Aufgaben und Möglichkeiten der Geldpolitik. Auswirkungen auf Vermögen und Geldwert

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen

3. Die Europäische Zentralbank - Definition und Bedeutung

4. Geldpolitische Instrumente der Notenbanken weltweit
4.1 Offenmarktpolitik
4.2 Fazilitäten
4.3 Mindestreserven
4.4 Währungsreserven

6. Restriktive und expansive Geldpolitik und das IS-LM Modell
6.1 Das IS-LM-Modell
6.2 Restriktive Geldpolitik der Zentralbank - Auswirkungen auf das IS LM Modell
6.3 Expansive Geldpolitik - Auswirkungen auf das IS LM Modell

7. Maßnahmen der vergangenen Jahre und aktuelle Situation in der EU

8. Geldpolitik während der Corona Pandemie und Ausblick

9. Fazit und eigene Einschätzung

10. Literaturverzeichnis

11. Abbildungverzeichnis

1. Einleitung

„Wenn du den Wert des Geldes kennenlernen willst, versuche, dir welches zu leihen.“-Benjamin Franklin

Spätestens seit der Netflix Serie „Haus des Geldes“ , sollte es kein Geheimnis sein, dass die Zentralen Banken sich um die Verwaltung von Vermögensreserven, die Stabilität des Geldwertes sowie um den Druck von Banknoten kümmern. Im Serienhighlight wird die Bank von Spanien mithilfe eines ausgeklügelten Plans besetzt und mehrere hundert Millionen Euro werden frisch gedruckt, gestohlen und ein Teil davon an die Bevölkerung verteilt. Die Bankräuber werden in der Serie vom spanischen Volk als Helden gefeiert für Ihre „Großzügigkeit“. Allerdings sollten sich die Bürger eher die Frage stellen: Was hat der Umlauf von zusätzlichen hundert Millionen Euro für Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft und das System? Was genau sind die Aufgaben und Möglichkeiten der Geldpolitik und wie wirkt sich das auf unser Vermögen und den Geldwert aus?

2. Begriffsdefinitionen

Volkswirtschaft und das magische Viereck

„Volkswirtschaft ist die Bezeichnung für sämtliche wirtschaftlichen Prozesse, die sich in einem ganz bestimmten Land zwischen und in den Unternehmen, privaten Haushalten und staatlichen Einrichtungen sowie zwischen diesen und dem Ausland vollziehen. Eine Volkswirtschaft ist immer in eine ganz bestimmte Wirtschaftsordnung, ein bestimmtes Rechtssystem, eine bestimmte Geldordnung usw. eingebettet.“¹ Dabei werden gemeinsame Ziele verfolgt, welche sich im magischen Viereck in Beziehung setzen. Diese Ziele sind stetiges Wirtschaftswachstum, stabiles Preisniveau, ein hoher Beschäftigungsgrad sowie ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht von Import und Export.² Die Ziele lassen sich jedoch nicht alle gleichzeitig erfüllen, da beispielsweise die Arbeitslosenquote und eine Preisstabilität in direktem Zusammenhang bzw. in Konkurrenz stehen.³ Je nach aktueller Situation des Landes, können dem Viereck weitere Ziele hinzugefügt werden, sodass aus dem Viereck ein Sechseck, Achteck usw. werden kann. Bei Betrachtung der Daten von vergangenen Jahren, kann so die Wirtschaftsentwicklung eines Landes angezeigt werden.

Geldpolitik

„Geldpolitik umfasst die Gesamtheit jener Maßnahmen, die auf eine optimale Geldversorgung der Volkswirtschaft, die Sicherung der Geldwertstabilität nach innen und außen sowie auf eine Beeinflussung der wirtschaftlichen Entwicklung einer Volkswirtschaft zielen “⁴ Die Geldpolitik ist das zentrale Geschäftsfeld der deutschen Bundesbank, der nationalen Zentralbanken sowie der Europäischen Zentralbank. Das Ziel der Geldpolitik ist, den Wert des Geldes stabil zu halten oder zu verbessert, damit Erspartes seinen Wert / Kaufkraft behält und sich so das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigung verbessert.⁵

Konjunktur

Eine Konjunktur bezeichnet zyklische Schwankungen der Wirtschaft bezogen auf einen Zeitraum mit Einbezug von Produktion, Beschäftigungsrate und Preisen. Dabei werden verschiedene Phasen geteilt. Unterschieden werden dabei Boom phasen, Aufschwung, Depression und Abschwung. Basis für die Brechung der wirtschaftlichen Leistung ist dabei das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieses misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland und ist damit der Indikator für eine gute Wirtschaft, denn es steht in direktem Zusammenhang mit der Nachfrage nach Produkten und damit der Kaufkraft der Einwohner und der Beschäftigungszahl.⁶

Notenbank

Als Notenbanken gelten die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Deutsche Bundesbank. Sie besitzen das Monopol, neue Banknoten zu drucken und in den Umlauf zu bringen.⁷ Des Weiteren verwalten Sie die Vermögensreserven des Landes, wie zum Beispiel Gold, Bargeld oder andere Wertgegenstände.

