Gefühle erkennen, benennen und unterscheiden. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in einer Kindergartengruppe


Hausarbeit, 2007

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung.
1.1 Themenwahl und Problemstellung.

2 Dokumentation von Planung und Durchführung.
2.1 Einordnung in den Lehrplan Sonderpädagogische Förderung.
2.2 Einordnung in die Leitlinien zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen.
2.3 Analyse des Inhalts und der Anforderungen.
2.3.1 Sachstruktur
2.3.2 Anforderungsstruktur
2.4 Analyse der Jungengruppe und der überprüften Kinder
2.4.1 Lernbeobachtungen und Gespräche mit den Erzieherinnen.
2.4.2 Ist-Standerfassung in Einzelsituationen.
2.5 Didaktisch-methodische Aufbereitung.
2.6 Darstellung der Sitzungen (Auswahl)

3. Evaluation und persönliches Resümee.
3.1 Beantwortung der Leitfragen.
1.) Inwieweit sind die Vorschläge zur Thematisierung von Gefühlen aus dem KLIK- Programm für die Präventionsarbeit im Kindergarten von Nutzen?.
2.) Inwieweit kann die Nutzung einer Handpuppe und die Einbindung eines „Gefühledinos“ die Gesprächsfähigkeit der Kinder positiv beeinflussen?.
3.) Lässt sich bei den beobachteten Kindern eine bewusstere Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in Bezug auf die thematisierten Gefühle beobachten?.
3.2 Persönliches Resümee und Ausblick.

4. Literatur.

1 Einleitung

1.1 Themenwahl und Problemstellung

Das Thema „Gefühle erkennen, benennen und unterscheiden – Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in einer Kindergartengruppe unter Berücksichtigung der Gesprächsfähigkeit“ wurde aus folgenden Gründen gewählt: Wie der Titel schon andeutet, wurde die Arbeit im Rahmen einer Förderung innerhalb eines Kindergartens durchgeführt. Dabei ist der vielfältige Arbeitsbereich eines Sonderpädagogen zu berücksichtigen. „Präventive Maßnahmen zielen darauf, dem Entstehen einer Behinderung vorzubeugen bzw. weitergehende Auswirkungen einer bestehenden Behinderung entgegenzuwirken oder diese zu verhindern. Je früher vorbeugende Maßnahmen einsetzen, desto größer ist ihre Wirksamkeit.“ (Lehrplan Sonderpädagogische Förderung[1], S. 4)

Im Rahmen der Ausbildung ist es üblich, dass Anwärter im Bereich der Sprachheilpädagogik Kinder im Vorschulbereich fördern. Als ich mich nun entscheiden sollte, in welchem Bereich ich meinen zweiten Ausbildungsschwerpunkt mit der Fachrichtung Erziehungshilfe abdecken wollte, war ich unsicher, wohin ich gehen sollte. Der übliche Weg wäre die Integration in einer ortsansässigen Grund- und Hauptschule gewesen. Da aber in einigen Erziehungshilfemodulen angedeutet wurde, man könne sich auch vorstellen, dass Anwärter im vorschulischen Bereich tätig sein könnten, reizte mich dieser Bereich viel mehr. Meine Grundüberlegung war nun, dass Präventionsarbeit im Bereich der emotionalen und sozialen Identität doch eigentlich ebenfalls im Vorschulbereich beginnen sollte, weshalb ich mich letztlich auch für die Arbeit im Kindergarten entschieden habe. Ich entwickelte daraufhin ein erstes grobes Konzept für eine Förderung der sozialen und emotionalen Identität. Mit Hilfe meiner Schulleitung suchte ich dann einen geeigneten Kindergarten aus und stellte dort meine Überlegungen vor. Meine Ideen weckten großes Interesse bei den Erzieherinnen und der Kindergartenleitung und so begann meine Arbeit zweimal die Woche für 90 Minuten im Kindergarten. Oberstes Ziel der Präventionsarbeit sollte für mich sein, den Kindern, in diesem Falle zwei Jungengruppen im Alter von fünf bis sechs Jahren, Handlungsstrategien und Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen in Konfliktsituationen weiterhelfen können.

Ein großer Bestandteil dieser Präventionsarbeit ist vor allem das Erkennen, Benennen und Unterscheiden von Gefühlen. Gefühle spielen eine zentrale Rolle im Umgang mit Konflikten. „Defizite in der emotionalen Kompetenz beziehen sich auf geringere Fähigkeiten, eigene Gefühle oder die Gefühle anderer zu erkennen oder zu benennen, einen mangelnden eigenen mimischen oder gestischen Emotionsausdruck, einen geringes Emotionswissen oder eine geringere Fähigkeit, Emotionen sprachlich auszudrücken und besonders negative Gefühle wie Wut zu regulieren.“ (Petermann & Wiedebusch, 2003)

