Affekte und Leistungsmotive beim Sport


Seminararbeit, 2021

37 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand und Hypothesen
2.1. Theoretischer Hintergrund
2.2. Forschungsfragestellungen und Hypothesen

3. Methode
3.1. Stichprobe
3.2. Messinstrument
3.3. Forschungsdesign und -vorgehen

4. Ergebnisse
4.1. Deskriptive Statistiken und Korrelationen
4.2. Ergebnisse bzgl. der 1. Hypothese
4.3. Ergebnisse bzgl. der 2. Hypothese
4.4. Ergebnisse bzgl. der 3 Hypothese

5. Diskussion
5.1. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
5.2. Implikation der Ergebnisse
5.3. Limitation und zukünftige Forschung

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang A

Abstrakt

Zur Beschreibung und Erklärung von menschlichem Verhalten verwenden Forscher die theoretischen Konzepte Eigenschaften und Motive. Die Differenzierung zwischen den beiden Konzepten besteht darin, dass Merkmale stilistische und gewohnheitsmäßige Muster und dass Motive präferierte Zielzustände sind. Ziel dieser Studie ist es, das Leistungsmotiv bei der Betätigung von Sport bei deutschen Erwachsenen anhand ihrer Persönlichkeit zu untersuchen. Dabei lag der Fokus auf den Variablen Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit. In der vorliegenden Studie wurde anhand einer Stichprobe von 290 Erwachsenen (N = 290, 43,1% Frauen) untersucht, ob es Zusammenhänge zwischen Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit gibt. Mittels eines standardisierten Online-Fragebogens basierend auf Selbstauskünften wurde eine Querschnittsstudie in dem Zeitraum vom 20.09.2021 bis zum 25.10.2021 durchgeführt. Zur Überprüfung der Validität des Messinstruments, der Achievement Motives Scale wurde eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt. Diese ergab eine zweifaktorielle Struktur mit zwei doppelten Ladungen (HE_5 und FM_4). Die Ergebnisse der multivariaten Analysen zeigten weder mediierende noch moderierende Effekte. Allerdings bestand ein höchst signifikanter direkter Effekt von Zielorientierung auf Hoffnung auf Erfolg. Die Erkenntnisse der vorliegenden Studie können unterstützend als Basis zur Bewältigung psychischer Erkrankungen und Probleme im Sportkontext beitragen. Des Weiteren können sie als Grundlage für zukünftige Forschungen dienen.

Schlüsselwörter :

Gewissenhaftigkeit, Hoffnung auf Erfolg, Leistungsmotivation, Persönlichkeit, Zielorientierung

Abstract

To describe and explain human behaviour, researchers use the theoretical concepts of traits and motives. The differentiation between the two concepts is that traits are stylistic and habitual patterns and that motives are preferred goal states. The aim of this study is to examine the achievement motive in the participation of German adults in sports on the basis of their personality. The focus was on the variables goal orientation, hope for success and conscientiousness. In the present study, a sample of 290 adults (N = 290, 43.1% women) was used to investigate whether there are correlations between goal orientation, hope for success and conscientiousness. Using a standardised online questionnaire based on self-report, a cross-sectional study was conducted in the period from 20.09.2021 to 25.10.2021. An explorative factor analysis was conducted to test the validity of the measurement instrument, the Achievement Motives Scale. This resulted in a two-factorial structure with two double loadings (HE_5 and FM_4). The results of the multivariate analyses showed neither mediating nor moderating effects. However, there was a highly significant direct effect of goal orientation on hope for success. The findings of the present study can be used as a supportive basis for coping with mental illness and problems in the context of sport. Furthermore, they can serve as a basis for future research.

