Currency Boards


Seminararbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1,4


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Currency Board – Was ist dies genau ?
2.1. Definition – What is a Currency Board ?
2.1.1. Konstitutive Bestandteile
2.1.2. Institutionelle Rahmenbedingungen
2.1.3. Ziele und Gründe für ein Currency Board
2.2. Wo finden wir heute Currency Boards ?
2.3. Geschichtlicher Rückblick – Wie entstanden die Currency Boards ?

3. Currency Board vs. Zentralbank – What is the difference ?
3.1. Nur Angebot von Noten und Münzen
3.2. Fixer Wechselkurs mit Währungsreserve
3.3. Währungsreserven von mindestens 100%
3.4. Volle Konvertibilität
3.5. Geldpolitik an Regeln gebunden
3.6. Kein „lender-of-last-resort“
3.7. Reguliert nicht das Bankensystem
3.8. Transparent
3.9. Vor politischem Druck geschützt
3.10 Hohe Glaubwürdigkeit
3.11. Seignoragegewinne nur mit Zinsen möglich
3.12. Kann keine Inflation generieren
3.13. Kann Ausgaben der Regierung nicht finanzieren
3.14. Bedarf keiner Voraussetzungen für eine Reform der Geldpolitik
3.15. Reform schnell durchführbar
3.16. Kleiner Mitarbeiterstab

4. Was können wir zusammenfassend nun sagen ?
4.1. Nachteile eines Currency Boards
4.2. Vorteile eines Currency Boards

5. Was geschah in Argentinien ?

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit möchte ich näher auf die sogenannten Currency Boards, als spezielle Form der fixen Bindung einer Währung an eine Ankerwährung, eingehen. Zuerst werde ich die Charakteristika dieses Währungssystems beleuchten und anschliessend die historische Entwicklung der Currency Boards erläutern. In einem weiteren Schritt werde ich die Unterschiede zwischen dem idealtypischen Currency Board und einer Zentralbank aufzeigen, danach die generellen Vor- und Nachteile dieser monetären Institution beschreiben. Abrunden möchte ich die Arbeit mit dem aktuellen Beispiel Argentiniens.

Die einzelnen Titel habe ich als Frage formuliert, um so in einer Art Dialog den Sachverhalt eingehend analysieren zu können.

2. Currency Board – Was ist dies genau?

2.1. Definition – what is a Currency Board?

„Ein Currency Board (engl. für Währungsamt) ist ein Arrangement, das die Währung eines Landes durch einen festen Wechselkurs an eine stabile Auslandswährung (Ankerwährung; anchor currency) bindet. Die umlaufende inländische Geldmenge sowie die Bankguthaben sind zu 100% mit Währungsreserven gedeckt. Die Gewährung von Krediten durch die Zentralbank ist verboten. Das Land mit einem Currency Board verliert somit die Eigenständigkeit in der Geldpolitik, partizipiert aber an der Stabilität der Ankerwährung oder kann durch Einführung eines Currency Boards den Verfall (Abwertung) seiner Währung stoppen.“[1]

Es handelt sich um eine monetäre Institution, die vorsieht, dass die Zentralbank Basisgeld nur im Austausch gegen ausländische Devisen schaffen kann[2]. Speziell ist beim Currency Board im Gegensatz zu einem Währungssystem, wo lediglich die heimische an eine ausländische Währung gekoppelt wird, dass die inländische Geldmenge zu mindestens 100% durch die Ankerwährung gedeckt sein muss. Bei einer Deckung von mindestens 100% spricht man von einem orthodoxen, bei geringerer Deckung von einem unorthodoxen Currency Board-System[3].

„...A Currency Board system requires that domestic notes and coins, as well as deposits liabilities, be fully covered (usually 100% to 155%) by foreign reserves denominated in foreign anchor currency. An orthodox Currency Board cannot create credit. Therefore, it cannot extend credit to the fiscal authorities or act as a lender-of-last-resort to the banking system.“[4]

Deskriptiv kann man zwischen konstitutiven Bestandteilen, institutionellen Rahmenbedingungen und Zielen und Gründen eines Currency Board-Systems unterscheiden.[5]

2.1.1. Konstitutive Bestandteile

Die konstitutiven Merkmale eines Currency Boards ihrerseits lassen sich wiederum in drei Gruppen unterteilen[6].

a) Deckungsregel

Die Reserven eines Currency Boards sollen sicherstellen, dass alle, welche inländische Noten oder Münzen halten, diese auch in die Ankerwährung zum fixierten Wechselkurs und umgekehrt tauschen können. Currency Boards halten oft Reserven in einem Umfang von 105 bis 115% der inländischen Geldmenge, um so über ein Sicherheitspolster zu verfügen, falls bspw. Anleihen, welche sich in ihrem Besitz befinden, an Wert verlieren. Diese Deckung ermöglicht es, die Währung gegen spekulative Attacken zu „verteidigen“ und hält die Kaufkraft parallel zur Ankerwährung.

