Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung: Motivation als Grundbaustein des erfolgreichen Lernens
2) Hauptteil: Wie motivationale Orientierungen das Lernen unterstützen und wie Lehrkräfte zum Motivationserhalt beitragen können
3) Schluss: Zusammenfassung der Ergebnisse
4) Literaturverzeichnis
1) Einleitung: Motivation als Grundbaustein des erfolgreichen Lernens
Eine Hauptaufgabe von Unterricht ist es Lernprozesse beim Lernenden einzuleiten (Terhart 2009, S.111f.). Durch verschiedene Methoden soll Wissen vermittelt und vom Lernenden verstanden und beibehalten werden. Da das Lernen ein aktiver Prozess ist, kann der Vorgang des Aufbaus und der Veränderung von Wissen nicht von außen, also von Lehrern, hergestellt werden, sondern nur vom Lernenden selbst. Wobei der Lehrende beitragen kann ist die Lernumgebung möglichst lernfreundlich zu gestalten. Ob der Schüler dadurch jedoch etwas lernt, kann der Lehrer nicht direkt beeinflussen (Lankes 2010, S.23). Die Erklärungsansätze, wieso Menschen über das bestimmte Wissen oder die bestimmte Fähigkeit verfügen, aber andere Bereiche sich ihnen nicht erschließen, sind breit gefächert und reichen von Eingebung und Begabung bis hin zu Instinkt, jedoch gewinnt die Vorstellung Lernen als eine Art „Konzept der Entstehung individuellen Wissens und Könnens“ zu betrachten, immer mehr an Zuspruch (Dinkelaker 2011, S.133). Lernen ist ein bedeutsamer Prozess, der uns ein ganzes Leben lang begleitet, auch wenn wir es nicht immer konkret bemerken. Der Begriff des „Lebenslangen Lernen“ tauchte erstmals in den 1960er Jahren in der internationalen bildungspolitischen Diskussion auf. Er beschreibt ein Lernen über die gesamte Lebensspanne, welches inner- oder außerhalb pädagogischer Institutionen stattfindet und den Erwerb neuer Erkenntnisse und Fertigkeiten sowie die Veränderung des Selbst- und Weltbildes beinhaltet (Hof 2011, S.117). Auch über die Schule hinaus im Beruf ist das Lernen oft ein wichtiger Bestandteil, außerdem ist es unerlässlich um aktiv am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen (Lankes 2010, S. 23). In unserer sich schnell weiterentwickelnden Welt kommen tagtäglich neue Erkenntnisse und Wissensbestände dazu, die uns fast dazu zwingen uns weiterzubilden.
Doch welche Fähigkeiten sind wichtig für „gutes“, erfolgsversprechendes Lernen? Einerseits spielt das Kennen und Beherrschen von Lernstrategien und lernorganisatorische Kompetenzen eine große Rolle, andererseits sind die motivationale Komponenten genauso wichtig (ebd.). Die PISA- Studie von 2000 fand heraus, dass „Schüler und Schülerinnen mit einer positiven Einstellung zum Lernen mit viel größerer Wahrscheinlichkeit in effektive Lernstrategien investieren“ (Lankes 2010, S. 23f.). Der passende Einsatz von Lernstrategien hat einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg (ebd.). Die Motivation beizubehalten ist für viele Lernende eine große Herausforderung. Der Spaß am Unterricht und vor allem am Lernen sinkt mit der Zeit vermehrt rapide ab. Die Lehrkräfte versuchen oft erfolglos das Interesse der Schüler zu wecken. Doch können die Lehrenden die Motivation der Lernenden vor ihrer Abwärtsspirale bewahren und wenn ja, inwiefern können sie das tun? Und worin besteht eigentlich der Zusammenhang zwischen Motivation und Lernerfolgen? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in dem Hauptteil des Essays, indem ich zuerst die Theorien der Lernmotivation erläutere und diese jeweils mit Beispielen aus empirischen Studien belege und des Weiteren der Frage auf den Grund gehe was die Lernmotivation fördert oder beeinträchtigt.
2) Hauptteil: Wie motivationale Orientierungen das Lernen unterstützen und wie Lehrkräfte zum Motivationserhalt beitragen können
Es gibt verschiedene Theorien über das Herstellen und Beeinflussen der Lernmotivation. Ich werde mich im Hauptteil dieses Essays vor allem mit drei dieser Ansätze beschäftigen: die Leistungsmotivation, die Unterscheidung von intrinsischer und extrinsischer Motivation und das Fähigkeitsselbstkonzept.
