Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Vorstellung und Relevanz des Forschungsvorhabens
1.2 Fragestellung, Aufbau und Zielsetzung
2. Kontext Stadt
2.1 Stadt als Hybrid - Die Chicagoer-Schule
2.2 Stadtentwicklung - Die Instrumentalisierung derNatur
2.3 Umweltprobleme - Die Projekte der modernen Stadt
2.3.1 Ökologisch
2.3.2 Ökonomisch
2.3.3 Soziopolitisch
2.3.4 Die Dialektik der Teilprojekte
2.4 Stadt ist Natur? - Die Metabolismustheorie
3. Natur der Gesellschaft
3.1 GesellschaftistNatur? - Die Stoffwechseltheorie
3.2 Naturverhältnisse im Wandel
3.3 Naturwahrnehmung der urbanisierten Gesellschaft
3.4 Fragmentierung des Umweltbewusstseins
3.5 Natur- und Umweltbewusstseinsstudien
4. Nachhaltige Stadtentwicklung
4.1 Warum Nachhaltigkeit in der Stadt?
4.2 Magisches Viereck
4.2.1 Ökologie
4.2.2 Ökonomie
4.2.3 Soziales
4.2.4 Kultur
4.3 Politische Stadtökologie
4.4 Wahrnehmungsöffnung
4.5 Stadt-Landschaft
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Natur, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Versöhnung versäumt ward.“1 Mit diesem Satz von Adorno lässt sich umschreiben, warum die Natur für die Soziologie nicht erledigt sowie als Problem nicht ausreichend klar umrissen ist.
Geht man von den Betrachtungen der Urgeschichte der Soziologie aus, so hätte der Wunsch bestanden, eine stringente Trennung zwischen der Natur und dem Sozialen vorzunehmen. Die Natur wird, mit dem vielzitierten Grundsatz des „sozialen Tatbestand“ von Durkheim, der besagt, „Soziales kann nur durch Soziales, nicht durch Natur erklärt werden“ (Reusswig, 2017, 99), zu einer methodischen Bedingung der soziologischen Wissenschaft verbannt.
Eine Wiedergutmachung an die Natur hat die Soziologie mit der Akteur-Netzwerk-Theorie von Latour (1998) geleistet. Dabei wurden Artefakte und Naturobjekte als Aktanten angesehen. Für die Erklärung sozialer Tatbestände wurde somit der Umwelt und Naturobjekten wieder eine konstitutive Rolle eingeräumt.
Wie genau das „Zurückbringen des Naturbegriffs“ dabei geschehen kann, ist vorerst unklar. Die Wissenschaft arbeitet sich in ihren verschiedenen Disziplinen daran ab. Das daraus hervorgegangene Konzept der Nachhaltigkeit ist ein naheliegendes. Für die einen handelt es sich um eine Blase, die zu reiner Augenwischerei führt. Für andere ist es eine brauchbare Idee zur Regulierung der Zukunft.
Das Problem der Natur bleibt für die Soziologie vor diesem Hintergrund vorerst weiterhin bestehen, denn die gesellschaftlichen Naturverhältnisse erschöpfen sich nicht ausschließlich in dem, was die Naturwissenschaften darüber zu sagen hat, so wichtig es auch sein mag. Hinter den verschiedenen Bereichen der Umweltkrise zeigt sich, dass durch die Übernutzung der Gemeingüter die Kapitalerträge erhöht werden, obwohl der Spielraum der Ressourcen gleichzeitig schwindet. Dies macht ein anderes Wohlstandsmodell, also abweichende Steuerungs-, Produktions- und Konsummuster, erforderlich. Es bedeutet auch, dass eine unverkürzte und vollständige Soziologie nur unter der Einbeziehung der differenzierten Facetten der ökologischen Krise denkbar ist. „Sie muss die gesellschaftlichen Naturverhältnisse thematisieren um nicht auf einem Auge blind zu sein“ (Reusswig, 2017, 99). Die Naturverhältnisse sollten dabei kein Spezialthema der Umweltsoziologie sein, sondern in eine ganzheitliche Diskussion der soziologischen Betrachtung eingebettet sein.
1.1 Vorstellung und Relevanz des Forschungsvorhabens
Sucht man nach den Naturverhältnissen in der stadtsoziologischen Literatur, so wird man hier schnell feststellen, dass nur in den seltensten Fällen ein Kapitel darüber geschrieben wurde. Wenn dies doch geschieht, sind diese Kapitel häufig kurz und knapp und informieren lediglich über die Missstände dieser Thematik im Kontext der Stadtanalyse (Ipsen, 2000, 182). Die Stadtsoziologie behandelt die Stadt als eine Vernetzung von räumlichen, zeitlichen, technologischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Landschaften (Löw et al., 2008, 12).