b) Ankerwährung

Die Ankerwährung, an welche die heimische Währung zu einem fixen Wechselkurs gebunden wird, zeichnet sich durch Stabilität und internationale Akzeptanz aus. So mag es denn auch nicht erstaunen, dass in vielen Fällen das Britische Pfund oder der Amerikanische Dollar als Ankerwährung dient. In der jüngeren Geschichte wurde bei Currency Board-ähnlichen Systemen des öfteren an die Deutsche Mark gekoppelt.

c) Konvertibilität

Ein Currency Board muss vollständige und uneingeschränkte Konvertibilität zwischen der in- und ausländischen Währung zum gegebenen Wechselkurs garantieren. Ein klassisches Currency Board wird diesen Währungstausch bei Depositen und sogenannten „financial assets“ – insbesondere bei einem Tausch der eigenen in die Ankerwährung untersagen. Der Tausch beschränkt sich auf die Notenbankgeldmenge

2.1.2. Institutionelle Rahmenbedingungen

Das Währungsamt eines Currency Board kommt bei Liquiditätsengpässen dem Bankensektor nicht zur Hilfe. Ebenso hat es nicht die Zuständigkeit und Verantwortung für die privaten Banken als lender-of-last-resort zu agieren. Demnach räumt es den Banken, den Unternehmen und der Regierung keinerlei Kredite ein. Die Regierung kann ihre fiskalischen Ausgaben nur mit einer Schulden- oder Steuerfinanzierung tätigen; sie kann demzufolge das Currency Board nicht drängen, Ausgaben oder Haushaltsdefizite mit der Notenpresse zu finanzieren, denn Inflation wäre die direkte, negative Folge einer solchen Vorgehensweise. Das Currency Board-System stellt die strengste Form einer Wechselkursfixierung dar. Es lässt der monetären Institution keinerlei Spielraum für eine eigenständige Politik[7].

2.1.3. Ziele und Gründe für ein Currency Board

Die Gründung und Einführung eines Currency Board ist typischerweise für Länder sinnvoll, die hohe Teuerungsraten haben und eine Rückkehr zur monetären Stabilität wünschen und/oder eine mangelnde eigene geldpolitische Kompetenz aufweisen. Zwar steht auch die Möglichkeit offen, die Ankerwährung gleich als „eigene“ Währung einzuführen, dem steht aber entgegen, dass das Land bei einem Currency Board die Reserven zinsbringend anlegen kann und so Geldschöpfungsgewinne realisiert. Auch der Prestigeverlust, der bei einer vollständigen Übernahme einer anderen Währung verbunden ist, spricht oft für ein Currency Board.

2.2. Wo finden wir heute Currency Boards?

Die folgende Liste ist bezüglich der genannten Währungen und Länder nicht vollständig und soll lediglich einen Überblick verschaffen, und dem Leser einen Eindruck vermitteln, welche Länder einem solchen Currency Board angehören[8]

Amerikanische Dollar Britisches Pfund Euro

Bermuda Gibraltar Bosnien

Cayman Inseln Falkland Inseln Bulgarien

Litauen Estland

2.3. Geschichtlicher Rückblick – Wie entstanden die Currency Boards?

Ein Currency Board besteht aus einer kleinen Gruppe von Ausschussmitgliedern, welche durch die Regierung ernannt werden. Das Board gibt Noten und Münzen zu einem - mit einer ausländischen Währung zuvor festgelegten - fixen Wechselkurs heraus. Diese Politik wurde in vielen ehemaligen Kolonien betrieben, so dass die Leitwährung oft durch den Britischen Sterling (zum Teil auch die Rupie), den Amerikanischen oder Australischen Dollar repräsentiert wurde. Die erste erfolgreiche Gründung eines Currency Boards geht auf das Jahr 1849 zurück und wurde auf der Britischen Kolonie Mauritius vollzogen. Die schlussendliche Form wurde aber erst mit der Gründung des „West African Currency Boards“ (Gambia, die Goldküste, Nigeria und Sierra Leone) 1912 erreicht. Es diente später häufig als Vorbild für weitere Currency Boards, welche in den fünf folgenden Dekaden eingeführt wurden[9]. In den späten 40er Jahren des letzten Jahrhunderts erlebte das Currency Board seinen Höhepunkt, als 50 Länder die genannte Politik praktizierten.