Keywords :

Conscientiousness, Hope for success, Achievement motivation, Personality, Goal orientation

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg: Geschätztes Modell mit der Gewissenhaftigkeit als Mediator

Abbildung 2 Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg: Konzeptionelles Pfaddiagramm mit der Gewissenhaftigkeit als Moderator

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Übersicht der Big Five Dimensionen (Eigene Darstellung)

Tabelle 2 Mittelwert, Standardabweichung, Skewness, Kurtosis, Reliabilität und Korrelationen zwischen den Variablen (N = 308)

Tabelle 3 Faktorenladungen der gekürzten Skala Achievement Motives Scale für die Exploratorische Faktorenanalyse

Tabelle 4 Zusammenfassung des Mediatormodells von Gewissenhaftigkeit zwischen Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg

Tabelle 5 Zusammenfassung der hierarchischen Regressionsanalyse zur Vorhersage der Hoffnung auf Erfolg von Zielorientierung), Gewissenhaftigkeit und der Interaktion zwischen Zielorientierung und Gewissenhaftigkeit

Tabelle 6 Reliabilitäten des SOQ nach Gill und Deeter (1988,), Elbe (2001) und Elbe (2004)

Tabelle 7 Korrelationen der Subskalen nach Gill und Deeter (1988), Elbe (2001) und Elbe (2004)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Forscher1 verwenden zur Beschreibung und Erklärung von menschlichem Verhalten unterschiedliche theoretische Konzepte, Eigenschaften und Motive (Pervin, 1989). Merkmale sind „stilistische und gewohnheitsmäßige Muster von Kognitionen, Affekten und Verhalten“ (Emmons, 1989). Eine Vielzahl von Eigenschaftstheoretikern empfehlen das Fünf-Faktoren-Modell (FFM) der Persönlichkeit (Norman, 1963; Tupes & Christal, 1992), das nach Costa und McCrae (1992) die Eigenschaften Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen als die grundlegenden Elemente der Persönlichkeit identifizieren. Hingegen konzentrieren sich Motivationspsychologen auf die sozialen Motive wie Leistung, Macht und Zugehörigkeit, um die Persönlichkeit einer Person zu charakterisieren (Emmons, 1993; Pervin, 1989). Dabei stellen Motive Ziele dar, die als bewusste Absichten oder Bedürfnisse erlebt werden (Engeser & Langens, 2010). Nach McClelland (1987) werden solche bewussten Motive als explizite Motive bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen Merkmalen und Motiven besteht auf dieser abstrakten Ebene darin, dass „Merkmale ... Muster sind, unabhängig von den bevorzugten Zielen einer Person, und dass Motive ... Zielzustände sind, unabhängig davon, wie diese Zielzustände im Allgemeinen erreicht werden“ (Emmons, 1989). Neben der konzeptionellen Differenzierung können Merkmale auch motivationale Aspekte darstellen. „Stilistische und gewohnheitsmäßige Muster zeigen, was eine Person normalerweise anstrebt und umgekehrt“ (Engeser & Langens, 2010). Die vorliegende Studie zielt darauf ab, das Leistungsmotiv bei der Betätigung von Sport bei deutschen Erwachsenen anhand ihrer Persönlichkeit zu untersuchen. Dabei wurde sich auf die Variablen Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit fokussiert.

Im nachfolgenden Kapitel wird der Forschungsstand, der für diese Studie relevanten Variablen aufgezeigt. Darauf basierend werden die Forschungsfragestellungen formuliert und die Hypothesen abgeleitet. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Methodik dieser Forschungsarbeit. In diesem werden die Stichprobe, die Messinstrumente sowie das Forschungsdesign und -vorgehen erläutert. Nachfolgend werden im vierten Kapitel die Ergebnisse zu den deskriptiven Statistiken und Korrelationen zwischen den Variablen und den durchgeführten multivariaten Analysen (Explorative Faktorenanalyse, Mediator- und Moderatoranalyse) dargestellt. Abschließend werden im fünften Kapitel die Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert, sowie Implikationen aufgezeigt. Des Weiteren werden die Limitationen der vorliegenden Studie dargelegt und ein Ausblick über zukünftige Forschungen präsentiert.

2. Forschungsstand und Hypothesen

In dem folgenden Kapitel wird der theoretische Hintergrund sowie die Forschungsfragestellungen und die Hypothesen zu den ausgewählten Variablen Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit vorgestellt.

