Kate Drumgoold's "A Slave Girl's Story" - Eine Analyse


Seminararbeit, 2001

16 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „Literatur und Quellen zur nordamerikanischen Geschichte: Afroamerikanerinnen im 19. Jahrhundert“ bei Professor Birgitta Bader-Zaar möchte ich im folgenden den autobiographischen Text „A Slave Girl´s Story“ von Kate Drumgoold[1] näher beleuchten und analysieren. Obgleich bereits im Jahre 1898 veröffentlicht, bietet uns dieser kurze Abriß über das bewegte und sicher äußerst arbeitsreiche Leben dieser Kate Drumgoold – stets in einem tiefen Vertrauen in bzw. auf Gott und dessen wundersames Wirken – noch heute ein interessantes und aufschlußreiches Abbild der Lebenssituation, der Gedanken, Wünsche und Hoffnungen der emanzipierten Sklaven im Süden der Vereinigten Staaten. Ehe ich dazu übergehen möchte, einige für mich interessante Aspekte dieses Schriftstückes näher zu betrachten, will ich in einem ersten Absatz einige biographische Daten zu Ms. Drumgoold anbringen, gefolgt von einer kurzen Inhaltsangabe des Textes.

ZurPerson von Kate Drumgoold läßt sich in den einschlägigen Publikationen (Nachschlagewerke, Internet und dergleichen) nur wenig finden. Doch gemeinsam mit den Informationen von Seiten der Verfasserin - so spärlich bzw. so ungenau sie auch sein mögen - innerhalb ihres Schriftstückes ergibt sich folgender Lebenslauf:

Kate wird in Old Virginia – „in or near the Valley, the other side of Petersburg“ – als Tochter von Sklaven geboren. Trotz ihres Status als „Leibeigene“ beschreibt sie die Kindheit als frei und unbeschwert, da sie ungeachtet ihres Arbeitsdienstes und des bevorstehenden Amerikanischen Bürgerkrieges von allen Weißen geliebt und verwöhnt wird (Seite 4, Absatz 2). Ihr genaues Geburtsdatum ist aufgrund fehlender Zensusakten der damaligen Zeit, die den größten Teil der schwarzen Sklaven nicht erfaßten, unklar. Selbst Ms. Drumgoold macht in ihrem Schriftstück dazu keine Angaben. Doch gerade dies verwundert umso mehr, bedenkt man, daß Kate sich in Kapitel 3 (Seite 22, letzter Absatz) bei Gott dafür bedankt, daß sie sich selbst jetzt noch immer an dermaßen viele Dinge, die ja bereits viele, viele Jahre zurückliegen, erinnern kann. Sogar jenes Feuer, das sie mit 2 ½ Jahren am eigenen Leibe erfahren mußte, gibt sie in ihrer Autobiographie an![2] Es erscheint fast so, daß der liebe Gott der Grund dafür ist, daß unsere Autorin ihre Autobiographie mit so vielen zurückliegenden Ereignissen füllen konnte.

Kate ist eine von 17 (!) Töchtern der Drumgoold – Familie; einige davon werden bereits als Babies weggegeben, einige überleben die ersten Lebensjahre nicht. Ihr einziger Bruder James stirbt als junger Mann, da ihn sein weißer Besitzer an dessen Stelle in den Krieg ziehen läßt - in Kapitel 4 (Seiten 32 & 33) beschreibt Kate das Leben ihres Bruders ein wenig genauer. Sowohl der Amerikanische Bürgerkrieg, als auch die schwere Arbeit in der Sklaverei läßt die Familienbande zerbrechen; Kate wird so zeitweilig von Vater, Mutter und Schwestern getrennt. Dazu schreibt sie im ersten Kapitel (Seite 9, Absatz 3) Folgendes: "My dear mother had a dear husband that she was sold from also, and he, not knowing that he should ever see my mother any more, as the times were then, he waited for a while and then he found him another wife, and when mother came and found that he was married to another she tried to get him, but she could do nothing about it.“.

Nach dem Bürgerkrieg begibt sich die Familie (d.h. die Mutter und ihre zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Töchter) im Jahre 1865 in den Norden, genauergesagt nach Brooklyn, New York, wo Kate in späteren Jahren den vorliegenden Text verfassen sollte[3]. Kate ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine junge Dame, was ihr Geburtsjahr in die Zeit um das Jahr 1845 legen würde. (Eine gute „Zusammenfassung“ der Zeit in Brooklyn gibt die Autorin in Kapitel 5, Seite 41, Paragraph 3[4] ). Drumgoold verbringt hierauf viele Jahre mit Reisen – was vor allem in der zweiten Hälfte ihres Buches beschrieben wird - , auf denen sie den Gospel zu verbreiten sucht und zeitgleich viele Afroamerikaner – nachdem sie selbst in New York getauft worden war - zum Christentum bekehrt. Sie studiert sogar drei Jahre und 8 Monate am „Wayland Seminary in Washington D.C.“.

