Der Souverän hat das Privileg über Leben und Tod zu entscheiden. In der Demokratie verschiebt sich der Ursprung der Gewalt vom Fürsten, dem Stellvertreter Gottes, zum Volk. Die Gewalt, also das Privileg über Leben und Tod zu entscheiden, liegt nun beim Volk. Aber wie spricht es? Dieses neue Subjekt der Geschichte, wird, nach Foucault, zum sprechen gebracht, wenn es mit der Macht in Berührung kommt. Denn auch wenn der Kopf des Königs gefallen ist, ist die Macht nicht verschwunden. Sie hat nur ihre Form geändert. Die neue Macht ist eine, die nicht mehr auf den Tod, sondern unmittelbar auf das nackte Leben zugreift.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Zwei Ökonomien der Züchtigung / Sühne und Heilung
- Das Verschwinden der Strafe als Schauspiel und die Verwaltung der Strafe
- Das Prinzip des Funktionierens der modernen Strafe
- Skizzen der Vermischung von Juristerei und Wissenschaft, genauer Medizin
- Der Körper auch im Zentrum und unter dem Zugriff der modernen Strafe
- Biopolitischer Ausblick
- Das Leben des infamen Woyzeck und die Unsichtbarkeit der Bestrafung
- Lektüre von Woyzeck zwischen alter und neuen Strafökonomie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Darstellung von Strafe und Körper in Georg Büchners Woyzeck im Kontext von Michel Foucaults Theorie der Strafgeschichte. Ziel ist es, die Übergänge zwischen traditionellen und modernen Strafkonzepten aufzuzeigen und die Rolle des Körpers im Strafprozess zu analysieren.
- Der Wandel der Strafökonomie von Sühne zu Heilung
- Die Transformation des Strafens vom öffentlichen Schauspiel zur diskreten Verwaltung
- Die Vermischung von juristischen und medizinischen Diskursen im Umgang mit Strafe
- Der Körper als zentraler Ort des Strafens in beiden Ökonomien
- Die Anwendung von Foucaults Theorien auf die Analyse von Büchners Woyzeck
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die These vor: Woyzeck repräsentiert einen Übergang zwischen zwei Strafparadigmen. Das Kapitel „Die Zwei Ökonomien der Züchtigung / Sühne und Heilung“ unterscheidet zwischen traditioneller Sühne und der modernen, auf Heilung und Disziplinierung ausgerichteten Strafe, basierend auf Foucaults Analyse. Die folgenden Kapitel untersuchen die Veränderung des Strafens als öffentlichem Schauspiel hin zu einer unsichtbaren Verwaltung und die zunehmende Vermischung von Justiz und Medizin. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle des Körpers als Ziel und Objekt der Strafen.
Schlüsselwörter
Strafe, Körper, Sühne, Heilung, Biopolitik, Woyzeck, Foucault, Moderne, Justiz, Medizin, Disziplinierung.
- Arbeit zitieren
- Ferdinand Klüsener (Autor:in), Deborah Neininger (Autor:in), 2009, Die Gnade des infamen Woyzeck. Oder: Der Körper des Verurteilten und das Schauspiel der Strafen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124104