2.1. Theoretischer Hintergrund

Die Leistungsmotivation umfasst zwei verschiedene motivationale Orientierungen, nämlich die Ziel- und die Wettbewerbsorientierung. Erstere wurde von Nicholls (1984, 1989) und Duda (1992; Duda & Hall, 2001) als Aufgaben- (AO) und Egoorientierung (EO) definiert. Letztere bezieht sich auf den Wettbewerb mit den drei Dimensionen Sieg/Gewinn, Ziel und Wettbewerbsfähigkeit. Aus der Kombination der Ziel- und Wettbewerbsorientierung lässt sich der Sport Orientation Questionnaire (SOQ) (Gill & Deeter, 1988) ableiten. Dabei spiegelt die Zielskala die AO und die Gewinn- und Wettbewerbsskala die EO wider (Monacis et al., 2013). Für die vorliegende Studie ist die Zielorientierung (ZO) von Relevanz.

Bereits mehrere Studien untersuchten die Unterschiede in der ZO (AO und EO) im Trainings- und Wettkampfkontext (Van de Pol & Kavussanu, 2011; Van de Pol & Kavussanu, 2012; Williams, 1998). Dabei fanden Van de Pol und Kavussanu (2012) heraus, dass die AO die Anstrengung im Training und den Spaß in beiden Kontexten positiv voraussagt. In einer früheren Studie von Van de Pol und Kavussanu (2011) kamen sie bereits zum selben Ergebnis. Des Weiteren wurde in dieser Studie untersucht, ob ZO das Angstverhalten im Trainings- und Wettkampfkontext unterschiedlich vorhersagt und ob die Sportart diese Beziehung moderiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die AO die Angst im Wettkampf bei Einzelsportlern negativ prognostiziert. Ähnliche Ergebnisse finden sich auch in der Studie von Williams (1998), die untersuchte, ob sich die ZO und die Angstzustände zwischen Sportspielen und Sportübungen unterscheiden und ob sich die ZO im Laufe einer Wettkampfsaison in Abhängigkeit vom wahrgenommenen Motivationsklima der Mannschaft ändert. Williams (1998) fand heraus, dass die Athleten im Training stärker in die Aufgabe eingebunden und weniger ängstlich als in Spielsituationen waren. Des Weiteren wurde überprüft, ob sich die ZO der Aufgabe im Laufe der Saison im Verhältnis zur Wahrnehmung der Meisterschaft und des Leistungsklimas verändert. Die Ergebnisse aus der Studie von Van de Pol und Kavussanu (2011) zeigen, dass Sportler im Training eine höhere AO als im Wettkampf aufweisen. Hinsichtlich der Geschlechterunterschiede waren Frauen stärker aufgabenorientiert und weniger egozentrisch als männliche Athleten (Duda, 1989; Duda et al., 1991; Van de Pol & Kavussanu, 2011). In der Studie von Duda et al. (1991) wurde ferner die Beziehung zwischen der Aufgaben- und der Ego-Zielorientierung sowie den sportlichen Einstellungen (Wahrnehmung der Legitimität aggressiver Handlungen) untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass eine geringe AO mit einer Befürwortung von unsportlichem Verhalten einherging. Darüber hinaus wurde in der Studie von Duda (1989), die Beziehung zwischen der ZO eines Sportlers und dem wahrgenommenen Zweck des Sports untersucht. Erstens neigten Athleten mit einer hohen AO dazu zu glauben, dass der Sport den Menschen den Wert vermitteln sollte, sein Bestes zu geben, mit anderen zu kooperieren, die Regeln zu befolgen und ein guter Sportler zu sein. Zweitens war eine aufgabenorientierte Zielperspektive auch mit der Ansicht verknüpft, dass der Sport die Menschen zu ehrlichen, respektvollen und besorgten Bürgern in der Gesellschaft im Allgemeinen erziehen sollte. Drittens stand die AO in einem positiven Zusammenhang mit der Überzeugung, dass die Teilnahme am Sport das Selbstwertgefühl stärkt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Menschen einen körperlich aktiven Lebensstil annehmen und beibehalten sollen.

