Theologie und Gottesbild des Buches Judit


Hausarbeit, 2008

16 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsangabe

1 Einführung in das Thema

2 Die Bedrohung Israels durch heidnische Mächte

3 Die Glaubenskrise Israels

4 Rechtes und unrechtes Verhalten vor Gott

5 Wer und wie ist der Gott Israels?

6 Die Rettungstat Judits

7 JHWH siegt über Antijahwe

8 Fazit

9 Quellenangabe

1. Einführung in das Thema

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Theologie und dem Gottesbild des Buches Judits, welches im katholischen Kanon zu den Geschichtsbüchern des Alten Testaments zählt. Aufgrund von vielen parallelen Ähnlichkeiten zu anderen Büchern wie z.B. dem Jona- oder Danielbuch sowie den Ereignissen aus der Makkabäerzeit (1,2 Makk) ist es wahrscheinlich in dem Zeitraum bis ca. 100 v.Chr. in Palästina entstanden, doch eine vollends sichere Aussage kann dazu nicht getroffen werden1. Das zentrale Thema des Geschichtsbuches ist der im Alten Testament immer wieder auftretende Grundkonflikt zwischen heidnischen Großmächten und dem Gottesvolk Israel. Die gottesfürchtige Witwe Judit ist die Hauptperson Buches, da sie durch einen bedingungslosen Glauben, tapferes Auftreten sowie durch die Enthauptung des feindlichen Feldherren Holofernes das Volk Israel von der Bedrohung der Assyrer befreit. Wie in den Ereignissen der Makkabäerzeit erzählt das Buch Judit also von der „Rettung des Jerusalemer Tempels vor der Entweihung durch die Feinde Israels“2.

Zwar ist das Buch Judit kein exakter historischer Bericht, da der Autor mit geschichtlichen und historischen Einzelheiten recht frei umgeht und diese oftmals collagenartig miteinander vermischt, doch anhand dieses Buches können sowohl die Konflikte des allseits bedrohten Gottesvolkes Israels mit heidnischen Völkern, als auch die Theologie und die Vorstellungen vom Gott der Juden verdeutlicht werden. Das ca. fünfzehn Seiten lange Buch bietet dafür einen sehr ausführlichen Überblick über die Bedrohung und den Weltherrschaftsanspruch der heidnischen Großmächte, es charakterisiert die geschichtliche Entwicklung des jüdischen Volkes, gibt einen Einblick in den jüdischen Glauben und endet mit der Rettung Israels, welche mit vielen parallelen Perikopen Ähnlichkeiten aufweist. Allerdings ist das Buch Judit auch nicht unumstritten, da sich beispielsweise viele über den Charakter der Hauptperson Judit uneinig sind oder die Theologie und das Gottesbild des Buches viele Deutungsmöglichkeiten geben und interessanten Diskussionsstoff bieten insbesondere das Einwirken oder Mitwirken von Gott in dieser Rettungstat, welche durch die brutale Enthauptung eines Menschen geschieht, wird häufig und hitzig diskutiert. Daher werde ich in dieser Hausarbeit versuchen diese umstrittenen Standpunkte aufzuzeigen sowie besonders die Theologie und das Gottesbild dieser Zeit herauszuarbeiten. Da das Buch Judit ein relativ komplexes und informationshaltiges Buch ist, werde ich anhand von verschiedenen Kategorien, die sich am Handlungsverlauf der Geschichte orientieren, dieser Aufgabe nachkommen. Dazu beschreibe ich zunächst die Bedrohung Israels durch die heidnischen Großmächte, die dadurch entstandene Glaubenskrise im Gottesvolk Israel mit all ihren Auswirkungen, welche sich im rechten und unrechten Verhalten vor Gott äußern und komme dann zu der Theologie und dem Gottesbild JHWHs. Danach nehme ich Bezug auf die göttliche Rettungstat der Witwe Judits, schildere den militärischen und theologischen Sieg JHWHs über Antijahwe und formuliere abschließend ein Fazit, welches noch einmal die wichtigsten Punkte meiner Hausarbeit zusammenfasst.

2. Die Bedrohung Israels durch heidnische Mächte

Schon immer standen dem Gottesvolk Israel viele feindlich gesinnte Mächte entgegen. Nach der Sklavenarbeit unter der Großmacht Ägypten kämpfte Israel während des Exodusgeschehens um seine Freiheit, in der Richterzeit hatte das Volk viele Konflikte mit altorientalischen Großmächten, zeitweise übten die Philister großen Druck auf sie aus, aber vor allem die Großmacht Assur bedrohte und bekämpfte Israel am stärksten, sodass König Nebukadnezzar 586 v.Chr. das Südreich Juda eroberte, Jerusalem und den Tempel zerstörte sowie das jüdische Volk ins Exil nach Babylon verschleppte. Nach dem babylonischen Exil bildete sich durch die „aufkommende Neuorientierung der eschatologischen Heilserwartung in Israel“3 eine große Opposition, welche gegen die Königsherrschaft Gottes ausgerichtet war. Zuvor erhoffte sich das Volk die universale Königherrschaft Gottes als nahe bevorstehend, danach rückte diese allerdings durch die Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde durch Gott (Jes 65,17) an das Ende der Zeit“4. Nach dieser bedeutsamen Transzendierung bildete sich die Opposition des Antijahwe, dem direkten Gegenspieler und Gottesfeindes JHWHs.

