Vor mehr als 50 Jahren kamen die ersten so genannten „Gastarbeiter“ nach Deutschland. Damals ging man nicht davon aus, dass viele von ihnen in Deutschland bleiben würden. Seit einiger Zeit aber steht fest: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Derzeit leben etwa vier Millionen Migranten in der Bundesrepublik, dennoch ist ein Immigrant heute noch immer „nicht anerkannt, fremd im eigenen Land, kein Ausländer und doch ein Fremder.“ Diese Zeilen aus dem Lied Fremd im eigenen Land der Hip Hop Gruppe Advanced Chemistry macht deutlich, wie in Deutschland lebende Immigranten teilweise von der deutschen Bevölkerung gesehen werden. Auch bezüglich der politischen Maßnahmen hatten Migranten lange Zeit schlechtere Chancen im Rahmen der sozialen Stellung und am Arbeitsmarkt.
Ständig gibt es Diskussionen um Integration, also um die Eingliederung der Immigranten in die deutsche Gesellschaft. Man verlangt von Immigranten, sich zu integrieren, gleichzeitig aber wird ihnen nicht die Chance dazu gegeben. Im Gegenteil, noch immer werden sie nicht als Deutsche anerkannt, obwohl viele bereits in der zweiten, dritten und vierten Generation in Deutschland leben. Sie erfahren Diskriminierungen und Benachteiligungen in jeglichen Lebenslagen. Deutlich wird dies vor allem bei türkischen Migranten. Sie bilden die größte Gruppe der in Deutschland lebenden Zuwanderer und weisen zudem auch relativ große Unterschiede zur deutschen Kultur und Religion auf: „Einerseits haben türkische Jugendliche das Bedürfnis, sich durch das Bekenntnis der eigenen Zukunftsausrichtung nach Deutschland mit dem System der Bundesrepublik zu identifizieren, andererseits müssen sie mit dem auf sie projizierten Bild des -unerwünschten Fremden- leben.“ Welchen Einfluss das negative Fremdbild der Deutschen bezüglich der Migranten auf das Selbstbild der Migranten und somit auch auf die Integration hat und wie Immigranten auf diese vorwiegend negativen Zuschreibungen reagieren, möchte ich in dieser Hausarbeit näher untersuchen. Zudem soll der Zusammenhang von Sprache und Identität türkischer Migranten am Beispiel von Inken Keims Studie „Sozialkulturelle Selbst- und Fremdbestimmung als Merkmal kommunikativen Stils“ verdeutlicht werden.
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Begriffsdefinition von Migration und Migrant
2. Die Geschichte der Migration in Deutschland
3. Deutschland und seine Migranten
4. Migranten zwischen Integration und Ausgrenzung
4.1 Soziale Situation der Migranten
4.2 Stigmatisierung der Migranten als „Fremde“
5. Sprache und Identität türkischer Migranten in Deutschland
5.1 Zusammenhang von Sprache und Identität
5.2 Sprache türkischer Migranten
5.3 Identität türkischer Migranten
5.4 Validierung durch die Studie Keim „Die interaktive Konstitution der Kategorie „Migrant/Migrantin“ in einer Jugendgruppe ausländischer Herkunft: Sozialkulturelle Selbst- und Fremdbestimmung als Merkmal kommunikativen Stils.“ von Inken Keim
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Vor mehr als 50 Jahren kamen die ersten so genannten „Gastarbeiter“ nach Deutschland. Damals ging man nicht davon aus, dass viele von ihnen in Deutschland bleiben würden. Seit einiger Zeit aber steht fest: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Derzeit leben etwa vier Millionen Migranten in der Bundesrepublik, dennoch ist ein Immigrant heute noch immer „ nicht anerkannt, fremd im eigenen Land, kein Ausländer und doch ein Fremder.“ Diese Zeilen aus dem Lied Fremd im eigenen Land der Hip Hop Gruppe Advanced Chemistry macht deutlich, wie in Deutschland lebende Immigranten teilweise von der deutschen Bevölkerung gesehen werden. Auch bezüglich der politischen Maßnahmen hatten Migranten lange Zeit schlechtere Chancen im Rahmen der sozialen Stellung und am Arbeitsmarkt.
