Migration und Integration in Deutschland. Eine Analyse im Landkreis Rottweil


Hausarbeit, 2016

25 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Historische Entwicklung der Migration in Deutschland
2.1 Deutschland - vom Aus- zum Einwanderungsland
2.2 Kriegsflüchtlinge und Vertriebene – die Nachkriegsjahre (1945-1954)
2.3 Gastarbeiter (1955-1972)
2.4 Der Anwerbestopp 1973 und seine Folgen
2.5 Politische Wende (seit 1989)
2.6 Entwicklung seit dem Jahr 2000
2.7 Die Flüchtlingskrise (ab 2015)

3. Aktuelle Zahlen und Situation
3.1 Deutschland
3.2 Landkreis Rottweil

4. Probleme und Herausforderungen durch die hohen Zuwandererzahlen am Beispiel des Landkreises Rottweil

5. Konzepte und Maßnahmen zur Integration von Zuwanderern am Beispiel des Landkreises Rottweil

6. Ausblick

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

Abbildung 1: Beispielhafter Auszug aus einer Nomenklatur

1. Einführung

Vor kurzem hörte ich morgens einen Radiobeitrag, der mich schmunzeln ließ. Ein Journalist blickte in die Zukunft und fragte sich, wie die vielen aktuellen Einwanderer und vor allem Flüchtlinge langfristig unseren Alltag beeinflussen würden. Wird es beim Tatort bald einen Ermittler mit eritreischen Wurzeln geben? Werden in einigen Jahren syrische Restaurants genauso selbstverständlich sein wie heute italienische? Der Beitrag sollte zeigen, dass Migration nicht nur die Menschen verändert, die zuwandern, sondern auch die Gesellschaft, in der sie fortan leben. Schmunzeln musste ich, da vor noch gar nicht so langer Zeit die Ansicht vertreten wurde, dass Integration vor allem Anpassung bedeutet. Heute jedoch weiß man: Integration ist ein zweiseitiger Prozess, der Aufnahmegesellschaft und Zuwanderer verändert.

Kaum ein anderes Thema hat Deutschland in den letzten Jahren so sehr beschäftigt, wie der Zustrom von Flüchtlingen. Die soziale Ungleichheit wird in Zeiten der Globalisierung im weltweiten Zusammenhang wahrgenommen und ruft Migration hervor. Neben vielen anderen Ländern ist auch Deutschland stark von Einwanderungen betroffen, denn die Bundesrepublik gehört zu den bedeutendsten Einwanderungsländern.

Die vorliegende Arbeit wurde am Ende des Jahres 2019 verfasst. Für die Bearbeitung wurden stets die aktuellsten Studien, soweit vorhanden, verwendet. Es wurde sich hauptsächlich auf amtliche Materialien der Bundes- und Landesregierungen sowie Bundesministerien gestützt. Darüber hinaus wurde auf Zeitungsartikel zurückgegriffen, um die aktuellsten Entwicklungen darzustellen. Fragen wie: Wie verlief die Entwicklung der Migration in der Vergangenheit? Welche Menschen kommen als Zuwanderer und welche Herausforderungen sind damit verbunden? Welche Maßnahmen und Konzepte werden verfolgt, um diese Herausforderungen zu bewältigen? Wie kann die Integration der Zuwanderer gelingen und was können die verschiedenen Beteiligten, wie zum Beispiel Kommunen, Landkreise, Organisationen der Flüchtlingshilfe oder auch die Zuwanderer selbst, dazu beitragen? werden im Verlauf der Abhandlung beantwortet. Denn das Ziel der Arbeit liegt darin, durch die Verknüpfung der Ergebnisse der verschiedenen ausgearbeiteten Kapitel, zu einem umfassenden Bild über die Migration und Integration in Deutschland und sowie im Landkreis Rottweil zu gelangen.