Das Konzept der Leistungsmotivation beschreibt das Verhalten eines Lernenden sich selbst Leistungsziele zu setzen und diese zu erreichen bzw. zu übertreffen. Man unterscheidet zwischen erfolgsorientierten und misserfolgsorientierten Personen. Die erfolgsorientierten Schüler führen ihre Lernerfolge auf sich selbst und ihre eigenen Anstrengungen zurück und schöpfen daraus ihr hohes Selbstwertgefühl. Deshalb fällt es ihnen leichter sich neuen, oft auch schwierigen, Aufgaben und Herausforderungen mit einer positiven Einstellung zu stellen (Lankes 2010, S. 24). Moulton und Feather stellten in ihrem Experiment zur „Leistungsänderung nach Erfolg und Misserfolg“ fest, dass erfolgsmotivierte Personen nach Erfolg schwerere Aufgaben und nach Misserfolg leichtere Aufgaben wählen, während es bei misserfolgsorientierten Schüler die entgegengesetzte Reaktion hervorruft (Eickhorst 1994, S.114). Durch ein geschwächtes Selbstwertgefühl vermeiden misserfolgsorientierte Personen eher Leistungssituationen. Im Allgemeinen betrachtet stellten Studien (Fraser, 1987) zwar nur einen mittleren Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und Lernerfolg fest. Die beiden Komponenten weisen jedoch einen höheren Zusammenhang auf, wenn die Lernziele inhaltlich definiert und nicht nur formal sind.
Die zweite Theorie, der ich mich widmen will, ist die Unterscheidung von intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsisch motiviert ist, wer „eine Handlung um ihrer selbst willen ausführt“ (Lankes 2010,S.24). Das heißt der Lernende hat Spaß an seinen Aufgaben, beispielsweise an der Ausführung einer Rechenaufgabe und verspürt Befriedigung, wenn er bestimmte mathematische Formel oder ähnliches anwenden kann. Intrinsisch motiviert zu sein ist ein wünschenswerter Zustand für Lernende, da sie so eher positive Gefühle verspüren und ihre Antriebskraft und Lust am Lernen gesteigert wird. Personen, die eine Handlung nur wegen äußerer Folgen, wie Belohnungen und die Anerkennung anderer, ausführen, sind extrinsisch motiviert. Zwischen intrinsischer Motivation und der Schulleistung besteht ein positiver Zusammenhang (Lankes 2010, S.24f.). Das Forschungsprogramm von Heckhausen und Rheinberg (1980) beschäftigt sich vorwiegend mit der Frage wie intrinsische Motivation herbeigeführt, behalten oder beeinträchtigt werden kann (Eickhorst 1994, S.116). Sie kommen zu dem Schluss, dass hinreichend intrinsisch motivierte Schüler keiner weiteren Anreize brauchen. Ganz im Gegenteil: wenn man den Testpersonen Geld oder Auszeichnungen für ihre Erfolge bot, nahm die intrinsische Motivation merklich ab. Zu schwierige Aufgaben und das damit verbundene Scheitern kann die intrinsische Motivation schwächen. Falls der Schüler nicht ausreichend intrinsisch motiviert ist, ist es pädagogisch richtig extrinsisch anregende Maßnahmen durchzuführen, so dass der Lernende Erfolge erfährt und seine intrinsische Motivation steigt. Dann werden die extrinsischen Maßnahmen wieder zurückgeschraubt (Eickhorst 1994, S.116f.), da sie die Schüler oft nur zeitlich begrenzt zum Lernen bewegen.
Als letzte Theorie betrachte ich das Fähigkeitsselbstkonzept, welches durch Kompetenzerfahrungen erworben wird. Ein positiv ausgeprägtes Selbstkonzept und ein hohes Selbstbewusstsein resultieren in guten schulischen Leistungen. Die guten Schulleistungen stärken wiederrum ein positives Selbstkonzept und dieses führt oft zu positiven Leistungsentwicklungen. Eng mit dem Selbstkonzept verknüpft sind Annahmen über Erfolg und Misserfolg und die Rückführung auf eigene Fähigkeiten und Anstrengungen (Lankes 2010, S.25). Weiner und Kulka (1972) wiesen nach, dass je höher die selbstempfundene Anstrengung ist, desto höher ist der Stolz eines Lernenden nach einem Erfolg. Andersherum empfindet jemand mit einem geringen Selbstkonzept, der nach eigenen Einschätzungen zu wenige Anstrengungen unternommen hat, mehr Scham bei Misserfolgen (Eickhorst 1994, S.120).