Ständig gibt es Diskussionen um Integration, also um die Eingliederung der Immigranten in die deutsche Gesellschaft. Man verlangt von Immigranten, sich zu integrieren, gleichzeitig aber wird ihnen nicht die Chance dazu gegeben. Im Gegenteil, noch immer werden sie nicht als Deutsche anerkannt, obwohl viele bereits in der zweiten, dritten und vierten Generation in Deutschland leben. Sie erfahren Diskriminierungen und Benachteiligungen in jeglichen Lebenslagen. Deutlich wird dies vor allem bei türkischen Migranten. Sie bilden die größte Gruppe der in Deutschland lebenden Zuwanderer und weisen zudem auch relativ große Unterschiede zur deutschen Kultur und Religion auf:
„Einerseits haben türkische Jugendliche das Bedürfnis, sich durch das Bekenntnis der eigenen Zukunftsausrichtung nach Deutschland mit dem System der Bundesrepublik zu identifizieren, andererseits müssen sie mit dem auf sie projizierten Bild des -unerwünschten Fremden- leben.“1
Welchen Einfluss das negative Fremdbild der Deutschen bezüglich der Migranten auf das Selbstbild der Migranten und somit auch auf die Integration hat und wie Immigranten auf diese vorwiegend negativen Zuschreibungen reagieren, möchte ich in dieser Hausarbeit näher untersuchen. Zudem soll der Zusammenhang von Sprache und Identität türkischer Migranten am Beispiel von Inken Keims Studie „ Sozialkulturelle Selbst- und Fremdbestimmung als Merkmal kommunikativen Stils “ verdeutlicht werden.
1. Begriffsdefinition von Migration und Migrant
Migration ist vom lateinischen "migrare" abgeleitet und bedeutet “Wanderung von Individuen oder Gruppen im geografischen oder sozialen Raum.“2
Der Begriff Migrant „ bezeichnet einen Menschen, der nach Deutschland eingewandert ist. Er kann eine ausländische Staatsbürgerschaft haben, dann ist er ein „Ausländer“, er kann aber auch durch Einbürgerung die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben.“3 In Deutschland geborene Kinder der Zuwanderer aber werden als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet.
2. Die Geschichte der Migration in Deutschland
Wanderungsbewegung hat in Deutschland eine hundert Jahre lange Geschichte. Während des Übergangs vom Agrar- zum Industriestaat im 19. Jahrhundert war Deutschland ein klassisches Auswanderungsland. Im Ersten Weltkrieg wurden für die Kriegswirtschaft Arbeitskräfte benötigt und deshalb zahlreiche Arbeiter angeworben und auch deportiert. Im Zweiten Weltkrieg folgten weitere Deportationen aus Osteuropa.
Während der Gründung der DDR kam es zu einer Massenübersiedlung von Vertriebenen, rückkehrenden Kriegsgefangenen und DDR-Flüchtlingen nach Westdeutschland, welche mit dem Bau der Mauer 1961 beendet wurde. Der Arbeitskräftemangel der 50er Jahre in der BRD hatte eine Gastarbeitermigration zur Folge, die sich in folgende drei Phasen unterteilen lässt:4
Phase 1) „Anwerbephase“ 1955 bis 1973: In dieser Zeit wurden insgesamt 14 Millionen Gastarbeiter von den Arbeitsämtern in westdeutsche Unternehmen und Fabriken geholt. Erste Anwerbeabkommen gab es mit Italien 1955, Spanien und Griechenland 1960. Es folgten Abkommen mit der Türkei 1961, Marokko 1963, Portugal 1964, Tunesien 1965 und Jugoslawien 1968. Von allen Ländern war der Aufenthalt der Gastarbeiter in der BRD zeitlich begrenzt. Deswegen blieben lediglich drei Millionen von ihnen in Deutschland, alle anderen kehrten in ihre Heimat zurück.
Phase 2) „Konsolidierung der Ausländerbeschäftigung“ 1973 bis Ende der 70er Jahre: Am 23. November 1973 wurde die Anwerbung von Gastarbeitern aufgrund steigender Arbeitslosigkeit beendet. Es folgten etliche Familiennachzüge. Im Mittelpunkt der Ausländerpolitik stand die Begrenzung der Zuwanderer, die Rückkehrförderung und erste Ansätze zur Integration der Immigranten.
Phase 3) „Phase der Intergrationskonzepte“ ab Ende der 70er Jahre: Die in Deutschland lebenden Gastarbeiter werden Einwanderer. Dies betraf vor allem die inzwischen herangewachsene zweite Generation und die Immigranten, die bereits als Kind nach Deutschland kamen.5
Viele der süd- und osteuropäischen Gastarbeiter sind in Deutschland geblieben. Zudem sind auch viele türkische Migranten nach Deutschland zugewandert. Zwischen 1987 und 2001 nahm Deutschland mehr Einwanderer auf als klassische Einwanderungsstaaten wie Kanada oder Australien. 1990 gab es sogar ein Bevölkerungswachstum durch Immigration, in den letzten Jahren dagegen geht die Zuwanderung immer mehr zurück.
