Mit Martin Walsers 1998 erschienenem Roman „Ein springender Brunnen“ haben sich bis jetzt erst wenige Autoren beschäftigt. Wenn sie das taten, dann besonders im Zusammenhang mit der Walser-Bubis Debatte, die entbrannt war nach Walsers Friedenspreisrede in der Frankfurter Paulskirche. Zusätzlich zu der kaum vorhandenen Literatur zeichnet sich diese auch durch viele Widersprüche aus. Manche sehen in Walsers Roman eine Selbststilisierung in Form einer Autobiografie, verbunden mit der Kritik am Autor, den zeitlichen Kontext der Romanhandlung zu wenig beachtet und die Gräuel der Nazi-Zeit mit dem Ziel „nur Schönes [zu] sagen“ ausgeblendet zu haben.
Andererseits ist die Rede von einem „Roman, der Zeit und Zeitlosigkeit zugleich aufschreiben will“, von einem Porträt des Schriftstellers als junger Mann. Diese unterschiedlichen Sichtweisen haben mich gereizt, aus dem Roman das Wesentliche herauszustellen. Inwieweit hat man das Recht, von einem Roman als Autobiografie zu sprechen? Wird hier nicht vielmehr nachgezeichnet, wie ein junger Mensch Selbstbewusstsein entwickelt und dabei als werdender Schriftsteller seinen Weg in der Welt findet? Das ist doch die Thematik des Bildungsromans.
Im ersten Teil werde ich deshalb die Gattung Bildungsroman näher beleuchten, um dann die Problematik des künstlerischen bzw. literarischen Schaffens anzusprechen. Die Entwicklung des Protagonisten im Roman werde ich anschließend strukturell und inhaltlich nachzeichnen. Die Synthese im fünften Teil soll Aufschluss geben zu den Aspekten, inwieweit „Ein springender Brunnen“ eine Bildungsroman ist und welche Rolle dabei das Schriftsteller-Werden und –Sein für die Hauptfigur des Romans spielt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Bildungsroman
- Die Gattung Bildungsroman
- Historische Aspekte
- Der Bildungsroman in der Literaturwissenschaft
- Die Struktur des Bildungsromans
- Der Begriff „Bildung“
- Die Bedeutung des Wortes Bildung
- Bildung als „Identitätsbildung“
- Zur Künstler- bzw. Schriftstellerproblematik
- Der Selbstfindungsprozess des Protagonisten
- Struktur und Aufbau des Romans
- Das Programm des Erzählers
- Der dreistufige Aufbau
- Die Entwicklung Johanns
- Frühe Kindheit und Elternbindung
- Provinzialität und gesellschaftliche Einflüsse
- Intellektualität und Sprachbegabung
- Konflikte und Kompensation
- Synthese
- „Ein springender Brunnen“ als Bildungsroman
- Der Protagonist als Schriftsteller
- Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Martin Walsers Roman „Ein springender Brunnen“ und untersucht, inwiefern dieser Text als Bildungsroman gedeutet werden kann. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung des Protagonisten Johann und seine Selbstfindung als werdender Schriftsteller.
- Die Gattung des Bildungsromans und seine historischen Aspekte
- Die Bedeutung des Begriffs „Bildung“ in der Literatur
- Der Prozess der Selbstfindung als zentrales Thema des Romans
- Die Rolle des Schriftstellers im gesellschaftlichen Kontext
- Die Auseinandersetzung mit den Themen Kindheit, Provinz und Intellektualität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den Roman „Ein springender Brunnen“ als Ausgangspunkt für die Analyse und beleuchtet die kontroverse Rezeption des Werkes. Im zweiten Kapitel wird die Gattung des Bildungsromans genauer betrachtet, indem historische Aspekte, die Bedeutung des Begriffs „Bildung“ und die literaturwissenschaftliche Diskussion des Genres beleuchtet werden. Das dritte Kapitel fokussiert auf die Problematik des künstlerischen bzw. literarischen Schaffens. Der vierte Teil analysiert die Entwicklung des Protagonisten Johann in struktureller und inhaltlicher Hinsicht, wobei seine frühen Kindheitserfahrungen, seine Auseinandersetzung mit der Provinz und die Entwicklung seiner intellektuellen und sprachlichen Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Das fünfte Kapitel bietet eine Synthese der Ergebnisse, indem es die Aspekte beleuchtet, die „Ein springender Brunnen“ zu einem Bildungsroman machen und die Rolle des Schriftsteller-Werdens für die Hauptfigur des Romans beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Bildungsroman, Selbstfindung, Schriftsteller, Kindheit, Provinz, Intellektualität, Sprache und Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Franziska Moschke (Autor:in), 2000, Der Selbstfindungsprozess eines Schriftstellers in Martin Walsers Bildungsroman 'Ein springender Brunnen', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12372