Die „Fröhliche Wissenschaft“, zuerst als Fortsetzung der „Morgenröthe“ gedacht, später jedoch als eigenes Werk 1882 (1887 das 5. Buch) beendet, ist in einem durchgehend helleren Ton als die vorhergehenden Bücher Nietzsches geschrieben. Der Philosoph, der des öfteren an unterschiedlichsten körperlichen und geistigen Beschwerden und Krankheiten litt, konnte nach einem Aufenthalt über den Sommer in Sils-Maria in der Schweiz die Schmerzenswelt überwinden und sich in einem Anflug von höchstem geistigen und körperlichen Wohlbefinden der Arbeit an der „Fröhlichen Wissenschaft“ widmen. Ein Brief an Franz Overbeck soll das Vorstadium der Produktionserhöhung verdeutlichen:
„Der Schmerz besiegt Leben und Willen. O, was habe ich für Monate, was für einen Sommer gehabt. Ich habe so viele Martern des Körpers erfahren, wie ich am Himmel Wechsel sah. In jeder Wolke ist etwas von einem Blitz verborgen, das mich mit unvermuteter Gewalt treffen und mich unglücklichen gänzlich zugrunde richten kann. Fünfmal bereits habe ich als Arzt den Tod gerufen und hoffte, der gestrige Tag sei der letzte gewesen – ich hab es vergebnes gehofft. Wo auf Erden gibt es einen Himmel von immerwährender Heiterkeit, meinen Himmel? Leb wohl mein Freund“ (B 6,128; 18. September 1881, zitiert in Safranski 239f.)
Nietzsche erfährt in den Monaten darauf den bereits angesprochenen Veränderungswechsel in der physischen und psychischen Verfassungslage. Als er im Juli 1881 die „Morgenröthe“ in Sils-Maria beendete, hat er in der Folgezeit das erste große Inspirationserlebnis, dass ihm den Gedanken der ewigen Wiederkehr bringt, den er in der „Fröhlichen Wissenschaft“ ebneo zur Thematik macht, wie den Tod Gottes, das Problem des Nihilismus, die Rolle der Wahrheit und den Willen zur Wahrheit im menschlichen Leben. Des weiteren beschäftigte sich Nietzsche in diesem aphoristischen Werk mit der Frage nach der richtigen Einstellung in Bezug auf Leiden, Vollendung und Erreichen und kritisiert Wissenschaft und Philosophie.
Nietzsche benutzt in diesem Buch ausschließlich Aphorismen, durch die er eine innere Einheit herstellen kann. Somit verkündet Nietzsche, dass durch Aphorismen „die lange Logik einer ganz bestimmten philosophischen Sensibilität“ und nicht „ein Durcheinander von hundert beliebigen Parodoxien und Heterodoxien“ erreicht wird (Löwith 120, in Safranski 241).
Er unterteilt die „Fröhliche Wissenschaft“ in fünf Bücher, von denen das letzte erst 1887 für die Neuauflage geschrieben wurde und bei dem sich Nietzsche vermehrt mit dem „Willen zur Macht“ auseinandersetzt: „Jetzt ergötze und erhole ich mich an der kältesten Vernunft-Kritik, bei der man unwillkürlich blaue Finger bekommt (...)
Inhaltsverzeichnis
- Interpretation
- Die "Fröhliche Wissenschaft" und ihr Entstehungskontext
- Die ewige Wiederkehr
- Weitere Themenschwerpunkte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Friedrich Nietzsches "Fröhliche Wissenschaft", insbesondere ihren Entstehungskontext und die zentralen philosophischen Themen. Die Analyse beleuchtet Nietzsches geistige und körperliche Verfassung während der Entstehungsphase und deren Einfluss auf das Werk.
- Entstehung der "Fröhlichen Wissenschaft" und Nietzsches Zustand
- Die philosophische Bedeutung der ewigen Wiederkehr
- Kritik an Wissenschaft und Philosophie
- Das Verhältnis von Leiden, Vollendung und Erreichen
- Nietzsches literarische Stilmittel (Aphorismen)
Zusammenfassung der Kapitel
Die Interpretation beginnt mit einer Beschreibung der Entstehung der "Fröhlichen Wissenschaft" im Kontext von Nietzsches gesundheitlicher und geistiger Verfassung. Es wird der Einfluss seines Aufenthalts in Sils-Maria und die damit verbundene Überwindung von Krankheit und Leid hervorgehoben. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung des zentralen Motivs der ewigen Wiederkehr und skizziert dessen philosophischen Hintergrund. Schließlich wird Nietzsches Kritik an bestehender Wissenschaft und Philosophie sowie seine Auseinandersetzung mit Fragen des Leidens, der Vollendung und des Erreichens angesprochen. Die Analyse endet vor der Behandlung der Schlussfolgerungen des Werkes.
Schlüsselwörter
Friedrich Nietzsche, Fröhliche Wissenschaft, Ewige Wiederkehr, Nihilismus, Tod Gottes, Aphorismus, Kritik an Philosophie und Wissenschaft, Leiden, Vollendung, Erreichen, Willen zur Macht.
- Arbeit zitieren
- Achim Zeidler (Autor:in), 2005, Friedrich Nietzsche: "Fröhliche Wissenschaft" - Eine Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124056