Ein kennzeichnendes Merkmal der Britischen Currency Boards war, dass sie der statutarischen Pflicht unterlagen, die heimische Währung auf Verlangen gegen die ausländische und vice versa zu wechseln. „The Issue Department of the Bank of England“ setzte den fixen Wechselkurs zwischen den beiden Währungen vorher fest[10]. Ziel bei der Gründung der Currency Boards mit einer zu einem fixen Wechselkurs konvertierbaren Währung war, die Ausweitung der imperialistischen Macht und die Erleichterung des Überseehandels. Das Board ist durch die Regel gebunden, jedem, der die ausländische (inländische) Währung gegen die heimische (fremde) tauschen will, die lokale (ausländische) Währung anzubieten. So blieb den Boards kein diskretionärer Spielraum mehr übrig. Ein weiteres Charakteristikum dieser ehemaligen Currency Boards bestand darin, dass neben ihnen keine Zentralbank existierte[11].

Currency Boards funktionierten in der ungefähr 100 Jahre dauernden Periode ziemlich gut. In den zumeist kolonialisierten Ländern war die lokale Inflation tief, ein örtlicher „lender-of-last-resort“ war nicht nötig, die Institutionen in den Besatzungsländern hatten genügend Mittel, um Probleme finanzieller Art der Zweigstellen in den Kolonien zu beheben. Heute existieren im, Vergleich zu früher, nur noch wenige der ehemaligen Currency Boards. Zahlreiche wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben. Dies ist insofern eine erstaunliche Entwicklung, da die Currency Boards eine beachtliche Leistung aufwiesen. Alle hatten die volle Konvertibilität mehr oder minder aufrechterhalten. Und überdies realisierten die Länder mit einem Currency Board Regime Preisstabilität, ausgeglichene Staatshaushalte und Wirtschaftswachstum.

Wo ist die demnach die Ursache für diese Änderung der Währungspolitik zu suchen?

Zwei Gründe sind hier insbesondere zu nennen[12]:

1. Ausgelöst durch die globalen kriegerischen Auseinandersetzungen während des Zweiten Weltkrieges fand in den Kolonien und ebenfalls in Bevölkerungskreisen der Besatzungsmächte ein Umdenken statt. Die Legitimation der bisher imperialistischen Politik wurde stark kritisiert. Bewegungen, welche die Demokratisierung und Unabhängigkeit der Kolonien forcierten, gewannen schlussendlich die Überhand, so dass zum Beispiel die Engländer, Franzosen und Holländer ihre früheren Besitzansprüche fallen lassen mussten.
2. Ebenso spielte die Ansicht, dass sich die Besatzungsmächte eigennützig auf Kosten der Kolonien bereicherten und damit die ökonomische Entwicklung durch die Situation der Kolonialisierung behindert wurde, eine wichtige Rolle. Es wird auch oft argumentiert, dass durch das Fehlen einer eigenen Zentralbank das Wirtschaftswachstum stark gemindert und behindert wurde. Die neu erlangte Unabhängigkeit sollte es den einzelnen Volkswirtschaften ermöglichen, die eigenen Ressourcen produktiv zu nutzen und demzufolge ein höheres Wirtschaftswachstum an den Tag zu legen.

[...]


[1] Woll, Wirtschaftslexikon, R. Oldenbourg Verlag, München, 2000, 9. Auflage

[2] FuW: G. Aschinger, Feste Anbindung an Hartwährung ist kein Allerheilmittel, Ausgabe vom 8.12.2001, S. 42

[3] Gabler, Wirtschafts-Lexikon, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2000, 15.Auflage

[4] St. H. Hanke: http://www.house.gov./financialservices/13098sh.htm

[5] Aufgliederung nach: Gabler, Wirtschafts-Lexikon, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2000, 15.Auflage

[6] http://users.erol.com/kurrency/intro.htm

[7] FuW: Die umstrittene Wiedergeburt der Currency Boards, Ausgabe vom 13.5.1998, S. 27

[8] http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/index.html

[9] Vgl. hierzu: A. J. Schwartz, Do Currency Boards Have a Future?, The Institut of Economic Affairs, The Wincott Foundation, Goron Por-Print Co Ltd., Lancing, West Sussex, 1992, p. 12

[10] The New Palgrave, Dictionary of Money & Finance, The Macmillan Press Limited, London, 1992, 1st edition

[11] Vgl. hierzu: A. J. Schwartz, Do Currency Boards Have a Future?, The Institut of Economic Affairs, The Wincott Foundation, Goron Por-Print Co Ltd., Lancing, West Sussex, 1992, p. 9

[12] Vgl. hierzu: A. J. Schwartz, Do Currency Boards Have a Future?, The Institut of Economic Affairs, The Wincott Foundation, Goron Por-Print Co Ltd., Lancing, West Sussex, 1992, p. 13

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Currency Boards
Hochschule
Universität Basel  (Wirtschaftswissenschaftliches Zentrum (WWZ))
Veranstaltung
Internationale Politische Ökonomie
Note
1,4
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V12409
ISBN (eBook)
9783638182980
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Currency, Boards, Internationale, Politische
Arbeit zitieren
Karl Flubacher (Autor:in), 2002, Currency Boards, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12409

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