Inwieweit können Lehrkräfte dazu beitragen die Motivation der Schüler aufzubauen und aufrechtzuerhalten? Die Selbstbestimmungstheorie geht davon aus, dass die intrinsische Motivation steigt, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind: Autonomie, Kompetenzen und soziale Eingebundenheit.
Ein Schüler fühlt sich autonom, wenn er über Inhalte und Ziele des eigenen Lernens bestimmen kann und über die Reihenfolge der Inhalte und die jeweils zugeteilte Zeit entscheiden darf. Zu viel Kontrolle der Lehrkraft oder anderer über die Handlungen des Lernenden senken die intrinsische Motivation dessen. Jedoch ein offener Unterricht, der auf die jeweiligen Umstände der Klasse eingeht, unterstützt das Autonomiegefühl.
Das Erfahren eigener Kompetenzen führt zu gesteigertem Selbstvertrauen der Schüler. Viele Schüler verlieren im Laufe der Zeit das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den Spaß am Lernen. Das führt dazu, dass leistungsschwache und misserfolgsorientierte Schüler Herausforderungen vermeiden und so Lernfortschritte verhindern. Der Lehrer muss die Lernziele so setzen, dass sie für den Lernenden erreichbar sind und er sollte die Lernfortschritte (nicht die Defizite) bewerten (Lankes 2010, S.26).
Lehrkräfte, die innerlich beteiligt sind am Lernfortschritt ihrer Schüler und die Lernfortschritte unterstützen, rufen das Gefühl von sozialer Eingebundenheit bei den Schülern hervor. Lehrer, die lieblos und unbeteiligt wirken, werden oftmals nicht mehr um Hilfe gebeten. Auch Zielerklärungen von Seiten der Lehrer sind wichtig, damit die Lernenden verstehen warum sie etwas lernen. Zielklarheit und ein transparenter Unterricht sind die Grundbausteine für soziale Eingebundenheit (Lankes 2010, S.27).
Lernen aus Interesse ist eine Sonderform der intrinsischen Motivation und fördert die Qualität und Quantität von Lernhandlungen und steht somit in hohem Zusammenhang mit dem Lernerfolg. Lehrkräfte können sich bemühen die Interessen von Schülern aufzugreifen und zu vertiefen. Da neuere Lehrpläne dem Lehrer mehr Freiheiten lassen, gibt es einen größeren Spielraum bei der Themenwahl. Denn sind die Schüler interessierter, dann sind sie motivierter, aufmerksamer, verstehen schneller und erzielen bessere Leistungen. Lehrkräfte können vor allem das situationelle Interesse beeinflussen und es für den Anstieg der Motivation im Unterricht nutzen (Lankes 2010, S.28f.).
Meine Meinung gleicht sich mit dem Grundtenor der Fachliteratur: Motivation ist ein Grundbaustein und eine Voraussetzung für den Lernerfolg. Unmotivierten Schüler fällt es wesentlich schwerer Erfolge und Leistungsfortschritte zu erzielen als motivierten Schülern. Eine wichtige Aufgabe der Lehrkräfte sollte es sein, besonders die intrinsische Motivation zu stärken oder sie zumindest vor einen Abfall zu bewahren.
3) Schluss: Zusammenfassung der Ergebnisse
Zusammenfassend kann man über die verschiedenen Theorieansätze folgendes Urteil fällen: Motivation unterstützt die Lernerfolge der Schüler. Jedoch müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein: die Motivation sollte eher auf inhaltliche als auf formale Ziele gerichtet sein, die intrinsische Motivation sollte größer als die extrinsische sein, die Motivation sollte eher selbstbestimmt als fremdbestimmt sein und sie sollte auf einem Gefühl von Selbstvertrauen beruhen.
Lehrkräfte können und müssen die Motivation von Schülern unterstützen. Das gelingt ihnen am besten, wenn: der Unterricht eher frei und auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt ist, die Ziele deutlich sind und der Unterricht transparent ist, die eigene Kompetenz der Schüler durch Rückmeldungen der Lehrkräfte besser eingeschätzt werden kann, die Lehrer unterstützend sind und das Lernklima freundlich ist und wenn die Bedeutung des Lernstoffes klar ist.
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