Hierbei fällt auf, dass die Ökologie im Kontext der soziologischen Stadtanalyse keine Beachtung erfährt. Die städtischen Naturverhältnisse werden nicht als gesellschaftliches Thema begriffen. Die Stadt ist ferner als die Emanzipation des Menschen von der Natur zu verstehen und steht somit in einem invertierten Verhältnis zur Natur. Das Stadtleben, die Stadtkultur und die Urbanisierung auf der einen Seite, Natur, Naturverhältnisse und Ökologie auf der anderen. Dieser Dualismus von Natur und Stadt ist in der städtischen Analyse fest verankert und empirisch evident (Ipsen, 2000, 182). Die Instrumentalisierung der Natur im Zuge der Verstädterung seit dem 19. Jahrhundert hat lokale, nationale und globale Auswirkungen, welche die zukünftige Entwicklung von Städten stark gefährden. Umweltprobleme, die das erste mal in den 70er Jahren in den Blick geraten, sind schon lange nicht mehr zu übersehen und stehen heute stärker denn je im Fokus der öffentlichen und politischen Debatten. Die Belastung der Umwelt mit der Folge der Verschmutzung und dem Verlust von Wasser, Boden, Luft und Arten wird zum Problem des modernen, verstädterten Menschen und erzwingt, vor dem Hintergrund des Verlustes von Ökosystemleistungen im ökonomischen Kontext, ein Umdenken. Es ist über die Verknüpfung der naturwissenschaftlichen mit der sozialwissenschaftlichen Perspektive nachzudenken, um die Dialektik von Mensch und Natur zu zerschlagen. Um eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtplanung zu gewährleisten, ist es unumgänglich, auch in der stadtsoziologischen Denkweise ein neues Naturverhältnis zu etablieren.
Die Komplexität der Naturbeherrschung der Stadt ist in institutionelle Regelungen, technische Infrastrukturen, administrative Apparate, kollektive Werthaltung und individuelle Einstellungen eingebettet und ändert sich nicht mit wenigen Schritten. Vielmehr werden alte und neue Strukturen über lange Zeit hinweg koexistieren, was die Dringlichkeit der Richtungsänderungen stark erhöht (Ipsen, 2000, 183).
1.2 Fragestellung, Aufbau und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit wird sich, angesichts der soeben skizzierten Relevanz der Thematik, mit der Frage beschäftigen, welche Naturverhältnisse und -Wahrnehmungen sich für die urbanisierte Gesellschaft in der modernen Stadt bestimmten lassen und welche Bedeutung diese für eine nachhaltige Stadtentwicklung im ökologischen Kontext haben.
Im ersten Teil der Arbeit wird das Thema der Stadt zu bearbeiten sein. Dabei sollen die Grundlagen der Chicagoer Schule grob umrissen werden, um in das Thema einzuführen und den geschichtlichen Hintergrund darzustellen. Der Beginn der Stadtsoziologie ebenso wie der Beginn der Humanökologie gründen in dieser Schule. Durch die Ausarbeitung wird eine Abgrenzung der beiden Strömungen geschaffen. Des Weiteren sollen ihre Vertreter und deren Ansichten angeführt werden. Es ist hier herauszustellen, dass das Thema der Natur in der Stadt und ihre rekursive Beziehung zum Menschen nicht „neu“ ist und schon vor dem Beginn der Chicagoer Schule und den Umweltströmungen der 70er Jahre Beachtung erfuhr. Im Anschluss an diese Darstellungen und die ersten Feststellungen einer hybriden Stadt, soll die Stadt hinsichtlich ihrer geschichtlichen Entstehung beschrieben werden. Hierbei wird es um die Frage gehen, wie es im Zusammenhang mit der Stadtentstehungsgeschichte zu einem „Verschwinden der Natur“ aus der Stadt gekommen ist. Die Erkenntnisse aus diesem Teil sind der erste wichtige Schritt für ein Verständnis der Naturverhältnisse des urbanisierten Menschen. Unter dem Eindruck der Instrumentalisierung, also der Nutzbarmachung, der Natur in der Stadt, lassen sich anschließend die einzelnen Teilprojekte der Stadt ableiten. Hierbei werden die institutionellen Verbindungen zwischen dem ökonomischen, dem soziopolitischen und dem ökologischen Projekt der Stadt erläutert. Die Dialektik des Teilprojekts gibt dabei Aufschlüsse über die Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Umgang von Städten mit Umweltproblemen. Die dahinterstehende Frage, die als Leitgedanke dieser Arbeit zu Grunde liegt, ist: „Warum sind Städte nicht in der Lage, auf die derzeitige Situation der Umweltkrisen zu reagieren?“ Die Bearbeitung der Teilprojekte der modernen Stadt wird dabei zum einen Mechanismen erkennbar machen, zum anderen wird auf diesen Erkenntnissen im letzten Teil der Arbeit aufgebaut werden können. Der letzte Abschnitt im ersten Kapitel wird sich mit der Metabolismustheorie von Bernd Hamm auseinandersetzen. Dabei soll der Fokus auf die „natürlichen“ Bedingungen der Stadt im weitesten Sinne gerichtet werden. Der umweltsoziologische Blick auf die Stoffwechselprozesse hebt dabei die Gesamtheit der Stadt hervor und soll die Wahrnehmung von der rein technischen und sozial-kulturellen Ebene erweitern. Zusammenhänge können mit dieser Theorie besser hergestellt und verstanden werden. Die Stadt als metabolisches System bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die Natur des Menschen in den Gesamtkontext der Stadt zurückzuversetzen.