Neben den motivationalen Orientierungen (Duda, 1992; Duda & Hall, 2001; Nicholls, 1984, 1989) in der Leistungsmotivation wurde bisher vielmals der klassische Leistungsmotivationsansatz (Atkinson, 1957; Heckhausen, 1963; McClelland, 1985) untersucht. Die klassische Leistungsmotivation ist durch die Interaktion zwischen Personenfaktoren (Motive) und Situationsfaktoren (potenzielle Anreize) bedingt (Rheinberg, 2002). Personen wählen nach Atkinsons (1957) Risikowahl-Modell ihre Aufgaben nach Erfolgsanreiz und -wahrscheinlichkeit. Diese stehen in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zueinander. Neben der Aufgabenwahl in Leistungssituationen spielen die interindividuellen Motive ebenfalls eine Rolle. Diese Leistungsmotive werden nach Atkinson (1957) und Heckhausen (1963) in die Komponenten Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg (FM) unterteilt. Dabei unterscheiden sich erfolgsmotivierte Personen durch ihre realistische Aufgabenwahl (mittelschwere Aufgaben) von misserfolgsängstlichen Personen. Elliot und Church (1997) haben in ihrem hierarchischen Modell zur Annäherungs- (apporach) und Vermeidungs- (avoidance) Leistungsmotivation die motivationalen Orientierungen und den klassischen Leistungsmotivationsansatz miteinander verbunden. Dabei werden Orientierungen als Ziele verstanden, die durch die höher angesiedelten Motivdispositionen (HE und FM) bestimmt werden. Die Komponente HE kann nach Elliot und Church zu einer AO (mastery goal) oder zu einer aufsuchenden EO (performance approach goal) führen. Demnach versuchen Erfolgsmotivierte durch den intraindividuellen und sozialen Vergleich Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten zu erhalten. Für diese Studie ist lediglich die Variable Hoffnung auf Erfolg (Annäherung) wesentlich.

In einer Studie von Halvari (1987) wurde die Vorhersage getestet, dass annäherungsorientierte Ringer bessere Leistungen als gleichgültige und vermeidungsorientierte Ringer erbringen. Die Ergebnisse zeigten, dass annäherungsorientierte Ringer bei neun von 15 Aufgaben besser als indifferent Orientierte abschnitten. Des Weiteren schnitten die annäherungsorientierten Ringer in internationalen Wettkampfsituationen besser ab als die Vermeidungsorientierten. Eine weitere Studie untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen zunehmender Beteiligung an sportlichen Wettkämpfen, Leistungsmotiven, Zukunftsorientierung und wahrgenommener Instrumentalität sportlicher Aktivität gibt und ob geschlechtsspezifische Unterschiede messbar sind. Thomassen und Halvari (1996) fanden dabei signifikante positive Korrelationen zwischen den Werten des Erfolgsmotivs und dem Ausmaß der sportlichen Beteiligung heraus. Des Weiteren konnte in dieser Studie festgestellt werden, dass Probanden, die als am stärksten in den Sport involviert eingestuft wurden, ebenfalls die höchsten Werte im Erfolgsmotiv erzielten. Die Ergebnisse zeigen ebenso einen Zusammenhang zwischen einer hohen Zukunftsorientierung und dem Erfolgsmotiv. Insbesondere halten Personen mit einem hohen Erfolgsmotiv körperliche Aufgaben für wichtig, um zukünftige Ziele zu erreichen. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass die Werte für das Erfolgsmotiv und das Motiv, Misserfolg zu vermeiden bei beiden Geschlechtern positiv korrelierte. In der Studie von Lang und Fries (2006) wurden ebenfalls positive Korrelationen zwischen der HE-Komponente und beiden Geschlechtern bewiesen. Des Weiteren konnten sie in ihrer Studie zeigen, dass ältere Personen tendenziell höhere Werte bei HE aufweisen. Die Studie von Engeser und Langens (2010) untersuchen die Beziehung zwischen expliziten Motiven und dem FFM, indem sie verschiedene Messgrößen für die expliziten sozialen Motive Leistung, Macht und Zugehörigkeit verwendeten. Dabei wurden sowohl die Annäherung (HE) als auch die Vermeidung (FM) dieser Motive erfasst. Es wurde herausgefunden, dass das Leistungsmotiv positiv mit Gewissenhaftigkeit korreliert und der stärkste Zusammenhang mit der Facette Leistungsstreben besteht. Eine weitere Studie, die den Zusammenhang zwischen dem FFM und dem Leistungsmotiv bei Sportlern untersuchte, zeigte, dass Gewissenhaftigkeit der stärkste Prädiktor für das Leistungsmotiv sowie seiner Komponenten war (Mirković & Radetić-Lovrić, 2019).