Das Buch Judit greift diesen Gedanken des Antijahwe auf, indem es von der übergroßen, gottesfeindlichen Opposition der Assyrer erzählt, welche der assyrische König Nebukadnezzar regiert. Zwar war dieser rein geschichtlich nicht König der Assyrer, sondern König des neubabylonischen Reiches, doch auf das israelische Volk bezogen ist er der Inbegriff des jüdischen Feindes, zumal er Israel zerstörte und das Volk ins Exil verschleppte. Die Juditerzählung beginnt mit dem Krieg zwischen dem assyrischen Königreich unter Nebukadnezzar gegen das Reich der Meder, welches von dem König Arphaxad regiert wurde. Die Assyrer gerieten während des Krieges unter großer Bedrängnis und riefen ihre Nachbarvölker um Mithilfe auf. Als diese den Befehl des Assyrerkönigs missachteten, schwor er an all diesen Ländern Rache zu nehmen. Nachdem König Nebukadnezzar trotz großer Schwierigkeiten die Meder besiegt hatte, plante er seinen großen Racheakt gegen alle Völker, die ihn zuvor nicht als König haben wollten. Neben der territorialen und politischen Macht wollte er aber auch besonders die Königsherrschaft Gottes unterdrücken und zerschlagen, deshalb befahl er seinem Feldherrn Holofernes das Strafgericht an allen Völkern der ganzen Erde zu vollziehen (Jdt 2,1).

Der assyrische König Nebukadnezzar ist auf diese Weise Gegenspieler JHWHs, also der Antijahwe und dies bringt er besonders in seinem gesamten Auftreten und in seiner Sprache zum Ausdruck, denn diese bedient sich oftmals der göttlichen Sprache JHWHs. Die Anweisungen an seinen Oberbefehlshaber Holofernes erinnern an die göttliche Sprache des Exodusgeschehens: „So spricht der Großkönig, der Herr der ganzen Erde: Du sollst von hier ausziehen und Männer mit dir nehmen, die auf ihren Mut vertrauen...“ (Jdt 2,5). Auch der Terminus des Strafgerichts gegen die ihm feindlich gesinnten Menschen und Völker unterstützen die Anlehnung an die Sprache JHWHs. König Nebukadnezzar und Holfernes treten allerdings immer wieder mit einer „gottwidrigen Hybris“5, einem gewissen Hoch- oder Übermut gegenüber JHWH und seinem Gottesvolk auf. Nebukadnezzar äußert Verheißungen, dass sein ganzes Volk die Erde überdecken wird und die Bäche und Flüsse voller Tote sein werden. Holofernes geht in der gottwidrigen Hybris sogar noch weiter, indem er in dem Gespräch mit dem Ammoniter Achior Nebukadnezzar als einzigen Gott überhaupt lobpreist und die Vernichtung des gesamten Volkes Israels in Jdt 6,3 mit der Erschlagung eines einzigen Mannes vergleicht bzw. prophezeit. Wenn König Nebukadnezzar hier in der Person des Antijahwe auftritt, dann kann sein Feldherr Holofernes gewissermaßen als sein Prophet bezeichnet werden, der seinen Willen auf der Erde verkünden, durchsetzen und kriegerisch erzwingen will.

Während des großen Rachefeldzuges unterwirft die heidnische Weltmacht dann auch zahlreiche Völker und zerstört außerdem ihre Kulthöhen und Götterhaine. Diese Maßnahmen sollen nicht nur den militärischen, sondern auch den theologischen Siegeszug des Antijahwes Nebukadnezzar zum Ausdruck bringen, denn ein gewaltbereiter Feind Gottes hat natürlich das Ziel, auch alle Götter der Erde zu vernichten, damit letztendlich er selbst als einziger Gott von allen verehrt wird. Zuerst werden alle Völker spielend leicht von den Assyrern besiegt. Entweder ergeben sie sich freiwillig oder sie werden durch die riesigen Truppen gewaltsam unterworfen, doch als sie vor der wichtigen Eroberung des judäischen Berglandes stehen, ist das Volk Israel das erste, welches den heidnischen Truppen Widerstand leisten will.

[...]


1 vgl. ENGEL, H.(2004): „Das Buch Judit“, S.294 u. S.297 und RAKEL,C. (1999): „Das Buch Judit“, S.410

2 Zitat nach RAKEL,C. (1999): „Das Buch Judit“, S.410

3 Zitiert nach HAAG, E.(2003): „Judit“, S.170

4 Zitiert nach HAAG, E.(2003): „Judit“, S.171

5 Begriff übernommen von GROSS,H. (1987): „Judit“, S.70

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Theologie und Gottesbild des Buches Judit
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstaltung
Seminar „Rut, Ester, Judit – alttestamentliche Frauenrollen“
Note
gut
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V124142
ISBN (eBook)
9783640285747
ISBN (Buch)
9783640286225
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theologie, Gottesbild, Buches, Judit, Seminar, Ester, Judit, Frauenrollen“
Arbeit zitieren
Matthias Kaiser (Autor:in), 2008, Theologie und Gottesbild des Buches Judit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124142

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