert und Instrumente vorgeschlagen werden, stellen einen Katalog dar, mit dem die Europäische Union versucht, die nationale Beschäftigungspolitik ihrer Mitgliedsstaaten unter Berücksichtigung der jeweili- gen nationalen Besonderheiten flexibel zu gestalten und zu koordinieren. Anders als im Stabilitätspakt der Wirtschafts- und Währungsunion, fehlt es der EBS an einem geeigneten Sanktionsmechanismus. Dessen Fehlen kann zwar dazu bei- tragen, den Widerstand gegen die europäische Strategie zu reduzieren und die Annahme gemeinsamer Leitlinien zu vereinfachen. Ohne Sanktionsmechanismus ist der Erfolg der EBS jedoch davon abhängig, inwieweit die Mitgliedsstaaten klare Verpflichtungen eingehen.36 Die angestrebte Kohärenz von Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik kann somit als zwiespältig betrachtet werden. Ins- ” besondere der Bedeutungsgewinn ungeschützter Beschäftigungsverhältnisse, der seit den 1970er Jahren in allen europäischen Staaten festzustellen ist, lässt Zwei- fel daran aufkommen, ob europäische Arbeitsmärkte auch in Zukunft durch die spezifische Kopplung von abhängiger Beschäftigung an soziale Sicherungsmecha- nismen sowie durch die weitgehende Regulierung geprägt sein werden, die dem Arbeitsverhältnis durch institutionelle Kon iktaustragung zwischen Staat, Arbeit und Kapital in der Nachkriegsjahrzehnten zuteil geworden war.\ 37 Es besteht die Gefahr, dass sich die europäische Beschäftigungspolitik der neoliberalen Wirtschaftspolitik unterordnet und auf europäischer Ebene Sozialstandards nach unten angeglichen und in ihren Mitgliedsstaaten legitimiert werden.

[...]


1 Vgl. Hübner, K., 1998: Der Globalisierungskomplex. Grenzenlose Ökonomie - grenzenlose Politik? Berlin, S. 19

2 Beck, U., 1999: Schöne neue Arbeitswelt-Vision: Weltbürgergesellschaft. Frankfurt/Main, S.9

3 Vgl. Ewers, E., Hoff, E.-H. & Schraps, U., 2004: Neue Formen arbeitszentrierter Lebensge- staltung von Mitarbeitern und Gründern kleiner IT-Unternehmen. Berlin

4 Bourdieu, P., 2001: Neue Wege der Regulierung. Vom Terror der Ökonomie zum Primat der Politik. Hamburg, S. 22

5 Beck, U., 1999, a.a.O., S. 33

6 Vgl. Bourdieu, P., 1998: Prekarität ist überall. In: Gegenfeuer/ Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neo-liberale Invasion. Konstanz, S. 99

7 Stöcker, C., 2004: Tausend Dollar für einen Pixel. Süddeutsche Zeitung. Online im Internet.

8 Sauer, D.,2001: Unternehmensreorganisation und Entgrenzung von Arbeit- Thesen und Um- bruch. In: Martens, H. (Hrsg.): Zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung. Gesell- schaftlicher Umbruch und neue Arbeit. Frankfurt/Main, S. 33

9 Vgl. Kleemann,F.,Matuschek & I.,Voß, G.G., 2002: Subjektivierung von Arbeit. In: Mol- daschl, M. & Voß, G. G. (Hrsg.): Subjektivierung von Arbeit. München, S. 55 f.