Das auf dem lexikalischen Ansatz basierende FFM, auch Big Five (BF) genannt, erfasst die fünf grundlegenden Persönlichkeitsstrukturen eines Menschen. Einen der bekanntesten psychometrischen Persönlichkeitsstrukturtests stellt der NEO-PI-R von Costa und McCrae (1992) dar. Dieser erfasst die BF-Faktoren mit je sechs Facetten (siehe Tabelle 1) und insgesamt 240 Items (pro Facette acht Items). Für die vorliegende Forschungsarbeit ist ausschließlich der BF-Faktor Gewissenhaftigkeit (GEW) relevant, auf diesen wird im Folgenden näher eingegangen (Bühner, 2011).

Tabelle 1 Übersicht der Big Five Dimensionen (Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gewissenhaftigkeit wird als sozial vorgeschriebene Impulskontrolle, die aufgaben- und zielorientiertes Verhalten erleichtert, beschrieben (John & Srivastava, 1999). Es gibt eine Vielzahl von Forschungsergebnissen zur Identifizierung von Unterschieden zwischen Traits von Sportlern in verschiedenen Sportarten (Allen et al., 2011, 2013; Malinauskas et al., 2014; Olmedilla et al., 2019; Peterson et al., 1967). Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass Sportler, die an Mannschaftssportarten teilnehmen, im Vergleich zu Sportlern, die Einzelsportarten betreiben, ein niedrigeres Niveau an GEW aufweisen. In einer Studie von Bojanić et al. (2019), die die Unterschiede zwischen Wettkämpfern in Kampfsportarten und Kollektivsportarten in Bezug auf die psychologischen Variablen (BF-Faktoren und Selbstwertgefühl) untersuchten, fanden heraus, dass Wettkämpfer in Kampfsportarten gewissenhafter als Wettkämpfer im Mannschaftssport sind. Dies deutet darauf hin, dass Athleten, die an Kampfsportarten teilnehmen, sich aufgrund der Natur dieser Sportarten auf ihre eigenen Stärken und ihr Vertrauen in ihre persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verlassen. Darüber hinaus sind Kampfsportarten neben dem Wettbewerbsaspekt auch für die Entwicklung von Selbstkontrolle, Ausdauer und Selbstdisziplin vorgesehen (Bernacka et al., 2016; Kostorz et al., 2017). Dies Aspekte gehören zu den Facetten des Traits GEW (Costa & McCrae, 1988; Larsen et al., 2013). GEW wird mit Leistungszielen in Verbindung gebracht. Daher kann gesagt werden, dass gewissenhafte Personen auf Ziele und die Ausführung einer Aufgabe ausgerichtet und dass sie dabei zuverlässig und pünktlich sind (Costa & McCrae, 1988). Des Weiteren konnte in der Studie von Bojanić et al. (2019) nachgewiesen werden, dass Sportler, die an risikoreichen Sportarten teilnehmen, ein niedrigeres Maß an GEW aufweisen als Sportler, die an risikoarmen Sportarten teilnehmen. In der Studie von Castanier et al. (2010) wurde das Risikoverhalten von 302 Männern, die Risikosportarten betreiben, untersucht. Castanier et al. (2010) stellten fest, dass niedrige Gewissenhaftigkeitswerte bei Sportlern in risikoreichen Sportarten vorzufinden sind. Bei einer weiteren Studie konnte festgestellt werden, dass Sportler im Allgemeinen höhere Werte im Bereich GEW aufweisen als Nicht-Sportler (Malinauskas et al., 2014).