Da ihre Autobiographie mit dem Jahre 1897 endet, ist unklar, was mit Ms. Drumgoold hernach passiert ist. Wie verlief ihr weiteres Leben, angesichts der zahlreichen Krankheiten (siehe auch den dazugehörigen Absatz weiter unten), die ihr Zeit ihres Daseins zu schaffen machten?! Wie reagierte die Öffentlichkeit auf ihr Schriftstück?! Blieb sie auch weiterhin in ihrem christlichen Glauben verhaftet, immer unermüdlich darauf bedacht, die Größe und Herrlichkeit Gottes zu verbreiten?! Ist sie gar kurz nach Beendigung ihrer „Autobiographie“ (ob „A Slave Girl´s Story“ wirklich eine solche ist, möchte ich in einem späteren Absatz kurz behandeln) verstorben?! Wir wissen es nicht! Eindeutig ist aber die Tatsache, daß - obgleich die Thematik der Sklaverei aufgrund der eigentlichen Intention Drumgoolds (siehe: nächster Absatz) recht kurz kommt – ihre Reflektionen über die Beschwernisse der täglichen Arbeit, den Rassismus, die Wichtigkeit von Ausbildung und Erziehung und schließlich der „spiritual way of life“, den sie propagiert (allesamt Themen, die in den modernen Autobiographien von Afroamerikanern evident sind), sie zu einer Art Pionier der Afro-Amerikanischen Literatur werden läßt.

Nun zu meiner kurzen Inhaltsangabe von Ms. Drumgoolds Text. Ich muß zugeben, als ich das erste Mal „A Slave Girl´s Story“ laß, tat ich mir sehr schwer, den Gedankengängen der Autorin zu folgen. Das liegt nicht unbedingt an der teilweise recht gehobenen englischen Sprache (als „Vorbild“ dazu dient natürlich die Bibel, der eine zentrale Stelle im Leben der Ms. Drumgoold zukommt), die die Verfasserin dieses Textes benutzt, sondern vielmehr an der oft „unchronologischen“ Reihenfolge (d.h. die zeitlichen Sprünge, die den Text charakterisieren) und den zahlreichen oftmals über mehrere Absätze gehenden „religiösen Einschüben“, die sich mit dem christlichen Glauben und der Güte und Allmacht Gottes beschäftigen. Es scheint mir so, daß Kate Drumgoold weniger nach einem bereits vorhandenen Konzept gearbeitet hat, sondern vielmehr – interessanterweise so wie es auch ich selber bei Arbeiten für die Universität handhabe! – nach und nach an ihrer Lebensgeschichte geschrieben hat. Das heißt, so oft Kate Drumgoold wohl dazu Zeit fand, hat sie sich hingesetzt und einfach an jener Stelle weitergeschrieben, wo sie zuvor aufgehört hatte[5]. Das hat zwei Konsequenzen: einerseits die erwähnten Gedankensprünge von Seiten der Autorin (die eben die angesprochene „unchronologische Reihenfolge“ impliziert) und andererseits die große Redundanz, die das Schriftstück aufweist: viele Dinge, die der Kate Drumgoold wichtig sind (der christliche Glaube, die Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt, Menschen, die ihr auf ihrem Lebensweg geholfen haben und denen sie sich zu Dank verpflichtet fühlt etc.), tauchen immer wieder innerhalb ihrer 62 Seiten auf. Dies sind genau jene Dinge, die ich denn auch als Hauptaspekte des Textes angesehen habe; auf diese will ich ja im nächsten Abschnitt näher eingehen.

Doch nach dem Überwinden dieser anfänglichen Schwierigkeiten und nach Beendigung der Lektüre kann ich (rückblickend betrachtet) nun folgende Inhaltsangabe von „A Slave Girl´s Story“ geben:

Ausgehend von Reflexionen über ihr Sklavendasein, erzählt Ms. Drumgoold – eben immer wieder von langen Einschüben unterbrochen – in ihrem Buch die wichtigsten Stationen ihres Lebens angefangen bei ihrer Kindheit, die verwoben ist mit der Lebensgeschichte ihrer Mutter und den vielen Geschwistern, über die zahlreichen weißen Familien, bei denen Kate wohnte und Arbeit fand (zuerst am Land und später im Stadtteil Brooklyn) bis zu ihrer Ausbildung und Tätigkeit als Lehrerin und „Verbreiterin“ (bzw. „Missionarin“) des christlichen Glaubens. Drei Abschnitte fallen dabei aus dem Rahmen: das sind zum einen das Kapitel 3 (dazu später mehr!) und das Kapitel 6. Letzteres ist das einzige in Kates Werk, das in Unterkapitel unterteilt ist. Diese sind: „Progress of Church Work“ (das eine Rede vor der versammelten (Kirchen-)Gemeinde Talcotts aus dem Jahre 1888 wiedergibt[6] ), „Etiquette of Young Men“[7] und schließlich „School Life“[8].