Das zweite Kapitel der Arbeit wird seinen Fokus ausschließlich auf das Verständnis des Menschen und seiner Natur richten. Mit Görg wird dazu einführend geklärt werden, wie das Verhältnis der Gesellschaft zur Natur in dieser Arbeit verstanden wird und welche Wechselwirkungen in diesem Zusammenhang vorherrschen. Natur ist dieser Annahme zufolge vor allem gesellschaftlich konstruiert, kann aber nicht als vom Menschen abgetrennt betrachtet werden, da sie als dauerhafte Gegebenheit stets auf den Menschen zurückwirkt. Im Anschluss an diese definierten Grundlagen wird erneut Hamms Theorie des Stoffwechsels die Metabolismustheorie der Stadt auf die Stoffwechseltheorie des Menschen zurückgeführt und erweitert. Aus umweltsoziologischer Perspektive soll dabei versucht werden, die Natur des Menschen mit dem System der Stadt in eine Verbindung zu bringen. Darauf aufbauend ist herauszustellen, wie sich die Naturverhältnisse des Menschen im Laufe der Zeit gewandelt haben. Hierbei werden erste Erkenntnisse zur inneren Wahrnehmung des Menschen zur Natur herausgestellt. Mit der Ausarbeitung der Naturwahrnehmung des urbanisierten Menschen wird das Thema zeitlich aktuell herausgearbeitet sowie ein vertiefender Bezug zur Verbindung mit dem städtischen Leben hergestellt. Aus der Triade der Naturwahrnehmung ergibt sich im darauffolgenden Teil die Fragmentierung des Umweltbewusstseins. Anhand einer Umfrage von Detlef Ipsen wird diese verdeutlicht. Es kann eine Erweiterung der Frage nach den ungelösten Umweltproblemen hergeleitet werden. Im letzten Teil dieses Kapitels soll kurz und bündig ein Praxisbezug hergestellt werden, indem die Arbeit der Natur- und Umweltbewusstseinsstudien erläutert wird. Dabei wird es nur in Ansätzen um die Darlegung und Interpretationen der Studien im einzelnen gehen. Durch die Ausführungen kann der Begriff der Naturverhältnisse um den Begriff des Naturbewusstseins erweitert sowie ein erster Praxisbezug zur nachhaltigen Stadtentwicklung hergestellt werden. Die nachhaltige Stadtentwicklung wird das Thema des letzten Kapitels dieser Arbeit darstellen. Nachdem das Verständnis des Phänomens der Stadt im ersten Kapitel dargelegt sowie die Naturverhältnisse und -wahrnehmungen im zweiten Teil erläutert wurden, soll darauf aufbauend untersucht werden, wie diese im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu verstehen sind. Dazu wird als Erstes zu klären sein, warum Nachhaltigkeit vor allem in Städten eine hohe Wichtigkeit zukommt. Daran anschließend werden Definitionen zur Nachhaltigkeit angeführt und deren Anwendbarkeit anhand der einzelnen Teilprojekte der Stadt untersucht. Das oft benannte „magische Dreieck“ der Nachhaltigkeit wird in diesem Teil gedanklich um eine vierte Säule erweitert. Dabei wird die Bedeutung der kulturellen Verbundenheit der Gesellschaft in der Stadt herausgestellt.
Aufgrund der komplexen Verbundenheit der Teilprojekte auch im Kontext der Nachhaltigkeit, wird der Teil zum einen durch den Gedanken der Kultur, zum anderen durch die Überlegungen einer politischen Ökologie von H. Berger erweitert.
Es lässt sich herausstellen, dass der Gedanke einer nachhaltigen Stadtentwicklung vor Schwierigkeiten steht, welche die gewünschten Prozesse verlangsamen oder gar verhindern. Dazu wird im letzten Teil der Arbeit eine Wahrnehmungsöffnung durch vier Thesen von D. Ipsen angestrebt . Die Thesen fassen dabei die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit zusammen und erweitern sie durch einen gedanklichen Versuch, die Nachhaltigkeit einer Stadt auf einer anderen Eben anzugehen. Mit der Einführung des Begriff der Stadt-Landschaft durch D. Ipsen werden Lösungen vorgeschlagen. Ziel der Arbeit ist es, aus der vorliegenden vielfältigen Literatur zur Umwelt- und Stadtsoziologie ein Gesamtbild der Naturverhältnisse der urbanen Gesellschaft zu schaffen. Dabei wird es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich sein, eine ganzheitliche Theorie zu erarbeiten. Vielmehr wird der Versuch unternommen, die Thematik der Ökologie in den stadtsoziologischen Kontext einzubeziehen und dem vernachlässigten Teilprojekt der Stadt eine Bedeutung zu geben.
2. Kontext Stadt
Im ersten und einführenden Teil dieser Arbeit soll das Thema der Stadt aus der stadt- sowie der umweltsoziologischen Perspektive dargelegt werden. Dafür werden grundlegend die Chicagoer Schule sowie deren erste Vertreter und Vorläufer von Bedeutung sein.
