Einer zunehmenden Politisierung moderner Gesellschaften – im Sinne einer Einschränkung der individuellen Wahl- und Handlungsmöglichkeiten zugunsten kollektiver und kollektiv verbindlicher Entscheidungen mit den Mitteln des Rechts – steht eine abnehmende Nachvollziehbarkeit politischer Prozesse gegenüber. Dem einzelnen Bürger fällt es in wachsendem Maße schwer, die gesellschaftliche Umwelt als politisch geformte Welt zu erkennen. Dies aber wird als eine der Voraussetzungen eines demokratischen Systems verstanden. Die in normativer Hinsicht angestrebte größtmögliche Partizipation aller Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft erfordert, dass politisierte Bereiche des Gemeinwesens erkennbar gemacht werden, um sie nötigenfalls zur Disposition stellen und verändern zu können (Marcinkowski 1998: 166f.). Zudem ist es in empirisch-analytischer Hinsicht für die Legitimation eines politischen Systems notwendig, über seine Absichten und Motive aufzuklären. Andernfalls werden ihm Missstände zugeschrieben, die andere gesellschaftliche Bereiche, z.B. die Wirtschaft, zu verantworten haben. Politisches Handeln, welches Unterstützung durch die Bürger erheischen möchte, muss in wesentlichen Teilen kommunikatives Handeln sein (Sarcinelli 1994: 35).
Die Vermittlung von Politik kann in von wachsender Komplexität gekennzeichneten Gesellschaften nicht ausschließlich durch direkten Kontakt zwischen Individuen oder die Mitgliedschaft in Organisationen geschehen, sondern wird vor allem durch Massenmedien gewährleistet, welche möglichst authentisch die langwierigen Prozesse, die komplexen Institutionen und vielschichtigen Interessen auf der politischen Ebene darstellen sollen (Bruns/Marcinkowski 1997: 19f.). Als weit verbreitetes, leicht zugängliches und zugleich meistbenutztes Medium vieler Menschen, dessen Konsumption gewöhnlich noch vor anderen Medien als Kleinkind einsetzt (Shanagan/Morgan 1999: 20f.), besitzt das Fernsehen die dominante Stellung unter den Massenmedien.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politikvermittlung durch Massenmedien
- Fernsehen als Instrument der Politikvermittlung
- Wahlwerbespots
- Politische Magazine
- Politiker in Unterhaltungsformaten
- Kanzlerkandidaten im Fernsehen
- Nachrichtensendungen
- TV-Duelle
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Politikvermittlung durch das Fernsehen anhand verschiedener Genres mit politischem Inhalt und/oder politischen Akteuren. Zunächst wird die Beziehung zwischen Politik und Massenmedien im Allgemeinen und dem Fernsehen im Besonderen beleuchtet, wobei die spezifischen Eigenschaften des Mediums Fernsehen hervorgehoben werden.
- Die Rolle der Massenmedien bei der Wahrnehmung von Politik in modernen Gesellschaften
- Das Fernsehen als dominantes Medium der Politikvermittlung
- Die Beziehung zwischen Politik und Medien als „paradoxe Mischung aus Symbiose und Antagonismus“
- Der Einfluss der Ökonomisierung der Medienlandschaft auf die Politikvermittlung
- Die Anpassung der Politik an die Darstellungslogik der Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den zunehmenden Einfluss der Politik auf das Leben der Bürger und die damit einhergehende Schwierigkeit, politische Prozesse nachzuvollziehen. Sie betont die Notwendigkeit einer effektiven Politikvermittlung, insbesondere durch Massenmedien, und hebt die dominante Rolle des Fernsehens hervor. Die Arbeit hat zum Ziel, die Formen der Politikvermittlung durch das Fernsehen zu untersuchen.
Politikvermittlung durch Massenmedien: Dieses Kapitel beleuchtet die zentrale Rolle der Massenmedien bei der Beeinflussung der Wahrnehmung von Politik. Es analysiert die Abhängigkeit der Politik von den Medien und die gegenseitige Beeinflussung, wobei die Ökonomisierung der Medienlandschaft und deren Einfluss auf die Autonomie des politischen Feldes im Mittelpunkt stehen.
Fernsehen als Instrument der Politikvermittlung: Dieser Abschnitt geht auf verschiedene Fernsehgenres mit politischem Bezug ein (Wahlwerbespots, politische Magazine, Politiker in Unterhaltungsformaten, Kanzlerkandidaten in Nachrichtensendungen und TV-Duellen) und analysiert deren Rolle in der Politikvermittlung.
Schlüsselwörter
Politikvermittlung, Massenmedien, Fernsehen, Ökonomisierung der Medien, Politische Kommunikation, Medienwirkungsforschung, Wahlkampf, Politische Akteure, Demokratie.
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- Jürgen Menze (Author), 2005, Politikvermittlung durch das Fernsehen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123896