Spinozas Staatstheorie. Inwiefern dient der Staat der Freiheit des Menschen?


Hausarbeit, 2022

13 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Das natürliche Recht
2.1. Die Gemeinschaft

3. Verhältnis von Religion und Staat
3.1 Die Lehren Gottes im Staatswesen

4. Das Prinzip eines demokratischen Staates
4.1 Die Willensfreiheit der Bürger

5. Der Zweck des Staates

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was ist der Zweck des Staates? Im Grunde ist dies eine sehr banale Fragestellung, die viele mit denselben Antworten abfertigen würden: Es geht um Sicherheit, Gesetze, Regeln, Schutz usw. Und wie erreicht man das? Hier wird es schon etwas schwieriger, die Frage zu beantworten, denn schon seit Anbeginn der Zeit sind Staaten entstanden und alle haben eine andere Geschichte. Manche eroberten, andere gründeten und wiederum andere übernahmen und führten die Politik weiter. Politiker*innen hätten eine genaue Antwort zu der Frage, wie ein guter Staat aussehen sollte, Philosophen*innen hingegen denken theoretischer als praktisch und es ist üblich, dass viele berühmte Philosophen*innen sich mit der Staatsgründung befassen und wie hierbei nicht nur ein sicherer, starker Staat entsteht, sondern auch, wie die Bürger*innen die Glückseligkeit darin finden.

Einer dieser vielen Philosophen*innen ist Baruch Spinoza, welcher 1632 als Sohn einer aus Portugal wegen religiöser Unterdrückung geflüchteten jüdischen Familie im Amsterdam zur Welt kam. Er verfasste Schriften, welche sich mit seiner Ideologie eines guten Staates auseinandersetzen und stellt genau dar, wie nicht nur der Staat an sich funktionieren muss, sondern auch die Bürger, die diesen bewohnen. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass Spinoza nicht nur theoretische Überlegungen wiedergibt, sondern eine dem Geiste des Menschen am besten entsprechenden Staatsform verfasst und auf seinen Beobachtungen heraus die Demokratietheorie entwickelt. Diese Arbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, inwiefern der Staat der Freiheit des Menschen dient und wieso genau dies nicht nur wichtig für den Erhalt des Staates ist, sondern auch unumgänglich, um ein funktionierender Staat zu sein und zu bleiben. Dafür wird zunächst auf die Menschen im natürlichen Recht, das heißt außerhalb des Staates, so wie alle Lebewesen in der Natur bestehen, eingegangen. Nur dann kann erklärt werden, wieso sie Gemeinden bilden und welche Vorteile sie daraus ziehen, denn ohne Gemeinde kann kein Staat gegründet werden. Dann wird das Verhältnis zwischen Staat und Religion näher erläutert, denn auch der Glaube spielt bei Spinoza Werken eine große Rolle. In den letzten Abschnitten wird das Prinzip eines demokratischen Staates nach Spinoza ausführlich dargestellt und was letztendlich der wahre Sinn und Zweck des Staates ist. Nur durch die ausführlichen Erklärungen seiner Theorien kann zu guter Letzt der Begriff der Freiheit im Staat Spinoza Platz finden.

2. Das natürliche Recht

Um überhaupt näher auf den Staat einzugehen, ist es zunächst wichtig, die Menschen außerhalb der Staatsgründung zu betrachten, um dann den Grund für die Wichtigkeit des Staates nach Spinoza herauszuarbeiten.

Das Recht und das Gesetz der Natur sei die Bestimmung der einzelnen Individuen zu wirken und zu existieren, wie es die Bestimmung der Fische ist zu schwimmen oder die Überlegenheit der größeren Fische gegenüber der Kleineren1. Die Macht der Natur bedeutet nichts anderes als das Recht aller Individuen zusammen, damit hat jedes Individuum das Recht, so zu leben, wie er von der Natur gelassen wurde. Dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für andere natürliche Individuen und so wie es zwischen Menschen und Tieren keine Unterschiede gibt, gibt es diese auch zwischen den Menschen selbst nicht, das Recht haben sowohl vernunftbegabte als auch denjenigen, die die Vernunft nicht kennen oder schwachsinnig sind2. Menschen folgen den Trieben der eigenen Natur, weil es dessen Rechte sind, das sogenannte natürliche Recht. Unter dem Recht der Natur lebend heißt so wie der Weise nach den Gesetzen der Vernunft lebt, so lebt der unvernünftige nach den Gesetzen der Begierde, also der eigenen Instinkte3. Das natürliche Recht der Menschen wird nicht durch Vernunft, sondern durch Begierde und Macht bestimmt, weil nicht alle Menschen nach den Gesetzen der Vernunft handeln4. Nach Spinoza liegt das daran, dass alle Menschen von Geburt an gleich sind und den Großteil ihres Lebens damit verbringen, ihren Begierden nachzugehen, auch bei guter Erziehung dauert es lange, bis man die tugendhafte Lebensführung beherrsche. Unvernünftige jedoch erhalten ihr Leben nur durch Antrieb der Begierde, denn von der Natur haben sie nichts anderes bekommen, die wirkliche Macht, die Gesetze der Vernunft, ist ihnen verweigert5. In einem solchen durch die Natur geleiteten Zustand hat jeder das Recht auf alles, und somit herrschen unter den Menschen auch Angst und ein kriegerischer Zustand6. Würden die Menschen nur nach den Vorschriften der Vernunft leben, dann wäre das Recht der Natur nur durch die Macht der Vernunft bestimmt. Doch Menschen handeln nach eigenen Trieben, um sich selbst zu erhalten, dies nämlich ist die Macht der Natur und der Mensch ist ein Lebewesen der Natur7. Frei handelt man jedoch erst dann, wenn vernünftig gehandelt wird. „Deshalb kann der Mensch keineswegs frei genannt werden well er [auch] nicht existieren kann oder weil er seine Vernunft [auch] nicht gebrauchen kann […]“8. Die Natur unterliege nicht den Gesetzen der Natur, sondern unendlichen vielen anderen, dessen Ordnung der einfache Mensch nicht verstehen kann, auch wenn wir alles nach den Vorschriften unserer Vernunft sehen wollen. Unvernünftige Handlungen gehören in die Ordnung der Natur. „Daher nenne ich einen Menschen nur so weit gänzlich frei, wie er sich von der Vernunft leiten lässt“9. Und da dies in der Natur nicht möglich sei, sieht Spinoza die Gemeinschaft als Lösung des vernunftgeleiteten Daseins.