Im zweiten Teil dieses Kapitels wird die Stadtentwicklung vor dem Hintergrund der Instrumentalisierung der Natur erläutert. Hierbei wird sich der Fokus darauf richten, dass die moderne Stadt, wie wir sie heute kennen, aus der Nutzbarmachung der Natur entstanden ist und somit als Teil der Natur verstanden werden kann. Diese Sichtweise wird im dritten Teil des ersten Kapitels durch die Metabolismus Theorie von Bernd Hamm untermauert und erweitert.
Im vierten und letzten Teil dieses Kapitels wird die Dialektik der Teilprojekte der modernen Stadt dargelegt. Dabei wird umrissen, in welchem Verhältnis das soziopolitische, das ökonomische sowie das ökologische Projekt der Stadt zueinander stehen und welche Auswirkungen diese Abhängigkeiten auf die Umwelt haben. Dieser Teil soll die moderne Stadt mit ihren Projekten ganzheitlich verständlich machen und auf den Teil der nachhaltigen Stadtentwicklung vorbereiten.
2.1 Stadt als Hybrid - Die Chicagoer Schule
Die Chicagoer Schule gilt als wichtigste Strömung der stadtsoziologischen Anfänge und wurde maßgeblich durch die Theorien von Park, McKenzie und Burgess geprägt. In den Jahren von 19151932 erlebte die Chicagoer Schule unter der Forschung und Lehre von Robert E. Park und William Isaac Thomas ihre Hochzeit. Diese beiden Vertreter gelten dabei als Leitfiguren (Löw et al., 2008, 31). Für die Phänomene der sozialen Ungleichheit in den Städten, vor allem im Chicago zu dieser Zeit, suchen Park und Thomas soziologische Erklärungen durch theoretische Ableitungen sowie - und darin liegt eine historische Neuerung- durch die Interpretation qualitativer und quantitativer Daten (Löw et al., 2008, 31).
Diese Arbeiten waren aufgrund dreierlei Bedingungen möglich. Zum einen hatte die Universität von Chicago als erste einen soziologischen Lehrstuhl, zum anderen wies die Stadt Chicago ein starkes Bevölkerungswachstum auf und war im Zuge dieser Entwicklungen mit einem hohen Anteil verschiedener ethnischer Gruppen geprägt von erheblichen ökonomischen und sozialen Konflikten. Das dritte wichtige Moment besteht darin, dass seit 1920 Zensusdaten für 70 Teilgebiete in Chicago erhoben wurden. Auf diesem Weg entstanden zeitlich parallel Sekundäranalysen statistischer Daten, Fallstudien abweichenden Verhaltens städtischer Teilgebiete sowie die theoretischen Arbeiten von McKenzie, Park und Burgess. In der Geschichte der Soziologie ist diese Produktivität einzigartig und bildet das Fundament der Sozialökologie (Friedrichs, 1977, 29).
Die sozialökologische Stadtforschung wird durch die drei benannten Autoren in „The City“ begründet (1984, 1925). In diesen und weiteren Publikationen arbeiten sie Überlegungen aus, in denen sie die menschliche Gesellschaft mit Theorien aus der Tier- und Pflanzenökologie gleichsetzten. Die Grundüberlegung ist dabei, dass sich Menschen ihrer natürlichen Umwelt anpassen. Unterschiedliche Stadträume werden vor dem Hintergrund dieser Perspektive als eine Form der Anpassung des Menschen an seine Umwelt interpretiert. Diese Stadträume werden „natural areas“ genannt. So wie verschiedene Arten von Pflanzen dazu neigen, dauerhafte Gruppen zu bilden, so versuchen die einzelnen menschlichen Gruppen, basierend auf ihrer Schichtzugehörigkeit oder Ethnizität, durch spezifische Selektionsformen Gemeinschaften aufzubauen, die in sich homogen sind (Löw et al., 2008, 34).2 Parks Sozialökologie setzt bei der Bedeutung des Raumes an und wendet sich bewusst ab von der Betrachtung der bloßen Verteilungsstruktur auf Basis geographischer Grenzen. Dies ermöglicht ihm, die Gleichheit in den Vierteln, die Gesamtheit der Stadt sowie ihre Differenz, die sich mit den Immigrationswellen stetig verändert, in den Blick zu nehmen (Löw et al., 2008, 34 ff.). Die einzelnen Gemeinden definiert Park über ihre Dichte und Größe. Die Gesamtheit der Stadt definiert er über das Verhältnis von Gleichheit und Heterogenität. Daran anschließend wird Luis Wirth eine der wirkungsmächtigsten Definitionen über die Stadt prägen: „Für soziologische Zwecke kann die Stadt definiert werden als eine relativ große, dicht besiedelte und dauerhafte Niederlassung gesellschaftlich heterogener Individuen“ (Wirth, 1974 1938, 48). Wenngleich die Sozialökologie aufgrund ihrer evolutionstheoretischen Überlegungen angefochten wird, so hat sie wesentliche Grundbegriffe der Stadtsoziologie geprägt (Friedrichs, 1977; Krämer-Badoni, 1991; Häußermann/ Sielbel, 1994).3 Die wichtigsten Begriffe sind: „Segregation als die Konzentration bestimmter Gruppen in spezifischen Stadtvierteln; Invasion als das Eindringen von Gruppen in ein Gebiet, in dem vormals andere Gruppen segregiert waren; Sukzession für die Beschreibung eines vollständigen Nutzungswandels inbestimmten Stadtvierteln“ (Krämer-Badoni, 1991, 20).4
