Papst Urban II., als rechte Hand und später auch als auserwählter Nachfolger des hochgestellten Papst Gregor VII., beweist während seines Pontifikats kontinuierlich diplomatisches Geschick. Im Hinblick auf die beachtliche Größe des Konzils von Piacenza im Jahr 1095, welches unweigerlich im Schatten der Synode von Clermont steht, ist es von einigen Forschern und Forscherinnen sonderbar anzunehmen, dass Papst Urban der zweite sich dem Ausmaß seines Vorhabens, wie es die Quellen überliefern, nicht bewusst war. Aufgrund dessen erforscht diese Arbeit, inwiefern sich das Konzil von Piacenza 1095 im Hinblick auf den ersten Kreuzzug auf ein taktisches Kalkül Papst Urban II. zurückführen lässt. Dazu werden insbesondere das Pontifikat Papst Urbans II. sowie das Verhältnis von Kirche und ihren politischen Machteinflüssen fokussiert.
Die Kreuzzugsforschung scheint in den Versuchen der Erklärung und Nachkonstruktionen tief gespalten zu sein. Ohne diesem Diskurs seine Relevanz abzusprechen, ist es förderlich die historische Entwicklung des Phänomens des ersten Kreuzzugs in den Blick zu nehmen und konkret die Ereignisse kurz vor der berühmten Synode von Clermont 1095 zu betrachten, um letztlich zu einer Bewertung und einer Historisierung des ersten Kreuzzuges zu gelangen.
Die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen sowie die innerkirchlichen Missverhältnisse werden im ersten Teil dieser Arbeit eine theoretische Analysegrundlage bieten. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird der Jahresbericht 1095 aus der Chronik Bertholdi Chronicon 1054-1080 von Bernold von Konstanz herangezogen, um zu überprüfen, ob sich auf dem Konzil von Piacenza bereits Hinweise auf ein lange im Vorfeld geplantes Vorhaben finden lassen. Im Anschluss werden die gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen des aktuellen Forschungsdiskures diskutiert. Obgleich die Kreuzzugsforschung ausgeschöpft zu sein scheint, wird diese Arbeit zur Historisierung der Debatte beitragen und neue Perspektiven auf die Thematik der Kirchengeschichte des Hochmittelalters, der geistlichen Gewalt, und insbesondere auf die Beurteilung des erstens Kreuzzuges werfen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Kirchenpolitische Rahmenbedingungen des Hochmittelalters
- II.a. Ausgangslage: Kirchliche Reformbewegung und innerkirchliche Missverhältnisse
- II.b. Papst Urban II. und sein Pontifikat
- III. Rundreisen vor der Synode von Clermont 1095.
- III.a. Erste Weichenstellung? Die Synode von Piacenza 1095.
- III.b. Rundreise nach des Synode Piacenza 1095.
- IV. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzil von Piacenza 1095 und untersucht, ob es sich im Hinblick auf den ersten Kreuzzug auf ein taktisches Kalkül Papst Urbans II. zurückführen lässt. Der Fokus liegt dabei auf dem Pontifikat Papst Urbans II. sowie dem Verhältnis von Kirche und ihren politischen Machteinflüssen.
- Die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen des Hochmittelalters
- Das Pontifikat Papst Urbans II. im Kontext der innerkirchlichen Missverhältnisse
- Die Rolle des Konzils von Piacenza 1095 im Vorfeld des ersten Kreuzzuges
- Die historische Entwicklung des Phänomens des ersten Kreuzzuges
- Die Beurteilung des ersten Kreuzzuges im Lichte der kirchengeschichtlichen und politischen Entwicklungen des Hochmittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik des ersten Kreuzzuges ein und beleuchtet die Kontroversen um die Definition des "Kreuzzuges". Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung des Konzils von Piacenza 1095 für die Vorbereitung des ersten Kreuzzuges.
Der zweite Teil der Arbeit beleuchtet die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen des Hochmittelalters. Hier werden die wichtigsten politischen und innerkirchlichen Zustände zur Zeit des Pontifikats Papst Urbans II. dargestellt, insbesondere die innerkirchlichen Reformbewegungen, der Investiturstreit und das Schisma zwischen der lateinischen und der griechisch-orthodoxen Kirche.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Themengebiete des ersten Kreuzzuges, die Rolle des Konzils von Piacenza 1095, das Pontifikat von Papst Urban II., die kirchenpolitischen Rahmenbedingungen des Hochmittelalters, die innerkirchlichen Missverhältnisse und die historischen Zusammenhänge zwischen Kirche und politischer Macht. Die Arbeit bezieht sich auf die Forschungsergebnisse und Interpretationen von renommierten Historikern und Historikerinnen und trägt so zur Historisierung der Debatte über den ersten Kreuzzug bei.
- Arbeit zitieren
- Ines Wafa Boebers-Salim (Autor:in), 2022, Werbung für einen Kreuzzug? Das Konzil von Piacenza 1095 im Vorfeld der berühmten Synode von Clermont, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1234781