Die Länder südlich der Sahara gehören zu den ärmsten der Welt und sie werden wie keine andere Region geplagt von schweren infektiösen Krankheiten und Epidemien: HIV/AIDS, Cho-lera, Hepatitis, Malaria, Tuberkulose und Bilharziose. Woran aber liegt es, dass ausgerechnet diese Länder, die mit der Allgegenwärtigkeit von Hunger, Armut, Kriegen, undemokratischen Regimes und Wasserknappheit ohnehin schon ein schweres Schicksal zu tragen haben, zu-sätzlich von all diesen Krankheiten heimgesucht werden? Oder ist die Frage gar falsch gestellt und sind am Ende eben diese Faktoren Schuld an der erschreckenden gesundheitlichen Lage dieser und anderer Entwicklungsländer? Das glauben zumindest die Vertreter der Critical Medical Anthropology (kurz: CMA), eines medizinethnologischen Ansatzes, der zu Zeiten des Kalten Krieges in den USA entstanden ist und sich gegen das kapitalistische System und vor allem gegen die Biomedizin als kapitalistisch ausgerichtetes Gesundheitssystem richtet. Für sie sind in erster Linie wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Faktoren verantwortlich für die geschilderte Lage. Das Schlüsselproblem im afrikanischen Kampf gegen HIV/AIDS sind somit in ihren Augen nicht kulturelle Faktoren, wie zum Beispiel das Verhalten der Betroffenen, sondern die mangelnde Aufklärung und vor allem der Mangel an bezahlbaren Medikamenten. Ähnlich verhält es sich mit Cholera und Tuberkulose. Beides sind Krankheiten, die in den Ländern reichen Gegenden der westlichen Welt erfolgreich bekämpft wurden. Dass dies in den Entwicklungsländern bisher nicht gelungen ist, liegt wiederum an fehlenden finanziellen Mitteln, die in die Industrie fließen anstatt ins Gesundheitswesen und oft dazu aufgewendet werden, dass die Entwicklungsländer Schulden an industriell hochgerüstete Nationen zahlen. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Forschungsansatz, für den die Schule der CMA steht. Im ersten Teil geht es um die Kritik, welche die CMA-Vertreter an anderen medizineth-nologischen Modellen üben. In einem zweiten Teil werden die neuen Ansätze, Grundgedanken und Ideen der CMA vorgestellt. Der dritte Teil befasst sich mit der Kritik, die bisher über die CMA geäußert wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1) Die Kritik der Critical Medical Anthropology an der herkömmlichen Medizinethnologie
- 2) Neue Ansätze, Ideen und Grundgedanken der Critical Medical Anthropology
- 2.1 Mikro- und Makrolevel: Das Zusammenspiel verschiedener Ebenen
- 2.2 Der Kapitalismus: Kommerzialisierung und Industrialisierung der Medizin
- 2.3 Die verschiedenen Ebenen des Gesundheitssystems: Biomedizin vs. Alternative Medizin
- 3. Kritik an der Critical Medical Anthropology
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Forschungsansatz der Critical Medical Anthropology (CMA). Die Zielsetzung ist es, die Kritik der CMA an traditionellen Ansätzen der Medizinethnologie zu beleuchten, deren neue Konzepte vorzustellen und vorhandene Kritik an der CMA zu diskutieren. Die Arbeit verzichtet auf die Schlussbetrachtung um Spoiler zu vermeiden.
- Kritik der CMA an der herkömmlichen Medizinethnologie
- Mikro- und Makro-Ebenen im Kontext von Gesundheit und Krankheit
- Der Einfluss des Kapitalismus auf das Gesundheitssystem
- Biomedizin im Vergleich zu alternativen Medizinformen
- Machtverhältnisse und globale Ungleichheiten im Gesundheitswesen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die hohe Prävalenz von Infektionskrankheiten in Ländern südlich der Sahara und stellt die CMA als einen Ansatz vor, der wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Faktoren als Hauptursachen für diese Situation sieht. Kapitel 1 analysiert die Kritik der CMA an der herkömmlichen Medizinethnologie, insbesondere deren Fokus auf die Mikroebene und Vernachlässigung externer Faktoren. Kapitel 2 präsentiert die zentralen Ideen der CMA, wie den Fokus auf das Zusammenspiel von Mikro- und Makroebenen, den Einfluss des Kapitalismus und den Vergleich zwischen Biomedizin und alternativen Medizinformen.
Schlüsselwörter
Critical Medical Anthropology (CMA), Medizinethnologie, Kapitalismus, Biomedizin, alternative Medizin, globale Gesundheit, Machtverhältnisse, Mikro- und Makroebenen, Entwicklungsländer, Gesundheitsungleichheiten.
- Quote paper
- Carolin Brugger (Author), 2005, Die Schule der Critical Medical Anthropology, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123977