Im Folgenden sollen die umweltsoziologischen Arbeiten der Chicagoer Schule vertieft dargestellt werden. Dabei sollen vor allem die Arbeiten von Park und Howe und die daraus hervorgegangenen humanökologischen Studien erfasst werden. Diese Betrachtungen sind als grundlegende Annahmen für die weitere Bearbeitung der Thematik ausschlaggebend. Hierbei wird die Herausstellung des Hybridcharakters von Natur und Gesellschaft wichtig sein.5
Die Vorstellungen Simmels der netzwerkartigen Wechselwirkungsprozesse übertrug Park auf die gesellschaftliche Erschaffung der materiellen Umwelt. Allerdings sprach er der materiellen Umwelt eine „Re-Naturalisierung“ zu, also in seinem Sinne eine Eigendynamik, die vom Erfinder ungeplant war. Die äußere Umwelt wurde gesellschaftlich erbaut, verändert und wahrgenommen. Diese veränderte Umwelt wiederum hat unvorhersehbare Folgen für die gesellschaftliche Entwicklung. Park spricht der äußeren Natur dabei eine Eigenkraft zu, die mit der Gesellschaft folglich untrennbar verbunden ist. Parks Perspektive über die wechselseitige Beziehung von Mensch und Umwelt fiel in Chicago in der Fakultät für Soziologie auf fruchtbaren Boden. Park hatte in Berlin seine erste und einzige formale Unterweisung in der Soziologie erhalten. Unter Hettner und in seinen ersten wissenschaftlichen Feldexkursionen fand er später einen Zugang zur Empirie. Daraufhin begann er, zurück in Chicago, seine „mikroskopische“ Untersuchung. Rene König schrieb: „Sie müssen sich Park als einen unermüdlichen Fußgänger vorstellen, der die Stadt Chicago kreuz und quer nach allen Richtungen hin durchstreifte und seine Beobachtungen notiert“ (1978, 85).6 Seine erste Forschungskitze mit dem Namen „The Survey“ erschien 1915 im „American Journal of Sociology“ und beinhaltet bereits in Ansätzen Ideen für die Humanökologie.
Vorläufer dieser Arbeit gab es allerdings schon vor 1900. Publikationen über die Entstehungen von Städten vertraten zum einen Simmels abstrakte Gedanken über die Großstädte, zum anderen waren sie Ideengeber für die Stadtökologie. Der Politiker und Sozialreformer Frederic C. Howe schrieb das Buch „The City: The Hope of Democracy“ bereits 1905. Zu dieser Zeit, und durch Darwins Wissenschaft geprägt, war es Howe sicherlich nicht fremd anzunehmen, dass der Mensch von seiner Umwelt anteilig sozialisiert wurde. In den USA gehört Howe im neuen Jahrhundert zu den ersten, die versuchten, diese Denkweise in den städtischen Kontext einzubetten. Nach Howe kontrolliert und bestimmt die ökonomische Umwelt menschliche Handlungen und Einstellungen. Howe beklagte sich 1912 in dem Artikel „The City as a Socializing Agency. The Physical Basis of the City: The City Plan“, dass sich die Soziologie gehäuft auf Menschen konzentriere und zu wenig auf die Dinge. „The basis of the city, like the basis of all life, is physical. The health, comfort, convenience, happiness of the people is intimitaly bound up with the material side of the city [...] The houses we live in, the streets we travel over, the air and the sunlight are controlled by the attitude of the city to the physical things“ (Howe, 1912, 590).7 Howe beschreibt sehr detailliert die Verwobenheit der physischen Bedingungen mit dem Leben in der Stadt. Dabei hebt er besonders die Eigenschaften der deutschen Städte als sozialisierende Kräfte hervor.
Er vergleicht amerikanische und deutsche Städtebauweisen und stellt die negativen sozialen und psychischen Folgen technischer sowie architektonischer Einrichtungen vor. Dieses Dilemma kann ihm zufolge durch Gemeinschaftseinrichtungen und Parkanlagen abgewendet werden. Howe beschreibt Dinge und Häuser als sozialisierende Faktoren des Alltags in der Stadt und mahnt dabei zu konzeptionellen Annahmen.