Das Werk gliedert sich in 5 Kapitel. Im ersten Kapitel wird die historische Entwicklung der Migration in Deutschland thematisiert, denn Wanderungsbewegungen hat es zu allen Zeiten gegeben. Es wird ein Einblick in die Geschichte Deutschlands, welches sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr zum Einwanderungsland entwickelt hat, geben. Zudem werden Migrationsprozesse, Migrationsformen und Migrationsgruppen vorgestellt. Das zweite Kapitel bezieht sich auf die aktuelle Situation in Deutschland und im Landkreis Rottweil. Es wird die heutige Struktur der Bevölkerung sowie das aktuelle Geschehen verdeutlicht. Das dritte Kapitel zeigt die im Landkreis Rottweil auftretenden Probleme und Herausforderungen, welche durch die hohen Zuwanderungszahlen entstehen. Integration bedeutet staatsbürgerliche, soziale sowie kulturelle Gleichberechtigung. Daraus resultieren rechts-, sozial-, kultur- und bildungspolitische Herausforderungen und Gestaltungsaufgaben, die nicht sofort gelöst werden können. Es mangelt an Geld, an Unterkünften aber auch an der Willkommenskultur der Gesellschaft. In Folge dessen werden im darauffolgenden Kapitel, im vierten Kapitel, Lösungen bzw. Konzepte und Maßnahmen für die Bewältigung dieser Herausforderungen aufgezeigt. Neben Integrationskursen und Migrationsdiensten gibt es viele verschiedene Projekte und Projektgruppen, welche das Zusammenleben in der Gesellschaft verbessern und erleichtern sollen. Dieses Kapitel zeigt auch, dass sich die Bundesrepublik Deutschland und der Landkreis Rottweil um eine gelingende Integration bemühen. Das fünfte und letzte Kapitel dient als Ausblick. Wie geht es weiter? Was muss sich ändern? Und die meist gestellte Frage: Wie viele Schutzbedürftige werden noch zu uns kommen?

2. Historische Entwicklung der Migration in Deutschland

Die Bewältigung der weltweiten Migration über Staatsgrenzen hinweg ist eine große Aufgabe unserer Zeit. Im Folgenden soll nur die Außenwanderung, also die Zu- und Abwanderungen über die Grenzen Deutschlands hinweg, nicht jedoch, die in den letzten 25 Jahren starke Binnenmigration von Ost­ nach Westdeutschland, betrachtet werden.1 Zur besseren Verdeutlichung der Zahlen von Zu­- und Fortzügen sowie deren Differenz (Wanderungssaldo) kann die Abbildung sowie Tabelle im Anhang genutzt werden.2

Migration wird, als Konsequenz des weiteren Fortschreitens der Globalisierung und der daraus folgenden Mobilität, in den nächsten Jahrzehnten immer mehr Menschen betreffen. Diese Migrationsbewegungen unterliegen unterschiedlichsten Gründen: Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen oder auch der Wunsch nach einem besseren Leben wären einige davon. Viele der Migranten treffen als Flüchtlinge in das neue Land ein. Zusätzlich gibt es aber noch beispielsweise Vertriebene, Gastarbeiter, Aussiedler, den Familiennachzug sowie Armutszuwanderer oder Wirtschaftsflüchtlinge. In Folge dessen wird die Migration nach Deutschland als komplex und vielseitig beschrieben. Herausforderungen von Migrationsbewegungen können jedoch nur im globalen Kontext, also auf europäischer wie auf nationaler Ebene, durch Steuerung und Kontrolle begegnet werden. Sowohl Menschen, welche zu- und abwandern, als auch das Land selbst ziehen Interessen an Migration. Es handelt sich hierbei um humanitäre, persönliche, wirtschaftliche oder nationale Interessen, ebenso wie um internationale und europäische Integrations- und Sicherheitsinteressen.3