2.1. Die Gemeinschaft

Menschen leben lieber unter bestimmten Vorschriften der Sicherheit und dies funktioniert für Spinoza nicht, wenn es keine Regeln gibt, an die sich jeder hält und jeder nach Belieben handeln kann. Die Menschen haben miteinander Gegner und damit auch Feinde: „Denn derjenige ist mein größter Feind, den ich am meisten zu fürchten und vor dem ich mich am meisten in acht zu nehmen habe“10. Das ergibt sich zum einen aus der Natur des Menschen selbst, der auf sich allein gestellt kaum überlebensfähig ist, zum anderen aus dem Mechanismus der Vergesellschaftung, die auch unterhalb des staatlichen Niveaus Formen der Kooperation und Gruppenbildung hervorbringen, aber in hohem Maße anfällig für Konflikte bleiben, weil ihre Instrumente zur Konfliktlösung unzureichend sind11. Einer allein kann sich nicht vor anderen schützen und damit ist kein natürliches Recht vorhanden, weil das Leben in Furcht oder Unterdrückung durch den Stärken geprägt wird. Je mehr Menschen aber zusammenkommen, umso mehr Rechte haben sie zusammen, da sie sich schützen, verteidigen und gemeinsam Rechtsgesetze schließen können12. Um sicher und gut zu leben, müssen sich Menschen von daher zusammenschließen, so besitzen sie das Recht der Natur gemeinsam und zwar nicht um eigenen Begierden zu folgen, sondern für die Macht und den Willen der Gesellschaft. Eine Gesellschaft würde nicht funktionieren, wenn jeder nur eigenen Zielen folgen würde, da sie sonst zu zerstreut wäre, so muss sie Vorschriften finden, um das Recht der anderen zu respektieren und zu achten und „[…] das Recht des anderen wie das eigene zu verteidigen“13. Und aus diesem Ziel heraus

[...]


1 vgl. Baruch Spinoza: Theologisch-politischer Traktat. Auf der Grundlage der Übersetzung von Carl Gebhardt neu bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Günter Gawlick, Hamburg 1994, S. 232

2 vgl. ebd.

3 vgl. ebd., S. 233

4 vgl. ebd.

5 vgl. ebd.

6 vgl. ebd., S. 234

7 vgl. Baruch de Spinoza, Politischer Traktat. Tractatus politicus, herausgegeben und übersetzt von Wolfgang Bartuschat, Hamburg 1994, S. 19

8 ebd., S. 21

9 ebd., S. 25

10 ebd. S. 27

11 vgl. Walther, Manfred: Spinoza und der Rechtspositivismus: Affinitäten der Rechtstheorie Spinozas und der reinen Rechtslehre Hans Kelsens. In: Archiv für Rechts‐ und Sozialphilosophie 68, 1982, S. 217

12 vgl. Baruch de Spinoza, Politischer Traktat. Tractatus politicus, herausgegeben und übersetzt von Wolfgang Bartuschat, Hamburg 1994, S. 27

13 Baruch Spinoza: Theologisch-politischer Traktat. Auf der Grundlage der Übersetzung von Carl Gebhardt neu bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Günter Gawlick, Hamburg 1994, S. 235

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Spinozas Staatstheorie. Inwiefern dient der Staat der Freiheit des Menschen?
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,3
Jahr
2022
Seiten
13
Katalognummer
V1235831
ISBN (eBook)
9783346660640
ISBN (Buch)
9783346660657
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spinozas, staatstheorie, inwiefern, staat, freiheit, menschen
Arbeit zitieren
Anonym, 2022, Spinozas Staatstheorie. Inwiefern dient der Staat der Freiheit des Menschen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1235831

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