Daraus geht die spezielle Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung hervor. Wichtig ist, nicht nur ein Bewusstsein für das eigene Gefühlsempfinden zu erlangen, sondern auch bei seinem Gegenüber zu erkennen, wie dieser sich fühlt. Im Bereich der Selbstwahrnehmung bedeutet dies, eigene Gefühle zu verbalisieren und diese mit Hilfe des eigenen Körpers entsprechend zu zeigen. Bei der Fremdwahrnehmung dagegen geht es darum, dass man bei anderen Personen anhand der Körpersprache erkennt, wie sie sich fühlen und dass man ihnen zuhört, wenn sie von ihren Gefühlen erzählen. Es bedeutet auch, sich in eine andere Person hineinzuversetzen und zu überlegen, wie man sich fühlen würde, wenn man an ihrer Stelle wäre. Dabei spielt die Empfindung und Akzeptanz der eigenen und der fremden Gefühle eine große Rolle.

Im Bereich der Förderung von emotionaler Kompetenz gibt es verschiedene Präventionsprogramme für den vorschulischen Bereich. Da sind z.B. das Programm „Faustlos“ von Manfred Cierpka und das Programm „Ich kann Probleme lösen“ von Andreas Beelmann zu nennen. Bei meiner Suche nach geeignetem Fördermaterial stieß ich auf ein aktuelles Buch, welches im Jahr 2006 erschienen ist: „KLIK-Konflikte lösen im Kindergarten. Ein praxiserprobtes Trainingsprogramm zur Konfliktbewältigung für Kinder von 5-7 Jahren“ schien sowohl meine Altersgruppe, als auch meine Ziele für die Arbeit im Kindergarten aufzugreifen. Einige Teile des Buches sollen im Rahmen dieser Arbeit näher beleuchtet und kritisiert werden. Die Thematisierung und Einführung der verschiedenen Gefühle werden dabei besonders hinterfragt.

Im Speziellen soll untersucht werden, ob die Nutzung einer Handpuppe (Günther der Ziegenbock) und Gefühlepiktogrammen (aus: „Ein Dino zeigt Gefühle“) einen positiven Einfluss auf die Gesprächsfähigkeit der Kinder ausübt. Die sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes sind besonders wichtige Einflussfaktoren, die sich auf die Konfliktbewältigung auswirken (vgl. Kain). Es spielt eine entscheidende Rolle, ob Kinder sich gegenseitig zuhören und ihre Gefühle verbalisieren können. Aus diesem Grund wurde die Arbeit an das Modul: „Sprechen und Schreiben unter erschwerten Bedingungen“ angelehnt. Unter anderem wurde in diesem Modul die Gesprächsfähigkeit thematisiert. Danach bedeutet Gesprächsfähigkeit „die Fähigkeit des Ausdrucks und der Verknüpfung von Sachgegenstand/Inhalt, persönlichen Bedürfnissen/Situationen und Bedürfnissen/Situationen der Gesprächspartner/innen“ (entnommen aus den Modulunterlagen von Frau Nitschke-Junge). Dabei muss sowohl die Hörerrolle, als auch die Sprecherrolle übernommen werden. Wie sich daraus ableiten lässt, ist die Gesprächsfähigkeit ein wichtiger Faktor bei der Ausbildung emotionaler Kompetenzen. Emotionale Kompetenzen und die Gesprächsfähigkeit werden in einem lebenslangen Prozess und mit der aktiven Auseinandersetzung mit anderen Menschen entwickelt. Die Grundsteine dafür werden bereits in frühester Kindheit gelegt.

Außerdem werden zwei Jungen aus der Lerngruppe intensiv beobachtet, um herauszufinden, ob sich bei ihnen durch die Förderung eine Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in Bezug auf die thematisierten Gefühle ergibt. Zur Erhebung der Diagnose wurden die Kinder in unterschiedlichen Situationen beobachtet und es wurden Gespräche mit den Erzieherinnen geführt. Zusätzlich wurden den Kindern in einer Einzelbefragung verschiedene Fotos (aus dem Faustlos-Programm) gezeigt, in denen Gefühlssituationen abgebildet waren. Die Gespräche wurden zur Fixierung der sprachlichen Ergebnisse mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet. Um eine mögliche Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung feststellen zu können, wurden die Diagnoseverfahren zu Beginn und am Ende der Einheit durchgeführt und anschließend miteinander verglichen.

1.2 Entwicklung der Leitfragen und Zielvorstellungen

Aus der oben beschriebenen Problemstellung ergeben sich für die vorliegende Arbeit folgende Fragestellungen:

1. Inwieweit sind die Vorschläge zur Thematisierung von Gefühlen aus dem KLIK-Programm für die Präventionsarbeit im Kindergarten von Nutzen?
2. Kann die Nutzung einer Handpuppe und die Einbindung der Identifikationsfigur eines „Gefühledinos“ die Gesprächsfähigkeit der Kinder positiv beeinflussen?
3. Lässt sich bei den geförderten Kindern eine bewusstere Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in Bezug auf die thematisierten Gefühle beobachten?