2.2. Forschungsfragestellungen und Hypothesen

In der vorliegenden Studie soll der Zusammenhang zwischen den Variablen Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit bei deutschen Erwachsenen untersucht werden.

Bisherige Forschungsergebnisse konnten zeigen, dass sich die Achievement Motives Scale (AMS), zur Messung des expliziten Leistungsmotivs als ein reliables und valides Messinstrument bewiesen hat (Halisch & Heckhausen, 1989; Halvari & Kjørmo, 1999; Man et al., 1994; Rand, 1978). Allerdings wurde in verschiedenen Studien ebenfalls festgestellt, dass sich die Zwei-Faktorenstruktur nicht eindeutig bestätigen lässt. Die beiden Faktoren (HE und FM) weisen dabei eine relativ hohe Interkorrelation auf (Hagtvet & Zuo, 2000). Deshalb stellt sich die Frage, ob sich die faktorielle Struktur des expliziten Leistungsmotivs auch für die untersuchte Stichprobe bestätigen lässt. Anhand einer explorativen Faktorenanalyse (EFA) soll mithilfe der open-source Statistiksoftware JASP folgende Hypothese überprüft werden.

H1 :

Es wird davon ausgegangen, dass sich aus den neun Items der gekürzten Version der Achievement Motives Scale zwei Hauptkomponenten des expliziten Leistungsmotivs ergeben.

Dem zugrundeliegenden Forschungsstand in Kapitel 2.1. kann entnommen werden, dass die Zielorientierung in einem starken Zusammenhang mit der Hoffnung auf Erfolg steht (Elliot & Church, 1997). Der Zusammenhang zwischen der motivationalen Orientierung (ZO) und der Motivdisposition (HE) lässt sich auch in Deutschland empirisch nachweisen (Elbe et al., 2005). Des Weiteren ist sowohl eine Verbindung zwischen Gewissenhaftigkeit und Zielorientierung (Costa & McCrae, 1988; Olson & Weber, 2004; Roccas et al., 2002; Stumpf, 1993) als auch zwischen Gewissenhaftigkeit und Hoffnung auf Erfolg (Engeser, 2005) bekannt. Deshalb stellt sich unter Anbetracht der Zusammenhänge der Variable Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg die Frage, ob Gewissen-haftigkeit diese Beziehung mediiert. Die folgende Hypothese soll mittels einer Mediatoranalyse mit JASP getestet werden.

H2 :

Gewissenhaftigkeit mediiert die Beziehung zwischen Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg.

Des Weiteren stellt sich die Frage, ob Gewissenhaftigkeit den Zusammenhang zwischen Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg moderiert. Daraus ergibt sich nachfolgende Hypothese, die mit einer Moderatoranalyse anhand von JASP überprüft wird.

H3 :

Der Zusammenhang zwischen Zielorientierung und Hoffnung auf Erfolg wird von Gewissenhaftigkeit moderiert.

3. Methode

Das vorliegende Kapitel behandelt die Beschreibung der Stichprobe, der Messinstrumente und des Forschungsdesigns und -vorgehens.

3.1. Stichprobe

Für die vorliegende Studie wurden insgesamt 392 Personen rekrutiert. Von diesen konnten 290 Personen (N = 290) für die Analysen berücksichtigt werden. Die Voraussetzungen für die Gültigkeit eines Datensatzes waren, dass die Teilnehmenden in Deutschland wohnen, Sport treiben und volljährig (über 18 Jahre) sind. Der Erhebungszeitraum war vom 20.09.2021 bis zum 25.10.2021.

An der Umfrage nahmen 56,9% männliche und 43,1% weibliche Befragte teil. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden beträgt circa 30 Jahre (M = 30.12; SD = 11.34), wobei der jüngste Befragte 18 Jahre und der Älteste 85 Jahre alt ist. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden stammt aus dem Bundesland Bayern (221; 76,2%), gefolgt von Baden-Württemberg (24; 8,3%) und Hessen (13; 4,5%). Unter den Befragten besitzt knapp die Hälfte einen Hochschulabschluss als höchsten Bildungsabschluss (133; 45,9%). Der zweithöchste Abschluss ist mit 23,8% das Abitur (Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife), gefolgt vom Realschulabschluss (Mittlere Reife) mit 14,5%. Rund die Hälfte der Teilnehmenden ist vollzeitbeschäftigt (142; 49,0%) und 9,0% in Teilzeit angestellt. Circa ein Viertel der Befragten sind Studierende (78; 26,9%).