[...]


[1] Ich möchte mich im Folgenden auf diese Schreibweise des Familiennamens beschränken. Wohl aufgrund zumeist fehlender Zensusakten von Afroamerikanern zu dieser Zeit, ist es nicht eindeutig, ob die Autorin nun Drumg ol d oder eben Drumg ool d heißt. Daher verbleibe ich bei der Schreibweise, die sich auch auf dem Umschlag von „A Slave´s Girl Story“ finden läßt...

[2] „I was two an a half years, as near as I can remember, when my own slave mother´s house was burned to the ground, and I shall never forget that Saturday night.“ (Kapitel 2, Seite 12, 2. Paragraph)

[3] „But after all the hard trials we reached this lovely city, where there are those that love and fear God, and who love the souls of the negro as well as those of the white, the red, the yellow or brown races of the earth, for we have ever found some of the people who do not forget us day or night in their prayers, that God will send a blessing to us as a race.“ (Kapitel 1, Seite 9, Absatz 2).

[4] „God knows my heart and He will bless the work in my hands, as the writer of this book.“

[5] Das markanteste Beispiel dazu findet der Leser auf der allerletzten Seite des Schriftstückes: Während sich Ms. Drumgoold im zweiten Absatz auf Seite 62 ob des Gesundheitszustandes ihres hochgeschätzten Reverend Fultons nach dessen Schlaganfall noch Sorgen macht, hat sie im nächsten Paragraphen bereits Erkundigungen eingeholt, um schließlich im dritten Absatz zu wissen, daß es ihm wieder besser geht.

[6] Als Grund für diesen ungewöhnlichen „Einschub“ gibt Kate folgendes an: „I was asked to have this published out there [sc. In Talcott, Summers Co, West Virginia] , but I wanted to have it brought to my home in Brooklyn. I was into so much work out there, and my people were not there to see what the Lord did help me to do.“. Es ist eine sehr bewegende, emotionale Rede, die vor allem die schwarze Gemeinde dazu ermutigen soll, das eigene Geschick in die Hand zu nehmen, ohne dabei nicht zu vergessen, auch auf Gott zu vertrauen. Angesichts der Wohltaten, die Gott der schwarzen Rasse bereits zukommen hat lassen, soll diese Rede den Beginn einer besseren Zukunft einläuten.(Kapitel 6, Seite 51, Absatz 4)

[7] Darin bedauert Ms. Drumgoold, daß die jungen Männer heutzutage den Respekt und den Anstand gegenüber Frauen verloren hätten. Um nun der „heutigen Jugend“ dies vor Augen zu halten, und zur Ehre(nrettung) jener, die sich während ihrer eigenen Schulzeit den Mädchen/ Frauen gegenüber respektvoll verhalten haben, schreibt die Autorin in diesem Absatz, wie man es richtig macht: ein Mann begegnet einer Frau – ungeachtet von Hautfarbe, Klasse und Stand (!) immer mit größtem Respekt, grüßt höflich mit seinem Hut und hilft dem weiblichen Geschlecht, wenn dieses in Gefahr oder verletzt ist..

[8] Hier beschreibt Ms. Drumgoold nicht nur ihre eigene Schulzeit, sondern auch jene Schulen, wo Kate unterrichtete bzw. sich weiterbildete. Dieser Abschnitt ist aber auch wiederum ein literarisches Denkmal: dieses Mal für all jene Lehrer und Lehrerinnen, die sich unermüdlich dafür einsetzten, daß schwarze Kinder und Jugendliche die so wichtige und unerläßliche Erziehung und Ausbildung erhielten. Es ist abermals Gott, der die schwarze Rasse mit solch engagierten Lehrern, die in ihrem Beruf scheinbar ihre Erfüllung gefunden haben, segnet. In den Augen von Kate Drumgoold sind es denn auch vor allem Schüler aus den kirchlichen Schulen, die es später zu etwas bringen werden, da diese eine intensivere Ausbildung erhalten würden, als dies in einer „public school“ überhaupt möglich wäre.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kate Drumgoold's "A Slave Girl's Story" - Eine Analyse
Hochschule
Universität Wien  (Geschichte der Neuzeit)
Veranstaltung
Literatur und Quellen zur nordamerikanischen Geschichte: Afroamerikanerinnen im 19. Jahrhundert“
Note
Gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V123641
ISBN (eBook)
9783640311880
ISBN (Buch)
9783640315901
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sklaven, USA, Autobiographie, Buchanalsyse
Arbeit zitieren
Andreas Georg Hilzensauer (Autor:in), 2001, Kate Drumgoold's "A Slave Girl's Story" - Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123641

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