Simmels Denken wirkte bei Park und Howe sowie weiteren Vertretern dieser Zeit8 maßgeblich. Dabei betrachtet Simmel, im Gegensatz zu den anderen Autoren „die Stadt als ein grenzenloses, sich in Bewegung auflösendes organisches Ganzes, welches er anderen Lebensformen (z.B. Land- oder Gebirgsleben) gegenüberstellte, [...]“ (Groß, 2001, 127). Der Unterschied zu Simmels Ansichten bei Howe und den weiteren Vertretern zu dieser Zeit zeigt sich in der detaillierteren Auseinandersetzung mit der Stadt. Der innere Charakter der Stadt wurde zunehmend systematisch untersucht, es wurde nach Details gefragt und zunehmend eine Mikroperspektive eingenommen. Zusammengenommen beschreiben diese Arbeiten die ersten Gehversuche der Humanökologie von Park. Howes Interesse an Handlungen und individuellen Einstellungen in der Stadtnatur, Woolston mit seinem Versuch, die Stadt als ein soziales Labor und dieses als eigenes Untersuchungsfeld zu erkennen, und die von Hayes erkannten physischen und empirisch messbaren Einflussgrößen und Bedingungen auf soziales Handeln mit den verschiedenen sozialen und materiellen Umgebungen.
Diese Nachfolger Simmmels publizierten noch vor Park detaillierte Stadtuntersuchungen. Mit Parks Abhandlung „The City“ von 1915 im „American Journal of Sociology“ erschien die erste Skizze der humanökologischen Umweltsoziologie. Dabei stellt Raushenbush die Charakteristik von Park heraus. Er schreibe demnach nicht wie jemand, der die Antworten schon kennt. Vielmehr versucht er, die Probleme so zu fassen, dass sich die richtigen Fragestellungen zur Lösung herausstellen. Simmels Arbeiten werden von Park so reflektiert, dass sich mögliche Forschungsfragen daraus ableiten lassen.
In den Forschungen Parks, das menschliche Verhalten im urbanen Umfeld zu verstehen, schreibt er: ,,[...] an institution is a selection of corporate human nature plus the machinery and the instrumentalities through wich the human nature operates“ (Park, 1915b, 577)9
Die physischen Objekte sieht er als Teil der sozialen Institutionen. Die Stadt ist ihm zufolge ein Mechanismus. Durch diesen fänden politische und private Interessen einen gemeinsamen Ausdruck. Die Stadt als Mechanismus wird durch ihre Maschinen, Straßenbahnen, Geisteshaltungen, Administrationen, Bräuche, öffentliche Meinungen, einzelne Personen und den von ihnen benutzen Werkzeugen geprägt und ist nicht einfach als kollektive Einheit zu verstehen. Im Jahr 1908 verfasst Park eine Analyse eines landwirtschaftlichen Extensionsprogramms über Siedler afroamerikanischer Herkunft in Macon County in Alabama. Die Analyse mit dem Namen „Agricultural Extension among the Negros“ schrieb er für die Zeitschrift „World To Day“. Park verweist schon hier auf die ausschlaggebende Bedeutung des Zusammenhangs zwischen individuellen Handlungen, Geographie, Landwirtschaft und Straßenführungen. Die soziologische Herangehensweise ist für Park nun untrennbar mit den Objekten und der materiellen Umwelt verknüpft. Eine soziologische Untersuchungseinheit ist ihm zufolge ohne die materielle Umwelt nicht denkbar. Soziale Prozesse lassen sich nur mit der Bezugnahme auf Mechanismen und Dinge als sozialisierende Phänomene beschreiben. Die Betrachtung der Stadt wird durch Park zu einem Netzwerk, in dem Prozesse miteinander verwoben sind. Diese Prozesse sind gleichermaßen mechanisch, organisch, natural und kulturell. In „The City“ machte er dies besonders deutlich. Es gibt nichts ausschließlich Soziales und nichts ausschließlich Natürliches. Die Stadt ist demnach genauso sozial wie natürlich.
2.2 Stadtentwicklung - Die Instrumentalisierung der Natur
Die historische Stadtforschung ist sich heute dahingehend einig, dass ein städtischer Charakter bereits in Westasien in einzelnen neolithischen Siedlungen vorzufinden war. Besonders bekannt sind beispielsweise Khirokitia auf Zypern, Catal Hüyük auf der Konja-Ebene der heutigen Türkei und Jericho. Der Ort Catal Hüyük hatte in etwa 10.000 Einwohner. Sein Niedergang ist für den Zeitraum um 5.000 v. Chr. belegt (Kostof, 1992, 30).10 Etwa 1.500 Jahre nach diesen Entwicklungen entstanden die ersten Städte zwischen Euphrat und Tigris, kurze Zeit später in der griechischen Welt sowie im römischen Reich.