Der wöchentliche Sportumfang der Umfrageteilnehmenden umfasst bei der Mehrheit bis zu fünf Stunden Sport (167; 57,6%). 35,9% betätigen sich fünf bis zehn Stunden und 6,5% über zehn Stunden in der Woche sportlich. Dabei treiben 43,5% der Befragten drei bis vier Mal, 36,6% ein bis zwei Mal und 17,2% fünf bis sechs Mal die Woche Sport.

3.2. Messinstrument

Für die vorliegende Forschungsarbeit wurde ein onlinebasierter Fragebogen zur Datenerhebung im Rahmen des Kurses Forschungsmethoden II: Quantitative Methoden durch die Lehrende zur Verfügung gestellt. Dieser wurde mittels der Umfragesoftware SoSci Survey im Selbstbericht durchgeführt. Für die vorliegende Studie sind die relevanten Messinstrumente: Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg und Gewissenhaftigkeit. Durch den standardisierten Fragebogen wird die Objektivität gewährleistet.

Die erste Variable Zielorientierung spiegelt eine Orientierung der Arten von Ergebnissen in sportlichen Leistungssituationen wider und misst den Wunsch persönliche Ziele im Sport zu erreichen (Gill & Deeter, 1988). Dafür wurde die deutsche Version des SOQ von Elbe (2004) verwendet, der ursprünglich von Gill und Deeter (1988) entwickelt wurde. Das Validitätskriterium kann aufgrund der guten Reliabilitäten (siehe Anhang A, Tabelle 6) und der signifikant korrelierenden Subskalen (siehe Anhang A, Tabelle 7) des SOQ sowohl im englischen als auch in der deutschen Version als gewährleistet betrachtet werden. Der SOQ besteht aus drei separaten, aber verwandten Subskalen: Wettkampforientierung, Sieg/-Gewinnorientierung und Zielorientierung. Insgesamt umfasst die Skala 25 Items und wird anhand einer bipolaren 5-stufigen Likert-Skala gemessen. Die Skala verläuft von negativ 1 = stimme überhaupt nicht zu bis zu positiv 5 = stimme sehr zu. Nach Elbe (2004) und Gill und Deeter (1988) wird die Subskala Zielorientierung mit sechs unipolaren Items (ZO_1 bis ZO_6) mit je einem Inhalt gemessen. Diese sind beispielsweise „Ich setze mir Ziele für einen Wettkampf“ und „Ich strenge mich am meisten an, wenn ich ein bestimmtes Ziel habe“. Der Cronbachs (1951) Alpha entspricht einem Wert von α = .83 und ist somit gut, wodurch die Reliabilität gewährleistet ist.

Die zweite Variable Hoffnung auf Erfolg misst zum einen die Vorliebe für herausfordernde Aufgaben (Schwierigkeitsaspekt) und die Bevorzugung von Rückmeldung über die eigenen Fähigkeiten (Fähigkeitsaspekt) (Atkinson, 1957). Ursprünglich wurde die AMS von Gjesme und Nygard (1970) entwickelt und von Göttert und Kuhl (1980) ins Deutsche übersetzt.

[...]


1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Affekte und Leistungsmotive beim Sport
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
37
Katalognummer
V1241897
ISBN (eBook)
9783346669452
ISBN (Buch)
9783346669469
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Persönlichkeit, Affekte, Leistungsmotive, Sport, Quantitativ, Gewissenhaftigkeit, Zielorientierung, Hoffnung auf Erfolg
Arbeit zitieren
Jennifer Cerwenka (Autor:in), 2021, Affekte und Leistungsmotive beim Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1241897

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Affekte und Leistungsmotive beim Sport



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden