Schon nach dem ersten Lesen von Gen 8,20- 9,7 fallen verschiedene Spannungen auf. Zum Beispiel wirkt die Begründung in 8,21 „…denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an; …“ wie ein nachträglicher Einschub, der einem beim fließenden Lesen wie ein Fremdkörper vorkommt. Auch Gen 9,7 stört beim Lesefluss und macht meiner Meinung nach an dieser Stelle wenig Sinn. Außerdem auffällig sind die verschiedenen Gottesbezeichnungen: während in Gen 8, 20-21 von dem „HERRN“ die Rede ist, taucht in 9,1 „Gott“ als Name auf. Diesen und noch weiteren Unklarheiten widme ich mich in dieser exegetischen Arbeit.
Genesis kann man inhaltlich in drei verschiedene Teile zerlegen. Der Ausschnitt Gen 8,20-9,7, den ich in dieser Arbeit untersuchen werde, gehört zur Sintflutgeschichte und damit zum ersten Teil: der Urgeschichte. Diese enthält weiterhin die Schöpfungsberichte, den Brudermord und den Turmbau zu Babel. Die Sintfluterzählung dient als Schluss einer ersten menschlichen Epoche, die beendet werden musste, weil Gewalt in ihr überhand nahm, und als Anfang einer neuen Epoche, die vorrangig durch einen Bund Gottes mit der Schöpfung gekennzeichnet ist.
Die gesamte Sintflutgeschichte dient als Paradebeispiel der neueren Urkundenhypothese nach J. Wellhausen, welche besagt, dass mehrere eigenständige Quellen (wie die Priesterschrift oder die Jahwisten) von Redaktoren zusammengearbeitet wurden. Damit können viele der zahlreich auftretenden Dopplungen, Brüche und Ungereimtheiten, wie zum Beispiel die zwei Schöpfungsberichte, die verschiede Anzahl der Tiere, welche auf die Arche sollen, und die zwei Semitenstammbäume, erklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übersetzungsvergleich
- Literarkritik
- Überlieferungsgeschichte
- Redaktionsgeschichte
- Formgeschichte
- Traditionsgeschichte
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der exegetischen Analyse des Bibelabschnitts Gen 8,20-9,7, der Teil der Sintflutgeschichte und somit der Urgeschichte in Genesis ist. Die Analyse zielt darauf ab, die verschiedenen Spannungen und Unklarheiten des Textes aufzudecken und zu interpretieren.
- Die Rolle der Sintflutgeschichte als Übergang von einer ersten menschlichen Epoche zu einer neuen, durch einen Bund Gottes mit der Schöpfung gekennzeichneten Epoche
- Die Anwendung der Urkundenhypothese auf die Sintfluterzählung und die Erklärung von Dopplungen, Brüche und Ungereimtheiten im Text
- Die Analyse von verschiedenen Spannungspunkten und Unklarheiten im Text, z.B. die Begründung in 8,21 und der Lesefluss in 9,7
- Die Analyse der unterschiedlichen Gottesbezeichnungen im Text
- Der Vergleich verschiedener Bibelübersetzungen und ihre Auswirkungen auf die Exegese
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Abschnitt Gen 8,20-9,7 wird in den Kontext der Sintflutgeschichte und der Urgeschichte in Genesis eingeordnet. Die Arbeit erläutert die Bedeutung der Sintfluterzählung als Übergang zwischen zwei menschlichen Epochen und die Rolle der Urkundenhypothese bei der Erklärung von Textmerkmalen. Außerdem werden die verschiedenen Spannungen und Unklarheiten im Text aufgezeigt, die in der Arbeit näher untersucht werden sollen.
Übersetzungsvergleich
Der Vergleich von Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung und Zürcher Bibel zeigt, dass die Einheitsübersetzung stark an der Zielsprache orientiert ist, was die Exegese des Textabschnitts erschwert. Die Elberfelder Bibel hingegen ist dem hebräischen Text am nächsten, da sie die Syntax des Originals besser bewahrt. Die Zürcher Bibel nimmt eine mittlere Position ein.
Literarkritik
Dieses Kapitel wird die literarischen Besonderheiten des Textes Gen 8,20-9,7 untersuchen, z.B. die Verwendung von Bildern und Symbolen, die Struktur des Textes und die literarischen Mittel, die der Autor verwendet.
Überlieferungsgeschichte
Dieses Kapitel wird die Entstehungsgeschichte des Textes Gen 8,20-9,7 nachvollziehen und untersuchen, wie sich der Text im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Redaktionsgeschichte
Dieses Kapitel wird die verschiedenen Redaktionsstufen des Textes analysieren und beleuchten, wie der Text durch verschiedene Redakteure verändert und angepasst wurde.
Formgeschichte
Dieses Kapitel wird den literarischen Typus des Textes Gen 8,20-9,7 untersuchen und ihn in die Gattung der Erzählungen, Gesetze oder ähnlicher Texte einordnen.
Traditionsgeschichte
Dieses Kapitel wird die Überlieferung des Textes Gen 8,20-9,7 verfolgen und die verschiedenen Interpretationen des Textes im Laufe der Geschichte beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die exegetische Analyse des Bibelabschnitts Gen 8,20-9,7. Wichtige Schlüsselwörter sind dabei: Sintflutgeschichte, Urgeschichte, Urkundenhypothese, Spannungspunkte, Unklarheiten, Bibelübersetzung, Elberfelder Bibel, Einheitsübersetzung, Zürcher Bibel, hebräischer Text, Syntax.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2017, Exegese zu Gen 8,20-9,7. Unstimmigkeiten in der Sintflutgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1235887