2.1 Deutschland - vom Aus- zum Einwanderungsland

Deutschland war Jahrhunderte lang ein Auswanderungsland. Hungersnöte, Kriege, Glaubenskonflikte und politische Missstände sowie soziale Perspektivlosigkeit zwangen Menschen ihre Heimat zu verlassen. Allein zwischen 1820 und 1928 verließen etwa sechs Millionen Menschen Deutschland. Erst ab Ende des 19. Jahrhunderts, durch den wirtschaftlichen Erfolg des Deutschen Reiches in Zeiten der Industrialisierung, wanderten wieder mehr Menschen nach Deutschland ein als aus. Deutschland entwickelt sich seither zum modernen Einwanderungsland und beschreibt sich zunehmend auch so.4

2.2 Kriegsflüchtlinge und Vertriebene – die Nachkriegsjahre (1945-1954)

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 begann die Vertreibung und Flucht von insgesamt mehr als zwölf Millionen Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches sowie aus weiteren Staaten Süd- und Osteuropas, wie Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei, dem ehemaligen Jugoslawien und der UdSSR. Bis 1950 zogen mehr als 10 Millionen Vertriebene nach Deutschland, davon 3,6 Millionen in die DDR und 7,6 Millionen in die Bundesrepublik Deutschland. Dies sind insgesamt 15,7% der Gesamtbevölkerung des gesamten Bundes. Grund für die Einwanderung der Vertriebenen waren vor allem Arbeitsplätze sowie Wohnraum in den weniger zerstörten ländlichen Regionen.5

Allerdings verließen auch viele Menschen in dieser Zeit das Land. Zum einen waren zu Kriegsende die meisten größeren Städte stark zerstört und auch Nahrungsmittel wurden immer knapper - Hunger und Not waren verbreitet. Zum anderen zogen qualifizierte Arbeitskräfte nach Übersee, wo sie in Ländern wie Kanada, USA und Australien ein Leben im materiellen Wohlstand erhofften.6

2.3 Gastarbeiter (1955-1972)

Durch das „deutsche Wirtschaftswunder“ in den 1950er Jahren stieg der Bedarf an Arbeitskräften stark an. Jedoch konnte dieser Bedarf durch das inländische Arbeitskräfteangebot nicht ausreichend gedeckt werden, denn mit dem Mauerbau 1961 wurde ein wesentlicher Arbeitskräftezustrom verhindert. Als Reaktion auf diesen Arbeitskräftemangel ging die Bundesrepublik zur Anwerbung von ausländischen Gastarbeitern über. Ein erster Anwerbevertrag wurde 1955 mit Italien abgeschlossen. Zu dieser Zeit lebten nur knapp 0,5 Millionen Ausländer in Deutschland, welche einen Anteil von 0,9% der Gesamtbevölkerung ausmachten. Durch den immer noch hohen Arbeitskräftemangel schloss die Bundesregierung weitere Abkommen mit Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968). Es begann die Einwanderung von Millionen Menschen, welche jedoch nur eine zeitlich begrenzte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis ausgestellt bekamen und dann wieder in die Heimat zurückkehren sollten. Nach der Auswanderung wurden diese ausländischen Arbeitskräfte durch neue ersetzt. Dieses „Rotationsprinzip“ stieß jedoch frühzeitig bei den Arbeitgebern auf Widerstand, denn die jährliche Einarbeitungszeit war sehr aufwendig. In Folge dessen blieben immer mehr ausländische Arbeitnehmer dauerhaft in Deutschland.7

2.4 Der Anwerbestopp 1973 und seine Folgen

Mit der sogenannten „Ölpreiskrise“ im Jahre 1973 stieg die Arbeitslosenzahl und es erfolgte schließlich der Anwerbestopp für ausländische Arbeitskräfte. Zu diesem Zeitraum lebten bereits rund vier Millionen ausländische Staatsangehörige in der Bundesrepublik, diese stellten einen Anteil von insgesamt 6,4% der Bevölkerung in Deutschland dar.8 Diese Zahl stieg in den folgenden Jahren noch weiter an, denn aus Furcht nicht mehr nach Deutschland zurückkehren zu können, verließen viele das Land nicht mehr. Ein als kurzfristig angesehene Aufenthalt der Gastarbeiter wandelte sich zum Daueraufenthalt. Zudem holten viele über den Familiennachzug ihre Verwandten in das Land nach.9

