Georg Kerschensteiner und Eduard Spranger gehören zu den zentralen Gestalten der pädagogischen
Reformbewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts die pädagogische Praxis und
Theorie sowohl in Deutschland als auch weltweit nachhaltig umgestalteten.1 Aus der historischen
Notwendigkeit heraus reicht nach Georg Kerschensteiner das "Alte", d. h. die alte Bildung
nicht mehr aus, das Schulsystem des 19. Jahrhunderts muss reformiert werden. Die Geschichte
dieser reformpädagogischen Idee, d. h. die grundlegende Reformierung des beruflichen
Schulwesens, wird immer noch als eine lineare Erfolgsgeschichte angesehen, denn die
herausragenden Leistungen der beiden Pädagogen sind auch heute noch in der beruflichen
Bildung, besonders im dualen System zu erkennen. Damit etablierte sich die Berufsschule als
zweite Säule im dualen System der Berufsbildung und Georg Kerschensteiner ging als „Vater
der Berufsschule“2 in die Geschichte ein.
Die Aufgabe meiner Hausarbeit soll es nun sein, die Klassische Deutsche Berufbildungstheorie,
die auch als klassische Berufsbildungstheorie Kerschensteiner-Sprangerscher Prägung
bezeichnet wird3, vom historischen Kontext her zu betrachten. Zunächst sollen die Bildungssituation
und die Missstände, die vor der Reform Georg Kerschensteiners herrschen, beleuchtet
werden. Des Weiteren soll der Begriff der Klassischen Deutschen Berufsbildungstheorie erläutert
und die Ansichten der beiden Pädagogen Georg Kerschensteiner und Eduard Spranger
herausgearbeitet werden, um dann die Frage zu klären, ob die Ansätze dieser beiden Pädagogen
in die heutige Zeit übertragbar sind, ob diese in den beruflichen Schulen noch Anwendung
finden, bzw. inwiefern ihre entwickelte Berufsbildungstheorie darüber hinaus für die
heutige und zukünftige Berufs- und Wirtschaftspädagogik insgesamt noch von Bedeutung ist.
Damit soll in einem letzten Kapitel der Blick auf die heutige Situation an den berufsbildenden
Schulen fallen. Kurz zusammengefasst lautet die Frage: "Wie haben sich die Ideen Georg
Kerschensteiners und Eduard Sprangers entwickelt und gelten diese Ansätze heute noch?"
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Historischer Hintergrund
- Bildungssituation im 19. Jahrhundert
- Kritik an der allgemeinen Fortbildungsschule
- Die Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie
- Berufsbildungstheorie - Entstehungsvoraussetzungen und Grundzüge
- Georg Kerschensteiner (1854 - 1932)
- Biographie
- Konzepte/Reformen Georg Kerschensteiners
- "Staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend"
- Kerschensteiners Theorie der Arbeitsschule
- Berufsbildung oder Allgemeinbildung
- Eduard Spranger (1882 - 1963)
- Biographie
- Berufsbildung und Allgemeinbildung
- Kerschensteiner und Spranger im Vergleich
- Die Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie in heutigem Kontext
- Aktuelle Diskussion der Berufsbildungstheorie
- Umsetzung an Hand eines Beispiels in der beruflichen Schule
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie, insbesondere die Beiträge von Georg Kerschensteiner und Eduard Spranger, im historischen Kontext. Es wird analysiert, wie die Bildungssituation des 19. Jahrhunderts die Entstehung dieser Theorie beeinflusste und inwiefern die Ansätze beider Pädagogen für die heutige berufliche Bildung relevant sind.
- Die Bildungssituation im 19. Jahrhundert und ihre Defizite
- Die Konzepte von Georg Kerschensteiner (Arbeitsschule, Staatsbürgerliche Erziehung)
- Die Konzepte von Eduard Spranger (Verhältnis von Allgemein- und Berufsbildung)
- Der Vergleich der Ansätze von Kerschensteiner und Spranger
- Die Relevanz der klassischen Berufsbildungstheorie im heutigen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Problemstellung): Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach der Entwicklung und aktuellen Gültigkeit der Ideen Kerschensteiners und Sprangers in der beruflichen Bildung.
Kapitel 2 (Historischer Hintergrund): Dieses Kapitel beleuchtet die Bildungssituation im 19. Jahrhundert, die durch die Auflösung der Zünfte und die Herausforderungen der Industrialisierung geprägt war. Die Kritik an der bestehenden Fortbildungsschule wird dargelegt.
Kapitel 3 (Die Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie): Dieses Kapitel beschreibt die Entstehungsgeschichte der Theorie, präsentiert Biografien und die wichtigsten pädagogischen Konzepte von Kerschensteiner (Arbeitsschule, Staatsbürgerliche Erziehung) und Spranger (Verhältnis Allgemein- und Berufsbildung), und vergleicht deren Ansätze.
Kapitel 4 (Die Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie in heutigem Kontext): Dieses Kapitel diskutiert die aktuelle Relevanz der Theorie im Licht der Globalisierung und Informatisierung und beleuchtet ein Beispiel aus der Praxis der beruflichen Schulen (Lernfeldkonzept).
Schlüsselwörter
Klassische Deutsche Berufsbildungstheorie, Georg Kerschensteiner, Eduard Spranger, Arbeitsschule, Staatsbürgerliche Erziehung, Allgemeinbildung, Berufsbildung, Duales System, Lernfeldkonzept, Handlungskompetenz, 19. Jahrhundert, Bildungsreformen, Berufsschule.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Hdl. Erna Müller (Autor:in), 2007, Didaktik in historischer Perspektive:, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123625