10 Vgl. Egbringhof, J., Kleemann, F., Matuschek, I. & Voß, G. G., 2003: Bildungspolitische und bildungspraktische Konsequenzen der Subjektivierung von Arbeit. S. 11

11 Vgl. Kleemann,F.,Matuschek & I.,Voß, G.G., 2002, a.a.O., S. 60 ff.

12 Pongratz, H. J. & VOß, G. G., 2003: Arbeitskraftunternehmer. Erwerbsorientierungen in entgrenzten Arbeitsformen. Berlin, S. 13

13 Bourdieu, P., 2001: Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft. Frankfurt/Main, S. 259 ff.

14 Vgl. Treusch-Dieter, G., 2003: Das Arbeitsmannequin. Von der Produktion zum Dienst. In: Meschnig, A. & Stuhr, M. (Hgrs.): Arbeit als Lebensstil. Frankfurt/Main.

15 Beck, U., 1999, a.a.O., S. 17

16 Schwinger, E., 2005: Der ”Geist des Kapitalismusünd die Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Würzburg, S. 11

17 Boltanski, L. & Chiapello, E` ., 2003: Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz, S. 209

18 Vgl. Schwinger, E., a.a.O., S. 13

19 Vgl. Wolf, F. O., 2005: Arbeitsglück. Untersuchungen zur Politik der Arbeit. Münster, S. 150 f.

20 Beck, U., 1999, a.a.O., S. 69

21 Wolf, F. O., a.a.O., S. 334

22 Beck, U., 1999, a.a.O., S. 9

23 Vgl. Mayer-Ahuja, N., 2003: Wieder dienen lernen? Vom westdeutschen ”Normalarbeits- verhältnisßu prekärer Beschäftigung seit 1973. Berlin, S. 11

24 Füllsack, M., 2002: Leben ohne zu arbeiten?Berlin, S. 63

25 ebd.

26 Ulrich, P., 2000: Arbeitspolitik für alle. Eine Einführung aus wirtschaftsethischer Sicht. In: Ulrich, P. (Hrsg.):Arbeitspolitik für alle. Eine Debatte zur Zukunft der Arbeit. Bern ; Stuttgart ; Wien, S. 11

27 Werner, Götz, 2005: Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit. Stuttgarter Zeitung. Online im Internet.

28 Treusch-Dieter, G., a.a.O., S. 57

29 Füllsack, Manfred, a.a.O., S. 79

30 Vgl. Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen, 1998: Er- werbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland. Entwicklung - Ursachen - Maßnahmen; Leitsätze, Zusammenfassung und Schlußfolgerungen der Teile I, II und III des Kommissi- onsberichts. München, S. 3

31 Vgl. Manow, P., 1999: Sozialpolitische Kompensation außenwirtschaftlicher Öffnung. In: Busch, A. & Plümper, T. (Hrsg.): Nationaler Staat und internationale Wirtschaft. Baden Baden.

32 Schmidt, M. G., 1999: Immer noch auf dem ”mittleren Weg”? Deutschlands Politische Ökonomie am Ende des 20. Jahrhunderts. Bremen, S. 6

33 Mayer-Ahuja, N., a.a.O., S. 29

34 Vgl. Mayer-Ahuja, N., a.a.O., S. 28

35 Vgl. Katzenstein, P. J., 1997: Small States in World Markets. Industrial Policy in Europe. Ithaca, New York.

36 Vgl. Baum- Ceisig, A. & Busch, K., 2005: Soziales Europa? Perspektiven des Wohlfahrts- staates im Kontext von Europäisierung und Globalisierung. Wiesbaden, S. 247

37 Mayer-Ahuja, N., a.a.O., S. 11

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Von der Atomisierung zur Differenzierung
Untertitel
Zur Notwendigkeit einer integrativen Arbeits- und Sozialpolitik am Beispiel des akademischen Prekariats
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Arbeits- und Wirtschaftssoziologie
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
95
Katalognummer
V123456
ISBN (eBook)
9783640281244
ISBN (Buch)
9783640286058
Dateigröße
1523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Atomisierung, Differenzierung, Arbeits-, Wirtschaftssoziologie
Arbeit zitieren
Dipl.-Soziologe Heiko Lorenz (Autor:in), 2008, Von der Atomisierung zur Differenzierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123456

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