2.5 Politische Wende (seit 1989)

Bereits Mitte der 80er Jahre verlief die Migration in Deutschland steigend, trotz Anwerbestopp und Maßnahmen zur Rückwanderung. In den Jahren 1988 bis 1990 kamen jährlich 400.000 Menschen nach Deutschland. Dieser Zustrom blieb allerdings nicht auf lange Dauer und sank im Jahr 1991 und in deren Folgejahren auf 120.000 Menschen pro Jahr.10

Mit dem Ende des Kalten Krieges (1947-1989) kamen wieder mehr Menschen in die Bundesrepublik. Hauptsächlich waren dies diejenigen, welche in den Nachkriegsjahren das Land wegen Flucht und Vertreibung verlassen mussten. Da noch geschätzte vier Millionen Personen mit deutschem Hintergrund in Rumänien, Polen und in Teilen der Sowjetunion lebten. Der Zuzug nach Deutschland wurde zum einen über den Familiennachzug oder durch die Nutzung weniger Spezialabkommen zwischen den relevanten Ländern ermöglicht. Mit dem Kriegsfolgenbereinigungsgesetz von 1993 wurde der Zuzug von Aussiedlern allerdings auf eine Anzahl von jährlich 225.000 begrenzt. Des Weiteren musste seit 1996 ein Sprachtest bewältigt werden, da der Nachweis deutscher Volkszugehörigkeit bzw. Abstammung allein nicht mehr ausreichte, um den Status eines Aussiedlers zu erlangen.11

Asylsuchende und politische Flüchtlinge waren ebenfalls eine wichtige Migranten-Gruppe in der Phase seit 1989. Bis Anfang der 80er Jahre spielte die Asylzuwanderung nur eine geringe Rolle, denn bis zur Hälfte der 1970er Jahre stellten gerade einmal maximal 10.000 Menschen pro Jahr Antrag auf Asyl.

[...]


1 Vgl. BAMF (2007), S.55

2 Vgl. Anh.1; Vgl. Anh.2a/2b

3 Vgl. Kramer (2015), S.26; Vgl. BMI (2014), S.11

4 Vgl. Böttinger (2005), S.9, 11; Vgl. Pries (2015), S.7, 11

5 Vgl. Kramer (2015), S.26f

6 Vgl. Schulte, Treichler (2010), S.19f

7 Vgl. BMI (2014), S.15

8 Vgl. Kramer (2015), S.27

9 Vgl. BMI (2014), S.15; Vgl. Anh.3

10 Vgl. Kramer (2015), S.28

11 Vgl. ebd., S.28; Vgl. Ohliger (1998)

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Migration und Integration in Deutschland. Eine Analyse im Landkreis Rottweil
Note
1,0
Jahr
2016
Seiten
25
Katalognummer
V1239241
ISBN (eBook)
9783346659163
ISBN (Buch)
9783346659170
Sprache
Deutsch
Schlagworte
migration, integration, deutschland, analyse, landkreis, rottweil, asyl, entwicklung, historische entwicklung, aktuelle situation, herausforderungen, maßnahmen, einwanderung, auswanderung, einwanderungsland, auswanderungsland, kriegsflüchtlinge, vertriebene, nachkriegsjahre, gastarbeiter, anwerberstopp, politische wende, flüchtlingskrise, probleme, zuwanderungszahlen, zuwanderung
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Anonym, 2016, Migration und Integration in Deutschland. Eine Analyse im Landkreis Rottweil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1239241

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