Deflation und Inflation

Steigt die Menge des Geldes, welches im Umlauf ist und damit das Preisniveau (alles wird teuer), wird damit das Geld weniger Wert. Das erhöhte Preisniveau entsteht auch durch Güterknappheit und eine hohe Nachfrage, Rohstoffpreiserhöhungen und Umwälzung der Kosten auf den Verbraucher zustande. In diesem Fall handelt es sich um eine Inflation, welche sich für die geplante Zielerreichung / Preisstabilität bei unter 2% halten sollte. Nach heutigem Stand beträgt die Inflationsrate in Deutschland im Januar 2022 bei 4,9 %.⁸

Im Gegensatz dazu gewinnt das Geld bei Deflation an Wert und unsere Kaufkraft steigt bei einem allgemein sinkenden Preisniveau. Es kann allerdings dabei zu einem Konsumrückgang, gedrosselter Produktion und einer hohen Arbeitslosigkeit kommen.⁹ Gesteuert werden kann dies durch die EZB, welche die Zinsen für Kredite erhöhen und senken kann sowie die Menge des Geldes, welches sich im Umlauf befindet, kontrolliert.

Fiskalpolitik

Unter Fiskalpolitik versteht man „alle Maßnahmen des Staates, mit denen über die Veränderung der öffentlichen Einnahmen und öffentlichen Ausgaben die konjunkturelle Entwicklung gelenkt werden soll“¹⁰ Dabei wird die antizyklische Fiskalpolitik angestrebt um Konjunkturelle Schwankungen auszugleichen.

3. Die Europäische Zentralbank - Definition und Bedeutung

Die „Hüterin des Euro“, die Europäische Zentralbank ist für die Einheitliche Geldpolitik im Euroraum verantwortlich.¹¹ Das Hauptziel ist dabei, mithilfe der Geldpolitik die Preisniveaustabilität des Euro zu gewärleisten. Gegründet wurde die EZB in Verbindung mit dem EU Vertrag ( Maastricht-Vertrag) im Jahre 1992. Mit Einführung der Währung Euro, wurde die Gründung der EZB im Jahre 1999 offziell begründet. Ihr Hauptsitz ist in Frankfurt am Main. Alle Mitgliedsländer der EU sollten die Währung Euro in Ihrem Land einführen.¹² Für England ist seit dem Brexit die Klausel nicht mehr relevant. Wichtig zu unterscheiden ist, dass nicht alle 27 Mitgliedsländer auch zu den Währungsländern (19) gehören. „Daher wird zwischen dem Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) und dem Eurosystem unterschiedenen.“¹³

Organe der EZB

„Der EZB-Rat ist das oberste Entscheidungsorgan im Euroraum. Er besteht aus sechs Mitgliedern des Direktoriums (bestehend aus dem EZB-Präsidenten, dem EZB-Vizepräsidenten und vier weiteren Mitgliedern) und den Präsidenten der nationalen Notenbanken des Eurosystems. Damit umfasst der EZB-Rat 25 Mitglieder (Stand: 2021).¹⁴

Der EZB - Rat entscheidet über:

- Leitlinien und Beschlüsse in Bezug auf das Eurosystem
- Geldpolitik im Euroraum ( Zinsen für Kredite, geldpolitische Ziele)
- Beschlussfassung der Banktätigkeiten

„Das EZB-Direktorium besteht aus sechs Mitgliedern, die vom Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit ernannt werden.“¹⁵

Das EZB Direktorium bereitet die regelmäßigen Sitzungen vor und kümmert sich um die operativen Angelegenheiten der Geldpolitik, also der Leitlinien und Beschlüsse sowie weitere vom Rat übertragene Aufgaben.

Der Erweiterte Rat trägt keine geldpolitischen Befugnisse und besteht aus dem EZB-Präsident, dem Vizepräsident, sowie den anderen Präsidenten der nationalen Notenbanken.

Wie bereits erwähnt, ist das Hauptziel der EZB, die Gewährleistung der Preisstabilität, das heißt die Inflationsrate soll 2 Prozent betragen (seit Juli 2021). Um dieses Ziel zu erreichen, baut die EZB auf eine Zwei-Säulen-Strategie.¹⁶

Abbildung 1: Die Zwei-Säulen-Strategie der EZB, Quelle: Europäische Zentralbank (2004), die Geldpolitik der EZB, S. 70

Diese Strategie baut auf die Analyse von wirtschaftlichen Risiken und Monetären Risiken. Die Wirtschaftliche Analyse legt dabei den Fokus auf realwirtschaftliche Aktivität sowie Preis- und Kostenindikatoren, die Fiskalpolitik, den Finanz- und Arbeitsmarkt und Wechselkurse im internationalen Kontext. Es werden wichtige Daten analysierten Variablen für Zinssätze, Öl-und Rohstoffpreise sowie die Markterwartung einbezogen.¹⁷

Die Monetäre Analyse bezieht sich auf die Geldmenge, welche im Umlauf ist und den Inflationswert. Dabei sollen Inflationsrisiken für die Zukunft erkannt und Prognosen erstellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Inflationsrate in Deutschland von 2008 bis 2021 sowie Prognose, Quelle: Statista, 2022

4. Geldpolitische Instrumente der Notenbanken weltweit

„Geldpolitische Instrumente scheinen zunächst ein wenig aufregendes Randgebiet der Geldpolitik zu sein. Tatsächlich jedoch unterliegt das Instrumentarium mindestens so starken Änderungen wie die geldpolitische Strategie“¹⁸ Die Instrumente der Notenbanken beziehen sich dabei auf die Offenmarktpolitik, bei der es sich um Zinsgeschäfte sowie den Handel von Wertpapieren handelt. Als weiteres Instrument zählen die Fazilitäten, welche sich um die Handlungsfähigkeit und die Grundversorgung mit Zentralbankgeld kümmert. Die Mindestreserve stellt die Sicherung einer Nachfrage nach Zentralbankgeld klar in Form von Guthaben. Als viertes Instrument nutzen die Notenbanken Währungsreserven in verschiedenen Währungen um Devisengeschäfte abschließen zu können und dafür genügend liquide Mittel zu Verfügung zu haben. Im Folgenden wird genauer auf die Instrumente eingegangen.¹⁹

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die geldpolitischen Hauptinstrumente des Eurosystems (Quelle: Gischer, 2020, S.267)

4.1 Offenmarktpolitik

Die Offenmarktpolitik nutzt den An- und Verkauf von Wertpapieren sowie die Steuerung der Zinsen für Kredite. In der Offenmarktpolitik kann nochmals unter drei Arten unterschieden werden. Das erste ist das Hauptrefinanzierungsinstrument.

Dieses Instrument wird hauptsächlich im Pensionsgeschäft und bei Pfandkrediten verwendet und ändert sich alle 7 Tage. Es reguliert den Zinssatz vornehmlich und bestimmt, wie gut Banken sich mit frischen Geldmengen versorgen können. Denn um Mittel zur Kreditvergabe für Ihre Kunden bereitzustellen, müssen sie sich refinanzieren. Das dafür nötige Geld können die Banken von der EZB erhalten. Es gibt, vor allem in Finanzkrisen, auch die Option der längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte. Dabei werden die Transaktionen auf eine Laufzeit von 3 oder bis zu 6 Monate gewährt.

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¹ Vgl. wirtschaftslexikon24.com, 2020

² Vgl. Statistisches Bundesamt, 2017

³ Vgl. studyflix.de, Zugriff am 03.02.22

⁴ Vgl. Edling, 2020, S. 376

⁵ Vgl. bundesbank.de, 2011

⁶ Vgl. wirtschaftslexikon.gabler.de , Horn, 2018

⁷ Vgl. gabler-banlexikon.de, Manger-Nestler, 2020

⁸ Vgl. inflationsrate.com, 2022

⁹ vgl. Möller H.W. , 2017, S. 147-150

¹⁰ vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2016

¹¹ Vgl. www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹² Vgl. www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹³ www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹⁴ www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹⁵ Vgl. www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹⁶ Vgl. www.deltavalue.de, Storp, Zugriff am 2.2.22

¹⁷ Vgl. Europäische Zentralbank, Stark, S. 8

¹⁸ Gischer, 2020, S. 263

¹⁹ Gischer, 2020, S. 264-266