Das Zuwanderungsgesetz vom 01. Januar 2005 „ dient der Steuerung und der Begrenzung des Zugangs von Ausländern.“6 „ Deutschland hat sich allmählich von einem Gastarbeiterland zu einem Land mit gesteuerter Zuwanderung entwickelt.“7
3. Deutschland und seine türkischen Migranten
Heute leben etwa vier Millionen Migranten in der Bundesrepublik Deutschland. Sie bilden eine sehr heterogene Gruppe unterschiedlicher Nationen. Die größte Gruppe stellen mit 1,8 Millionen die Migranten mit türkischer Staatsangehörigkeit dar. Dazu kommen über eine Millionen Menschen türkischer Herkunft, die einen deutschen Pass haben, weil sie Deutsche geworden oder in Deutschland geboren sind.
Die meisten Türken leben und wohnen in den westdeutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Berlin-Neukölln ist zudem die größte türkische Ansiedlung außerhalb der Türkei.
In Bezug auf Größe und den sozialen Erfolg sind die türkischen Migranten bedeutsam für die deutsche Wirtschaft:
"Die türkische Bevölkerung in Deutschland hat nicht nur in der Vergangenheit erheblich zum Erfolg der deutschen Wirtschaft beigetragen, sie hilft auch heute, diesen Wohlstand als Steuer- und Beitragszahler, Verbraucher, Investor und Unternehmer zu sichern".8
Zudem bereichern sie laut Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ungemein das kulturelle Leben in Deutschland.
4. Migranten zwischen Integration und Ausgrenzung
4.1 Soziale Situation der Migranten
Die in Deutschland lebenden Migranten werden täglich mit Problemen im sozialen Zusammenleben konfrontiert. Man verlangt von ihnen, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, gleichzeitig aber werden sie durch diese selbst daran gehindert. Die Mehrheit der Deutschen hat Angst vor kulturellen Unterschieden zwischen sich selbst und den Migranten. Dazu kommt eine Ausländerfeindlichkeit, die vor allem in den 90er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Lange Zeit gab es in Deutschland keine gute Integrationspolitik. So ist es auch kein Wunder, dass einige Politiker in Bezug auf die Integration von Ausländern oder Migranten von der Existenz so genannter „Parallelgesellschaften“ sprechen. Erst seit einigen Jahren gab es Fortschritte in Bezug auf die Integrationspolitik. Obwohl die Regierung den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft erleichtert hat, müssen noch immer zahlreiche Kriterien erfüllt werden. Ein umfangreiches Ausländergesetz regelt, was ein Ausländer alles sagen und machen darf. „ Mit der politischen Artikulation haben es Migranten in Deutschland deshalb schwer.“9 Trotz Verbesserungen durch das Zuwanderungsgesetz, in dessen Zentrum die Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse und der Bildungschancen für Migrantenkinder sowie Maßnahmen zur Verhinderung von „ethnischen Ghettos“ stehen, bleibt die Integration eine Herausforderung für Politik und Gesellschaft.
Man kann in Deutschland zwar von einer Integration, nicht aber von einer strukturellen Assimilation, das heißt von „ einer Eingliederung in das Bildungssystem oder in den Arbeitsmarkt “ sprechen.10 Viele Migranten arbeiten als Ungelernte, einige als Facharbeiter und nur wenige in Berufen, die eine hohe Qualifikation voraussetzen. „Studien haben gezeigt, dass es Migranten in Deutschland besonders schwer haben, sozial aufzusteigen oder ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern.“11 So ist es kein Wunder, dass zum Beispiel 2003/2004 jeder vierte Deutsche und nur jeder zehnte „ausländische“ Jugendliche das Abitur absolvierte.12
[...]
1 Zitiert nach Sylvia Keim, „So richtig deutsch wird man nie.“ S.10
2 Zitiert nach Duden, Fremdwörterbuch, 4. Auflage
3 Zitiert nach Sylvia Keim, „So richtig deutsch wird man nie.“ S.1
4 Vgl. ebd. S.48-56
5 Vgl. Ülger Polat, „Soziale und kulturelle Identität türkischer Migranten der zweiten Generation in Deutschland.“ S.13-15
6 Zitiert nach Internet „Tatsachen über Deutschland“
7 Zitiert nach ebd.
8 Zitiert nach Internet Deutsche Welle „Türkische Migranten in Deutschland“
9 Zitiert nach ebd.
10 Zitiert nach Sylvia Keim, „So richtig deutsch wird man nie.“ S.141
11 Zitiert nach Internet „Tatsachen über Deutschland“
12 Vgl. Internet Bundeszentrale für politische Bildung „Migranten in Deutschland“
- Arbeit zitieren
- Ulrike Weiher (Autor:in), 2006, Sprache und Identität türkischer Migranten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124001
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