Ziel der Arbeit soll es sein, zu hinterfragen, ob Präventionsarbeit im Kindergarten und speziell im Bereich der emotionalen Kompetenz, in diesem Falle die Förderung der Wahrnehmung von Gefühlen, sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang sollen Antworten auf die oben genannten Fragestellungen gefunden werden.

Darüber hinaus soll überprüft werden, ob die folgenden Ausbildungsstandards der Ausbildungsordnung im Rahmen der beschriebenen Unterrichtseinheit umgesetzt werden können:

- 10. Die Lehrkraft i.A. gestaltet Lernräume adressaten- und funktionsgerecht.
- 25. Die Lehrkraft i.A. zieht Konsequenzen aus der Reflexion der eigenen Arbeit.
- 34. Die Partner von Schule schätzen die Zusammenarbeit mit der Lehrkraft i.A. als positiv ein.

2 Dokumentation von Planung und Durchführung

2.1 Einordnung in den Lehrplan Sonderpädagogische Förderung

Da die Förderung im Kindergarten stattfindet, kann der Lehrplan für die Sonderschule nur bedingt berücksichtigt werden. Der Bereich der Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz kann jedoch in das Leitthema 2: „Sich selbst finden - miteinander leben“ eingebettet werden.

Gemäß des Konzeptes der Grundbildung sollen Schüler (hier: Kinder) „Verantwortung für sich selbst übernehmen und die eigene Persönlichkeit entwickeln.“ (LP SO, S.10)

Dabei stellt die Identität die Einzigartigkeit des Menschen dar. Identitätsbildende Prozesse entstehen durch Konfrontation und Auseinandersetzung von „Kindern“ mit ihren Emotionen (vgl. LP SO). „Durch den Umgang mit Emotionen entwickelt sich die personale Dimension aus der Wahrnehmung und dem Erkennen eigener Gefühle, ihrer Einflussnahme auf das persönliche Handeln und der individuellen Möglichkeit, situationsangemessen mit ihnen umzugehen.“ (LP SO, S.58)

Im Rahmen der Sitzungen werden Schlüsselqualifikationen vermittelt, die für das Lernen in der Schule „und darüber hinaus“ als besonders bedeutsam gelten. Dazu gehören hierbei insbesondere die Entwicklung und Erweiterung von Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten.

2.2 Einordnung in die Leitlinien zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen

Die Leitlinien zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen[2] geben genau wie der Lehrplan Sonderpädagogische Förderung vor, Kinder im Bereich der Sozialkompetenz zu fördern. Dabei sollen die Kinder lernen „sich in andere Menschen einzufühlen und Differenzen auszuhalten; sich für andere einzusetzen und anderen zu helfen; Verantwortung zu übernehmen; achtungsvoll mit anderen zu kommunizieren und zu kooperieren; Regeln aufzustellen und sich an Regeln zu halten; Konflikte auszuhalten und zu lösen; Bindungen einzugehen.“ (LL BA KITA, S.16) Die Kinder sollen dabei verschiedene Rollen einnehmen und verschiedene Sichtweisen akzeptieren, miteinander kommunizieren und kooperieren können, eigene Interessen benennen und sich konstruktiv streiten können (vgl. LL BA KITA).

Es sollen den Kindern Sprechanlässe geboten werden, in denen sie „sich üben, sich für andere verständlich mitzuteilen, lernen ihre Gefühle und Stimmungen sprachlich auszudrücken und die Mitteilungen von anderen zu verstehen.“ (LL BA KITA, S.19)

„Sprache ist ein wichtiger Zugang zur Welt. Sie hilft ihnen, ihre Wahrnehmung der Welt zu benennen, zu strukturieren und mit der Welt zu kommunizieren. Kinder lernen Sprache stets durch Sprechen. Sprache ist immer eingebettet in soziale Situationen.“ (LL BA KITA, S.18)

Wie man erkennen kann, gibt es Parallelen zwischen dem Lehrplan und den Leitlinien des Kindergartens. In der Förderung sollen diese möglichst umgesetzt werden.

Im Folgenden werden die Inhalte und Ziele der Einheit in Bezug auf die handlungs-, fach- und entwicklungsorientierten Bereiche der Übersicht halber in tabellarischer Form dargestellt.

[...]


[1] Im Folgenden LP SO abgekürzt.

[2] Im Folgenden LL BA KITA abgekürzt.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Gefühle erkennen, benennen und unterscheiden. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in einer Kindergartengruppe
Veranstaltung
Sprechen und Schreiben unter erschwerten Bedingungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
27
Katalognummer
V123697
ISBN (eBook)
9783668202566
ISBN (Buch)
9783668202573
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
gefühle, förderung, selbst-, fremdwahrnehmung, kindergartengruppe
Arbeit zitieren
Claudia Grensemann (Autor:in), 2007, Gefühle erkennen, benennen und unterscheiden. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung in einer Kindergartengruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123697

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