Die Stadtgründungen in Mitteleuropa erlebten ihren Aufschwung im Mittelalter, also etwa in der Zeit vom 6. bis 15. Jahrhundert. Für die Entstehung von Städten gibt es dabei bis heute keinen eindeutigen Kausalfaktor. Vielmehr spielen verschiedene Faktoren und wechselseitige Einflüsse eine ausschlaggebende Rolle. Die einzelnen Teilbereiche der Ökonomie, der Politik und des Sozialen sind dabei die wesentlichen Größen. Kostof unterscheidet des Weiteren, unabhängig vom Zweck der Gründungen, zwei verschiedene Typen von Städten. Städte werden ihm zufolge entweder von einer etablierten Macht gegründet oder als Resultat eines eher spontanen Zusammentreffens politischer, sozialerund ökonomischerBeziehungen (Kostof, 1992, 31 ff.).11
Unabhängig vom Zweck der Gründung einer Stadt oder der verschiedenen Typen der Stadtgründungen lässt sich eine Verbindung erschließen, die jede Stadtentstehung vereint. Um eine Stadt entstehen zu lassen, ist Baugrund nötig und die Einwohnerinnen müssen mit Nahrungsmitteln versorgt werden, was ebenfalls Boden zum Anbau benötigt. Um Behausungen zu bauen, wird Holz, Stein und Sand benötigt, was aus der Umgebung herbeigeholt werden muss. Kurz gesagt: Städte entstehen aufgrund der Nutzbarmachung von natürlichen Ressourcen. Diese These soll im Folgenden vertieft werden. Somit wird die Stadtentwicklung aus der ökologischen Perspektive grundlegend durch die Beherrschung, Formung, Verwendung und Nutzbarmachung der Natur geprägt. Das Verhältnis von Stadt und Natur war von der Hygienebewegung über die Gartenstadt bis hin zur Charta von Athen ein zentrales Thema der Stadtpolitik und -planung (ipsen, 2000, 182). „Das Naturverhältnis ist nur als gesellschaftliches denkbar und deshalb Gegenstand der Disziplin und darüber Hinaus gerade für die Stadtentwicklung von hoher Bedeutung“ (ipsen, 2000, 182). Für die moderne Stadt ist das jeweils historisch entwickelte Naturverhältnis konstitutiv für die soziale, materielle und politische Regulation der Stadt. Die Entwicklung der modernen Stadt hat umgekehrt die Praxis des Naturverhältnisses der Gesellschaft wesentlich bestimmt.
Mit dem „großen Gestank“ von 1858 begann, neben vereinzelten engagierten Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen und Ärztinnen, auch die Politik damit, sich mit vorliegenden Umweltproblemen zu befassen, die durch die schnell wachsenden Städte, die neue industrie und die hohe Dichte in den Städten hervorgerufen wurden. Die Art der Problemlösung in der Umweltpolitik wird am Beispiel der Themse deutlich.12
Für jedes Problem wird dabei von der modernen Natur- und Ingenieurwissenschaft eine punktuelle Lösung generiert (Ipsen, 2000, 183). Punktuell insofern, dass die auftretenden Probleme als Belästigungen durch immer raffiniertere Methoden und Techniken aus dem Blickfeld verbannt werden13. Punktuell auch deshalb, da es keine prophylaktische oder vorher durchdachte Problemlösung gibt, sondern immer spezifisch auf ein auftretendes Problem reagiert wird und erst Maßnahmen ergriffen werden, wenn ein Problem bereits entstanden ist. Die moderne Stadt hat sich aus dieser Perspektive aufgrund ihrer Krisen zwischen dem Verhältnis von Mensch und Natur und den begleitenden ästhetischen und gesundheitlichen Problemen entwickelt (Ipsen, 2000, 184). Sie wird infolgedessen als ein komplexes System aus technischen Infrastrukturen entworfen, das durch bürokratische Apparaturen professionell gesteuert wird. Die Stoffströme und Energieflüsse in der Stadt werden so reguliert, dass hygienische Standards eingehalten werden und die quantitative Versorgung gewährleistet ist. Beispiele dafür sind die Wasser- und Energieversorgung, Schlachthöfe, Kläranlagen und Großmärkte. Dabei werden neu auftretende Probleme mit immer neuen Technologien beantwortet.
Diese Logik der punktuellen Lösungsansätze ist vorerst erfolgreich. Nicht selten jedoch führt diese zu Folgeproblemen, was die Dringlichkeit erhört, nach grundsätzlich neuen Lösungsansätzen zu suchen.14 Die Gedanken und Formulierungen einer nachhaltigen Entwicklung deuten auf diese Suche hin. Es sollen neue Entwicklungskonzepte erforscht werden, welche die sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien erfüllen. „Über ein neues Naturverhältnis nachdenken heißt also über Stadt nachdenken“ (Ipsen, 2000, 184).
2.3 Umweltprobleme - Die Projekte der modernen Stadt
Städte sind zunehmend eng mit der Moderne gekoppelt. Von Beginn an ist die Moderne dabei doppelt geprägt, denn sie ist ökonomisches und soziopolitisches Projekt zugleich. Aus dem Verhältnis dieser beiden Projekte ergibt sich eine Dialektik, die den Prozess der Stadtentwicklung kennzeichnet. Beide Projekte sind dabei mit der Herausbildung eines spezifisch ästhetisch sowie materiell geprägten Naturverhältnisses verbunden.15
Daraus ergibt sich ein drittes ökologisches Projekt. Diese drei Projekte, das ökologische, das ökonomische sowie das soziopolitische, sollen im Folgenden vertieft werden. Dabei soll explizit herausgestellt werden, in welchem Zusammenhang die einzelnen Projekte der modernen Stadt stehen und ob, beziehungsweise wie, diese zu Umweltproblemen beitragen. Die Ausarbeitungen dieses Teils werden des Weiteren die Grundlage für den Teil der nachhaltigen Stadtentwicklung dieser Arbeit darstellen. Die einzelnen Teilprojekte werden vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Stadtentwicklung erneut aufgegriffen und erweitert. Es soll herausgestellt werden, wie eine nachhaltige Stadtentwicklung in den einzelnen Teilprojekten angelegt ist und welche Möglichkeiten und Grenzen sich daraus ergeben.
2.3.1 Ökologisch
Die Stadtentwicklung ist, wie eben erläutert, in erster Linie durch die Beherrschung, Formung, Verwendung und Nutzbarmachung der Natur geprägt. Die Regulierung der Gewässer sowie die Stadtentwässerung lassen die Stadt zu einem „naturfreien“ Raum werden. Die Natur und ihre Anteile, wie der Geruch von Vieh und Mist, kleine Krabbeltiere und wilde Kräuter, werden im Allgemeinen als unangenehm empfunden. Die Zurückdrängung des unmittelbaren Bezugs zur äußeren Natur bis hin zur völligen Ausblendung wird dabei durch administrative und technische Infrastruktur realisiert. Das Wasser in der modernen Stadt wird nicht mehr aus dem Brunnen geholt, sondern aus Lei - tungen gespeist. Die menschlichen Ausscheidungen werden mittels Wasser „entsorgt“. Fisch und Fleisch verlieren ihre Gestalt und erreichen den Konsumenten in Form von Schnitzeln und Stäbchen. Ein ganzes Tier tritt selten in den Wahrnehmungsbereich des Menschen. „Im Bewußtsein gilt, daß Natur und Naturschönheit draußen vor der Stadt sind“ (Ipsen, 2000, 186). Die Natur und ihre Schönheit sind, wenn sie in der Stadt zu finden sind, in Parks oder im Zoo anzutreffen, also in festgelegten und kontrollierten Räumen. Somit ist das ökologische Projekt der Stadt seit der Stadtentwicklung mit einem neuen Naturverhältnis des Städters verbunden. Dieses angesprochene Naturverhältnis und dessen Auswirkungen sollen im zweiten Kapitel dieser Arbeit vertieft werden.
2.3.2 Ökonomisch
Die Stadt als ökonomisches Projekt hat das Geld als generalisiertes Handlungsmedium inne und ist für die Verhaltensdynamik der modernen Stadt kennzeichnend. Schon für die traditionelle Stadt war der Markt konstituierend. In der Stadt der Moderne kommen Versicherungen, Fabriken, Börsen und Banken hinzu.
[...]
1 Zit. nach: (Reusswig, 2017, 99)
2 Vgl. auch: (Park 1974 1925, 90).
3 Zit. nach: (Löw et al., 2008, 36)
4 Zit. nach: (Löw et al., 2008, 36)
5 Das Folgende nach (Groß, 2001, 122 ff.)
6 Zit. nach: (Groß, 2001, 123)
7 Zit nach: (Groß, 2001, 124 f.)
8 Howard Woolston veröffentlichte 1909 ein Buch mit dem Titel „A Study of the Population of Manhattanville“. Er untersucht verschiedene Gruppen von Einwanderern und skizziert Prozesse der ethnischen Segregation und Migration. Damit beschreibt er Themen, die erst Jahre später als „human ecology“ offiziell in der Soziologie Einzug erhalten (Groß, 2001, 125). Edward C. Hayes, ein weiterer Schüler Simmels, sprach sich in seinem Artikel „The 'Social Forces' Error“ schon früh gegen die Vernachlässigung der Umwelt in der Soziologie aus (Groß, 2001, 126). Die Beiträge Hayes können als ein weiterer Versuch gewertet werden, zu einer objektiven „Mensch-Umwelt-Gesamttheorie“ in der Soziologie zu gelangen (Groß, 2001, 127).
9 Zit. nach: (Groß, 2001, 128)
10 Zit. nach: (Wächter, 2003, 10)
11 Zit. nach: (Wächter, 2003, 10)
12 Die englischen Parlamentarier hatten mehrere Wochen mit einem durchdringenden Gestank, ausgehend von der Themse, zu kämpfen. Diese Unannehmlichkeiten führten zu politischem und technischem Handeln. Die Lösung bestand darin, die Abwässer am Flussufer entlang durch einen geschlossenen Kanal aus der Stadt zu leiten (Glick, 1988) zit. nach: (ipsen, 2000, 183).
13 Beispielsweise durch den Bau von höheren Schornsteinen, Abwasserkanäle, Kläranlagen und Mülldeponien.
14 Ein aktuelles Beispiel ist die Elektromobilität als technische Lösung. Der Verbrauch von fossilen Ressourcen sowie der CO2-Ausstoß in den Städten sollen vermindert werden. Die Folgeprobleme: Für die Herstellung der Akkus werden Rohstoffe wie Lithium und Graphit benötigt, dessen Abbau dramatische Folgen für die Umwelt hat. Des Weiteren wird für das Laden der Akkus der Stromverbrauch stark erhöht. Diese Folgeprobleme machen deutlich, dass die ursprünglichen Probleme lediglich verschoben werden.
15 Das Folgende nach (Ipsen, 2000, 185 ff.)